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O wenn die frohen Lieder dir gefielen, die meine Muse oft den Hirten abhorcht! Auch oft belauschet sie, in dichten Hàinen der Bäume Nymphen und den Ziegen-füss'gen Wald-Gott und Schilf-bekränzte Nymphen in den Grotten; und oft besuchet sie bemooste Hütten, um die der Land-Mann stilleSchatten pflanzet, und bringtGeschichten her, von Grossmuth und von Tugend, und von der immer frohen Unschuld. Auch oft beschleichet sie der Gott der Liebe, in grünen Grotten dicht verwebter Sträuche, und oft im Weyden-Busch' an kleinen Bächen. Er horchet dann ihr Lied, und kränzt ihr fliegend Haar, wenn sie von Liebe singt und frohem Scherz?.

Diefs, Daphne! diess allein, belohnte meine Lieder; diefs sey mein Ruhm, dafs mir, an deiner Seite, aus deinem holden Auge Beyfall lächle. Den, der nicht glüklich ist wie ich, begeistre der Gedanke, den Ruhm der späten Enkel zu ersingen; sie mögen Blumen auf sein Grabmal streun, und grünen Schatten über den verwesten Pflanzen!

MILO N.

L

ODU! die du lieblicher bist, als der thauende Morgen, du mit den grossen schwarzen Augen, schön wallet dein dunkles Haar unter dem Blumen-Kranz' weg, und spielt mit den Winden. Lieblich ist's, wenn deine rothen Lippen zum Lachen sich öfnen, lieblicher noch, wenn sie zum Singen sich öfnen. Ich habe dich behorcht, Chloe ! dich hab' ich behorcht! da du an jenem Morgen bey'm Brunnen sangest, den die zwo Eichen beschatten; böse, dafs die Vögel nicht schwiegen, böse, dafs die Quelle rauschte, hab' ich dich behorcht. Izt hab' ich neunzehn Ernden gesehen, und ich bin schön und braun von Gesicht; oft hab' ich's bemerkt, dafs die Hirten aufhörten zu singen, und horchten, wenn mein Gesang durch's Thal hintönte, und deinen Gesang würde keine Flöte besser begleiten, als meine. O schöne Chloe! liebe mich! Siehe, wie lieblich es ist, auf diesem Hügel in meinem Felsen zu woh

nen! sieh, wie das kriechende Epheu ein grünes Nez anmuthig um den Felsen herwebt, und wie sein Haupt der Dorn-Strauch beschattet. Meine Höle ist bequem, und ihre Wände sind mit weichen Fellen behangen, und vor den Eingang hab' ich Kürbisse gepflanzet; sie kriechen hoch empor, und werden zum dämmernden Dach'. Sieh, wie lieblich die Quell' aus meinem Felsen schäumt, und hell über die Wasser-Kresse hin durch hohes Gras und Blumen quillt! Unten am Hügel sammelt er sich zur kleinen See, mit Schilf-Rohr und Weyden umkränzt, wo dieNymphen bey stillemMondSchein' oft nach meiner Flöte tanzen, wenn die hüpfenden Faunen mit ihren Crotalen mir nachklappern. Sieh, wie auf dem Hügel die Hasel-Staude zu grünen Grotten sich wölbt, und wie die Brombeer-Staude mit schwarzer Frucht um mich her kriecht, und wie der Hambutten-Strauch die rothen Beeren emporträgt, und wie die Äpfel-Bäume voll Früchte stehn, von der kriechenden Reb' umschlungen. O Chloe! diefs alles ist mein! wer wünschet sich mehr? Aber ach! wenn du mich nicht liebest, dann umhüllt ein dichter Nebel die ganze Gegend.

O Chloe! liebe mich ! Hier wollen wir dann in's weiche Gras uns lagern, wenn Ziegen an der felsichten Seite klettern, und die Schafe und die Rinder um uns her im hohenGrase waten ; dann wollen wir über das weit ausgebreitete Thal hinsehn, in's glänzende Meer hin, wo die Tritonen hüpfen, und wo Phöbus von seinem Wagen steigt, und wollen singen, dass es weit umher in den Felsen wiedertönt, dass Nymphen still stehn und horchen, und die Ziegen-füssigten Wald-Götter.

So sang Milon der Hirt auf dem Felsen, als Chloe in dem Gebüsch' ihn behorchte; lächelnd trat sie hervor, und fafste dem Hirten die Hand. Milon! du Hirt auf dem Felsen! so sprach sie, ich liebe dich mehr als die Schafe den Klee, mehr als die Vögel den Gesang ; führe mich in deine Höle; süsser ist mir dein Kuss als Honig, so lieblich rauscht mir nicht der Bach.

IDAS UND MYCON.

IDAS.

SEY

EY mir gegrüsst, Mycon! du lieblicher Sänger! Wenn ich dich sehe, dann hüpft mir das Herz vor Freude; seit du auf dem Stein bey'm Brunnen mir das Frühlings-, Lied sangest, seitdem hab' ich dich nicht gesehen.

MYCON.

Sey mir gegrüfst, Idas ! du lieblicher Flöten-Spieler! Lass uns einen kühlen Ort suchen, und in dem Schatten uns lagern.

IDAS.

Wir wollen auf diese Anhöhe gehn, wo die grosse Eiche des Palemons steht; sie beschattet weit umher, und die kühlen Winde flattern da immer. Indefs können meine Ziegen an der jähen Wand klettern, und vom Gesträuch' reissen. Sieh, wie die grosse Eiche die schlanken Äste umher trägt, und kühlen Schatten ausstreut! Lafs hier bey den wilden Rosen-Gebüschen uns lagern, die sanften Winde sollen mit un

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