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heit der Werkzeuge die Herstellung eines Brettes aus Holz noch nicht gestattete oder wenigstens zu einer schweren und langwierigen Arbeit machte. So mag sich diese ehemals verbreitetere Technik in abgelegenen oder ärmeren Gegenden allem technischen Fortschritt zum Trotz vereinzelt bis heute erhalten haben.

Die Rohrinstrumente der elften Gruppe kommen nur an wenigen und durch ungeheure Zwischenräume getrennten Stellen vor, soweit wenigstens nach dem Material des Berliner Museums und den sehr spärlichen Litteraturangaben ein Urtheil zulässig ist. Es ist ja immerhin möglich, dass genauere Nachforschungen sie noch in einigen anderen Winkeln Afrikas auffinden werden, wahrscheinlich aber, dass sie als Ueberbleibsel einer alten, längst weggespülten Kultur nur an verhältnissmässig wenigen Orten sich erhalten haben.

Die Raphia-Instrumente (Gruppe XIa) scheinen nur in Süd-Kamerun und den angrenzenden Theilen des Congo français vorzukommen, vorwiegend also wohl bei Fan-Völkern. Daher stammen wenigstens alle Instrumente des Berliner Museums mit Ausnahme eines einzigen. Dieses, zugleich das einzige, bei dem die Saiten neben- und nicht übereinander liegen, hat keine Herkunftsangabe; da es aber zu den Sammlungen Robert Flegels gehört, so kann man annehmen, dass es aus dem südlichen Adamaua stammt und somit das Vorkommen dieser Instrumente bis hierhin bezeugen würde, falls nicht eine Verschleppung vorliegt. Nach dem Innern hin wird das Gebiet der Raphia-Instrumente wahrscheinlich ebenso weit reichen, wie das der Fan-Stämme. Im Südosten geht es sogar darüber hinaus und erreicht den Kongo, da es bei den Bateke vorhanden ist.')

Die Rohrhalm-Cithern der Gruppe XIb finden sich in zwei, weit von einander entfernten Gegenden. Die vollkommeneren Instrumente dieser Art, die Abb. 48 zur Darstellung bringt, stammen aus Oberguinea. Die Angaben über ihre Herkunft sind ungenau oder fehlen ganz; eines stammt angeblich aus Dahome, ein zweites ist in Togo erworben, zwei gehören zu den Flegel'schen Sammlungen vom unteren Niger. Von diesen beiden ist das eine ohne Angabe, das zweite stammt aus Bautschi im centralen Sudan. In der Litteratur habe ich keine Erwähnung dieser Instrumente gefunden; ich kann daher auch nicht sagen, ob die Angabe Dahome richtig ist; in Togo sind sie wohl sicher nicht heimisch, da keine der grossen Sammlungen, die das Berliner Museum in den letzten Jahren aus dieser Kolonie bekommen hat, derartige Instrumente enthalten hat. Auch ihr Vorkommen am unteren Niger wird dadurch zweifelhaft, dass Day sie nicht erwähnt. Es ist also wohl möglich, dass ihre Heimath weiter im Innern liegt, von 1) Guiral, Le Congo Français. 1889. S. 174.

wo sie durch den Handel gelegentlich in einzelnen Exemplaren nach der Küste gebracht werden. Und diese Vermuthung wird durch die Herkunftsangabe des einen Flegel'schen Stückes gestützt.

Die einfacheren Instrumente, von denen das Berliner Museum vier besitzt, stammen dagegen sämmtlich aus dem innersten Kongo-Gebiet, und zwar von einem und demselben Orte, von Lupungu im Gebiet des oberen Sankurru, also wohl von einem Bassonge-Stamm. Wissmann hat sie von seiner ersten Afrika-Durchquerung mitgebracht und seitdem sind keine weiteren ins Berliner Museum gelangt.

Der letzte zu dieser Gruppe gehörige Instrumententypus, die Valiba, ist auf Madagaskar beschränkt.

Ein ähnliches Instrument kommt sogar in Senegambien am Rio Nunez vor; ich erwähne es hier zum Schluss, da ich nicht sicher bin, ob es zu der Valiha oder zu den Raphiaguitarren zu stellen ist. Es besteht nach Bérenger-Féraud aus einem Bambusschaft (tige de bambou), 1) von dem 2 oder 4 Rindenstreifen losgelöst und an den Enden durch Steinchen unterstützt sind. Man spielt es mit den Fingern und einem Stäbchen.2)

Es bleibt noch die Verbreitung einiger Einzelheiten zu betrachten, zunächst die Befestigung der Saiten am Saitenträger. Einfach angebunden sind die Saiten bei der ersten und zweiten Gruppe, ferner bei der sechsten und siebenten. Bei den beiden letzten finden sich schon Verbesserungen; so ist bei der Kruharfe der eine Stab mit Löchern versehen, durch welche die Saiten gezogen werden, und bei einigen Instrumenten der sechsten Gruppe wird die Saite, was sonst nie vorkommt, in einen Spalt der Spitze des Saitenträgers geklemmt.

Die Befestigung an Ringen aus Pflanzenfaser oder Leder, die fest um den Saitenträger herumgelegt sind, ist allein herrschend bei den Instrumenten der vierten und achten Gruppe, den Mandingo-Guitarren und den Lyren. Ferner findet sie sich bei den meisten Instrumenten der dritten Gruppe (Abb. 11-13).

Wirbel endlich finden sich bei den übrigen Instrumenten der dritten Gruppe, besonders denen aus Nordafrika, und bilden das ausschliessliche Mittel zur Saiten befestigung bei der fünften Gruppe, den Harfen. Aus diesen Angaben ergiebt sich die geographische Verbreitung von selbst; das Anbinden der Saiten überwiegt bei den Saiteninstrumenten aller Bantu; im Sudan und in Nordafrika tritt an seine Stelle die Befestigung an Fäden oder Riemen, die fest um den Saitenträger gewickelt sind, oder an dreh

1) Hiermit kann wirklicher Bambus oder die Bambuspalme (Raphia) gemeint sein. 2) Bérenger-Féraud, Les peuplades de la Sénégambie. Paris 1879. S. 144.

baren Pflöcken. Das am weitesten nach Süden ins Bantugebiet vorgedrungene Instrument mit Wirbeln ist die Harfe.

Ferner ist zu beachten die Verbreitung der beiden zur Herstellung der Saiten benutzten Materialien, der Thiersehne und der Pflanzenfaser. Im Allgemeinen kann man sagen, dass Nord-, Ost- und Südafrika das Gebiet der Thiersehne bilden, während in Westafrika die Pflanzenfaser vorherrscht. Demgemäss finden sich bei dem universal verbreiteten Musikbogen beide Stoffe, und zwar der pflanzliche nur bei westafrikanischen Stücken (ein Bogen aus der Sammlung Pogge hat Rotangsaite). Die zweite Gruppe bildet aber schon eine Ausnahme von obiger Regel; denn obwohl in Ostafrika heimisch, haben ihre Instrumente durchweg Pflanzenfasersaiten; das weist auf ihre Herkunft aus dem malaiischen Madagaskar. In der dritten Gruppe herrschen Thiersehnen vor und ihnen gesellen sich Rosshaarsaiten. Die vierte Gruppe hat wieder überwiegend Pflanzenfasersaiten, nur das grosse Instrument Abb. 18 hat solche aus thierischer Substanz. Ebenso verwenden die sechste und siebente Gruppe nur pflanzliche Saiten, die fünfte, achte und neunte dagegen fast ausschliesslich thierische; nur bei Harfen aus dem Ogowe-Gebiet finden sich Saiten aus Pflanzenfaser.

2. Die Sansa.

Die Verbreitung der Sansa (Karte III) erstreckt sich ungefähr über die Gebiete des Sambesi, des Kongo und des unteren Niger. An der Westküste umfasst sie alle Landschaften vom Kunene bis zum Niger, im Osten erreicht sie dagegen das Meer nur zwischen der Delagoabay und Mozambique.

Durchmustern wir zunächst den Bestand des Berliner Museums, so finden wir folgende Landschaften und Stämme vertreten: ganz im Süden die Ovambo,') dann verschiedene Orte in Portugiesisch Westafrika (Benguela, Novo Redondo, Malange), weiter das Gebiet an der Kongomündung, und die Bawili in Loango; aus dem Ogowe-Gebiet die Fan und Akelle; aus Süd-Kamerun die Yaunde, Bati und Wute; weiter nördlich die Dualla und Bakwiri; aus Nord-Kamerun die Bafó, Banyang und Bali, die Ekoi am Cross River; dann Calabar und Bonny; weiter aus dem Innern die Mbum um Ngaundere in Adamaua. Aus dem Innern des Kongogebietes sind nur wenige Stämme vertreten: die Bateke, die Anwohner des Kuango, die Balolo am Tschuapa, die Warua und Manyema im Osten, endlich Lunda.

1) Das Museum besitzt zwei Sansas von den Ovambo; gegen die Zuverlässigkeit der Angabe, die von einem im Ambo-Lande thätigen Missionar herrührt, sind kaum Zweifel zu erheben. Indess darf nicht unerwähnt bleiben, dass nach Schinz die Sansa, die er Marimba nennt, nur bis Onkumbi vorkommt, südlich des Kunene aber fehlt.

Es folgen dann noch eine Reihe Instrumente vom Sambesi, Schire und Nyassa und von den Wayao, endlich von den Bawenda im nördlichen

Transvaal,

Der hier umschriebene Verbreitungskreis wird durch einige Angaben aus der Litteratur, die ich hinzufüge, nicht wesentlich erweitert: Bangala, Britisch Central-Afrika (westlich des Nyassa), Makalanga, Marutse, Wabudschwe, Unterer Niger.1)

Versuchen wir nun die Grenzen dieses Gebietes genauer zu bestimmen. Im Süden verläuft dieselbe vom unteren Kunene in etwa südöstlicher Richtung zur Mündung des Limpopo; bei den Baronga an der Delagoabay scheint die Sansa nicht mehr vorzukommen, da sie von Junod") nicht angeführt wird. Weit schwieriger ist es, den Verlauf der Nordgrenze auzugeben. Im äussersten Nord-Westen umschliesst sie noch das Gebiet des untersten Niger und des Benue mit Adamaua. Dann folgt eine Lücke, zu deren Ausfüllung uns die Kenntniss mangelt; wahrscheinlich folgt die Grenze etwa dem Lauf des Sanga und nähert sich dem Kongo im Lande der Bangala; sie dürfte auf dieser Strecke kaum weiter östlich zu suchen sein, da die im Osten wohnenden Stämme den A-Sandeh verwandt sind, die die Sansa nicht haben. Auch weiterhin sind wir zunächst auf Vermuthungen angewiesen; anscheinend verläuft die Grenze zwischen Kongo und Uelle, folgt dann dem Bogen des Kongo nach Süden in unbestimmbarer Entfernung von dem Strome und erreicht das Westufer des Tanganyika; zum mindesten wissen wir, dass in Ubudschwe und Urua unser Instrument vorkommt. In Deutsch-Ostafrika ist es nirgend einheimisch; dagegen ist es im britischen Gebiet südlich davon vorhanden, so dass die Grenze zwischen Tanganyika und Nyassa ziemlich mit der politischen zusammenfallen dürfte; und auch östlich des Nyassa dürfte sie sich nicht weit von der Grenze zwischen der deutschen und der portugiesischen Kolonie entfernen.

Ausserhalb dieses Gebietes findet sich die Sansa noch bei den Kru in Liberia.) Es ist das ein sehr interessantes Vorkommen, weil es zeigt, wie Musikinstrumente verschleppt werden. Denn die Sansa ist hier sicher nicht einheimisch, sondern die seetüchtigen Kru, die als Matrosen auf europäischen Schiffen an der ganzen afrikanischen Westküste herum

1) Coquilhat, Sur le Haut Congo, S. 364; Johnston, British Central Africa, S. 467; Bent, The ruined cities of Mashonaland, S. 73; Holub, Sieben Jahre in Südafrika II, 198 und Kulturskizze S. 137 f.; Cameron, Quer durch Afrika I, 288; Day bei MocklerFerryman, Up the Niger S. 271.

2) Les Ba-Ronga. (Bull. Soc. Neuchâteloise Géogr. X. 1898).

*) Büttikofer II, 336. B. hebt ausdrücklich hervor, dass von allen Stämmen Liberias nur die Kru die Sansa besitzen.

kommen, haben sie zweifellos von Angola oder Gabun in ihre Heimath mitgebracht.

Sehr beachtenswerth ist die schon oben erwähnte Thatsache, dass die Sansa und die schalen förmigen Saiteninstrumente sich gegenseitig fast ganz auszuschliessen scheinen; mir ist wenigstens ausser Urua keine Landschaft mit Sicherheit bekannt, in der beide nebeneinander vorkommen. Johnston erwähnt freilich beide aus den britischen Besitzungen westlich des Nyassa und des Schire, unterlässt aber zu sagen, ob sie sich alle zwei in der ganzen Ausdehnung dieses Gebiets finden, so dass die Möglichkeit offen bleibt, dass das eine Instrument nur in der nördlichen, das andere in der südlichen Hälfte zu Hause ist. Wenn sich aber auch in den Grenzgebieten eine Vermischung beider Instrumente findet, so bleibt doch die Erscheinung der gegenseitigen Ausschliessung im Wesentlichen bestehen. Das ist um so bemerkenswerther, als die beiden Instrumente einen analogen Bau aufweisen, indem die tongebenden Theile in beiden Fällen auf einem Brett oder einer aus Rohrhalmen gebildeten Platte angebracht sind, und sich nur durch die Art der Tonerzeuger unterscheiden.

Ueber die Verbreitung der verschiedenen Formen der Sansa lässt sich nicht allzuviel sagen. Instrumente aus einem einfachen Brett und solche mit einem Resonanzkasten kommen wohl überall nebeneinander vor. Aus einem Stück Holz ausgehöhlte Kasten sind häufiger im Osten und Süden, Kasten mit besonderem aufgelegtem Deckel finden sich hauptsächlich in Kamerun und Calabar. Formen wie die der Abb. 51 kommen vom untersten Kongo und vom Kuango, die der Abb. 54 ist typisch für das Ogowe-Gebiet, Abb. 53 für Kamerun.

Aus Palmblattrippen zusammengesetzte Instrumente besitzt das Berliner Museum aus Kamerun (Bati, Yaunde, Wute, Bali), Adamaua (Mbum) und vom Kuango, ein aus Rohrhalmen wie die Saiteninstrumente der Gruppe X bestehendes aus dem Nyassa-Gebiet. Derartige Instrumente kommen auch sonst noch vor, und was Pogge von Lunda berichtet,1) wo die Sansas der Armen und der Kinder, die sich ihre Instrumente selbst machen, einen Resonanzboden aus nebeneinander befestigten hohlen Rohrstengeln haben und Tonstäbe aus Holz, während die der Wohlhabenden aus einem Holzkasten und Eisenzungen bestehen, wird wohl auch für andere Gegenden zutreffen.

Auch für einige Stegformen lassen sich gewisse Bezirke nach weisen, für die sie typisch sind. Gerade Stege finden sich besonders im Osten (Wayao, Sambesi-Stämme, Warua), doppelt rechtwinklig gebogene (Abb. 51) an der Westküste bis nach Loango im Norden (Ovambo, Angola, Kuango,

1) Pogge, Muata Jamwo. S. 241.

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