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Gegenden für verschiedene Instrumente gebraucht wird; ich verstehe hier unter Marimba nur die oft beschriebene Holzharmonika.')

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Das Berliner Museum besitzt neun solcher Instrumente; bei dieser geringen Anzahl erscheint es am besten, dieselben zunächst einzeln zu beschreiben.

III C 1357. Malange (Angola). Die 18 Holztasten (35-50 cm lang, 5-7,3 cm breit) liegen über zwei hufeisenförmig gekrümmten, zu einander parallelen Holzbügeln, und zwar auf der konkaven, nach oben gerichteten Seite derselben. Sie ruhen aber nicht direkt auf denselben, sondern auf zwei dicken, aus Lederriemen zusammengedrehten Schnüren, die von einem Ende der Bügel zum andern auf denselben entlang gezogen sind. An diesen Lederschnüren sind sie durch zwei dünne Schnüre befestigt, die durch 2 Löcher in den Enden der Tasten hindurchgehen und sich um die Hauptschnüre herumschlingen. Unter jeder Taste hängt als Resonator ein durchschnittener, oben offener Kürbis, der seitlich ein mit einer dünnen, weissen Membran (Spinngewebe) verschlossenes Loch hat.

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Abb. 168. Marimba der Yaunde (III C 7630). 16.

Die Kürbisse sind auf Stäbchen gespiesst, die ihrerseits in den beiden Bügeln stecken, und nehmen von einem Ende zum andern an Grösse zu (12,5-40 cm lang). Ausserdem hat die Marimba einen grossen Bügel zum Tragen. Dazu gehören zwei Schlägel, mit einem Kautschukknopf am Ende. Das ganze Instrument misst von einem Ende zum andern, in der Sehne des Bogens gemessen, 125 cm.

1) In Folge dieses wechselnden Gebrauchs des Namens Marimba lässt sich oft nicht entscheiden, welches Instrument eigentlich gemeint ist. So z. B. bei Schinz, wenn er von dem Fehlen der überall nördlich des Kunene vorkommenden Marimba bei den Ovambo spricht. Auch in Bezug auf dasselbe Gebiet widersprechen sich die Benennungen der Schriftsteller häufig. So nennen Tams und Monteiro die Sansa in Angola Marimba, Magyar dagegen hat letztere Bezeichnung für die Holzharmonika und Vissandschi für die Sansa. Nach Johnston heisst letztere bei den Wayao Lulimba.

Dieses ist die einzige Marimba, bei der die Tasten in einer nach oben konkaven Fläche angeordnet sind, bei allen andern liegen sie in einer Ebene.

III C 7630. Yaunde. (Abb. 168.) Die 9 Tasten liegen hier auf zwei mit Rindenstoff bewickelten Stäben, die an einem Ende des Instruments 17, am anderen 7 cm von einander abstehen. Sie sind an demselben durch zwei Schnüre befestigt, von denen die eine durch zwei Löcher in einem Ende der Taste gezogen ist, während die zweite quer über das andere Ende läuft. Die Tasten sind 24-33 cm lang und 5 bis 6 cm breit. Darunter sind die Resonanzkürbisse vermittels einer hindurchgezogenen Schnur in einem rechteckigen Holzrahmen aufgehängt. Die Schnur ist, um ein Herabsinken der Kürbisse zu verhindern, um Querstäbe geschlungen, die unterhalb der Zwischenräume zwischen den Tasten in dem Rahmen angebracht sind. Alles Uebrige wie bei dem vorigen Instrument.

III C 8240 und 8241 (Bati) gleichen in allem der eben beschriebenen Marimba, haben aber nur sieben Tasten aus Rothholz.

III C 10 853. Djimini (3° 30′ w. L., 8° 30' n. Br.). Wie bei III C 1357 ruhen die Tasten, elf an Zahl, auf zwei Lederstricken und sind an ihnen durch Riemen befestigt, die aber nicht durch Löcher in den Tasten gezogen, sondern nur um dieselben herumgeschlungen sind. Die Tasten sind 27 bis 54 cm lang, 4,5-7,5 cm breit. Zwischen je zwei Tasten ein in den Lederstricken steckender Querstab. Die Kürbisse hängen in Querschnüren, z. T. ihrer Grösse wegen nicht nebeneinander, sondern in zwei Reihen. Das mit Spinn web überzogene Loch ist viereckig. Der Stützapparat ist erweitert, indem unterhalb des viereckigen Rahmens, auf dem die Tasten liegen, sich ein zweiter ebensolcher befindet, der mit dem ersten durch vier senkrechte Stäbe in den Ecken zu einem festen Gestell vereinigt wird. Innerhalb dieses Gestells, das auf den Boden gesetzt werden kann, hängen die Kürbisse. III D 1813. Nördliches Transvaal. 19 Tasten, an beiden Enden geschnitzt. Dieselben hängen an zwei hindurchgezogenen Schnüren, die zwischen zwei geschnitzten, mit Handgriffen versehenen Brettern ausgespannt sind. Diese Bretter werden durch einige Längsstäbe in dem richtigen Abstand von einander gehalten. Darunter hängen ebenfalls an Schnüren die ungewöhnlich langen Kürbisse.

III E 2398. Loangwa (linker Nebenfluss des Sambesi). Die 10 Tasten (30,5-32 cm lang, 4,5-7,5 cm breit) hängen an hindurchgezogenen Lederriemen, die zwischen den Enden eines zweimal rechtwinklig gebogenen Holzbügels ausgespannt sind. Nach je zwei Tasten ist immer ein auf die Kante gestelltes Querbrett eingeschaltet. Darunter liegt ein mit Zapfen in die umgebogenen Schenkel des Bügels eingelassenes Brett,

das mit 10 runden Löchern für die kugelförmigen Resonanzkürbisse (5,5

bis 10 cm Durchmesser)

versehen ist. Letztere sind an der Unterseite des Bretts mit einer harzartigen schwarzen Masse angeklebt. Auch um die seitliche Oeffnung der Resonatoren ist aus dersellen Masse eine Art Wall gebildet, so dass das Loch

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Abb. 169. Befestigung der Resonatoren bei einer Marimba vom Loangwa (III E 2398). 1 d. w. Gr. Mit Durchschnitt. zu einer Röhre geworden ist, deren äussere Mündung die Spinnwebenhaut überkleidet. (Vgl. Abb. 169.)

III E 1503, Sambesi, ist dem vorigen ganz gleich, hat aber 12 Tasten. III F 939. Mbum. Dieses Instrument ist dem vorigen ebenfalls sehr ähnlich, sowohl was die Befestigung der Tasten hier 14 an der Zahl - als auch die der Kürbisse betrifft. Auch die aus Harz gebildete Röhre

Abb. 170. Resonanzkürbis einer Marimba der
Mbum (III F 939). 16-

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mit dem Ueberzug von Spinngewebe fehlt nicht. Abweichend sind nur die beiden letzten Kürbisse an jedem Ende des Instruments, die eine höchst eigenthümliche Konstruktion aufweisen. Sie bestehen nämlich aus zwei rechtwinklig zu einander stehenden Kürbissen, von denen der obere senkrecht, der untere wagerecht steht und die durch einen Ringwulst von Harz mit einander

verbunden sind. Am äussersten Ende des unteren Kürbisses befindet sich dann die Harzröhre mit der weissen Membran (Abb. 170).

Die Konstruktion ist also bei allen im Wesentlichen dieselbe: eine Anzahl von >Tasten«, rechteckigen platten Hölzern von verschiedener Grösse, die nebeneinander auf einem Rahmen angebracht sind und unter sich Flaschenkürbisse von ebenfalls verschiedener Grösse haben.')

Ausser diesen Marimben giebt es noch unvollkommenere Instrumente, denen die Resonatoren fehlen. Dieselben bestehen nur aus einer Anzahl von Hölzern, die ebenso wie die Tasten einer Marimba gestaltet sind.

') Bei den Manyema sollen unter jeder Taste zwei Kürbisse hängen (Cameron I, 307)

Das Berliner Museum besitzt zwei Sätze solcher Hölzer, der eine von 6 Tasten aus Usaramo, der zweite von 9 aus Useguha. Graf Pfeil, dem das Museum das letztere Instrument verdankt, beschreibt den Gebrauch desselben etwa folgendermassen:') die neun Holzscheite werden nebeneinander über zwei parallel liegende Bananenstämme gelegt, zwischen denen eine kleine Vertiefung in die Erde gegraben ist, und mit zwei Stäbchen geschlagen. Nach Hildebrandt werden die Hölzer bei den Wasaramo auch zuweilen auf hohle Flaschenkürbisse gelegt, was bessere Resonanz ergiebt. 2)

Abb. 171. „Totentrommel" der Mangandscha (IIIE 3229). 16

Ein marimbaartiges Instrument, das nur eine einzige über einem Kürbis befestigte Taste hat, zeigt Abb. 171. Es ist eine sogenannte >> Todtentrommel« der Mangandscha. Die Oeffnung des Kürbis ist mit einem Rand von Harz umgeben; in diesem stecken vier nach oben divergirende Stäbe. Zwischen je zwei Stäben ist ein Lederriemen ausgespannt, und auf diesem Riemen ruht das Schlagbrett, auf dem in der Mitte ein grosser Kautschukballen liegt. Der Ton des Instruments soll durch das Hineinschieben der linken Hand gedämpft werden.

1) Beobachtungen während meiner letzten Reise in Ostafrika. (Peterm. Mitth. Bd. 34. 1880. S. 7.)

2) Z. f. E. X, 1878. S. 392.

II. Geographische Verbreitung.

Das vorhergehende Kapitel hat einen Ueberblick über die erstaunliche Mannigfaltigkeit der afrikanischen Musikinstrumente gegeben; und wenn auch dieser Reichthum nicht gleichmässig über den Erdtheil ausgegossen ist, so dürfte es doch nur wenige Stämme geben, bei denen nicht wenigstens die drei Hauptabtheilungen, die Blas-, Saiten- und Schlaginstrumente ihre Vertreter hätten. Das ist ja auch eine bei dem durch alle Berichterstatter bezeugten musikfrohen Sinn der Neger und ihrer offenbar vielfach nicht unbeträchtlichen Begabung für Musik durchaus erklärliche Erscheinung.

Es giebt allerdings in der Litteratur eine ganze Reihe von Angaben, wonach diesem und jenem Stanıme irgend eine Gattung von Musikinstrumenten völlig fehle. So sollen nach Schweinfurth die Monbuttu, nach Coquilhat die Bangala, nach Hildebrandt die Hirtenstämme Ostafrikas, wie die Massai etc., der Saiteninstrumente gänzlich ermangeln; Pogge hat in Lunda keine Blasinstrumente, auch keine Hörner, bemerkt, und 0. Baumann behauptet sogar das Fehlen der Trommel in Urundi und auf Fernando Poo. 1) Derartigen Angaben mag nicht selten ein Irrthum des Beobachters zu Grunde liegen; ein solcher ist bei kurzer Dauer des Aufenthaltes um so eher möglich, als viele Instrumente nur bei besonderen Gelegenheiten benutzt werden. Daher dürften sich auch Saiteninstrumente eher der Beobachtung entziehen, als die hauptsächlich bei lärmenden Festlichkeiten Verwendung findenden Trommeln und Blashörner, die sich der Aufmerksamkeit des Reisenden oft mehr aufdrängen, als ihm erwünscht ist.

Andererseits ist es selbstverständlich, dass das eine Volk dieses, das andere jenes Instrument bevorzugt, wie z. B. nach Schweinfurth die Monbuttu eine lärmende Musik lieben, während ihre Nachbarn, die NiamNiam, sich lieber an den zarten Tönen der Harfe oder der Marimba erfreuen. Zum Theil sind solche Verschiedenheiten zwischen benachbarten

1) Schweinfurth, Im Herzen von Afrika. 1878. S. 301; Coquilhat, Sur le Haut Congo. Paris 1888. S. 364; Hildebrandt, Ethn. Notizen über die Wakamba und ihre Nachbarn (Z. f. Ethn X. S. 393); 0. Baumann, Durch Massailand zur Nilquelle. Berlin 1894. S. 224; ders., Fernando Poo. Wien 1888. S. 98.

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