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einander geschlagen werden. Diese Klanghölzer sind der Ausgangspunkt für die ganze Reihe der Schlaginstrumente. Nimmt man statt des einen Stabes eine Fruchtschale, die man mit dem anderen Holze schlägt, so hat man die Urform der klöppellosen Glocke. An Fruchtschalen oder hohlen Rohren (Bambus etc.) dürfte wohl die Beobachtung zuerst gemacht worden sein, dass Hohlkörper beim Anschlagen einen lauteren Ton geben, als solide. Dieser Beobachtung verdanken alle die Glocken aus Holz und Eisen, sowie die Holztrommeln, ihr Dasein. Aus den klöppellosen entwickelten sich später die echten Glocken, indem man den Schlägel, mit dem die Glocke von aussen geschlagen wurde, im Hohlraum derselben befestigte.

Neben den Glocken her gehen als eine zweite Entwicklungsreihe die Holztrommeln, im Princip nichts anderes wie jene, nur durch Gestalt und Grösse unterschieden. Ob die Holztrommel aus dem Klaugrohr aus Bambus hervorgegangen ist, wie L. Frobenius meint, lasse ich dahingestellt. Man braucht deswegen noch nicht die Erfindung derselben in Afrika zu leugnen und nach Indonesien zu verlegen, wie es der genannte Schriftsteller thut, der verächtlich von den »paar Bambusstauden, die in Afrika wachsen<< spricht. Ein gemeinsamer Ausgangspunkt für alle Holztrommeln ist mir allerdings gleichfalls wahrscheinlich angesichts der erstaunlichen Gleichartigkeit und Uebereinstimmung auch in Details in dem gesammten Verbreitungsgebiet, das sich von Westafrika bis Polynesien, ja bis CentralAmerika erstreckt. Vorläufig muss man sich aber damit begnügen, das freilich sehr lückenhafte Vorkommen der Holztrommel auf diesem ungeheuren Raum zu konstatiren, muss aber die Beantwortung der Fragen, wo und wann dieselbe erfunden sei und wie sie sich über dieses Gebiet ausgebreitet habe, ob durch Völkerwanderungen oder durch Uebertragung von Stamm zu Stamm, späteren Forschungen überlassen.

Eine besondere Stellung abseits von den bisher geschilderten Entwicklungsreihen nimmt die Marimba ein, das höchststehende Schlaginstrument, das einzige, das man als Musikinstrument in unserem Sinne bezeichnen kann. Sie führt direkt auf den Klangstab zurück, denn sie ist nichts anderes als eine Zusammenstellung von abgestimmten Klangstäben, auf denen man nun eine Melodie spielen kann, wie man es auf einer Anzahl abgestimmter Trommeln auch thun könnte. Die Marimba hat ebenfalls eine weit über Afrika hinausgehende Verbreitung; sie findet sich auch in Indien und im malaiischen Archipel, hier häufig mit Metallplatten statt der Klanghölzer. Ich glaube aber nicht an die Einführung der Marimba von Asien nach Afrika, halte es vielmehr für wahrscheinlicher, dass sie an beiden Orten selbständig erfunden worden ist. Der asiatischen Marimba fehlen nämlich die Resonatoren, die bei den afrika

nischen unter jeder Taste hängen; die Klangplatten ruhen vielmehr auf einem Kasten, der als gemeinschaftlicher Resonanzboden dient. Es sieht also so aus, als wenn wir in der afrikanischen und der asiatischen Marimba zwei unabhängige Lösungen der Aufgabe vor uns hätten, den Ton der Klangplatten zu verstärken. Auffällig ist es ferner, dass die Marimba in Madagaskar fehlt, wo man sie am ehesten erwarten sollte, wenn sie wirklich aus Indonesien stammte. Die unvollkommene Marimba ohne Resonatoren, wie die Vilangwe der Wabondeï und die Madinda der Waganda, ist jedenfalls ein uralter Kulturbesitz; ob sie heute noch in Südasien vorkommt, weiss ich nicht, dagegen treffen wir sie weiter im Osten wieder an, z. B. auf Neu Britannien.')

Das Ergebniss dieser Erörterungen ist kurz zusammengefasst folgendes: Zwei Provinzen, die neunte und die zehnte, tragen einen vollständig asiatischen Charakter, die vierte, siebente und achte Provinz haben Musikinstrumente, die den altägyptischen nahe verwandt sind, also in letzter Instanz wohl auch aus Asien stammen, die Instrumente der zweiten, dritten, fünften und sechsten Provinz kann man in der Hauptsache als afrikanisch bezeichnen, ebenso die der ersten Provinz, die sich durch eine ausserordentliche Armuth auszeichnet. Diese Charakteristik ist natürlich nur im Allgemeinen stichhaltig, denn, wie wir gesehen haben, schieben sich die Grenzen der Instrumente oft über einander und bilden Zonen gemischten Charakters.

Dass die Entstehung der nordafrikanischen Provinz ein Ereigniss von verhältnissmässig neuerem Datum ist, haben wir schon oben (S. 117) gesehen; vor dem Eindringen des Islam müssen also die Instrumente der angrenzenden Provinzen (VI, VII, VIII) weiter nach Norden gereicht haben. Das führt uns in das Alterthum, aus dem wir ja wenigstens für Aegypten die Bestätigung dieser Anuahme besitzen.

Das vor den heute in Nordafrika herrschenden Instrumenten letzt eingewanderte ist die Lyra. Die Zeit ihrer Einwanderung in Aegypten lässt sich ziemlich genau bestimmen. Das Grabgemälde von Beni Hassan, auf dem die Lyra zum erstenmal in den Händen eines Tribut bringenden Semiten erscheint, stammt aus der Regierungszeit des Königs Usertesen II. Setzen wir dieselbe mit Wilkinson um 1650 v. Chr. an, so würde die Lyra also im 17. vorchristlichen Jahrhundert in Afrika eingewandert sein. In 35 Jahrhunderten wäre sie nicht weiter als bis zum Victoria Nyansa vorgedrungen.

1) O. Finsch, Ethn. Erfahrungen u. Belegstücke aus der Südsee. I. Abth. (Ann. d. K. K. Naturhist. Hofmuseums. III, 1888. S. 110).

Haben wir uns bisher noch halbwegs im Lichte der Geschichte bewegt, so tappen wir in die tiefste Finsterniss der Prähistorie, sobald wir noch einen Schritt rückwärts wagen. Vor der Lyra muss die Harfe von Aegypten her in Centralafrika eingewandert sein, aber über diese allgemeine Zeitangabe hinaus lässt sich nichts Weiteres sagen. Auf eine bemerkenswerthe Thatsache aber, die schon mehrfach im Laufe dieser Abhandlung berührt worden ist, muss hier im Anschluss an die Harfe noch einmal eingegangen werden.

Die Harfe findet sich heute in Centralafrika und in Hinterindien (Birma);1) in dem ganzen dazwischenliegenden Gebiet scheint sie verschwunden zu sein. Dass sie früher in Nordafrika und in Westasien (Assyrien) vorgekommen ist, wissen wir bereits; aber auch in Persien ist sie einmal im Gebrauch gewesen und auch Vorderindien hat sie einst gekannt, wie häufige Darstellungen auf altindischen Reliefs beweisen. 2) Es hat also eine Zeit gegeben, wo das Gebiet der Harfe den ganzen ungeheuren Raum vom innersten Afrika bis Hinterindien umfasste.

die Harfe sich nur an den äussersten Enden dieses Landgürtels findet, so kann man schliessen, dass ihre Verdrängung etwa in der Mitte, also in Vorderasien, begonnen hat und von hier aus nach beiden Seiten fortgeschritten ist.

Nun ist die Harfe nicht das einzige Instrument, dessen Verbreitung diese merkwürdige Erscheinung zeigt. Ebenso finden wir die Holztrommel nur in Westafrika einerseits, Indonesien und Oceanien andererseits; ähnlich ist die Verbreitung der Marimba; Rohrhalmcithern, genau so, wie wir sie aus dem Nigergebiet kennen (Abb. 48), kommen in Südindien vor; die in Kamerun übliche Keilspannung treffen wir wieder in Indonesien bis zum westlichen Neu Guinea hin; die Anpflöckung des Trommelfells in der Südhälfte von Afrika und dann wieder in Hinterindien (Siam, Tongking) und den kleinen Sunda-Inseln. Diese Verbreitungsart und ihre mehrfache Wiederkehr machen jedenfalls den Eindruck, als wenn wir in den jetzigen Gebieten nur Ueberreste früherer grösserer Verbreitungszonen vor uns haben, die durch einen Stoss in der Mitte auseinander gerissen wurden. Aber nur von einem der aufgezählten Instrumente, der Harfe, besitzen wir Beweise für den ehemaligen Zusammenhang der jetzt weit getrennten Verbreitungsgebiete; nur aus der Thatsache der gleichen oder ähnlichen räumlichen Vertheilung denselben Schluss auch für die übrigen

1) Vgl. die Abbildung einer birmanischen Harfe bei Fétis II, 336.

2) Vgl. z. B. Cole, Preservation of National Monuments, India; Graeco-Buddhist Sculptures from Yusufzai. 1885. Pl. 11 u. Pl. 15, Fig. 1. Grünwedel, Buddhistische Kunst in Indien. 2. Aufl. 1900. Abb. Nr. 1.

Instrumente zu ziehen, erscheint mir vorläufig allzu gewagt. Die Ereignisse, die das gegenwärtige Bild der Verbreitung geschaffen haben, müssen sich ohne Zweifel in Asien abgespielt haben, und nur auf asiatischem Boden sind diese Fragen zu lösen; hoffentlich wird diese Lücke bald durch eine Untersuchung der asiatischen Musikinstrumente ausgefüllt und das über ihrer Geschichte liegende Dunkel gelichtet.

Ein anderes Quauhxicalli.

Im ersten Heft des zweiten Bandes dieser Blätter habe ich ein schönes Steingefäss der amerikanischen Sammlung des Königlichen Museums für Völkerkunde beschrieben, das auf der Innenseite des Bodens das Bild der Sonne, mit dem Zeichem naui olin »vier Bewegung in der Mitte, auf der Unterseite des Bodens das Bild der Erde zeigt, die Kröte, die mit aufgesperrtem Rachen das Steinmesser, d. h. das Licht, verschluckt (bzw. aus ihrem Munde entlässt), und die als Göttin mit dem citlal cueit dem »Sternen weiberröckchen«, dem rasselnden Gürtelbehang aus an geflochtenen Riemen hängenden Schneckengehäusen, bekleidet, im Uebrigen mit allerhand Todessymbolen ausgestattet ist. Zu dem, was ich dort über jenes Gefäss gesagt habe, habe ich noch einiges hinzuzufügen:

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