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entzükt, und wer sie sieht, mufs sie lieben. Sie liebt dich, aus allen Sterblichen hat sie dich gewählt; sie soll dich lieben, das schwöre ich bey jedem meiner Siegreichen Pfeile! sie, die jeden Lieb-Reiz vereint besizt, die sonst im ganzen Gefolge der Venus zerstreut entzüken! Glüklichster unter den Sterblichen!

So sprach Amor, und flatterte den schön. sten Busen hinunter, stieg in den RosenWagen. Izteil' ich nach Gnidus,so sprach er; Chloens Bild soll in glänzendem Marmor neben dem Bild meiner Mutter stehn; sie soll das Bildnifs getreuer Liebe seyn, und wer getreue Flammen in seinem Busen nährt, soll Blumen-Kränze an ihrem Altar ihr opfern.

Izt schwamm das Rosen-Blatt wieder in die Luft empor; du sahst mein stummes Erstaunen; aber mein Entzüken konnt' ich dir nicht sagen, nur an meine Brust dich drüken, an deinen Hals mich schmiegen und seufzen.

DER FRÜHLING.

WELCHE Symphonie, welch heilig Entzüken jagt mir den gaukelnden MorgenTraum weg? Ich seh', o himmlische Freude! ich seh' dich lachenden Jüngling, dich Lenzen! Aurora im Purpur-Gewand führt dich im Osten herauf; der frohe Scherz, das laute Gelächter, und Amor, schon lächelt er hin nach den Büschen und Fluren, den künftigen Siegen entgegen, und schwinget den scharf-gespanneten Bogen, und schüttelt den Köcher; auch die Gratien mit umschlungenen Armen begleiten dich, fröhlicher Lenz! Auf den glänzenden Stralen der Morgen Sonne kommt ihr daher; die Vögel schwärmen froh in dem röthlichten Sonnen-Stral, euch mit Gesängen einzuholen. Voll Ungeduld drängen sich die jungen Rosen aus der Knospe; jede will die erste mit offener Schools und lieblichen Gerüchen dir entgegen lachen. Die Zephirs verkündigen euch gaukelnd; sie hüpfen vom Hügel in's Thal, und schwärmen durch Büsche

und Wälder, und lachen schalkhaft, wenn sie die Örter vorbey hüpfen, wo sie dem liebenden Schäfer die horchende Spröde im Busche verrathen, oder schalkhaft beym Reihen-Tanz die hüpfenden Mädchen schamroth gemacht; sie hüpfen zerstreut durch Gebüsche und Wälder, und lispeln den schlafenden Nymphen und den Faunen in den Grotten eure Ankunft zu. Sie springen taumelnd hervor, die Geifs-füssigten Satyren und die Faunen, und rufen den fröhlichen Nymphen mit frohem Geschrey, und mit der viel-röhrichten Pfeife. Die Nymphen der Bäche öfnen ihre Krüge wieder, die sie im Winter verschlossen, und giessen sprudelnde Bäche zwischen Bäume unter grünen Gewölben von Ästen hervor, oder von buschichten Ilügeln herunter, in manchem rauschenden Fall; sie schlängeln sich durch Fluren, und sammeln sich in Büschen und Hainen zu glatten Seen, und umfassen da oft die zarten Glieder badender Mädchen.

Komm, Lenz! komm, Stifter der Freude! Du herrschetest, Lenz! als unser wankendes Schiff, ihr Brüder! die glatte See durchschwamm; eine Schaar silberner Wellen

umhüpfte uns; frohe Zephir' gaukelten mit ihnen, und jagten sie um das Schiff her, wenn sie muthwillig an selbigem aufhüpften und klatschten ; sie jagten sie vom Schiff ans schattichte Ufer, wo der Wiederhall uns nachlachte; sie flohen in den winkenden Schilf, und hüpften dann wieder ans Schiff. Da kröntet ihr mich, Brüder! mit RebSchossen am Ufer zum König ; da warFreud' und Entzüken in unsrer Mitte. Auch da herrschete der Lenz, ihr Brüder! als wir auf jenes Berges erhabenem Rüken eine Hütte von grünen Zweigen uns bauten, in deren Schatten wir, ins Grüne gestreket, tranken, und uns umarmend frohe Lieder sangen; die Wald-Götter behorchten uns, und sangen leise die Lieder uns nach; izt singen sie die Lieder in den Hainen und Klüften des Bergs, beym Tanz und beym vollen Krug.

Eile, Lenz beblüme die Triften, und belaube den Wald, das Gebüsch und die Lauben. Bacchus und Silen und sein Gefolge lachen dir entgegen; denn wo lachet man froher als im grünen Schatten der Lauben? Amor besuchet ihn oft, den fröhlichen Bacchus, im kühlen Schatten der

Lauben; auch die Musen besuchen ihn; denn er liebet Gesänge. Bacchus singt dann und erzehlt, und lacht, dass das Reb-Laub, das umkränzend sein halbes Gesicht beschattet, aufhüpft. Er erzehlt bey voller Schaale seine Reisen durch das entfernte Indien, und wie er die braunen Nationen besiegt, und wie er im Raub-Schiff als Kind die Räuber in Delphine verwandelt, und Reben und Epheu um Mast-Baum und Ruder sich winden, und süssen Wein habe sprudeln lassen; dann leert er die Schaale, und lacht und erzehlet wieder, wie er die Rosen geschaffen. Ich wollt' eine junge Nymphe umfassen, so sagt' er; das Mädchen flog mit leichten Füssen über die Blumen weg, und lachte schalkhaft zürük, wenn es mit unsicherm Fufs mich hinter sich her taumeln sah; beym Styx! ich hätte das Mädchen nicht erreicht, wenn nicht ein zakichter Dorn-Busch sich in sein fliegend Gewand gewikelt hätte; ich lief froh zu dem Mädchen hin, und klatscht' ihm freundlich die Wangen, und sagte: Mädchen! sey nicht so blöde, ich bin Bacchus, der Gott des Weins und der Freude, der ewige Jüngling; da liefs sich das Mädchen

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