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Bücherschau.

Im Sinne der „Anfänge der Kunst", wie durch die comparativ-genetische Methode der Ethnologie zur Geltung gekommen und mit den Arbeiten Grosse's, Stolpe's, von den Steinen's, Haddon's, Hein's u. A. in sachkundige Pflege übernommen, hat Kroeber das von ihm unter den Arapahoes angesammelte Material einer Behandlung unterzogen, die zugleich von einem zutreffenden Verständniss der hier in Frage kommenden Probleme Zeugniss ablegt. Es handelt sich um Einheitlichkeit der Umschau, im Gesammtumfang des Globus (für die Kunde von seinen Völkern). „Only by understanding its totality can we really understand its smaller parts, those productions, that have always a predecessor, but never a beginning" (im einzelnen Detail der Wechselbeziehungen zu durchforschen). τό δὲ καθόλου πρῶτον, αἴτων ἄρα το καθόλου (b. Aristoteles), obwohl ἀδύνατον δὲ τά καθόλου θεωρῆσαι μὴ δί ἐπαγῆς (auf empirischer Grundlage der Induction), bei vorausgesetzter Umschreibung des jedesmaligen Horizontes (opera), in den Einzelaufgaben (zur Controlle mit der Deduction).

Für eine dogmatische Behandlung der Ethnologie ist es noch weitaus zu früh. Seit wenigen Jahrzehnten erst, hat die bisher enge Peripherie ethnischer Umschau über den gesammten Globus sich erweitert, über die Gedankenwelten der Menschheit hin, durch sämmtliche Phasen ihres Geschichtsverlaufs, in Raum und Zeit. Nach allen Richtungen hin öffnen wunderbare neue Perspectiven sich auf, wo noch ungeordnetes Rohmaterial stapelweis (bergehoch) aufgethürmt liegt, und erst nach genügender Verarbeitung durch monographisch detaillirte Specialarbeiten dürfte gewagt werden, allgemeine Grundzüge festzustellen, deren Richtigkeit vertraut werden könnte. Bis dahin hat es bei dem Experimentiren zu verbleiben (sensate experienze"), um beim Durchwandern der verschiedenen Areale, da, wo ausreichend gesicherte Daten geboten sind, in dem von ihnen gezogenen Kreis, die vorliegenden Aussagen nach proportionellen Gleichungsformeln untereinander abzumessen, und daraus das bei der Prüfung erprobte Facit zu ziehen, im logischen Rechnen.

Erst wenn im Fortgang auf solcher Forschungsbahn die Denkmöglichkeiten erschöpft sind, wird dasjenige sich annähern lassen, was in Ursprungsfragen gesucht ist, ob in einer „Natura naturans", ob in (Darwin's) „Creator" oder (Newton's) Höchster Intelligenz, zur Werkmeisterschaft der grössten aller Maschinen" (s. Windelband), „Deus sive Natura" (in den Weltgesetzen).

Wer eine Maschine arbeiten sieht, weiss, dass sie von Jemanden hergestellt ist, mit der Zielrichtung auf den von ihr erreichten Zweck; und sofern Interesse vorliegt, steht einer Bekanntschaft mit dem Künstler oder Techniker nichts im Wege.

Auch im pflanzlichen Organismus arbeitet eine Maschinerie, auf ihren Zweck hin, um den Geschöpfen auf animalischem Bereich nutzbare Früchte zu schaffen für Ernährung und Erhaltung dortiger Constitution.

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Hier jedoch verbleibt der Künstler oder seine Kunst, in soweitiger Weite der Denkmöglichkeiten, ihnen unzugängig, da es, statt eines Machens" oder Schaffens (aus dunkeln Tiefen schöpfend; zur Schöpfung), um Entstehen sich handelt: um Ausentwickelung dessen, was vorher entwickelt lag (für Räthselfragen).

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Nach dem Auseinanderrollen ist die Sache deutlich genug, wie? sie dies jedoch aus ihr selber (sich selber) gemacht hat, dem Menschenkinde ebenso unverständlich, wie das Bild, auf dem der amüsante Baron am eigenen Zopf aus dem Sumpfe sich emporzieht, oder die Naturphilosophie dies Kunststück beim Versinken in den Urschleim" versucht hat (oder in dessen plasmodische Auffrischung). Es handelt sich in naturforschlicher Deutung um das Wirken kleinster Theilchen, die weil als solches Product (verschwindend klein) in minimalste Zerkrümelung auslaufend (beim Ineinander von Kraft und Stoff) nicht in ihrem An-sich gesehen werden können (den Ausschärfungen der „Visio mentis" entzogen), sondern erst in derjenig ersten Unität, welche als fassliche ins Dasein getreten, dort sich manifestirt. Quae oculorum aspectum effugiunt, ea mentis acie comprehenduntur (s. Celsus), wenn das „Bangsa-alus" sich erhellt (in geistiger Schau).

Was in der Maschinerie bewegend arbeitet, ist die Umwandlung des Stoffes durch die (aus Latenz erweckten) Kräfte, zur (äusserlich) materiellen Realisation dessen, was (innerlich) lebt, und bei Ablösung der Frucht seine eigenen Anfänge wiederum reproducirt (in Vervielfachung der Samen).

Bei der animalischen Organisation verhält es sich ähnlich (unter Lostrennung vom terrestrischen Bodengrund); und so bei der humanistisch zugehörigen.

Auch hier realisirt sich, in seinen Lebensfunctionen, für somatische Existenz der durch Kräfte umgewandelte Stoff, dem (aus seinem „influxus physicus" hervortreibend) psychische Entelechieen sich verlängern, um an den sensualistisch vorgesehenen Apparaten in Wechselbeziehungen zu treten mit Kraftäusserungen, die als mehrweniger freie agiren (ohne substantielle Unterlage, oder doch in Wurzelenden nur mit ihr verbunden); und bei humanistischer Specialität tendirt der „Nisus formativus“ im Psychischen zum Noëtischen hin, indem freie Kraftbethätigungen zum Verkehr mit einander zusammentreten, innerhalb der gesellschaftlich umschlossenen Kreisperipherie, auf zoopolitischer Sprachsphäre; wo jeder der zugehörigen Componenten das Centrum das Ganzen in sich selber trägt, (je nach dem es dort willenskräftig hat fixirt werden können).

In sobezüglich neu geschaffner Welt repetieren sich die physiologisch im somatisch psycho-physischen Individuum vertrauten Vorgänge, auf deren sensualistischer Schichtung. Die Denkgebilde werden gesehen (sichtlich vor Augen stehend, in der „Visio intellectualis" eines oculus rationalis), sie werden gehört, beim innerlichen (Nach-) Sprechen [aus dem Echo des (in „Sabda“) „ewigen

Lauts"], zusammengeschlossen untereinander in lautlich umkleideten Anschauungsbildern (aus acusto-optischer Concordanz).

In dem sohin, mit dem [aus dem psycho-physischen Individuum (das leibliche Kinder zeugt) und dem zoopolitischen (dem Vater der geistigen) gepflogenen Zwiegespräch] hinzutretendem Bewustsein, hätten sich demnach, wie in phytologischen Fructificationen, die Anfänge (vervielfältigt) zu reproduciren, aber in (stofflich) immaterieller Form oder Epiphanie, weil energetisch umgeschaffen (zu freier Ablösung).

Schon im Blüthestand der Pflanze mögen den vitalen Kräften (ihres mechanisch regulirten Organismus) freie Erzeugnisse entschweben, in dem (die tonganische Seele allegorisirenden) Blumenduft, aber obwohl man ihr metaphorisch (oder in Nanna's" Mythologisirung) eine Seele hat beilegen wollen, wäre doch, von einem Bewusstsein zu reden, leeres Gerede nur („inflatus vocis") für den normalen Denkorganismus (eines gemeinen gesunden Menschenverstands). Dagegen sind ihr (im Haushalt der Natur) ihre Aspirationen (in spe") zu einem (animalisch) Seelischen gewährt, wenn von Animalien verzehrt und in deren Constitution assimilirt, um in metamorphosirenden Processen sich umzuwandeln hin und her (wie es ihr belieben möchte). Solche Aufnahme in einen höher geschätzten Stufengrad existentieller Erscheinungsformen setzt in der Hauptsache bei den (Lebens-) Früchten der Pflanze erst ein, die von den Würmern gemächlich verspeist werden, während wenn sie an die (in ihren Vorstadien) vom schwellenden Leben noch strotzende Pflanze sich wagen sollten, sie trotzig zurückgestossen sein würden, durch die Reaction aus immanentem Selbsterhaltungsprincip (solange nicht pathologisch etwa verstört). Den aus brav tauglicher Ausführung schmackhaft veredelten Früchten mag ausserdem die Ehre erwiesen werden, von demjenigen Wesen, das die Krone der Schöpfung sich auf das Haupt gesetzt hat, in höchsteigener Person seinem Verdauungapparat eingeführt zu werden. Und ob sie dort nun behaglich besser sich befinden dürfte, als in dem Himmrigen Epithelium eines Lumbricus bleibt wieder ihrem eigenen Geschmacke überlassen („de gustibus non est disputandum"). Ob (oder wie) es mit Geistesfrüchten des „Homo sapiens" so oder ähnlich hergehen mag, bleibt dahin gestellt. Was die Menschen säen, ernten die Götter (meint der Dichter), und den Dewa waren im Soma Seelengerichte aufgetischt, aus denjenigen, die zum wechselnden Mond fortzuflattern, sich gemüssigt gefunden hatten. Rathsamer also die zur Identification mit des Ursprungs Ursächlichkeiten gelangten Gedanken auf die solare (Lebens-) Quelle hinzurichten oder (da auch dieser allerlei Fragliches anhaftet) auf einen gewissenhaft leitenden Pol (zu richtig correcter Steuerung der Lebensbarke). (A. B.)

In Seler's sachkundiger Besprechung der von Lumholtz unter den Huichol angesammelten Bereicherungen der Ethnologie werden objectiv willkommene Bestätigungen geliefert zu der auch auf fortgeschrittenen Phasen des Wachsthums gleichartig erwiesenen Manifestation der Elementargedanken, und solche Be

legstücke sind besonders schätzbar, wenn aus dem Echo des auf transatlantischer Hemisphäre abgetrennten Kontinentes wiederholt.

Und eine doppelte Beweiskräftigkeit erhalten sie aus denjenigen Gesichtspunkten, die, weil unserer occidentalischen Cultur (bei jäherem Bruch mit ihrer Vergangenheit) entzogen, ihr aus culturellen Seitenstücken, die bei weniger rühriger Geschichtsbewegung unverletzter geblieben sind, supplirt werden müssen, auf denjenigen ethnischen Arealen nämlich, wo der die höheren Entwicklungsphasen der Cultur mit ihren primitiven Unterlagen verbindende Leitungsfaden noch nicht abgerissen ist, und somit die lebendigen Zeugen derselben mündlich noch erzählen können von dem, was in archäologisch (oder prähistorisch) stummen Resten zu Tage gefördert wird um im vorliegenden Falle z. B. die Geschichte der Nahuatl zu erhellen, seitdem aus dem Trümmerschutt der mit der Conquista über sie hereingebrochenen Katastrophe wiedererweckt und den Studien zugänglich gemacht.

Da den in solcher Hinsicht auszuverfolgenden Richtungen von dem Verfasser, mit der ihm zur Verfügung stehenden Fachkenntniss, der Weg bereits eröffnet ist, sind zum Fortgang auf demselben bequemliche Erleichterungen gewährt.

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In der uralten Erdgöttin (Takotsi Nakawe) unb der jugendlichen Göttin des Mais (iku), die als „Mutter" (Tate) im Verhältniss der Tochter zur Grossmutter" (Takotsi) steht wie bei den Azteken in männlicher Wandlung des Sohnes (irokesischem Hiawatha entsprechend) - lässt, unter localen Variationen, ein Duplicat sich einregistriren zur hellenischen Mutter-Erde (Demeter) und der jugendlich (im Anodos und Katodos) die Pflanzen durchwandernden Tochter (Proserpina), oder (auf Java) „Devi Sri" (und anderen ethnischen Doubletten und Tripletten zu Hauf; zur Auswahl aus den „Ethnika“).

Der Feuergott (Tatevali) am Herde, als Mittelpunkt des Oikos, wohnt auch in dem der Erde, wie Vesta mit Gäa identificirt wird (b. Ovid), in Beziehung zu Vulcan οἱ μεν τόν Ηφηστον γελᾶν, οἱ δὲ τήν Εστιαν (s. Aristotl.) und als „Wärme, vermöge welcher die Kinder sich erzeugen im Leibe der Mutter“ (bei den Huichol) kommt solche Function mit der Baiwe's (bei den Lappen) zusammen (für das ,,Junge des Rennthiers").

Tato Ypun, die doppelköpfige Schlange umschlingt bie Erdperipherie gleich ägyptischer (oder Midgard's) und zwischen ihren Köpfen ist Durschgang gelassen für die Sonne, in welche der Sohn der Adlerjungfrau, im priesterlichem Schmuck in das „,Ofenloch" der Erde (einen durch Devotion geschlossenen Erdschlund etwa) geworfen, wieder aufgestanden war; der mexicanischen Analogie (b. Sahagun) entsprechend (bei der Festfeier zu Teotihuacan).

Die Hirschjäger (Tevalir) gehen nach dem Tode zur Sonne, um sie auf ihren Wegen zu begleiten (bei den Huichol), wie die dem Leben gewaltsam entrissenen Krieger (der Nahuatl), am Orte Hai Tonolipa [,sich erhebende (sich loslösende) Wolken"], oder die auf dem Schlachtfeld Gefallenen (s. Gill), ins buntschimmernde Wolkenland Tiairi's (auf Mangaia); und so in Parallelen weiter (wofür auf die lehrreiche Abhandlung zu verweisen, nächstgelegt ist).

Um Aehnlichkeiten zu vergleichen, unter proportionellen Verhältnisswerthen, und nach den für die Differenzeu gültigen, diese unterscheidend zu markiren, vermag die Denkthätigkeit ihre Bearbeitung eines (materiell oder immateriell) vorliegenden Hypokeimenon da nur nutzbringend in die Hand zu nehmen, wo causale Verknüpfung präsumirt ist (vere scire est per causas scire"), um ans den Wirkungen des (im vorhanden Gegebenen) augenscheinlich Fassbaren dessen also, was dort dem Auge [als „oculus naturalis" oder (auf der,,Visio mentis"),,oculus rationalis"; das „oculus contemplationis" vorläufig beiseits gelassen] vorliegt, auf immanente Ursächlichkeiten zurückzuschliessen, bis auf letzt noch fassliche Primordalitäten; und indem sodann, von dem dort erlangten Ausgangspunkt ab, derselbe Weg zurückverfolgt ist aufwärts zum Abschluss hin (unter doppelter Controlle der Deduction und Induction), wird dieser demnach, je nach den verfügbaren Hülfsquellen, geklärt (oder erklärt) sein, soweit auf dem von der Natur ursprünglich beschrittenen Wege, ihren Fussspuren nachzugehen thunlich gewesen ist (seitens des Naturkundigen).

Eine individualistisch causale Verknüpfung wird auf biologischem Studienbereich, als Organisation umschrieben, worin die Mittel den Zwecken und diese jenen dienen, und wo immer eine derartige Organisation (oder ein Organismus) vorliegt, wäre demnach (bei Verbindung der genetischen Methode mit der comparativen) das Zusammengesetzte (nach dem durch Newton erneuerten Satz der Peripatetiker) auf das Einfache zu reduciren, in cellulären Unitäten (potentiell geschwängerter Keimungen); wie die Chemie auf ihre Elemente gelangt, als soweit Letzt-Aeusserstes (vor dem Hinübertreten in Kraftcentren etc.).

Wie der Anthropos", in seiner (zoologischen) Erscheinungsform als „Bimanus", agirt auch der von seinem zoopolitischen Charakter umkleidete,,Homo sapiens", als Organismus (im ,,Regne humain"), und aus der Functionsweise seiner Organe spiegeln die Schöpfungen der Gesellschaftsgedanken in der den socialen Kreis (als Stamm oder Volk) umschwebenden Weltanschauung, unter Buntheit der Völkergedanken; je nach den Umgebungsbedingnissen aus historisch-geographischer Provinz.

Um deshalb solch einfachster Unitäten (oder Monaden) gesichert zu sein, sind die Elementargedanken festzustellen, starr unveränderlich fast (gleich anorganischen Elementen) auf dem Niveau des Wildstands (unter localen Varianten), aber entwickelungsschwanger schwellend, wenn zum Sprossen angeregt (beim Aufblühen der Cultur). Das hervorgerufene Product wird zunächst mit dem Stempel der geographisch zugehörigen Provinz geprägt und gefärbt sein, während wenn auf den die geographischen Provinzen topisch verbindenden, Geschichtsbahnen fremdartige Einflüsse zugetragen (und entlehnt) sind, die dadurch bedingten Modificationen (und Aeugelungen) zur Veredelung heranreifen mögen, bei wahlverwandtschaftlich congenialen Affinitäten, oder (andererseits) mehrweniger gestört sein; auch gänzlich zerstört, bei brutal incongruentem Eingriff oftmals leider (ehe es gelungen ist, die Originalitäten im Thesaurus der Museen sicher niedergelegt zu haben, als Arbeitsmaterial auf weiterhin).

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