haftesten, deine zartesten Schwingungen erweckt; aber so oft hast dn wiedergehallt von dem tiefen Seufzer der Sorge, dafs der Ton selbst in der Freude sich von dir stiehlt. Theure Harfe meines Landes! deinen Melodien Lebewohl! dieser liebliche Kranz des Gesanges, ist der letzte, den wir winden; geh, schlafe mit dem Sonnenschein des Ruhmes auf deinem Schlummer, bis eine weniger unwürdige Hand, als die meinige, dich wieder berührt. Wenn die Pulse der Vaterlandsfreunde, der Krieger oder der Liebenden bei unserm Liede höher schlugen, dein ist allein der Ruhm; ich war nur wie der Wind, der im Sturm darüber hinrauschte, und alle wilde Lieblichkeiten, die ich weckte, gehören nur dir! Ich theile Ihnen heute Auszüge aus einem Gedichte *) mit, welches ich hätte zuerst anführen sollen. Es sind darunter die lieblichsten, in Hinsicht unserer Religion die ehrenvollsten Verse, die ich auf Ihr Geschlecht gelesen. Sie müssen aber erst, da Sie es mir zur Pflicht gemacht haben, Sie mit der ganzen englischen poetischen Literatur, so weit ich sie kenne, bekannt zu machen, ein Gedicht auf die Coquetterie, eine Eigenschaft, die Ihrer unbefangenen Liebenswürdigkeit so fremd ist, dafs Ihnen alles davon neu seyn mufs, kennen lernen. Von einem unbekannten Verfasser wurde 1814 ein Gedicht unter dem Titel herausgegeben: The Paradise of Coquettes. Es kann an Eleganz und Reichthum der Sprache fast Pope's Rape of the Lock zur Seite gesetzt werden, und der einzige Fehler des Gedichts ist, dafs es zu wenig Handlung enthält. Eine Dame, unzufrieden damit, dafs sie auf einem Balle von einer spät eintretenden Rivalinn eclipsirt ist, verfällt, auf ihr Zimmer zurückgekehrt, in Betrachtungen darüber, und kommt wankend zu dem Vorsatz, der Coquetterie zu entsagen. Da erscheint ihr der Schutzgeist dieser weiblichen Eigenschaft, und führt sie, wie Dante's Führer, *) Woman, a Poem. By the author of the Heroine. London 1818. in das himmlische Paradies der Coquetten. Sie ist entzückt über alles, welches sie da sieht, und sehnt sich, an Eroberungen Theil zu nehmen, welches sie aber, da sie nicht zu den blofsen Geistern gehört, nicht kann, und wünscht sich deshalb zur Erde zurück. Ihr Wunsch wird erfüllt. Sie findet, dass ihr blofs im Schlafe geträumt hat. Ein Oberst, der ihr die Cour gemacht und sie vernachlässigt hat, kommt reuevoll um Verzeihung zu bitten, die sie aber nicht gewähren will, weil sie es vorzieht, den maroccanischen Gesandten seinen ༡༠ Frauen abspenstig zu machen. So treibt sie ihr Wesen fort unter ewigen Intriguen und Selbsttäuschungen. Der Anfang ihrer Selbstbetrachtung ist sehr hübsch, wie Sie aus folgender Probe urtheilen können. How did I hope to vex a thousand eyes! Which speaks no insult, and insults the more; Why was the triumph given? Too flattering joy! Frail hour which one frail minute could destroy! He came oh Hope! he hasten'd to my seat; I saw, and almost dream'd him at my feet, Close by my side a gay attendant slave; The glance, which thousands sought, to none he gave; Scarce bow'd to nodding Bevies when we walk'd, Smil'd when I smil'd, and talk'd, and laugh'd, and talk'd; Held my light fan with more than woman's grace, And shook the tiny zephyr o'er my fie: Why did I heedlefs trust the flattering sign, As if no fan he e'er had broke but mine! Ah simple fool but wherefore nurse the smart? Es kommt nämlich eine Rivalinn spät am Abend in den When to the supper-hall we moved along, Why was I doom'd to face her in the throng! With what provoking kindness did she stand, And loose her arm from his to prefs my hand, Da Wie konnte ich hoffen, tausend Augen zu ärgern! O glorreiche Malice, theurer denn der Lohn! Aber wohl ward meiner Stirn dieser heitere Stolz gelehrt, keinen Triumph blicken zu lassen, wo kein Zweifel waltete; dieser leichte Zorn, so ruhig wie vorher, der dadurch um so mehr beleidigt, weil er keine Beleidigung ausdrückt, und mit ruhiger Miene, am sichersten quälend, des zürnenden Ingrimms letzte Quaal stiehlt, empfindlich zu seyn. Warum ward mir der Triumph gewährt? Zu schmeichelhafte Freude! Gefährliche Stunden, die eine gefährliche Minute zerstören konnte! Er kam o Hoffnung! er eilte auf meinen Sitz zu; ich sah, und träumte ihn beinahe zu meinen Füfsen, dicht an meiner Seite, ein froher, mir dienender Sklave; den Blick, den Tausende suchten, gab er keiner, verbeugte sich kaum vor nickenden Schaaren, wenn wir vorübergingen, lächelte, wenn ich lächelte, und lachte, und sprach; hielt meinen leichten Fächer mit mehr als weiblicher Anmuth und wehte den leisesten Zephyr über mein Gesicht. Warum trauete ich achtlos dem schmeichelnden Zeichen, als hätte er nie einen anderen Fächer zerbrochen als den meinigen! Ich einfältige Thörinn aber warum den Schmerz nähren? Den Tand mag jer brechen, aber nicht mein Herz. And beg with well feign'd sympathy 'to know, What tho', as if unweeting of my shame, Mid giants venturous gave his arm to guide, And gallant thumb that daring crofs'd the board, *) Als wir nach dem Speisezimmer uns bewegten, warum ward mir das Schicksal, meiner Nebenbuhlerinn gerade vor Gesicht in dem Haufen zu kommen? Mit welcher empörenden Zärtlichkeit stand sie da, und lösete ihren Arm von dem seinigen, meine Hand zu drücken, und mit vollkommen erkünsteltem Mitgefühl sich Nachricht zu erbitten über Kopfschmerzen, die ich drei Monate vorher empfunden hatte? Ich lächelte, aber mit Blicken, die meine ganze Seele ihr zuführten. Ach! hätten Augen doch die Kraft, die Dichter ihnen zuschreiben! Wie, als wüfste er meine Schande nicht, ganz dienstfertig der kleine Marquis herankam, unter Riesen es wagte, 'den Arm zu geben, mich zu führen, so klein er war, sich neben mir grösser machte, mit schimmernden Fingern, die zur Verehrung ge macht waren, und tapferem Daumen in die Kreuz und Queer über den Tisch fuhr, mir zierlich Eis und Gelée zu kosten zu geben, indem ein ewiges Nichts von seinen Lippen klingelte: bis dahin wufste ich nicht, dafs auch Narren zur Last seyn könnten, und wufste nicht, wie hart es sey, ohne Witz zu hören, lachen zu müssen. |