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Auf das »Verschwinden unter der Erde« ist nach unserem Verfasser nicht viel zu geben; was das unter der Erde Verschwinden anlange, so habe man die Gestalt der Berge ausser Acht gelassen und nicht erwogen, dass (der Fluss) nach allen Drehungen und Windungen immer wieder schleunig nach dem »Nur« zurückkehren müsse. Dieser sei von Osten nach Westen über 200 li lang, von Süden nach Norden über 100 li1) und nehme im Winter und Sommer weder zu noch ab. Die Lage ist nach unserem Verfasser 40°30′ bis (40°) 45′ N. L. (also nur 50 li?), 28°10' bis 29°10′ W. L. Heutzutage gebe es (am See) nur eine Mündung, sagt der Verfasser, das Shui-King-tshu aber lasse einen Süd- und einen Nordfluss, jeden für sich, in den See (tsö) münden; wenn die Geschichte. der Han bei Unterscheidung der beiden Wege deutlich vom Nan-shan und vom Pei-shan spreche, ohne dass dort von Verfolgung eines Südflusses und eines Nordflusses die Rede sei, so wisse er, dass ein Rinnsal vor Alters, wie heute, gewesen sei und Li-Kün's 2) Worte leichthin und ohne die Erwägung gesprochen seien, dass neben dem grossen nur noch kleine vorhanden seien, die ihn umgeben.

Im Norden sollen drei kreisrunde Seen ohne Namen sein, im Süden vier länglichrunde, nämlich der Or-kou-hai-thu (Urghoghoitu?), der BaghaGhashun, der Tarim-See und ein vierter ohne Namen. Auch auf der Karte des I-thung-yü-thu sind diese sieben kleineren Seen verzeichnet; die drei nördlichen haben die gemeinsame Bezeichnung Thsao-Hu >GrasSee<<, die vier südlichen sind anscheinend ohne Bezeichnung, welche sich aber aus den benannten Oertlichkeiten in der Nähe ergänzen lässt. Ghashun ist höchst wahrscheinlich das mongolische Wort für »bitter< und bezieht sich also auch wohl auf einen oder zwei Seen (Koshun bei Przewalski?),) bagha ist »klein«, urghoghoitu würde »östlich< bedeuten. Nach dem I-thung-yü-thu teilt sich der von Korla kommende Weg südlich vom Lob-Nur und den vier kleineren Seen der Süd-Seite etwa unter 27° 24′ W. L. und 40° 11-12' N. B. in den nach An-Si führenden nördlichen Weg und den nach Tsaidam, welcher letztere aber auch wieder südlich vom Xas-See eine Verbindung nach der Gegend des alten Sha-tshou und weiter nach An-Si hat. An dem ersteren Kreuzwege steht der Name Or-kou-hai-thu, in der Nähe ist einer der kleineren Seen, weiter nordwestlich noch einer; dann folgt längs des nach An-Si

1) Bitschurin, Stat. opis. Kit. Imp., II, S. 122: „bis zu 400 li Länge und 200 li Breite"; s. Uspenski, Anm. 170, S. 149 a. a. O.

2) Li-Tao-Yuan (Li-Kün) lebte Ende des 5. Jahrhunderts und verfasste die hier angeführten Erläuterungen zum Shuei-king, einem mindestens 200 Jahre älteren Werke.

3) Die Namen Przewalski's sind sonst ebenso entschieden türkisch, wie die obigen mongolisch. Sein Yengi-Su ist „Neuwasser (!!), tshok-kül bedeutet nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauche viele Seen".

führenden Weges Nu-ki-thu-khi-a-tha-li-mu, wozu der entsprechende See nordwestlich, aber dem Lob-Nur viel näher liegen würde, dann BaghaGhashun, über welchem über den Weg gedruckten Namen unmittelbar der östlichste der kleineren Seen sich befindet; noch weiter östlich, und zwar dieses Mal durch ein liegendes Kreuz als Wache (mandschurisch karun, türkisch karaul) bezeichnet, ist zu lesen I-ke-ka-shun (YekeGhashun), welcher Name trotz des fehlenden Sees »grosser Bitterer<, entsprechend Bagha-Ghashun kleiner Bitterer«, bedeutet. Obiges Nu-ki-thukhi-a-tha-li-mu ist, wie aus einem zwischen Bagha- und Yeke-Ghashun etwas nördlich vom Wege gelegenen Nukitu-Ssetshin (Ssekhin, ssetsen?) hervorgeht, in drei Wörter: Nukitu, kia und das bekannte Tarim zu zerlegen; qîa bedeutet nach Shaw »abschüssig« (slanting, sloping), unter Tarim ist hier wohl der See, oder ein Teil desselben, selber als »>bebauter See zu verstehen. Ueber den Namen Or-kou-hai-thu ist es nötig noch einiges zu sagen. Thu ist augenscheinlich die gewöhnliche mongolische Endung eines Eigenschaftswortes; für or-kou-hai weiss ich kein ähnlicher klingendes mongolisches Wort als urghozoi »Osten«. Dennoch erinnern die ersten beiden Silben (und die Chinesen verkürzen fremde Wörter häufig) an den rätselhaften Namen, den der Tarim-Fluss führt: Er-kou, Ör-kou, Or-kou,1) wie man ihn umschreiben kann, Ergiul, wie er sich bei Bitschurin findet. Es sind gewiss schon manche Zweifel entstanden wegen Berechtigung und Herkunft dieses Namens, sowie wegen des von Bitschurin hinzugefügten Auslautes 1. Letzterer findet sich vielleicht wieder im Marco Polo's Erguiul, so weit auch die Oertlichkeit, die der Reisende insbesondere damit bezeichnet,2) vom Tarim-Flusse entfernt liegen mag; da beide Namen übereinstimmen, kommt einem unwillkürlich der Gedanke, dass Bitschurin den Polo'schen Namen zum Vorbilde genommen haben könnte. Wenn nicht das u in dem mongolischen Worte urghozoi ein kleines Hindernis wäre, könnte man in dem erst unterhalb Kabak-Agzy vorkommenden Namen den des »östlichen<< Flusses suchen. Ausserdem aber bietet sich eine ganz leidliche Bedeutung für ein ähnliches Wort aus der persischen Sprache; auf Seite 28 des türkischen Wörter

1) Das Chinesische hat kein anlautendes e und giebt dieses durch eine Art ö wieder, welches seinerseits mit o wechselt; dem langen o entspricht am besten der chinesische Zwielaut ôu (nicht wie im Mittelhochdeutschen, Niederländischen und Englischen au oder wie im Französischen = u zu sprechen, sondern so, dass beide Laute getrennt, das ô aber vorwaltend, zu hören ist). Im Mongolischen wechseln o und u wohl gelegentlich im Anlaut, von urghozoi kann ich es aber vorläufig nicht belegen. 2) Nach Palladius, Journal of the North China Brauch of the Royal Asiatic Society, New Series, X, Shanghai 1876: Article I (Elucidation of Marco Polo's Travels in NorthChina, drawn from Chinese Sources. By the Rev. Archimandrite Palladius), S. 18 ist unter Erguiul das Erichew des mongolischen Wortlautes des Yuen-ch'ao-pi-shi, das Si-Liang der chinesischen Geschichte oder das heutige Liang-tshou-fu zu verstehen.

buches von Zenker finde ich nämlich ergâ, ergâb, ergâv als persischen Ausdruck für » Bach, Flüsschen « angegeben, und Vullers' Lexicon PersicoLatinum giebt dafür als Bedeutung » Fluss«, eigentlich aber »reissender Fluss, von erg, einer Wurzel, die »zürnen« bedeutet, und âb » Wasser«. Die Gegend (des Sees) soll 500 li südöstlich von der Stadt Xarashar und über 900 li südwestlich von Turfan liegen. (Bei Uspenski findet sich in der Anmerkung ein Hinweis auf die Angabe Bitschuri 's. dass sie 200 li südlich von Xarashar liege!)

Der Name Turfan giebt dem Verfasser Gelegenheit zu einer Abschweifung in das Gebiet der Landesgeschichte, die gleichwohl zu viele Ortsnamen enthält, um sie ausser Acht zu lassen. In der Mongolenzeit erscheint Turfan als das Land Huo-tshôu (huo, ho, » Feuer,« hier aber wechselnd mit einem anscheinend bedeutungslosen ho; tshôu ist > Kreis, Kreisstadt«); da die erste Silbe mindestens durch drei verschiedene chinesische Zeichen wiedergegeben wird, so ist auch wahrscheinlich tshôu nur eine volkstümliche Missdeutung eines fremden Lautes, und der ganze Name, zumal da er in dem der Mongolen-Geschichte angefügten Abriss der Landeskunde zusammen mit hala (= yara, kara) als Ha-la-ho-tshôu erscheint, entweder türkisch (Kara-Kodzhå?)1) oder mongolisch, vielleicht auch ein von den Mongolen, die die Hauchlaute lieben, umgeänderter türkischer Name. In der Erzählung von Ashu ist daraus Ha-la-ho-ćôu geworden. Im Ti-ki-thshuan lautet es Ho-la-ho-ćôu oder Ha-la-huo-ćôu. In der Erzählung von Barshu-Artai-Digin heisst es, dass Kiao-Tshôu so viel wie Huo-tshou sei und das Ganze zu Bish-Bali(k) gehöre, nördlich an den Ashu-Fluss, östlich an Yüan-tun-kia-shi-ha2) grenze. Des Urenkels des Barshu Artai, des Xodzhighar-Digin, Nachkommen seien I-tu-hu (I-di-kut, > Könige) gewesen.

Es war im Jahre 1275, also ungefähr um die Zeit der Reise Marco Polo's, wo sich Folgendes (anscheinend nach des Verfassers Auszuge aus dem Yüan-Shi, der »Mongolen-Geschichte«) in und um Turfan zutrug.

1) Nach Regel wird der Ort jetzt Kara-Gudscha, der Fluss Kara-Gudschun genannt (s. Petermann's Mitth. 1881, Tafel 18).

2) Bretschneider las Wu-tun-kia-shi-ha, da in der ihm zur Verfügung stehenden Ausgabe der den Unterschied machende Strich fehlte. Sollte der Strich wirklich dahin gehören, so könnte man übersetzen: „Shiza, die Niederlassung und Wache der MongolenZeit“ (Yüan „Mongolen-Zeit“; tun einem anderen tun Niederlassung", s. K'ang - Hi; kia „Wache“); ein Han-Tun findet sich etwa ostnordöstlich von Turfan (etwa 25° W. L.) auf der Karte des I-thung-yü-thu. Uebrigens hat Bretschneider, Notices of the mediaeval geography and history of Central and Western Asia (Journal of the North China Branch of the Royal Asiatie Society, N. S., X, Shanghai 1876), S. 195 f. die Stelle ausführlicher und erwähnt auch der übrigen Grenzen: Tsiu-Thsüan im Süden und Si-Fan (Tibet) im Westen Tsiu-Thsüan war, wie Bretschneider bemerkt, ein alter Name von Su-tshou.

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Man muss sich dabei vergegenwärtigen, dass die Kämpfe zwischen Xaidu und Duwa von Dshagatai einerseits und Xubilai-Xan und seinen Anhängern andererseits sich noch lange nicht ihrem Ende nahten. DuwaBusba (Bâshpa?) und seine Genossen belagerten Huo-Tshôu mit 120,000 Mann, und Duwa rühmte sich, dass die kaiserlichen Prinzen (tshu-wang) Adzhigi und Aoludzhi1) auch mit 300,000 Mann ihm nicht widerstehen könnten; wie der Idikut wohl wagen könne, ihm mit einer einzelnen Stadt die Spitze zu bieten? Der Idikut antwortete, er habe gehört, dass ein treuer Vasall nicht zwei Herren diene; er, der lebend diese Stadt als sein Haus betrachte, wolle tot auch dieselbe zu seinem Grabe haben; er könne ihm, dem Duwa, nicht nachgeben. Als die Belagerung sechs Monate gedauert, ohne dass Entsatz kam, schoss Duwa mit einem Pfeile einen Brief in die Stadt, in dem es hiess, er, Duwa, sei auch einer von den vollbürtigen Enkeln des Kaisers Thai-Tsu2) (des Tshinggis-Xan); wie man ihm die Heeresfolge verweigern könne? Ausserdem stamme der Idikut von der Prinzessin Thshang-Shang; 3) wenn er ihm, dem Duwa, eine Tochter zur Ehe geben könne, so wolle er den Kampf einstellen, wo nicht, so würde er ihn sofort angreifen. Das Volk, welches von der Uebergabe sprach, sagte, in der Stadt sei es mit dem Unterhalt auch zu Ende, und die Kräfte seien erschöpft; wenn Duwa unaufhörlich angreife, so würden bei der Uebergabe alle dem Tode verfallen sein. Der Idikut sagte, wie er wohl Mitleid für ein Weib haben und vermittels ihrer nicht das Leben des Volkes sollte retten wollen; dennoch könne er es nicht mit ansehen, wie seine Tochter übergeben würde. Die Yeli IlimishBegi(m) liess man, auf würdige Weise mit Kissen und Seilen verpackt, von der Stadtmauer herab und übergab sie, worauf Duwa abzog. Nachmals begab sich (der Idikut?) nach Hofe und kehrte zurück in die südlich von Ho-Tshôu zu dessen Schutze angelegte Ansiedelung, welche südlich von diesem auf dem Gebiete von Ha-mi(-li) liegt. Seine Heereskräfte waren nur noch gering, das Nordheer kam plötzlich in die Gegend, eine grosse Schlacht fand statt, in welcher seine Kräfte aufgerieben wurden. Er starb fern von seiner Heimat, und auch sein Sohn Niu

1) Adzhigi Sohn Xara-Xulaghu's, eines Enkels des Dshaghatai. Aoludzhi (Aghrukdzhi) Sohn des Xubilai-Xan, s. Bretschneider a. a. O. Yule, Marco Polo.

2) Nach Bretschneider (S. 181 a. a. 0.) war Duwa der Sohn Borak's (Bala's), eines Urenkels des Dshagatai.

3) Der Urgrossvater des Xodzhighar, der oben genannte Barshu-Artai-Digin, hatte das Joch der Kara-Kitai abgeworfen und sich an Tshinggis-Xan angeschlossen, der ihm seine Tochter Yeli-Altun-Begi verlobte. Letztere starb vor Beendigung der Hochzeit, und als später Ügetei-Xan dem Idikut die Prinzessin Aladzhi geben wollte, starb Barshu selber, sodass sein Sohn Kishmain seine Rolle übernahm, s. Bretschneider a. a. O., S. 205. Der chinesische Name der Prinzessin wird also Thshang Shang gewesen sein.

Lin-Digin lebte in Yung-Thshang (in der Gegend von Liang-Tshôu im heutigen Kan-Su). Im 4. Monate des Jahres 1283 wurde ein Statthalter über Bish-Balik, Ho-Tshôu u. s. w. eingesetzt, da Xodzhighar nicht zurückkehrte. Da dieser auch von den aufständischen Fürsten getötet wurde, so > waren somit die Uiguren (Hui-Ho) teils vertrieben, teils tot«. Die von Truppen besetzte Stadt Turfan heisst Kuang-An, zur Zeit der Thang hiess sie An-Lo. 70 li östlich von ihr ist das unter dem Huo-tshôu der Mongolen-Zeit stehende, jetzt so genannte Kara-Ho-Tshou, noch weiter 50 li nach Osten ist Luktshin, das Liu-tshung-thshing der östlichen Han; 20 li westlich von Kuang-An-Thshöng (Turfan) war das Kiao-Ho-Thshöng der Han. Nachdem die Dsungaren Besitz davon ergriffen hatten, war 1722 das grosse chinesische Heer nach Turfan gekommen, hatte die Stadt befestigt und das Land urbar gemacht.

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Die Türken des Lob-Nur standen einst nach unserem Verfasser unter einem namens Ghurban (mongolisch 3?) und anderen, und die Ortschaften Kara-Kül, Sadaktu und Kara-Xodzho u. s. w. mit ihren über 1000 Einwohnern gehörten dazu. Im ersten Jahre Yung-Tshöng (1723) hatte man versucht, sie ins Innere zu versetzen; da sie aber gewohnt waren, auf dem Wasser zu wohnen, und es nicht wohl anging, sie auf das Land zu versetzen, wurde dieses aufgegeben.

Als zu Anfang der Herrscher-Zeit Khien-Lung (1736-1796) die Grenzen der Weidegründe zwischen den Xalya's und Ghaldan-Dzeren festgesetzt wurden, ging die Grenze der Dsungaren vom Kemtshik-Xan-Tengri (»das ist nicht das Xan-Tengri-Gebirge nördlich von Kutshe«. Anmerkung des Verfassers) auf den Altan-Shan-Liang, über den Solbi-Joch abwärts zwischen dem Ha-pu-shan und dem Pai-shan hindurch, über den Ulan-Ussu und den Lob-Nur gerade bis zur Kas-Mündung. Der Kemtshik-XanTengri(daghy) befindet sich vermutlich in der Nähe der Quelle des Kemtshik (kleinen Kem«), eines der Quellflüsse des Jenissei (zwischen 50 und 51° N. B., 87-88° W. L. v. Gr.1). Der Altan-Shan-Liang ist vermutlich eine Verdrehung aus Altai-Uriangzai, da das liang, (»Steg, Rückgrat, Querbalken«) in Wu-liang-hai dem Chinesen einen schönen Sinn zu geben schien2). Neben Artai-Wu-liang-hai finde ich auf der Karte des I-thungyü-thu Artai-Mu-lu (= mürü »Schulter<«) auf 29° W. L., einen TengeroituShan in der Nähe der Quellen des Xobdo-Flusses. Der Sorbi-Ling ist im

1) Lange Kämpfe fanden in der Nähe des Yeke- oder Ulu-Kem (des „grossen Kem“) zwischen den Dsungaren (Ölöt) und dem Altyn-Khan der Uriangzai nördlich vom UbaSee statt (s. Humboldt, Central-Asien).

2) Uriangyai werden von den Mongolen die türkisch redenden Bewohner des Landes um die Quellen des Irtisch und des Jenissei herum genannt. Nach einer Bemerkung auf S. 19b des 5. Heftes des Si-yü-shui-tao-ki giebt es drei Stämme derselben: 1) die „AltanUriangzai, 2) die Altan-Nur-Uriangzai, 3) die Tangnu-Uriangzai. Die Ersteren wohnten

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