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Bateke, Bawili). Die zweimal gebogenen Stege, die sich mit dem hinteren Steg zu einem Rahmen zusammenschliessen (Abb. 50), finden sich hauptsächlich im südlichen Theil von Angola.

Endlich sind noch einige Worte über die Verbreitung der beiden Materialien zu den Tonstäben, Eisen und Rinde der Raphiapalme, zu sagen. Dem Eisen gehört das ganze Gebiet des Sambesi, Angola und der südliche Theil des Kongogebiets (Lunda und Urua). Raphia dagegen ist das ausschliessliche Material in Calabar, Kamerun, Adamaua und dem Ogowe-Gebiet. Loango und unterer Kongo bilden eine Zwischenzone, in der beide Stoffe gleichmässig verwendet werden.

3. Die Blasinstrumente.

Die Hauptgattungen der Blasinstrumente, Antilopenhörner, Elfenbeinhörner, Holzhörner, Rohrflöten, Pfeifen aus Holz und Elfenbein mit nur einem oder mehreren Löchern sind so allgemein in Afrika, dass von einem begrenzten Verbreitungsgebiet für eine dieser Klassen nicht die Rede sein kann. Auch da, wo das Material des Museums versagt und wo anderweitige Angaben fehlen, kann man mit Sicherheit annehmen, dass trotzdem Blasinstrumente, wahrscheinlich von mehreren Arten, vorhanden sind; ja, selbst wo Reisende direkt das Fehlen von solchen behaupten, dürfte man wohl eher einen Beobachtungsfehler vermuthen, als die Angabe auf Treue und Glauben hinnehmen. Selbst Pogges oben erwähnte Behauptung, dass es in Lunda keine Blasinstrumente gebe, wird dadurch hinfällig, dass das Berliner Museum mehrere von demselben Reisenden in Mussumba gesammelte Signalpfeifen aus Holz und Elfenbein besitzt (vgl. Abb. 77). Vielleicht hat Pogge, als er diese Bemerkung niederschrieb, nur an grosse Instrumente, Elfenbeintrompeten etc., gedacht, ') vielleicht auch ist es nur einem Zufall zuzuschreiben, dass diese nicht zu seiner Kenntniss gelangt sind.

Wenn die Elfenbeinhörner nicht überall gleich häufig sind, sondern hauptsächlich in Westafrika und speciell im Kongogebiet vorkommen, so hängt das einfach von der verschiedenen Häufigkeit des Elefanten ab, und man kann voraussehen, dass ebenso wie der Elefant auch die Elfenbeininstrumente schon in naher Zukunft dem Untergange geweiht sind. Es ist also über die Verbreitung der Elfenbeinhörner nur zu sagen, dass sie in Ost- und Südafrika schon heutzutage zu den Seltenheiten gehören, und dass ihr Gebiet auch in Westafrika von Jahr zu Jahr mehr einschrumpft. Am häufigsten sind sie gegenwärtig noch im Bereich des oberen Kongo und seiner Zuflüsse.

1) Auch Holub erwähnt bei den Marutse-Mambunda nur Signalpfeifen, keine Hörner, (Kulturskizze S. 145).

Die Instrumente aus Antilopenhorn sind noch weit allgemeiner verbreitet; nur die Form wechselt lokal im Zusammenhang mit der Verbreitung der Antilopenarten, deren Hörner benutzt werden. Auch Details geben wenig Anhalt zur geographischen Abgrenzung; Hörner mit abgeschnittener und mit intakter Spitze kommen anscheinend überall neben einander vor; nur die Anbringung des Blasloches an der convexen oder der concaven Seite scheint wenigstens bis zu einem gewissen Grade an gewisse Gebiete gebunden zu sein. An der concaven Seite findet sich das Blasloch bei weitem häufiger und ausserdem in allen Theilen Afrikas; die Anbringung an der convexen Seite dagegen ist hauptsächlich beschränkt auf Oberguinea (Sklaven- und Goldküste und deren Hinterland: Dagomba, Kabure, Moba, Barba etc.), Adamaua und einen Theil von Kamerun (Wute, Bali). Auch im alten Benin wurden die Hörner an der convexen Seite angeblasen.') Aber fast überall kommt daneben die gewöhnliche Form mit dem Mundloch an der Concavität vor. Dasselbe gilt

auch von den Elfenbeinhörnern.

Sonst ist nur über das Vorkommen einiger Formen von Signalpfeifen etwas zu sagen. So scheinen z. B. die Pfeifen aus Holz mit einer Anschwellung unterhalb des oberen Endes (Abb. 60) nur am unteren Kongo von Loango bis etwa zum Stanley Pool oder zur Kassai-Mündung vorzukommen; die Pfeifen von der Form der Abb. 66 nur in Süd-Kamerun (Yaunde, Bule, Wute).

Die Pfeifen mit Kreuzdurchbohrung (Abb. 75-82) finden sich in zwei durch weite Räume getrennten Gebieten. Das erste scheint sich von Togo im Westen bis Adamaua im Osten zu erstrecken. Die meisten Pfeifen des Berliner Museums stammen aus dem deutschen Togo-Gebiet, wo sie bis in die nördlichsten Landschaften (Kabure, Tamberma, Moba) vorkommen. Ob sie noch weiter nach Westen und Norden gehen, ist mir nicht bekannt; weiter östlich finden sie sich dagegen am unteren Niger, 2) in Adamaua und im nördlichen Kamerun bei den Bali. Vermuthlich haben diese sie aus ihrer Heimath in Adamaua mitgebracht. Der Typus der Pfeifen zeigt übrigens Verschiedenheiten im Osten und Westen. Dort bei den Bali verbreitern sich die Pfeifen nach dem unteren Ende zu und platten sich zugleich ab (Abb. 75), während in Togo der untere Theil drehrund ist und entweder stumpf endigt oder in eine Spitze ausläuft (Abb. 78-80).

Das zweite Verbreitungsgebiet zieht sich anscheinend vom Oberlauf des Kassai bis zum Tanganyika hin, umfasst also im Wesentlichen die Landschaften Lunda und Urua. Aus beiden besitzt das Museum Exemplare

1) Read & Dalton Taf. XX, 6; XXI, 2; XXII, 3, 5.

2) Allen & Thomson, I, 215.

solcher Pfeifen, aus Lunda mehrere Pfeifen aus Elfenbein und Holz, aus Urua eine Holzpfeife. Eine ähnliche Signalpfeife bildet Cameron von den Waguha ab.1)

4. Die Schlaginstrumente.

Die Trommel ist das dem Neger unentbehrlichste Musikinstrument, das bei allen Ereignissen des täglichen Lebens, traurigen wie freudigen, seine Stimme hören lassen muss; »sie tönt«, sagt Burton, »wenn ein Mann erkrankt, wenn er gesundet oder wenn er stirbt; bei Geburten und bei Hochzeiten; bei Begräbnissen und frohen Festen; wenn ein Fremder ankommt oder abreist; wenn ein Krieg beginnt oder aufhört, und überhaupt, sobald es nichts anderes zu thun giebt«.2) Was der englische Reisende hier von den Bewohnern der Sansibar-Küste sagt, lässt sich ohne weiteres auf alle Afrikaner übertragen. Und nicht nur, dass die Trommel bei keinem wichtigen Ereigniss im Leben des Negers von der Geburt bis zum Tode fehlen darf, ihr weithin vernehmbarer Ton hat sie auch zu einem Verkehrsmittel gemacht, durch welches die Nachbardörfer miteinander in Verbindung stehen und durch das Nachrichten mit einer Schnelligkeit, die europäische Reisende oft in Staunen versetzt hat, auf weite Entfernungen verbreitet werden. Auch da wo in grösseren Staaten mächtige Häuptlinge sich aus mehreren Instrumenten zusammengesetzte Musikkapellen halten, spielt die Trommel fast immer die Hauptrolle und fehlt jedenfalls nie. So wird an manchen Orten die Königstrommel gewissermassen zu einem Nationalheiligthum und einem Staatsfetisch; wie es anderswo als Schande gilt, im Kriege die Fahne einzubüssen, so wird hier der Verlust der Trommel als schmachvoll angesehen, und die Leute in Usindja und Tshamtuara erzählen, wie einstmals, als dem Lande eine grosse Gefahr drohte, die Staatstrommel auf geheimnissvolle Weise verschwand und sich in der Erde verbarg und später auf nicht minder seltsamem Wege wieder zum Vorschein kam.3) Auch Opfer erhalten solche Trommeln zuweilen; sie werden mit dem Blut der Opferthiere bestrichen oder dasselbe wird in sie hineingegossen.

Bei dieser Bedeutung und diesem Ansehen der Trommel ist es natürlich, dass ihre Verbreitung über Afrika eine ganz universelle ist. Mir sind nur zwei Fälle bekannt, in denen sie einem Stamme abgesprochen wird; einmal soll es nach Baumann) in Urundi keine Trommeln

1) Quer durch Afrika I, 280.

2) Burton, Zanzibar, City, Island and Coast. London 1872. I, 430.

3) Richter, Ethnogr. Notizen über den Bezirk Bukoba. (Mitth. a. d. D. Schutzg. 1900. XII. S. 71).

') Durch Massailand S. 224. Die Angabe wird dadurch wahrscheinlicher, dass auch in den reichhaltigen, besonders durch den verstorbenen Missionar v. d. Biesen in

geben; der zweite Fall betrifft die Bubi auf Fernando Poo, von denen derselbe Baumann') behauptet, sie besässen keine Trommeln. Es handelt sich hier wohl um einen Fall von Verarmung, wie er ja auf kleinen Inseln häufig beobachtet wird; inzwischen scheint dieser Mangel aber gehoben zu sein, denn Miss Kingsley2) hat bei den Bubi Holz- und Felltrommeln gesehen, beide von derselben Art, wie bei den Dualla.

Betrachten wir nun zunächst die Verbreitung der Felltrommeln und ihrer Unterabtheilungen (Karte II). Für die Trommeln mit einfach aufgestreiftem oder nur angebundenem Trommelfell lässt sich keine bestimmte Verbreitung angeben; sie kommen zu vereinzelt vor und sind im Berliner Museum in zu wenigen Exemplaren vertreten, als dass sich darauf Schlüsse basiren liessen. Die wenigen mir bekannten Stücke stammen aus Südund Ostafrika (Bergdamara, Uschaschi, Ussoga). Sie sind wohl als Ueberbleibsel einer primitiven und veralteten Art der Trommelspannung aufzufassen; daraus erklärt sich ihre Spärlichkeit und ihre Vereinzelung.

Die Trommeln mit angenageltem Trommelfell erfüllen die südliche Hälfte des Erdtheils; ihre Nordgrenze, die sich ziemlich genau angeben lässt, ist etwa die folgende.

An der Westküste geht diese Trommelspannung nicht weiter nördlich als bis Loango; hier kommt sie sicher vor, wie mehrere Stücke im Berliner Museum (III C 515, 6344) zeigen, aus den nordwärts angrenzenden Landschaften des Ogowe-Gebiets ist mir dagegen kein Beispiel bekannt. Nun scheint die Grenze im allgemeinen dem Laufe des Kongo zu folgen, wohl meistens etwas nördlich von demselben bleibend; die Anpflöckung des Trommelfells findet sich bei den Bayansi (Abb. 108) und bei den Baloï am unteren Ubangi.3) Weiterhin wird die Grenze unsicher. Ob bei den im Gebiet des Tschuapa und Lokendje sitzenden Stämmen, den Balolo und Bassongo Mino, die Annagelung vorkommt, ist fraglich; die beiden einzigen Trommeln, die das Berliner Museum aus diesen Gegenden besitzt (vgl. Abb. 127), zeigen Schnurspannung. Dagegen haben die Bakuba die Annagelung (Abb. 117) und ebenso ihre südlichen Nachbarn, die Baluba; bei den letzteren ist sie wahrscheinlich sogar die alleinige Art der Bespannung, denn nach Pogge1) sind die beiden bei ihnen vorkommenden Trommelformen unten offen, was gegen Schnurspannung spricht. Auch haben die Baluba-Trommeln des Berliner Museums alle Urundi zusammengebrachten Sammlungen des Berliner Museums keine Trommel vor

handen ist.

1) Fernando Poo. S. 98.

2) Travels in West-Africa. London 1897. S. 67.

3) Dybowski, La route du Tchad. Paris 1893. S. 150 (Abb.).

4) Pogge bei Wissmann, Unter deutscher Flagge quer durch Afrika von West nach Ost. Berlin 1889, S. 377.

ein angepflöcktes Fell. Von dem sich von hier ostwärts bis zum Tanganyika erstreckenden Gebiet des oberen Kongo und seiner Zuflüsse ist die nördliche, von den Bassonge, Batetela, Wakussu, Manyema etc. bewohnte Hälfte gänzlich unbekannt; überhaupt scheint hier die Felltrommel gegenüber der Holzpauke sehr zurückzutreten; die südliche Hälfte dagegen mit den Landschaften Urua, Marungu u. s. w. gehört dem Gebiet der Annagelung des Trommelfells an (Abb. 106, 114, 119, 122). Oestlich der grossen Seeen macht die Grenze eine Ausbuchtung nach Norden; sie umschliesst hier die Landschaften am West- nnd Nordufer des Nyansa, Ussiba und Uganda aus Ruanda und Urundi sind mir keine Trommeln bekannt und reicht nördlich bis zum Nordende des Albert-Sees (Magungo). Von hier aus fällt die Grenze anscheinend mit der Nordgrenze der Bantu zusammen; wenigstens findet sich bei den nördlichsten Bantustämmen, wie den Wakamba, noch die Befestigung des Trommelfells durch Holznägel.

Nördlich von dieser Grenze kommt die Anpflöckung nur ganz vereinzelt vor; das Museum besitzt nur zwei Exemplare mit dieser Trommelfellspannung, beide aus dem Hinterland von Togo. Das eine ist ein Tambourin von der gewöhnlichen nordafrikanischen (arabischen) Form: ein quadratischer Holzrahmen, der auf einer Seite mit Haut bezogen ist; das zweite Stück ist die in Abb. 105 wiedergegebene Trommel aus Tschore. Ich komme auf dieses interessante Vorkommniss noch zurück.

Diese Befestigung des Trommelfells ist aber anscheinend auch sonst noch stellenweise im Sudan vorhanden. So werden vom unteren Niger und Benue Trommeln aus Holz oder Kürbis erwähnt, deren Trommelfell, wie ausdrücklich hinzugefügt wird, nicht durch Riemen gespannt ist, 1) also wohl mit Pflöcken angenagelt sein muss. Möglicherweise findet sich die Anpflöckung auch im centralen Sudan. Nachtigal2) beschreibt Trommeln aus Bornu von cylindrischer Form, von denen die grösseren (ca. 1 m lang) am unteren Ende offen sind, während die kleineren auf beiden Seiten bespannt werden. Falls die ersteren nicht einen Absatz oder eine erhabene Leiste haben, an der die Schnüre einen Halt finden könnten, sondern glatte Wände, so liesse sich wohl Annagelung vermuthen, ebenso wie bei den Trommeln aus Bagirmi, die derselbe Reisende erwähnt (II 607). Endlich findet sich die Anpflöckung neben der vorherrschend üblichen Schnurspannung auch in Senegambien, wie zwei von Gray abgebildete Trommeln beweisen, bei denen die Pflöcke deutlich sichtbar sind.3)

1) Day bei Mockler-Ferryman. S. 271.

") Sahara und Sudan I, 745.

) W. Gray, Travels in Western Africa. Taf. IX (S. 301), Fig. 3 und 6.

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