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Chan-ti-co nämlich heisst im Hause (chan-tli). Haus aber ist eine Umschreibung für die Erde, das Haus, in das der Sonnengott beim Untergang im Westen hinabsteigt.1) Im Innern der Erde dachte man sich den Sitz des Feuers, das von den Vulkanen aus seiner Verborgenheit herausgeschleudert wurde. Im Innern des Hauses befindet sich aber auch das Herdfeuer, die geweihte Stätte des Hauses, und als Beschützerin derselben gleicht sie der Vesta.2)

Tepeyollot »das Herz der Berge« zeigt (Tonalamat 3) die Symbole at tlachinolli, xiuhcoatl »die blaue Schlange« und das Feuerbecken. Er ist der Regent des 3. Tageszeichens und der 3. Woche, ce maçat »ein Hirsch«; maçat aber ist das Sinnbild der Dürre.3) Sein Pendant ist Tezcatlipoca,) auch theilt er Beziehungen zur Erdgöttin, und diese wiederum solche zum Kriege.")

Atl tlachinolli wird bei Tezcatlipoca übrigens auch durch den rauchenden Spiegel und einen Blutstrom, gleichsam durch das rauchende Blut veranschaulicht.6)

Interessant ist auch die Bezeichnung der Sternschnuppe (citlalin tlamina), des schiessenden Sternes, zur Wassergöttin Chalchiuhtlicue,") der Herrin des fliessenden Wassers; Herr Prof. Seler sagt hierzu: »es scheint demnach, dass die Sternschnuppen, wohl wegen der raschen Bewegung, zu der Wassergöttin in Beziehung gesetzt wurden.<< Ein Beweis mehr, für die Ableitung von at >>Wasser von a werfen, schiessen <.)

Schliesslich sei noch auf folgende Ideenverbindung hingewiesen: xiuhatlatl das blaue, das Türkiswurfbrett« des Feuergottes, Uitzilopochtli's u. a. m. entspricht dem xiuh-couatl »der blauen Schlange«. Xiucouatl aber ist = atl, teoatl. Xiuhcouatl und mamalhuaztli »Feuerbohrer, oder Speere werden von den Sonnengöttern auf die Menschen geworfen, gleich den Pest bringenden Pfeilen Apoll's; 10) Krieg, Krankheit

1) teotl-ac „der Gott ist ins Haus gegangen" ist allgemeiner Ausdruck für Sonnenuntergang, Westen; im Maya chi-kin,,die Sonne wird gegessen" besagt, dass die Sonne vom Erdrachen verschluckt wird Westen. Maya akbal,,Nacht, Dunkel", ent

spricht dem mex. Tageszeichen calli „Haus“.

2) Beachte, dass die Wurzel von Vesta vas,,wohnen" ist, die in έoría; dotv, ,,Stadt"; lat. verna aus vesna „im Hause geborener Sklave", vestibulum, skr. vasa „Wohnen“, vâstavya „ansässig“, unserm Anwesen u. a. m. erhalten ist.

3) S. Seler, Tonalamat p. 63.

4) S. Seler, ibidem p. 51.

5) S. Seler, ibidem p. 51 b.

6) S. Seler, ibidem p. 50, auch Anm.

7) S. Seler, Tonalamat p. 58a.

8) Ueber atl „choque" s. Seler, Tonalamat p 122 a.

9) S. Sahagun 1, 1.

10) Vgl. Homer, Ilias I 43 ff.

und Hungersnoth sind die Folge davon.') Sahagun erklärt yn xiuhcoatl ym mamalhuaztli als yaoyotl »Krieg«, als teoat tlachinolli >>Speerwerfen und Brand«. Nur weil at ursprünglich Speerwerfen bedeutete, war es möglich, dass xiuhcouatl »Türkisschlange«, eine ursprüngliche Bezeichnung des Wassers (atl), in teoat! »Speerwerfen<< umgedeutet und zum Symbol des Feuergottes gemacht werden konnte.) Ich hoffe, den in dieser Arbeit versuchten Nachweis, dass atl in at tlachinolli von der Wurzel a »werfen abgeleitet ist, hiermit erbracht zu haben.

1) S. Dr. Preuss, die Hieroglyphe des Krieges in den mex. Bilderhandschriften p. 120. 2) S. Seler, Tonalamatl p. 77.

Feste und Tänze der Eingeborenen von Ponape. Vom Kaiserlichen Vicegouverneur Dr. Hahl.

So zersetzend und zerstörend die Kultur des weissen Mannes auf Ponape auch gewirkt haben mag, in einem ist das Volk seiner Sitte treu geblieben, in der Feier seiner Feste und Tänze. Die Wiederkehr der Jahreszeiten, die Ehrung der Fürsten und Götter geben willkommenen Anlass zu öffentlichem Schaugepränge.

Der Aulik, der Oberpriester, dem die Geheimnisse des Zeitlaufes zu eigen sind, vermag für jedes Fest den rechten Tag zu finden. Frühzeitig giebt er ihn bekannt, damit Jedermann sich rüsten könne. Während der Vorbereitungszeit zieht er im Stammesland umher und vollführt an den einzelnen Orten seine Beschwörungen, damit kein Unglück dazwischentretend, die Festesfeier vereitele. Die Baumgottheiten vor allem werden beschworen, die Ernte der Früchte zum Feste zu gestatten und nicht den kühnen Kletterer in die Tiefe zu stürzen. Die wichtigsten Früchte, deren Ernten an bestimmte Zeiten gebunden wiederkehren, sind die Brotfrucht und der Jam. Die Tage der Brotfruchternte (mai kol) im Besonderen in den Monaten Juni und Juli sind eine Zeit steter Festlichkeiten. Der allgemeinen Reife geht die Vorreife einzelner Früchte voran. Diese Erstlinge geben als Verkünder der nahenden Ernte Anlass zu dem Feste karij mai (karij brechen, mai Brotfrucht.) Es werden eine oder zwei Früchte neben vielen anderen Speisen gekocht und den fröhlich im Gemeindehause (naj) Schmausenden zur Ansicht herumgereicht.

Daran reiht sich der Tag der maiani, der heiligen Brotfrucht. Die Früchte sind herangereift, die erste Lese wird unter Ehrung der Schutzgottheit gekocht, das Zeichen zur allgemeinen Ernte ist damit gegeben.

Nun beginnt eine fröhliche Zeit. Jeder Lehensträger ist verpflichtet, seinen Herrn, von dem er seine Hufe zum Lehen hat, zum Zeichen seiner Abhängigkeit mit Brotfrüchten zu bewirthen. Die Grossherrn des Stammeshauptes wiederum beeilen sich, diesem alle Ehren zukommen zu lassen. Der Herr seinerseits hat ein Recht zu fordern, dass ihm in festlicher Weise die Brotfrucht jeder Hufe gereicht werde. Täglich zieht er zu einem anderen Gemeindehause seiner Lehensleute, welche für ihn » die Brotfrucht stampfen«, lili mai. Den Eingeborenen ist die Töpferei nicht bekannt. Ihre Kochart ist das Rösten auf heissen Steinen. Die Masse der aufgeschichteten, zum Kochen bestimmten Steine heisst um,

Herd, Feuerstelle, das Kochen damit inim. Mit dem Feuerherd, dem um, hat es eine besondere Bewandtnis. Wer keinen um hat, gilt nicht im Kreise der Genossen. Mit jeder rechten, aus der Vorväterzeit stammenden Hufe muss, ebenso wie ein Titel, auch das Recht verbunden sein, im Gemeindehause eine Feuerstelle zu besitzen oder an einer solchen wenigstens Theil zu nehmen. Je höher der Fürst steht, um so grösser die Ehre des um. Der Lehensherr seinerseits misst sein Ansehen nach der Zahl der Feuerstellen. Um tapa? Wie viele Feuerstellen giebt es hier oder nennst Du dein eigen? ist eine gewöhnliche Frage.

Wenn am Tage des lili mai der zu Ehrende das Gemeindehaus betritt, ist das Volk versammelt, die Früchte liegen aufgeschichtet da, der Herd ist über dem Brennholze aufgebaut. Letzteres wird sofort entzündet. Es entwickelt sich ein furchtbarer Rauch im Hause, der aber die Leutchen nicht sonderlich zu belästigen scheint. In feierlichem Zuge, unter Absingen eines ñij, bringt eine Schaar Männer die Fülle des begehrten Jakau, piper methysticum, geschleppt. Die Stämmchen werden vor dem Herrn niedergelegt, die Wurzeln abgehackt und, nach mehr oder weniger gründlicher Reinigung, auf grossen, flachen Steinen zu Brei geschlagen (júkujuk). Dieses Hämmern der Kawa bildet eine Feierlichkeit für sich. Die flachen Steine werden durch untergeschobene trockene Kokosnusshülsen hohl gelegt und je nach der Zahl der Unterlagen klangvoll abgestimmt. Die Schaar der Männer vollführt erst ein artig klingendes Hämmern auf den Steinen selbst, bis sie über die Wurzeln in eiligem Dreschertakte herfallen, um die Beendigung ihres Werkes wieder mit einem Hämmerspiele auf den Steinen anzuzeigen. Der safterfüllte Brei wird in ein Fasernbündel aus dem Baste des kalau (Hibiscus populneus) geschichtet und richtig ausgewunden. Für den abfliessenden Saft hält ein zweiter Mann eine Kokosschale unter. Die gefüllte Schale wandert unter feierlichem Schweigen bis zu einem Titular, der für würdig befunden ist, die Schale dem Fürsten anzubieten. Er kauert sich vor diesem nieder, die Schale mit der rechten Hand gegen seinen Herrn ausstreckend, den rechten Arm mit der linken Hand zum Zeichen der Ehrfurcht unterfassend. Der Blick ist abgewendet. Nach langem, vornehmem Warten geruht der Beehrte die Schale in Empfang zu nehmen, die ersten Tropfen vielleicht dem göttlichen Ahnen oder dem Schutzgotte des Ortes zu weihen und in langem Zuge das beliebte bittere Getränke zu schlürfen. Nun kommt die Menge zu ihrem Rechte, die Unterhaltung belebt sich, fleissig kreist die Schale und die Pfeife.

Inzwischen ist der um rothglühend geworden. Mit langen Stangen werden die Steine auseinandergestossen, die Früchte zum Rösten auf diese geworfen. Die erste geröstete und abgeschälte Brotfrucht wird

mit einer offenen, reifen Kokosnuss in zierlich geflochtenem Körbchen vor dem Fürsten niedergesetzt. Das gebrauchte Werkzeug, ein Holzspachtel, liegt meist bei. Die Leute setzen sich ans Werk. Eine Abtheilung schrabt Kokosnüsse, etliche nur mit Bananenlaub umgürtete und bekränzte Männer kneten aus der gekochten Frucht grosse längliche Laibe, welche schliesslich mit dem Safte der geriebenen Kokosnuss übergossen, vor dem Herrn in grossen Bananenblättern niedergelegt werden. Dieser geniesst davon und lässt an die Anwesenden austheilen. Das Fest ist zu Ende; der Trunk aber hält Männer und Frauen beisammen. Wenn es noch ganz nach guter alter Sitte hergeht, wird der Genuss der Kawa, stets eine heilige Sache, von den uralten hiefür bestimmten Gesängen (ap) nach dem Takte der Trommeln (eip) begleitet. Abwechselnd singt auch das Volk ein Lied. Nur wenige mehr wissen die Trommel mit kundiger Hand zu rühren und die alten Lieder vorzutragen. Das Verständnis für ihre Worte ist allgemein abhanden gekommen, wenn nicht ihre Bedeutung absichtlich verschwiegen wird. Die heute herrschende Sprache auf Ponape reicht nicht zu ihrer Übersetzung aus. Ein solcher ap lautet z. B.:

Man oror eiajakauo

Ueika taur

Ueika japariki

Eineke, einke taure.

Reumo keurto

Eijolapi molijempueli

Lilie ueimo kapele

Aie uai kurua eta pa

Añipoioe reume reijo molijempueli

Lilie ueimo kapele.

Die Aufzeichnung dieses Liedes rührt von Henry Nanpei in Ronkiti her. Die Zeit der Fülle, der Brotfrüchte, geht zu Ende. Es kommt die Zeit des Hungers, ireijol. Man versäumt aber nicht, sich mit dem zu vergnügen, was da ist. Spätlinge der Brotfrucht, Erstlinge des Jam dienen zum Schmaus. Die Küche wird reichlicher mit der Zeit der vollendeten Gährung der in der Erde vergrabenen Brotfrüchte. Die Eröffnung dieser Vorrathskammern wird festlich begangen, das Fest heisst tankulup. Man kocht die gegohrene Brotfrucht, mar. Kulup heisst verfault.

Die Zeit der Jamreife naht. Freudig gestimmt sagt man sich, es ist die Schneidezeit, kotakap, das heisst, die Winde der Frucht wird mit der herannahenden Reife abgeschnitten. Dieser Anlass muss festlich begangen werden. Schmalhans ist noch Küchenmeister. Es wird etwas

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