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Die dreifsigste Idylle hat dasselbe Metrum wie die achtundzwanzigste. Diese achtundzwanzigste Idylle ist ein sinniges Gelegenheitsgedicht. Theokrit begleitete mit ihm ein Geschenk für die Gattin seines Freundes Nicias. Er wählte hier und in der dreifsigsten Idylle gleichfalls den äolischen Dialekt und das längere choriambische Metrum, welches Alcaus und nach ihm Horaz anwendeten. Seine Form ist diese:

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Von Alcäus haben wir noch folgenden Vers:

μηδὲν ἄλλο φυτεύσης πρότερον δένδριον ἀμπέλω.

Horaz übersetzt ihn, Od. 1, 18, in demselben Metrum:

Nullam, Vare, sacra vite prius severis arborem 6o).

Von den Epigrammen, zu denen wir uns jetzt wenden, sind mehrere bukolischen Inhaltes, aber wahrscheinlich nicht von Theokrit verfafst (No. 2. 3. 4. 5. 6). Diejenigen, deren Echtheit zu bezweifeln kein Grund vorliegt, sind Grabschriften (No. 21) oder Inschriften auf Weihgeschenke und Statuen, z. B. No. 7 auf die Bildsäule des Aesculap, welche der Arzt Nicias (s. oben p. 3) hatte anfertigen lassen. No. 1. 7. 10. 12 sind in der üblichen Form der Inschrift, in elegischen Distichen, geschrieben.

Das einundzwanzigste Epigramm ist eine Inschrift auf das Grab des Dichters Hipponax aus Ephesus, welcher um 540 a. Chr. lebte, durch seine Spottgedichte (Hor. Epod. 6, 14) berühmt war und als Erfinder des choliambischen Metrums galt, welches Theokrit absichtlich für dieses Epigramm wählte. Das Schema desselben ist dieses:

Wir finden es z. B. bei Catull 8 wieder:

Miser Catulle, desinas ineptire,

Et quod vides perisse perditum ducas.

Das zwanzigste Epigramm ist für eine Statue bestimmt, welche dem Pisander, dem Dichter der Heraklea, der um 648 a. Chr. lebte, in seiner Vaterstadt Kamirus gesetzt wurde. Es ist in Phalaceischen Hendekasyllaben geschrieben, deren Schema folgendes ist:

Catull hat dieses Metrum oft angewandt, z. B. im 12. Gedichte: Marrucine Asini, manu sinistra

Non belle uteris in ioco atque vino.

60) Horaz hat hinter dem ersten und zweiten Choriambus stets eine Casur, Theokrit nicht. S. gr. Ausg. II p. 222.

In dem sechzehnten Epigramm, auf eine Statue des Anakreon, ist der eben genannte Phaläceische Hendekasyllabus dem gewöhnlichen sechsfüfsigen Iambus angefügt, dessen Schema wir in der folgenden Bemerkung mit angeben werden.

Das siebzehnte Epigramm, eine gelungene Aufschrift auf ein Standbild des dorischen Komödiendichters Epicharmus (s. oben S. 5), bildet ein sehr künstlich geordnetes Ganzes von verschiedenen Versarten. Es hebt mit einem achtfüfsigen Trochäus an:

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ᾶ τε φωνὰ Δώριος χώνὴρ ὁ τὰν κωμωδίαν.

Darauf folgt ein Adonischer Vers mit dem Vorschlage von einer oder zwei Silben:

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ὦ Βάκχε, χάλκεόν νιν ἀντ ̓ ἀλαθινοῦ,

an den sich Zeile 4 wieder der Adonische Vers wie in Zeile 2 schliefst. In der fünften und sechsten Zeile wiederholen sich dieselben Rhythmen, welche Zeile 1 und 2 waren. In der siebenten und achten Zeile kehrt der sechsfüfsige Iambus aus Zeile 3 nebst dem begleitenden Adonischen Verse wieder. Den Schlufs bilden zwei Zeilen mit denselben Rhythmen wie Zeile 1 und 2 Zeile 5 und 6.

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Über die verloren gegangenen Dichtungen Theokrits habe ich de poet. buc. p. 25 flg. p. 41 flg. gesprochen. Einige Verse aus dem Gedicht Beoɛvínn haben sich erhalten. Mutmafslich veröffentlichte Theokrit seine Poesieen einzeln bei besonderen Veranlassungen, wie dies z. B. aus den Widmungen von Id. 6. 11. 13, und den Tendenzen von Id. 15. 16. 17 geschlossen werden kann. Die erste Sammlung derselben veranstaltete nach Theokrits Tode der Grammatiker Artemidor 61). Sie umfafste wahrscheinlich blofs die bukolischen Gedichte, das heifst Id. 1. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9 (teilweise). 10. 11, wie dies aus dem diesem Grammatiker zugeschriebenen Epigramme ἐπὶ τῇ ἀθροίσει τῶν βουκολικῶν ποιημάτων hervorgeht:

Βουκολικαὶ Μοῖσαι σποράδες ποκά, νῦν δ ̓ ἅμα πᾶσαι

ἐντὶ μιᾶς μάνδρας, ἐντὶ μιᾶς ἀγέλας.

Vielleicht bezieht sich hierauf auch der letzte Vers des 22. Epigrammes. Ein weiterer Beweis ist der Umstand, dafs wir diese Gedichte bei den Alten häufig so citiert finden: Θεόκριτος ἐν τοῖς Bovnohinois 62). Den Schlufs dieser Sammlung bildete nach meiner

61) S. de poet. bucol. p. 29. Ahrens poet. buc. tom. II. p. XXXV fig. [Anm. zu Epigr. 26.]

62) S. die Stellen de poet. bucol. p. 30. [Anm. zu Epigr. 22.]

Vermutung Id. 9. S. meine grofse Ausg. im Arg. zu dieser Idylle 63). Zu dieser ersten Sammlung scheint man später andere Gedichte Theokrits, welche sich vorfanden, hinzugefügt zu haben. Zunächst die mimischen, Id. 2. 14. 15. Denn das mimische Gedicht, die paquanɛútoiai, welches in unseren Ausgaben No. 2 ist, hat in den besten Handschriften seinen Platz hinter den bukolischen Gedichten, in cod. k zwischen No. 13 und 14, in cod. p hinter No. 1464). Idylle 14. 15 und 17 fanden sich wahrscheinlich in Alexandrien vor. Wenn jetzt das Loblied auf Hiero (Id. 16) vor Id. 17 steht, so erklärt sich dies aus der Verwandtschaft des Inhaltes (oder aus historischen Gründen?). Daran fügte man später, was sich sonst noch von Theokrit vorfand oder ihm zugeschrieben wurde oder des bukolischen oder mimischen Inhaltes wegen in die Sammlung zu passen schien, z. B. die unechten Id. 19. 20. 21. 2365). Als die ursprüngliche Sammlung so erweitert war, erhielt sie den Titel dúllia, worunter man der Etymologie nach zuvörderst Bildchen, Lebensbilder, Genrebilder verstehen mufs, eine Bedeutung, welche auf die mimischen, bukolischen, epischen und lyrischen Gedichte zusammengenommen ganz wohl pafst. Hält man sich an die Erklärungen der Scholiasten 66) und namentlich an eine Stelle des jüngeren Plinius, so kann man in dem Worte idyllia auch die allgemeinere Bedeutung kleine Gedichte oder poetisches Allerlei finden. Denn Plin. Epist. 4, 14 schreibt: accipies cum hac epistola hendecasyllabos nostros. His iocamur, ludimus, amamus, dolemus, querimur, irascimur, describimus aliquid modo pressius, modo elatius. — Unum illud praedicendum videtur, cogitare me has nugas meas ita inscribere ,,hendecasyllabi", qui titulus sola metri lege constringitur. Proinde sive epigrammata, sive idyllia, sive eclogas, sive, ut multi, poematia, seu quod aliud vocare malueris, licebit voces. In jedem

63) [Vgl. Einl. zu Id. 9.] Vielleicht ahmte Virgil selbst die Anzahl der Theokritischen Bucolica nach; denn sonst hätte er nicht, vielleicht im Hinblick auf Theokr. 8, 62, die zehnte Ecloge mit den Worten begonnen: extremum hunc, Arethusa, mihi concede laborem. Vgl. Serv. Virg. Ecl. p. 96 Lion: sane sciendum septem eclogas (Vergilii) esse meras rusticas, quas Theocritus decem habet. [Vgl. Vahlen vor dem Index lect. Berol. Sommer 1876 p. 4. Dagegen mit Unrecht Fritzsche in Bursians Jahresbericht 1876, 1 p. 27.]

64) S. meine grofse Ausg. I p. 69.

65) Zu meiner Freude finde ich dieselbe Ansicht von Zimmermann p. 22 ausgesprochen. Weiteres über die Echtheit der Gedichte s. in den Argumenten meiner gr. Ausg. Augustin. Wissowa, Theocritus Theocriteus, Vratisl. 1828, 8, dessen treffliche Schrift namentlich gegen E. Reinhold, de genuinis Theocriti carminibus, Jen. 1819, 8, gerichtet ist. [Vgl. Ahrens, über einige alte Sammlungen der Theokritischen Gedichte, Philologus 33 p. 385 flg. 577 fig.]

66) Siehe gr. Ausg. I p. 7. [Dals eldúlliov nichts weiter bedeutet als,,kleines Gedicht", ist aufs sicherste nachgewiesen von Christ, Verh. der 26. Philol.-Vers. in Würzburg 1868 p. 49 fig.]

Fall ist klar, dafs die Alten mit ɛldúhov nicht den Begriff des ländlichen Gedichtes verbanden, den wir jetzt in das Wort Idylle zu legen gewohnt sind.

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Unter den Handschriften, in welchen uns die Theokritischen Gedichte überliefert sind, steht oben an die Mailänder Handschrift = codex Ambrosianus 222 (K bei Gaisford = k bei Ahrens [vgl. Keil in Ritschls opusc. philol. I p. 198 f.]), für die äolischen Gedichte die Mailänder Handschrift cod. Ambros. 75 (C c). Ein genaues Verzeichnis der Handschriften s. bei Ahrens p. XXVII vgl. mit Ziegler p. III der unten zu nennenden Ausgabe, welcher unter anderen auch den cod. Ambr. 222 neu verglichen und das bis 1864 unbekannte äolische Gedicht, Id. 30 unserer Ausgabe, in cod. Ambros. 75 entdeckt hat.

Im Interesse der Leser gebe ich im Folgenden einen Überblick über die wichtigsten Ausgaben des Theokrit und verweise im übrigen auf Ahrens I p. XLIX, Hoffmann, bibliogr. Lex. der ges. Litt. der Griechen 3. Thl. s. v. Theocritus p. 472 flg. und 661. Engelmann, biblioth. script. class. s. v. Theocritus, [Fortsetzungen: C. H. Herrmann, bibl. script. class.; R. Klufsmann, bibl. script. class.; Boysen, bibliogr. Übers. im Philol. Bd. 37 u. 38.], Petzhold catal. bibl. Theocr., Dresden 1866, 8 und die in meiner grofsen Ausgabe (siehe unten) in den Argumenten der einzelnen Idyllen angegebenen Special-Ausgaben und Abhandlungen.

Gedruckt wurden die Idyllen Theokrits, zugleich mit Hesiods čoya naì quéqαı, zuerst Mailand 1480 oder 1481, fol. Diese editio princeps enthält aber nur die ersten 18 Gedichte. Die zweite Ausgabe ist die editio Aldina (Venetiis 1495, fol. characteribus et studio Aldi Manucii). In ihr sind die ersten 23 Idyllen nebst einigen Gedichten des Bion und Moschus, das Gedicht els venoòv "Adaviv und die Syrinx abgedruckt 67). Vollständig (mit Ausnahme von Id. 30 unserer Ausgabe) erschienen die Theocritea zuerst in Florenz 1515, 8 (Florentiae impress. in aedibus Philippi Iuntae etc.), aber in anderer Ordnung 68) als die jetzt seit Henr. Stephanus übliche ist, und vermischt mit Gedichten des Bion und Moschus. Wie diese Ausgaben, so ist von alten Ausgaben für die Kritik noch von besonderer Wichtigkeit die editio Romana von Zacharias Callierges, Rom. 1516, 8. Als zweiter Teil dieser Ausgabe sind die zugleich herausgegebenen griechischen Scholien zu betrachten. Vgl. unten p. 35.

Die jetzt übliche Reihenfolge der Gedichte stammt von Henr. Stephanus (poet. Gr. heroici cet., 1566. fol. und Theocriti aliorumque poetarum idyllia 1579, 16). Hier ist von Id. 19 an die Reihenfolge der Gedichte willkürlich geändert, mufs aber von uns beibehalten

67) Weiteres s. in meiner gr. Ausg. II p. 101-102. Ahrens I p. 68) S. meine gr. Ausg. I p. 69-70.

THEOKRIT VON FRITZSCHE.

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L.

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werden, da sie sich einmal eingebürgert hat und sonst Confusionen entstehen. Der von Stephanus gegebene Text blieb im allgemeinen bis Reiske, abgesehen von dem Einflusse der editio Commeliniana I. (1593, 8, e typographio Hieron. Commelini). Die editio Comm. II. erschien 1603, 8. Ebenfalls „ex bibliopolio Commeliniano“ erschien 1604, 4. die Ausgabe studio Dan. Heinsii mit Noten von Heinsius, Scaliger, Casaubonus (Hortibonus). Für ihre Zeit von Bedeutung ist die Ausgabe von J. Jac. Reiske (Wien 1765-1766, 4), gilt aber jetzt, namentlich wegen der metrischen Fehler, die hier unterlaufen, nur als Curiosum. Die wichtigsten Ausgaben aus dem 18. Jahrh. sind die von Brunck und Valckenaer. Ersterer (analecta vett. poett. editore Rich. Fr. Ph. Brunck, Argentorati 1772)69), suchte dorische Formen herzustellen. Letzterer (Theocriti Bionis et Moschi carmina ed. Lud. Casp. Valckenaer, Lugd. Bat. 1779, 8 und mit neuem Titel 1781 früher eine Auswahl von 10 Idyllen, Lugd. Bat. 1773, 8 —) imponierte den Zeitgenossen und Nachfolgern durch die Fülle seiner Gelehrsamkeit, noch mehr durch die Bestimmtheit seiner Behauptungen so sehr, dafs er lange das Orakel blieb, ja einzelne völlig unberechtigte Änderungen sich noch bis in die letzte Ausgabe von Meineke erhalten haben.

Einen brauchbaren apparatus criticus, jedoch mit Valckenaers Texte gab zuerst Gaisford (poetae Gr. minores ed. Thomas Gaisford, Oxon. 1814 flg., tom. II, Nachdruck Lipsiae 1823, 8. tom. IV). Auf die hier gegebenen Collationen basiert sich die zweite Ausgabe von Aug. Meineke (Berol. 1836, 8 Theocr. Bion et Mosch. frühere Ausg. Leipzig 1825, 8), welcher die dritte Ausgabe (Berol. 1856, 8) folgte.

Das Hauptverdienst um die Beschaffung eines zuverlässigen, wohl gesichteten kritischen Materials hat sich Lud. Ahrens (bucolicorum Gr. reliquiae, Leipzig 1855, tom. I) erworben. Neben dieser Ausgabe ist jetzt zu benutzen die durch Collationen ital. Codices ausgezeichnete zweite Ausgabe des Theokrit von Christoph Ziegler, Tübingen 1867 (erste Ausg. 1844) [dritte Ausg. 1879]. Beide Werke ergänzen sich.

Als erklärende Ausgabe ist, trotz mancher ihrer Flüchtigkeiten, mit Pietät zu nennen die Ausgabe von Ernst Friedr. Wüstemann (Gotha und Erfurt 1830). Kritik und Erklärung, die hier unzertrennlich sind, umfasst meine grofse Ausgabe: Theocriti idyllia iterum edidit et comm. criticis atque exegeticis instruxit Fritzsche, Leipzig 1865-69 (bis jetzt vol. I. enth. Id. 1-12, vol. II. die folgenden Idyllen). Vgl. hierzu Theocriti pharmaceutriae ed. et Lat.

69) So mufs man bibliographisch genau sagen. Blofs durch einen aufgeklebten Titel unterscheidet sich die gewöhnlich erwähnte Ausgabe 1785 fig. 8.

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