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Merkmale von einander geschiedene Provinzen aufstellen. Ich theile Afrika in zehn Provinzen ein, die freilich nicht alle gleichwerthig sind. Die erste Provinz, die südafrikanische, umfasst die Südspitze des Erdtheils bis etwa zu einer Linie von der Kunene-Mündung bis zur Delagoa-Bay. Sie ist, ganz im Einklang mit der allgemeinen Kulturarmuth dieses Gebiets, am dürftigsten mit Musikinstrumenten ausgestattet, da sie von Saiteninstrumenten nur den Musikbogen in seinen beiden Formen Gubo und Gorra und im übrigen bloss Trommeln (auch diese sind selten) und Pfeifen aus Rohr, Holz, Knochen etc. besitzt.

Die Bantu dieser Provinz sind übrigens, was noch besonders bemerkt sei, nicht etwa reicher als ihre hellfarbigen Nachbarn, die Buschmänner und Hottentotten, im Gegentheil, Lichtenstein sagt von den Kaffern geradezu: »Eigenthümliche Instrumente scheinen sie gar nicht zu haben, denn man trifft bei ihnen nur die hottentottischen und zwar unvollkommener, als jene sie haben.«1) Aehnlich äussern sich andere Berichterstatter.

Die zweite Provinz, die man Sambesi- Provinz nennen kann, weil sie grösstentheils zum Gebiet dieses Stromes gehört, zieht sich als breiter, die Küsten der portugiesischen Kolonieen in Ost- und Westafrika verbindender Gürtel quer durch den Kontinent. Ihre Nordgrenze ist unbestimmbar; gerade die hier in Betracht kommenden Länder sind im Berliner Museum nur sehr schwach vertreten und auch sonst, von einigen Bezirken (wie das Marutse-Mambunda-Reich) abgesehen, ethnographisch fast unerforscht. Jedenfalls dürfte das ganze Flussgebiet des Sambesi hierhergehören, abgesehen von den Landschaften um die Nordhälfte des Nyassa, und ausserdem die grössere südliche Hälfte des portugiesischen WestAfrika. Die Provinz ist an Saiteninstrumenten nicht reicher als ihre südliche Nachbarprovinz, ja eher noch ärmer, da ihr auch die Gorra fehlt. Johnston zählt allerdings aus den Landschaften westlich des Nyassa nicht weniger als drei Saiteninstrumente auf; davon ist eines (»kalirangwe<) der gewöhnliche Musikbogen, der zweite (pango«) nach seiner Beschreibung offenbar ähnlich dem Instrumente, das Abb. 37 zeigt, von dem dritten (>limba«) kann ich mir keine klare Vorstellung machen. Es ähnelt nach Johnstons Beschreibung einer Guitarre, hat gewöhnlich 6 Saiten, »>and is strung somewhat like a violin in appearance«.2) Vielleicht ein von Arabern eingeführtes Instrument. Für den Mangel an Saiteninstrumenten entschädigt aber die Sansa und die Marimba. Erstere dürfte wohl in dem. ganzen Gebiet vorkommen, und auch letztere findet sich (mit und ohne Kürbisresonatoren) wenigstens über die ganze Provinz zerstreut. Das 1) Lichtenstein I, 464.

2) Johnston, British Central Africa. S. 467.

Trommelfell ist durchweg mit Pflöcken befestigt. Am oberen Sambesi und in Süd-Angola giebt es Sanduhrtrommeln und Reibetrommeln, am oberen und mittleren Sambesi auch Doppelglocken.

Vorläufig ganz isolirt stehen die in der Südwestecke der Provinz wohnenden Ovambo, der einzige Stamm derselben, der ein Saiteninstrument ausser der Gubo besitzt und zwar die für die nächste Provinz charakteristische Kongo-Guitarre. Möglich ist es freilich, dass spätere Forschungen dieses Instrument auch anderswo in dem noch so unbekannten Hinterlande von Angola nachweisen und damit eine Brücke von den Ovambo zu den Völkern des Kassai und unteren Kongo schlagen. Bis dahin muss man sich an die Thatsache halten, dass keiner der Reisenden, die eine Aufzählung der angolensischen Musikinstrumente geben, wie Magyar, 1) Tams, Monteiro, Soyaux, ein anderes Saiteninstrument als den einfachen Bogen kennen.

Die dritte Provinz, die Kongo-Provinz, umfasst, ihrem Namen entsprechend, beinahe das gesammte Kongobecken, bis zum Tanganyika im Osten, geht aber im Nordwesten noch bedeutend darüber hinaus und umschliesst hier auch noch das Gebiet des Ogowe, das südliche und westliche Kamerun, Calabar und die Gegenden am unteren Niger und Benue.

Das Ogowe-Gebiet kann man allerdings nur mit einem gewissen Vorbehalt hinzurechnen, seiner Harfe nach müsste es eigentlich der nächsten Provinz zugezählt werden; es liegt hier eben ein Uebergangsgebiet vor, in dem Typen benachbarter Provinzen sich gemischt haben. Man kann also zwei Hälften der Provinz unterscheiden, die durch die Zwischenzone am Ogowe getrennt sind, eine Kongohälfte und eine Nigerhälfte.

Gemeinsam sind diesen Gebieten die Guitarre von dem Typus der Gruppe VI und die Raphia- und Rohrinstrumente, ferner die Sansa, höchst wahrscheinlich auch die Holztrommel, deren Vorkommen am unteren Niger allerdings ein wenig zweifelhaft ist (vgl. oben S. 98 f), ausserdem die Doppelglocke; die Marimba ist am Niger sicher nicht vorhanden, findet sich dagegen in der Kongohälfte der Provinz, wenn freilich auch nur stellenweise. Was die Trommeln betrifft, so liegt die Grenze zwischen den beiden Arten der Trommelbespannung mitten in der Provinz; die Nigerhälfte gehört ganz ins Bereich der Schnurspannung, Kamerun und die Ogowe-Landschaften in das der Keilspannung.

1) Magyar bildet freilich ein solches Instrument mit 3 Saiten unter dem Namen Kissumba ab; ich schliesse aber daraus, dass es in seiner Aufzählung der angolensischen Instrumente fehlt, dass Magyar es auf seinen Reisen weiter im Innern, wohl im Kassai-Gebiet, gesehen hat.

An Saiteninstrumenten ist die Provinz also nicht gerade arm, da sie ausser der Kongo-Guitarre noch die Instrumente aus Raphia und Rohr (Abb. 47, 48) besitzt, von der in das Ogowe-Gebiet eingedrungenen Bügelharfe ganz abgesehen. Aber die verstreute und unzusammenhängende Verbreitung aller dieser Instrumente lässt darauf schliessen, dass wir es hier durchweg mit zurückgedrängten und im Aussterben begriffenen Instrumenten zu thun haben, die sich nur noch an wenigen geschützten Orten am Leben erhalten. Wie sie im Nordwesten vor der Harfe zurückgewichen sind, so sind sie im Südosten der Provinz, in Urua, durch die ostafrikanischen Schaleninstrumente ersetzt worden. Aus weiten Bezirken sind übrigens Saiteninstrumente überhaupt nicht bekannt, so aus Lunda und aus weiten Gebieten im centralen Kongobecken.

Die Nord- und Ostgrenze der Provinz fällt ungefähr mit der bereits beschriebenen der Sansa (vgl. S. 87) zusammen, die Südgrenze mit der der Holztrommel (S. 98), so dass es überflüssig ist, dieselbe hier nochmals anzugeben.

An die Kongo-Provinz schliesst sich im Norden die vierte Provinz an, die sich vom mittleren Benue und der Ostgrenze Kameruns an bis an den Victoria Nyansa und den oberen Nil erstreckt. Ihr Charakteristikum ist vor allen Dingen die Bügelharfe, die in Afrika nur hier vorkommt, abgesehen von dem im Südwesten anschliessenden, bereits besprochenen Ogowe-Gebiet, wo die Harfe bis an die Küste des atlantischen Ozeans vorgedrungen ist. Ein zweites Saiteninstrument kommt nicht vor. Die Blasinstrumente weisen keine charakteristischen Formen auf, die Trommeln haben Schnurspannung, im Osten, in Uganda und Unyoro, kommt daneben auch die Anpflöckung vor. Holztrommeln sind vorhanden, daneben sehr

grosse Holzglocken, beide aber nur in den mittleren Theilen der Provinz, bei den A-Sandeh. Das zweite Hauptinstrument, das überall zu finden ist, ist die Marimba, im Westen (Mbum) und in der Mitte (A-Sandeh) mit Kürbisresonatoren, im Osten (Uganda) in der unvollkommneren Form der Mandinda. Die Sansa ist nur in den westlichsten Grenzgebieten (Mbum) anzutreffen.

West- und Südgrenze der Provinz sind durch die Nordgrenze der Kongo-Provinz gegeben, die Ostgrenze bildet der Nil zwischen dem Victoria- und Albert-See, die Nordgrenze fällt im Osten mit der der SandehStämme zusammen, weiter nach Westen zu, im Schari- und Benue-Gebiet, ist sie unbestimmbar.

Oestlich von der Kongo-Provinz liegt die fünfte, die ostafrikanische Provinz. Ihren Kern bildet Deutsch-Ostafrika, über dessen Grenzen sie nur unbeträchtlich hinausgeht. Im Süden lässt sich die in portugiesischem Gebiet verlaufende Grenze nicht mit Sicherheit bestimmen, im Westen

bildet der Tanganyika die Grenze. Jedoch geht das für diese Provinz charakteristische Saiteninstrument, das Schaleninstrument, über den Tanganyika hinaus und findet sich auch in Uemba, Marungu, Uguha und Urua. Diese Landschaften bilden also ein Uebergangsgebiet zwischen den beiden Nachbarprovinzen.

Das typische Saiten instrument ist also, wie gesagt, das Schaleninstrument, das in seinen verschiedenen Formen überall vorkommt; daneben findet sich noch die Sese und an der Küste natürlich Instrumente arabischen Ursprungs. Beide Arten der Trommelbespannung kommen vor; die Befestigung mit Pflöcken ist wohl die Regel, doch ist die Schnurspannung ebenfalls sehr häufig und geht im Süden bis zum Nyassa. Holztrommel und Sansa sind unbekannt, die Marimba kommt nur in ihrer unvollkommenen Form ohne Resonatoren stellenweise, wie in Usaramo, Useguha, Unguu, Usambara und Bondeï, vor.

Diese fünf Provinzen umfassen zusammen ziemlich genau die von den Bantu bewohnte Südhälfte Afrikas, wenn auch hie und da, besonders im Nordwesten, Nichtbantu mit eingeschlossen sind. Die nächsten Provinzen führen uns in den Bereich der Sudan neger und der Hamiten.

Senegambien, die angrenzenden Länder der Oberguinea-Küste bis Dahome, sowie die landeinwärts davon gelegenen, hauptsächlich von Mandingo bewohnten Landstriche, die dem Flussgebiet des oberen Niger angehören, bilden die sechste Provinz. Ihre Charakter-Instrumente sind die Guitarren mit doppelter Saitenreihe und die Marimba, hier Balafo genannt, die in den östlichen Theilen zu fehlen scheint. Von Saiteninstrumenten findet sich ausserdem noch in beschränkten Gebieten die Kru-Harfe und die Kongo-Guitarre. Die Trommelfelle sind durch Schnüre gespannt, die in verschiedener, durch die Abbildungen illustrirter Weise befestigt sind. Sanduhrtrommeln mit Schuurspannung sind in dem grössten Theile der Provinz heimisch. Anpflöckung ist höchst selten. Holztrommeln werden nur aus Togo und von der Sierra Leone erwähnt. Die Sansa ist unbekannt. Von Blasinstrumenten sind die Signalpfeifen mit Kreuzdurchbohrung zu nennen, die aber auch nur in einem Theil der Provinz anzutreffen sind. Doppelglocken finden sich anscheinend ebenfalls nur im Osten. Die Nordgrenze wird durch die grosse Wüste gebildet, die Ostgrenze ist unsicher; Togo scheint schon ein Uebergangsgebiet zum centralen Sudan zu bilden, da die Marimba hier nicht mehr vorkommt.

Der nun als siebente Provinz folgende Central-Sudan von den Haussa-Ländern bis Kordofan muss als der für unsere Untersuchung dunkelste Theil Afrikas bezeichnet werden. Das Berliner Museum besitzt so gut wie gar keine Musikinstrumente aus diesem Gebiet, und auch die Litteratur, die gerade über diese Länder so treffliche Werke wie die von

Barth und Nachtigal aufzuweisen hat, lässt uns fast völlig im Stich. So bleibt es auch unentschieden, ob der centrale Sudan in Betreff der Musikinstrumente eine einheitliche ethnographische Provinz darstellt oder noch zu theilen ist. Es ist sehr möglich, dass spätere Untersuchungen mit besserem Material die Provinz vollständig verschwinden lassen und unter die benachbarten Provinzen auftheilen.

Charakteristisch ist wenigstens für den westlichen Theil die Sanduhrtrommel, die man vielfach als Haussa-Trommel bezeichnet findet. Es ist jedenfalls möglich, dass sie diesem Volke ursprünglich angehört, obwohl sie heute weit über die eigentlichen Haussa-Länder hinausgeht und im Süden bis an das Meer, nach der Gold- und Sklavenküste, ja, bis Sierra Leone vorgedrungen ist. Sie scheint auch in Bornu vorzukommen, wenigstens erwähnt Nachtigal (I, 745) von dort in der Mitte stark eingeschnürte, auf beiden Seiten mit Fell bespannte Trommeln. Ueber die Art der Trommelbespannung sagt er freilich weder bei diesen, noch bei den von ihm ebenfalls aufgeführten cylindrischen Trommeln, von denen die grösseren nur ein, die kleineren zwei Trommelfelle haben, etwas Näheres. In Bagirmi giebt es Trommeln mit einem weiteren offenen und einem engeren fellbespannten Ende (Nachtigal II, 607).

Ein ferneres, für den Central-Sudan bezeichnendes Instrument sind die grossen, bis 1,5 m langen, nur den Königen zukommenden Posaunen aus Blech oder Holz. Noch weniger kann ich über die Saiteninstrumente angeben; der Umstand, dass Nachtigal ein solches, das er aus Bagirmi anführt (II, 699), mit dem Namen »erbâ ba« bezeichnet, weist auf nordafrikanischen Ursprung hin. Von den Haussa erwähnt Staudinger grosse und kleine Streichinstrumente mit 1, 3 und 4 Saiten und die häufigeren Guitarren, besonders kleine 3 und 2 saitige. 1)

Oestlich schliesst sich daran die achte Provinz, die die Länder des oberen und mittleren Nils von Kavirondo und Ussoga bis Nubien abwärts sowie das ostwärts davon liegende Abessinien und die Gebiete der Galla und Somâl, also das ganze Osthorn, umfasst. Das dieser Provinz eigenthümliche Saiteninstrument ist die Lyra, neben der nur noch die Rabab vorkommt. Die vorherrschende Trommelform ist die kegelstumpfförmige mit Riemenspannung, die sich ja von hier aus weit in die nächstsüdlichen Provinzen verbreitet hat. Daneben findet sich die halbkuglige Kesselpauke. Andere charakteristische Instrumente sind nicht vorhanden.

Der ganze übrig bleibende Rest des Festlandes bildet die neunte, die nordafrikanische Provinz. Wie die hierzu gehörigen Länder, von Marokko bis Aegypten, in ihrem gesammten Kulturbesitz einen weit

1) Im Herzen der Haussaländer. Berlin 1889. S. 598.

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