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2. Der Resonanzapparat ist ein rechteckiger Kasten, an dem Deckel und Rückwand aus besonderen Brettern bestehen, letztere mit einem Ausschnitt am oberen Rande. Die Seitenwände springen. nach vorn vor und sind halbmondförmig ausgeschnitten. Vier Saiten aus Pflanzenfaser sind vorn in einen Spalt der Spitze des Saitenträgers geklemmt, hinten befestigt wie bei 1, nur dass sie nicht bloss durch den Deckel, sondern auch noch durch ein Stückchen Fell gezogen sind (Abb. 27). Bei einem zweiten sonst ganz gleichen Instrument ist der Resonanzkasten nicht vierkantig, sondern unten abgerundet.

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Abb. 27. Saiteninstrument der Mayakalla (III C 1589). a) Rückseite. 1 d. w. Gr.

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Abb. 28. Saiteninstrument der Bakoko (III C 5770). % d. w. Gr.

3. Ein rechteckiger Resonanzkasten mit aufgenageltem Deckel, letzterer wie die Seitenflächen reich geschnitzt und bemalt und mit einer hohen Querleiste nahe dem hinteren Ende, die als Steg dient. Hinter derselben die Löcher zur Befestigung der Saiten und 1-2 grosse rechteckige Schalllöcher. Die Zahl der stets aus Pflanzenfaser bestehenden Saiten beträgt sechs (Abb. 28). Alle diese Instrumente stammen aus dem südlichen Kamerun, vornehmlich von den Bakoko. Aehnlich, aber roher gearbeitet, unverziert und mit stark vorspringendem Boden ist ein angeblich von den Bali

4.

stammendes Exemplar. Einzig unter allen Stücken des Berliner Museums, weil aus Palmblattrippen zusammengesetzt, statt aus Holz geschnitzt, sonst aber in allem, auch in der äusseren Gestalt, übereinstimmend mit den oben beschriebenen ist ein Instrument mit der ungenauen Herkunftsangabe »Kamerun<.

Während bei den bisher beschriebenen Instrumenten die Saitenträger nur unten in der Nähe des Resonanzbodens an einer oder zwei Stellen durch Querstäbe miteinander verbunden sind, sonst aber frei in die Luft ragen, sind sie in dieser Abtheilung fast in ihrer ganzen Ausdehnung durch Flechtwerk so vereinigt, dass nur die äussersten Spitzen frei bleiben. Das Instrument erhält dadurch eine bedeutend erhöhte Festigkeit. Das Geflecht aus gespaltenem Rotang ist sehr sorgfältig ausgeführt und bildet meistens zierliche Muster. Die Zahl der Saitenträger und der Saiten ist fünf. Die PflanzenfaserSaiten sind in einen Spalt der Spitze des Saitenträgers geklemmt (wie bei 2) und hinten dicht hinter einem niedrigen Steg durch Löcher des Deckels gezogen. Bei dem abgebildeten Exemplar (Abb. 29) sind sie in eine Schlinge eingebunden, durch deren Verschiebung die Saite stärker oder schwächer gespannt und gleichzeitig der schwingende Theil derselben verlängert oder verkürzt werden kann. Der Resonanzkasten ist nach vorn verschmälert, in der Rückwand befindet sich meist dicht unter dem Deckel ein Loch.

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Abb. 29. Saiteninstrument aus Loango (III C 314). 1 d. w. Gr. a) Ende eines Saitenträgers. 1.

Gruppe VIb. Zu dieser Unterabtheilung gehören Instrumente von der Form eines auf einer Kante stehenden dreiseitigen Prismas, aus vier Brettern bestehend, hinten offen. Die Bretter sind zusammengebunden, ebenso sind die Saitenträger an der unteren Kante festgebunden (Abb. 30). Die Saitenzahl beträgt bei zwei aus dem Gebiet des unteren Niger stammenden Stücken 8, das dritte, das aus Süd-Kamerun kommt, hat nur 5 Saiten.

Gruppe VIC umfasst die Instrumente, bei denen die Saitenträger durch die Vorder wand des Kastens gesteckt sind. Die Stücke des Berliner Museums zerfallen in zwei auch durch ihre Herkunft weit getrennte Gruppen, die miteinander nichts als die eben erwähnte Eigenthümlichkeit

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Abb. 30. Saiten instrument aus Assaba (unt. Niger) (III F 219). 1 d. w. Gr. gemein haben. Bei der einen ist der Resonanzkasten ein Holztrog mit einem aufgeklebten oder angebundenen Deckel, der den hinteren Theil des Troges unbedeckt lässt; die Zahl der Saiten ist 5 resp. 7 (Abb. 31). Bei der anderen Gruppe ist der Kasten aus sechs Brettern mit Holzstiften zusammengenagelt, die drei Saitenträger sind schmale Bambuslatten und die Saiten laufen von ihnen bis zu drei in der Rückwand steckenden

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Abb. 31. Saiteninstrument der Ovambo (III D 1627). 1 d. w. Gr. a) Längsschnitt
durch den Resonanzkasten. 1.

Holzpflöcken (Abb. 32). Von den drei im Berliner Museum befindlichen Stücken hat der Resonanzkasten des einen gar kein Schallloch, beim zweiten befindet es sich im Deckel, beim dritten im Boden.

Die siebente Gruppe wird durch die sogenannte Harfe der Kru gebildet (Abb. 33), die nur auf einem kleinen Gebiet von Oberguinea vorkommt und kein Analogon in einem anderen Theil Afrikas hat. Die

Saiten sind zwischen zwei einen spitzen Winkel bildenden und aneinander gebundenen Stäben ausgespannt. Der eine Stab hat für jede Saite ein Loch, die hindurchgezogen und dann um den Stab gewickelt ist, während sie an dem anderen Stabe einfach festgebunden ist. Zwischen den freien Enden der beiden Stäbe ist ein dritter Stab als Stütze angebracht, so

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dass ein dreieckiges Gestell als Saitenträger entsteht. An der Spitze des Dreiecks ist ein halbirter Kürbis als Resonator angebracht, indem er auf den einen der beiden Stäbe aufgespiesst und festgebunden ist. Die 5-7 Saiten1) aus Pflanzenfaser (Bambusrinde nach Büttikofer) werden beim

1) Nach Büttikofer. Die Stücke im Berliner Museum haben 6 resp. 7 Saiten.

Spielen mit dem Daumen der linken und den vier anderen Fingern der rechten Hand zum Tönen gebracht, während der Kürbis auf der Brust des Spielers ruht. 1)

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umfasst Instrumente, die der antiken Lyra gleichen (Abb. 34-36). Eine runde oder ovale Schale aus Holz oder Kürbis oder der Rückenschild einer Schildkröte bildet, mit Haut bespannt, den Resonanzboden, ein Gestell aus drei Stäben den Saitenträger. An dem Querstabe sind die Saiten befestigt (an drehbaren Ringen aus Leder), die beiden seitlichen Stäbe durchbohren, nach unten convergirend, die Haut des Resonanzbodens und endigen innerhalb desselben. Die Saiten (aus Thiersehne) gehen durch ein grosses Loch im Trommelfell3) am unteren Rande des Resonanzbodens, dann durch letzteren selbst und sind hier an einem Holzstäbchen festgebunden. Die Zahl der Saiten beträgt 5-10. Ausser dem Loch für die Saiten sind fast immer noch mehrere Schalllöcher vorhanden, 2 bei den Somâl, 8 bei den Völkern am oberen. Nil u. s. w. Die Spannung des Fells geschieht in ähnlicher, wenn auch nicht immer so zierlicher Art wie bei den Uganda-Harfen (vgl. oben S. 14, Abb. 19a). Nur die Leiern aus Ussoga weisen die gleiche saubere Arbeit auf (Abb. 35). Die abessinische Lyra (Abb. 36) hat eine Vorrichtung zum bequemeren Spannen der Saiten, kleine Stäbchen, die in die Saiten dicht am Querbalken des Saitenträgers eingebunden sind.

Abb. 35. Lyra der Wassoga (III E 2308). 1 d. w. Gr.

1) Büttikofer, Reisebilder aus Liberia. Leiden 1890. II 236.

2) L. Frobenius, Der Ursprung der afrikanischen Kulturen. Berlin 1898. S. 140. 3) Ein Instrument aus Ussoga hat zwei Löcher nebeneinander, jedes für die Hälfte der zehn Saiten.

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