Billeder på siden
PDF
ePub

nehmen, dass diese Stimmung, die Angst und das Gefühl der Unsicherheit und das darauf folgende Aufathmen so allgemein war, dass der Ausdruck dafür unwillkürlich überall derselbe wurde. Wie unser Dichter davon erfüllt war und wie auch er nur immer die nämlichen Worte findet, zeigt die Prophezeiung Cranmer's im König Heinrich VIII. Act 5. Sc. 4. Nachdem Cranmer Elisabethen's Grösse verkündet, geht er auf James I. über:

So shall she leave her blessedness to one,

(When heaven shall call her from this cloud of darkness)
Who, from the sacred ashes of her honour,

Shall star like rise, as great in fame as she was,
And so stand fix'd. Peace, plenty, love, truth, terror
That were the servants to this chosen infant,
Shall then be his, and like a vine grow to him: *)

[blocks in formation]

Elisabeth Vernon's Persönlichkeit ist aus den Sonetten nicht so deutlich festzustellen, wie Southampton's, da zum Vergleiche die geschichtlichen Aufzeichnungen über sie fehlen, doch darf behauptet werden, dass ihr Charakter, wie er in den Sonetten erscheint, in seiner Weichheit und Zartheit ganz demjenigen entspricht, den die paar, in meiner Uebersetzung p. 32 und Folge erwähnten Notizen von Zeitgenossen andeuten. Eine

Bilson und Dr. Myles Smith durchgangen, welch letzterer dann das Vorwort schrieb.

*) Die neueste englische Shakespeare - Forschung (Spedding, Ingram, Furnival, Fleay) weist diesen Theil Heinrich VIII. nach äusseren Merkmalen Fletscher zu. (Vergleiche Edward Dowden, Shakespeare p. 154). Sollte wirklich Fletscher diese Prophezeiung geschrieben, also für jene Ereignisse auch nicht andere Ausdrücke gefunden haben, so verliehe dies unserer Auslegung des 107. Sonettes nur neue Stärke.

hübsche Entdeckung Massey's habe ich noch mitzutheilen. Er hat gefunden, dass das Motto der Vernon's war:

[merged small][ocr errors][merged small]

Theilt man Vernon in Ver non oder non ver, also ,, nicht Frühling", so erhält man den Inhalt der Sonette 97, 98 und 99!

Southampton sagt zu Elisabeth Vernon nach seiner Rückkehr aus Frankreich:

How like a winter hath my absence been

From thee, the pleasure of the fleeting year!

What freezings have I felt, what dark days seen,

What old December's bareness every where! (Aum. 42.) Und es war doch Frühling, Sommer und Herbst als er weg war, aber weder der Vögel Sang, noch der bunten Blumen süsser Duft konnte ihn ein „, Sommerlied" singen machen: Da sie ferne, war es Winter non ver" für ihn. Deshalb spielte er mit all' den

[ocr errors]
[merged small][ocr errors][merged small]

As with your shadow I with these did play"

[ocr errors]

er sagt zu ihnen: Ihr habt euren Schmuck von ihr geliehen der Frühling blüht immer in ihr „Vernon semper viret", hier ist kein Frühling non ver" denn sie ist nicht da!

Gewiss eine höchst anmuthige Spielerei mit dem Motto der Vernon's, durch welches diese drei Sonette Southampton's an Elisabeth Vernon eine sehr sinnige Deutung erhalten.

Damit ist aber auch die Persönlichkeit der Elisabeth Vernon als Angesprochene dieser Sonette festgestellt.

II.

Die schwarze Schöne.

Massey lässt die zweite Abtheilung von 27 Sonetten 126 ist Zwischenstück (No. 57. 58. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 135. 136. 137. 138. 139. 140. 141. 142. 143. 145. 146. 147. 148. 149. 150. 151. 152. 153. 154) wie früher bemerkt vom Dichter für William Lord Herbert, späteren Grafen von Pembroke, geschrieben sein, ähnlich wie die erste Abtheilung Southampton galt und doch in ganz anderem Sinne.

Ohne mich auf die Reihenfolge dieser Sonette einzulassen, die von untergeordneter Bedeutung ist, will ich nur bemerken, dass in No. 129, 146 und vielleicht den beiden letzten Shakespeare der Sprecher ist, sonst in allen andern Lord Herbert.

Zuerst glaubte Massey, Shakespeare sei von Herbert gedrängt worden, wie er seines Freundes Southampton Liebe besang, nun auch seine eigene Leidenschaft für Lady Rich, Schwester des Grafen von Essex und Hofdame der Königin, zu besingen, und in dem Unwürdigen dieser Leidenschaft, wie in dem Umstande, dass diese Dichtungen Shakespeare nicht so von Herzen gingen, wie die, welche Southampton's Liebe verherrlichten, sei

der Grund zu suchen, warum die zweite Abtheilung einen ganz anderen, unerquicklichen, ironischen Ton habe. Nun ist aber die Leidenschaft Herbert's zu Lady Rich nicht geschichtlich constatirt, sondern beruht nur auf gewissen noch zu untersuchenden Schlussfolgerungen. Massey neigte deshalb mehr zur Meinung, der Zweck dieser Sonette sei der, unter einer fingirten Leidenschaft zu Lady Rich diese selbst und die Liebe zu ironisiren, welche sie einst einem der edelsten Herzen Englands, dem schon erwähnten Philipp Sidney eingeflösst hatte eine Liebe, welche durch Sidney's ,,Arcadia" und „Astrophel und Stella" aller Welt bekannt und durch den späteren Lebenswandel der Lady Rich geeignet war, einen bösen Schatten auf das Andenken Sidney's zu werfen. Es ist augenscheinlich, dass Shakespeare von allen früher angedeuteten und von der persönlichen Theorie ihm angedichteten schlimmen Fehlern freizusprechen wäre, wenn es gelänge, in der verdächtigen schwarzen Dame die berühmte Lady Rich nachzuweisen, denn dass diese des Dichters Maitresse gewesen sei, wird Niemand behaupten wollen. Unsere Aufgabe wird nun sein: zu erforschen, ob Shakespeare wirklich für Herbert Gedichte geschrieben haben konnte, uns eine klare Vorstellung von Lady Rich zu machen, die Sonette in Beziehung zu ihr und zu Sidney zu betrachten und endlich zu sehen, ob Herbert wirklich der „Mr WH" der Widmung der Shakespeare-Sonette und damit derjenige war, der dem Thorpe die Sonette verschaffte.

William Lord Herbert, Sohn der Gräfin Mary Pembroke, der Schwester Philipp Sidney's, ward im Februar 1580 geboren und kam im Jahre 1598 nach London an den Hof, nachdem er am 3. April 1597 nur

vorübergehend in London bei den Sidney's gewesen war. Schon durch hohe Abkunft und Connexionen ausgezeichnet, wurde er durch seine persönlichen Eigenschaften schnell zum allgemeinen Liebling, wie Rowland White*) 1599 berichtet, indem er hofft, Herbert werde am Hofe eine grosse Rolle spielen; ja White drückt schon den Wunsch aus, sein Herr, Sir Robert Sidney (Herbert's Onkel) möchte in ihm die Leiter zu den ihm gebührenden Ehren finden. Die jungfräuliche Königin Elisabeth mit dem immer frischen Herzen war dem jungen schönen Lord gleich sehr gewogen, allein er scheint sich nicht stark darum gekümmert zu haben, denn es heisst: ,,Lord Herbert wird sehr getadelt, dass er ihrer Majestät Gunst so schwach und kalt verfolgt, da er doch so gute 'Stufen hat, die ihn dahin führen könnten." Im September 1599: Lord Herbert ist fort während bei Hofe, aber er verfolgt seine Angelegenheiten nicht mit der Sorgfalt wie er sollte; er ist ein zu kalter Höfling in einer Sache von der Wichtigkeit." „Es geht ein Gerücht, Sir Carey solle Favorit werden," und White scheint auf Barey eifersüchtig zu sein, who follows it with more care and boldness." White findet, es fehle Herbert an Muth und Kühnheit, er sei „ein melancholischer junger Mann", sagt später auch ich sehe in diesem 'gallant young Lord' gar keine Lust sich zu verheirathen" und deutet mehr als einmal an, dass er sehr der Leitung bedürfe, „is greatly in wan tof advice". In den Jahren 1599 und 1600 war er der Liebling des Hofes und wurde von der Königin auf's Freundlichste empfangen; er hätte der bestgeliebte Mann des Königreichs sein

[ocr errors]
[ocr errors]

*) Sidney-Memoiren (Massey p. 331).

« ForrigeFortsæt »