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Neunte Gruppe. Es tritt uns hier ein ganz neues Verfahren der Saitenausspannung entgegen; war es bisher stets ein mehr oder weniger gekrümmter Stab, längs dessen die Saiten entweder durch seine eigene Elasticität oder durch andere Mittel gespannt gehalten wurden, so haben wir jetzt an seiner Stelle ein Brett, über dessen Fläche die Saiten neben einander in einer Ebene liegen. Das einfachste Instrument dieser Art

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Abb. 36. Lyra aus Abessinien (III A b 1035). a) Seitenansicht. 1, d. w. Gr.

b) Saitenbefestigung. /, d. w. Gr.

zeigt Abb. 37. Ein länglich-viereckiges Brett ist auf einer Schmalseite mit fünf Einschnitten versehen, denen am entgegengesetzten Rande fünf Löcher entsprechen. Eine Schnur ist durch das erste Loch gezogen und durch einen Knoten gesichert, geht dann über das Brett, durch den

ersten Einschnitt und durch den zweiten zurück, dann wieder über das Brett, durch das zweite Loch, zurück durch das dritte u. s. w. Zwei dünne Querhölzer erheben die Saiten etwas über das Brett, ein Kürbis dient der Schallverstärkung. Hier haben wir das Princip in seiner

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primitivsten Ausgestaltung; bei einigen anderen Instrumenten ist das Brett etwas gebogen und in der Mittellinie mit einer erhabenen, meist ausgezackten Leiste oder, wie bei dem abgebildeten Exemplar (Abb. 38) mit ein paar cylindrischen Knöpfen verziert; alle übrigen Instrumente dieses Typus unterscheiden sich nur dadurch, dass das Brett erhöhte Ränder erhält und sich dadurch in eine Schale umwandelt. Sonst bleibt alles unverändert. Die Saiten werden immer durch eine einzige, hin- und hergespannte Schnur gebildet, die entweder durch Löcher oder durch Einkerbungen an den beiden Enden der Schale geführt wird. Auch die beiden Stege bleiben vielfach, obwohl sie bei der Schalenform eigentlich überflüssig sind.

Abb. 39. Saiteninstrument der Wanyakyusa (III E 2846). 16 d. w. Gr.

Die Gestalt der Schale variirt beträchtlich. Sie ist entweder rechteckig oder oval; bei der ersten Form wird die Schnur stets durch Löcher geführt, bei der zweiten dagegen sind diese häufig durch Einschnitte der Schmalränder ersetzt. Das Verhältniss zwischen Länge und Breite der

Schale schwankt ausserordentlich; während bei manchen beide Maasse fast gleich sind, giebt es andere, die bei einer Länge von mehr als 1 m nur 4-5 cm breit sind. Die Schmalseiten sind bald gerade abgeschnitten, bald oben mit einem wagrechten brettartigen Fortsatz versehen, in den

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die Löcher für die Saiten gebohrt sind. Die Längsseiten sind parallel oder, wie bei den erwähnten langen Instrumenten, nach innen geschweift (vgl. Abb. 40). Die ovale Form ist entweder ziemlich roh trogförmig

gearbeitet (Abb. 41) oder eleganter mit aufwärts und nach innen gebogenen Längsrändern (Abb. 43, 44). Endlich finden sich auch kahnartige, spitz zulaufende Formen (Abb. 45).

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An einem Ende haben die Instrumente sehr häufig einen Griff, der zuweilen in Form einer menschlichen Figur geschnitzt ist (Abb. 41). Unter dem Saitenträger hängt gewöhnlich als Resonanzboden eine grosse Kalebasse. Die Zahl der Saiten schwankt von 6-10. Bei den Instrumenten

des Berliner Museums finden sich 6 Saiten in 15 Fälleu, 7 in 7, 8 in 4, 9 in 2 und 10 in 10 Fällen (Abb. 38-45).')

An diese Gruppe ist noch ein in der Anordnung der Saiten ganz übereinstimmendes, sonst aber unvergleichlich höher stehendes Saiteninstrument anzuschliessen, nämlich der Kanûn der Aegypter. Der Resonanzboden hat die Form eines flachen Holzkastens, der an einem Ende, entsprechend der von einer Seite zur andern allmählich zunehmenden Länge der Saiten, schräg abgeschnitten ist. Der Kanûn hat 72 Saiten, je 3 für einen Ton. Dieselben sind an der schrägen Kante an Holz

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Abb. 46.
instrument d. Wakinga
(III E 7692). 1 d. w. Gr.

Saiten

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aus Rohrstäben. ,,Dahome" (III C 5046). d. w. Gr.
a) Schematischer Längsschnitt. 1 d. w. Gr.

pflöcken befestigt, gehen dann durch eine zu dieser Kante parallele Leiste und in der Nähe des andern Endes des Instrumentes über einen Steg. Gespielt wird der Kanûn mit zwei Plektren aus Büffelhorn, die in zwei auf die beiden Zeigefinger gezogene Ringe aus Messing oder Silber gesteckt werden.2)

1) L. Frobenius (Afr. Kult. S. 140) bezeichnet diese Instrumente mit dem BantuWort Kinanda; letzteres scheint aber in Ostafrika ein ziemlich allgemeiner Ausdruck für Saiteninstrument überhaupt zu sein, ja, es wird auch auf andere Musikinstrumente angewendet; so bezeichnet Cameron die Sansa der Wabudschwe mit diesem Wort, das er wahrscheinlich seinen sansibaritischen Trägern entlehnt hat. Ich ziehe es daber vor, den Namen Brett- oder Schaleninstrument zu gebrauchen,

2) Abb. bei Lane II 66.

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