Billeder på siden
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ich eile, ich folge deiner Spur! O wenn ich dich fände, in meinen Arm würd' ich dich drüken, und dich küssen! Flieh nicht, mein Kind, will ich sagen, oder flieh, wie die Rose flieht, wenn ein Zephir sie küfst: sie biegt sich vor ihm weg, und kommt lächelnder zu seinen Küssen zurük.

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MORGENLIED.

WILLKOMMEN, früher Morgen-Glanz!
Willkommen, junger Tag!
Dort aus des Berges dunkelm Wald
Blizt schon dein Stral hervor.

Schon blinket er im Wasser-Fall,
Im Thau auf jedem Laub,
Und Munterkeit und Wonne kömmt
Mit deinem Glanz daher.

Der Zephir, der in Blumen schlief,
Verlässt sein Bett, und schwärmt
Um Blumen her, und schüttelt die,
Die izt noch schlafen, wach.

Der bunt-gemengten Träume Schaar
Entflieht izt jeder Stirn;

Wie Liebes-Götter schwärmten sie
Um Chloens Wangen her.

Filt, Zephir'! raubet jeder Blum'
Den lieblichsten Geruch,
Und eilet, eilt zu Chloen hin,
Izt da sie bald erwacht.

Da flattert um ihr weiches Bett,
Und wekt das schönste Kind,
Mit sanftem Spiel auf ihrer Brust
Und ihrem süssen Mund.

Wann sie erwacht, dann flüstert ihr :

Schon vor der Morgen-Sonn'

Hab' einsam ihren Namen ich

Am Wasser-Fall geseufzt.

AN CHLOEN.

GESTERN, als ein Rosen-Blatt durch die Luft schwamm, Chloe, da als ein süsser Geruch uns umduftete, ich will dir sagen, was ich da sah, das du nicht sehen konntest; da ich an deiner Seite mit umschlingendem Arme safs, da als mein entzükter Blik und meine Seufzer beredter waren, als mein stammelnder Mund, da sah ich (denn uns Dichtern ist vieles zu sehen vergönnt), da sah ich den kleinen Amor auf dem Rosen-Blatt; er stand da, wie der Gott der Meere auf seiner Muschel steht, und Zephirs, kleiner noch als Bienen, waren vor den leichten Wagen gespannt. Der kleine Gott war reizend wie einer deiner Blike, und lieblich wie dein Lächeln. Er lenkte den Wagen gerade nach deinem Busen hin, und hielt auf dem Rand deiner Schnürbiust still; die Zephirs schlüpften da in den Schatten des Blumen-Strausses, der spielenden Schatten auf deinen Busen warf. Der kleine Gott stieg aus, und flatterte den

athmenden Busen hinauf; recht in der Mitte, o wie wollüstig legt' er sich da hin!-Mächtiger Gott der Liebe! so seufzt' ich leise ihm zu; mächtigster der Götter! o höre mein Flehen! Noch kein Sterblicher hat deine Macht empfunden wie ich! Belohne meine Unruhe, meine Schmerzen; belohne sie dem Dichter, der immer deine Macht verehrte! Lafs, o lafs Chloens Liebe, die izt aus ihren Augen so mächtig zu mir redt, lafs sie doch nie in ihrem Herzen erlöschen! Wie leicht, ach! wie leicht mufs es der seyn, ungetreu zu werden (schwarzer tödtender Gedanke), derjedes Herz entgegen wallet, wo sie mit unüberwindlichen Reizen erscheint! O höre, höre mich, Mächtigster der Götter.

Amor lehnte den einen Arm an deinen Busen hin, oben am Lilien-weissen Hals, und in der Rechten hielt er den Sieg-reichen Bogen empor.-Sie haben unsichtbar die Gratien erzogen (so redt' er, mir nur hörbar), und jeden ihrer Reize haben die Liebes-Götter zur Vollkommenheit gepflegt. Ihr Blik und ihr Lächeln sind Sieg-reich wie ich, ihr muntrer Scherz ist wie die Pfeile meines Köchers; wer sie hört, ist

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