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DAPHNE UND MYCON.

DAPHNE.

SAGE mir, mein Gebliebter, was soll die

ser kleine Altar hier? welcher Gottheit ist er wol heilig?

MYCON.

Dem Amor, meine Geliebte, dem Amor ist er heilig. Ach wie süfs ist's mir, an dieser Quelle zu ruhen, wo wir, du weissest es, kleine Kinder waren wir noch, nicht höher als diese Aglaje, manche Stunde in süssen unschuldigen Spielen verkürzten! Ich selbst, ich habe dem Amor diesen Al. tar geweiht; denn da, süsses Andenken! da keimte die Liebe schon in unsern Busen.

DAPHNE.

Weissest du was? ich will Myrthen und Rosen um diesen Altar pflanzen; dann soll sich's, schüzet siePan, wie ein kleiner Tempel wölben; denn auch mir, auch mir, mein Geliebter, ist jenes Andenken süls.

MY CON.

Weissest du noch? wir machten Schaa

len von Kürbis, legten Kirschen und Brombeeren drein, und liessen im Bach wie Schiffe sie schwimmen.

DAPHNE.

Weissest du noch? kleine Schälchen von Haselnüssen, und Schälchen von Eicheln, und der gehölte Samen-Kopf der FeuerBlume waren unser Haus-Geräth: wir tranken Tröpfchen Milch daraus, oder wir assen Brosamen und kleine Rosinen draus. Du warst da Spiel-weise mein Mann, und ich dein Weib.

MYCON.

So ist es. Siehst du dieses Gesträuche? Noch wölbt sich's, aber nun ist es verwildert, das war unsere Wohnung; wir wölb ten's, so hoch wir reichen konnten. So klein war's, eine junge Ziege würde mit dem Hörnchen das oberste des Gewölbes zerissen haben. Von Ästchen und Weyden-Ruthen flochten wir die Wände umher, und vorne schlofs ein Gitterchen unser Haus. Ach wie süfs, wie süls war jede Stunde, die wir rauben konnten, um als Mann und Weib hier zu wohnen?

DAPHNE.

Ein Gärtchen pflanzt' ich vor dem Haus;

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weissest du noch? Von Schilf pflanzten wir einen Zaun umber; in einem Augen-Blik würd's ein Schaf ganz abgemäht haben, so gross wars.

MYCON.

Noch weils ich's; die kleinsten Blümchen der Wiese und der Flur pflanztest du drein.

DAPHNE.

Erfindsam warest du immer, mein Lieber! Aus der Quelle hast du einen Brunnen geleitet, inner unsern Zaun; durch holen Schilf führtest du das Wasser. In ein Bett fiel's, das du von Holz höltest; ganz angefüllt wär's dem Durstigen ein guter Trunk gewesen. Doch sieh, da ligt es noch am Bache.

MYCON.

Ungesegnet ist das Haus, wo keine Kinder sind. Ein zerstümmelt Bildchen des Amor hattest du gefunden. Du pflegtest ihn, und zogest ihn, als eine treue Mutter. Eine Nufs-Schaale war sein Bett; da schlief er bey deinem Gesang auf RosenBlättern und Blümchen.

DAPHNE.

Ja, nun wird er uns die gute Pflege belohnen.

MYCON.

Einst macht' ich von Binsen ein kleines Käficht; ein Heu-Pferdchen that ich drein, und gab dir das Geschenke. Du nahmst es heraus, mit ihm zu spielen. Du hieltest es; aber gewaltsam wollt' es entfliehen, und liefs ein Beinchen in deinen Fingern zurük. Vor Schmerzen zitternd safs es da auf einem Gräschen. Sieh, o sieh das arme Thierchen! Sieh, wie es zittert; es schmerzt dich; ach ich hab', ich habe dir weh gethan. So sagtest du, und weintest voll Mitleid. Ach wie entzükend war es mir, so gütig dich zu sehn!

DAPHNE.

Noch gütiger warst du wol, mein Geliebter, da als mein Bruder zwey junge Vögelchen aus dem Neste stahl. Gieb mir die Vögelchen, so sagtest du; aber er gab sie nicht. Diesen Stab will ich für die Vögelchen geben sieh, mit Müh und Fleiss hab' ich die braune Rinde geschnitten, dass Äst

:

chen mit Laub um den sonst weissen Stab sich winden. Der Tausch war gemacht, die Vögelchen dein. In deine Hirten-Tasche thatest du sie, klømmest schnell den Baum hinauf, und seztest sie in ihr Nest.

Freuden-Thränen, mein Lieber, nezten da meine Wangen. Hätte ich dich vorher nicht geliebt, so hätt' ich doch von da dich geliebt.

MYCON.

So waren die Tage unserer Kindheit Honig-süsse, da zum Spiel ich dein Mann war, du mein Weib.

DAPHNE.

Auch mein graues Alter wird sie nicht vergessen.

MYCON.

Wie glüklich, meine Geliebte, werden unsre Tage seyn, wenn den kommenden Mond, so hat es deine Mutter geordnet, Hymen zum Ernst machet, was bisher nur süsses Kinder-Spiel-war!

DAPHNE.

Segnen die gütigen Götter uns,

dann,

mein Geliebter, war Mann und Weib nie

glüklicher als wir.

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