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sibi sit et sua laetus aspiciat et hoc gaudium non interrumpat, sed placido statu maneat nec adtollens se umquam nec deprimens: id tranquillitas erit.

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Zur Quellenkunde. Citiert wird Demokrit 2, 3 hanc stabilem animi sedem Graeci euthymian vocant, de qua Democriti volumen egregium est; 13, 1 hoc secutum puto Democritum ita coepisse: „Qui tranquille volet vivere, nec privatim agat multa nec publice", ad supervacua scilicet referentem. Hirzel, Demokrits Schrift περὶ εὐθυμίης (Hermes 14 (1879) p. 354) hat demnach die Schrift Demokrits περὶ εὐθυμίης als die Hauptquelle der Senecaschrift hinstellen wollen; vgl. dagegen M. Heinze, Der Eudämonismus in der griech. Philosophie (Abh. der sächs. Ges. der Wissensch. 1883 p. 708); R. Heinze, Ariston von Chios bei Plutarch und Horaz (Rhein. Mus. 45 (1890) p. 501); O. Hense, Seneca und Athenodorus, Freib. 1893, p. 28. Wenn Hirzel (Der Dialog 2, Leipz. 1895, p. 28 Anm. 1) sagt: „Ob und in wie weit Seneca und Plutarch in der Form ihrer Schriften einen Vorgänger an Panaitios hatten, steht dahin", so scheint er selbst in seiner Ansicht schwankend geworden zu sein; vgl. auch denselben, Unters. zu Cic. philos. Schr., 2. T., Leipz. 1882, p. 306. Auch Athenodorus wird zweimal citiert: 3,1 optumum erat, ut ait Athenodorus, actione rerum et rei publicae tractatione et officiis civilibus se detinere (vgl. dazu die Anmerkung von Gertz), ferner 7, 2. Demnach hat Pfennig in einer These seiner Dissertation De librorum quos scripsit Seneca de ira compos. et orig. die Behauptung aufgestellt, dass Seneca den Athenodorus teilweise benutzt habe; der Gedanke wird weiter durchgeführt von Hense in seinem genannten Programm mm p. 29, der aber zugleich eine Mehrheit von Quellen zugibt (p. 37). Der hier genannte Athenodorus ist der Sohn Sandons und Lehrer des Augustus; vgl. Hense p. 25. E. Thomas, Epikurische Anklänge bei Sen. de tranq. an. 9, 2 und epist. mor. 119, 12; de brev. vitae 7, 3 und 20, 3; epist. mor. 63, 7; 105, 7-8; 115, 1 und 2 und 18 (Archiv für Gesch. der Philos. 4 (1891) p. 568).

Abfassungszeit. Ueber das chronologische Verhältnis der beiden Dialoge De constantia sapientis und De tranquillitate animi stellt Hense eingehendere Untersuchung an und gelangt (p. 12) zur Priorität der Schrift De constantia sapientis; er setzt (p. 18) die Schrift De tranquillitate Ende der fünfziger Jahre, aber nicht später als 59 an; vgl. dazu noch denselben, Rhein. Mus. 49 (1894) p. 175. Auf unsicherer Kombination beruht auch der Ansatz Gerckes (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 22 (1896) p. 315), der den Dialog in den Herbst 62 oder spätestens in den Sommer oder Herbst 63 rückt.

Spezialausg. De tranq. animi explan. ab A. Hirschig, Leyden 1825.

461. Ueber die Kürze des Lebens (Ad Paulinum de brevitate vitae). Der herkömmlichen Klage, dass unser Leben kurz sei, stellt der Philosoph den Satz gegenüber, dass wir selbst uns das Leben abkürzen. Das Leben ist lang, wenn man es richtig zu benutzen weiss. Wir leben aber nicht für uns, sondern für andere, wir leben so, als wenn der Tod uns niemals ereile, wir leben unseren Leidenschaften, wir leben, als wenn die Zeit keinen Wert habe, wir leben in der Zukunft, wir leben in geschäftigem Nichtsthun. Das wahre Leben ist dasjenige, welches dem Studium der Weisheit gewidmet ist; denn dieses beschäftigt sich mit den Gütern, die unvergänglich sind, die Weisen rauben uns keine Zeit, sie zeigen uns den Weg zur Unsterblichkeit, sie legen uns alle Zeit zu Füssen.

Die Abhandlung ist an Paulinus gerichtet, der die Verwaltung des Getreidewesens in Rom unter sich hatte; sie ermahnt ihn, endlich sich dem wahren otium zu ergeben und stellt seine bisherige Amtsthätigkeit in Gegensatz zum Studium der Weisheit.

Eine Analyse des Stückes gibt A. Uhl, Quaest. crit. in Sen. dial., Strassb. 1899, p. 6; irrig ist seine Hypothese (p. 22), dass der Dialog aus zwei Teilen schlecht zusammengefügt sei, indem zu einer dem Paulinus gewidmeten Abhandlung de occupatis nach der Herausgabe eine Erweiterung getreten. Der Verfasser spricht seiner Hypothese das Todesurteil selbst durch den Satz: „fieri non posse putaverim, ut in verum ordinem libellus redigatur."

Zum Inhalt. An pikanten Sentenzen ist die Schrift reich: z. B. 1, 3 non exiguum temporis habemus, sed multum perdimus; 7,4 vivere tota vita discendum est, et, quod magis fortasse miraberis, tota vita discendum est mori; 14, 1 soli omnium otiosi sunt qui sapientiae vacant: soli vivunt. Sehr interessant ist die Schilderung der occupati, besonders eines Stutzers im Barbierladen (12, 3), dann eines gelehrten Kleinigkeitskrämers (13, 2).

Abfassungszeit. Aus 13,8 (über das pomerium) ergibt sich der terminus ante quem, d. h. die Schrift ist vor dem Tag geschrieben, an dem Claudius das Pomerium hinausschob, zwischen 25. Jan. 49 und 24. Jan. 50. Die Schrift wurde bald nach Senecas Rückkehr aus der Verbannung ediert. Für 49 sprechen sich Lehmann (Claudius p. 12), O. Hirschfeld (Philol. 29 (1870) p. 95) und Jonas (p. 34) aus. Gercke 1. c. p. 289: „Die Schrift kann frühestens der Jahreswende 48,49 angehören, spätestens gegen Schluss des J. 49, aber sicher, bevor Seneca mit Agrippina in Verbindung stand." Münzer, Beitr. zur Quellenkritik der Naturgesch. des Plin., Berl. 1897, p. 370: „Die Vollendung und Herausgabe der Schrift muss unmittelbar in die Zeit nach der Rückkehr aus dem Exil fallen, sie will einerseits dem jüngst verstorbenen Turranius ein Denkmal setzen und andererseits benutzt sie ein Werk (des Cornelius Valerianus), das selbst entstanden ist, als Claudius seine Pläne bekannt werden liess und ihre Ausführung vorbereitete, d. h. unter seiner Censur."

Litteratur. Clumper, Annot. nonnullae in Sen. lib. de brev. vitae, Leyden 1835. 462. Trostschrift an Polybius (Ad Polybium de consolatione). Diese Schrift richtet sich an den mächtigen Freigelassenen des Kaisers Claudius, Polybius, der das Amt der Bittschriften und ausserdem das Studienamt inne hatte;1) sie sucht den Adressaten über den Tod seines Bruders zu trösten. Am Anfang verstümmelt, setzt sie mit den Gedanken ein, nichts ist ewig und nur weniges von längerer Dauer. Selbst dem Weltgebäude droht der Untergang; also ist der Tod etwas Naturnotwendiges. Der Kummer bringt weder dem Verstorbenen noch dem Ueberlebenden einen Vorteil. Wenn auch zugegeben werden muss, dass Polybius durch den Tod seines Bruders ein herbes Schicksal erfahren, so ist doch auch andererseits zu bedenken, dass dasselbe nun einmal unabänderlich ist, und dass Jammern dawider nichts hilft. Selbst der Verstorbene, falls es eine Fortdauer der Seele gibt, kann nicht an dem Schmerz des geliebten Bruders Gefallen haben. Weiter erinnert der Philosoph daran, dass Polybius seinen übrigen Brüdern an Mut vorleuchten und auch auf seine Stellung und den Kaiser Rücksicht nehmen müsse. Für die Einsamkeit empfiehlt der Trostspender als das beste Mittel, seinen Kummer zu bannen, das Studium. Die Betrachtung wendet sich wiederum zu dem Toten und zeigt, dass derselbe unter allen Umständen, mag es eine Fortdauer geben oder nicht, kein bejammernswertes Loos hat. Als neuer Trostgrund erscheint, dass Polybius seinen Bruder doch längere Zeit um sich gehabt. Den Einwurf, dass der Verlust wider Erwarten eingetreten, weist die Trostschrift mit dem Satz zurück, dass mit dem Tag der Geburt sich der Tod als Begleiter einstellt. Alsdann wird der Trauernde aufgefordert, sich von dem, was sein Herz bedrückt, zu dem Erfreulichen, was ihm noch verblieben ist, zu wenden, besonders seine Augen auf den Kaiser zu richten; der Schriftsteller lässt sich hierbei die Gelegenheit nicht entgehen, starke

1) Ueber das von ihm bekleidete Amt a libellis vgl. Friedländer, Darst. aus der Sittengesch. Roms 16 p. 108; über sein Amt a studiis vgl. § 359 p. 7; ob er zu gleicher Zeit die beiden Aemter bekleidete, steht indessen nicht fest; vgl. Friedländer 1. c. p. 108 Anm. 5; über seine Paraphrasen des Vergil und Homer vgl. § 247 p. 86 und § 393. Detlefsen (Kurze Notizen über einige

Quellenschriftsteller des Plin., Glückstadt 1881, p. 4) hält den bei Plinius, Quellenverzeichnis zu Buch 31 genannten und 31, 131 auch citierten lateinischen Schriftsteller über Medicin, Polybius, für identisch mit unserem Freigelassenen. Ueber Polybius vgl. noch Friedländer 1. c. p. 178; Prosopogr. imp. Rom. 3 p. 62 Nr. 427.

Schmeicheleien dem Herrscher darzubringen, um seine Begnadigung zu erreichen. Zuletzt legt er dem Kaiser selbst eine Trostrede an Polybius in den Mund; Beispiele von ähnlichen Schicksalsschlägen werden vorgeführt. Mit eindringlichen Mahnungen an Polybius, sich in seine Studien zu versenken, das Andenken des Verstorbenen durch eine Schrift zu verherrlichen, das Masslose des Schmerzes zu verbannen, sich einer liebevollen Erinnerung an seinen Bruder hinzugeben, schliesst die Schrift.

Echtheit der consolatio. Man wollte das Produkt dem Seneca aberkennen. Schon Diderot hatte dies in seinem bekannten Essai (vgl. p. 288) gethan. Obwohl gegen ihn eine Abhandlung Volkmanns (Ueber Sen. Trostschr. an Polybius, Magers Pädagog. Revue 19 (1858) p. 104) sich gerichtet hatte, so wurden doch neuerdings auch von Buresch (Leipz. Stud. 9 (1886) р. 114-120) wieder Zweifel an der Echtheit erhoben, allein ohne überzeugende Kraft. Spalding, Ueber Sen. Tröst. an Polybius (Abh. der preuss. Akad. 1803 p. 216); Gercke 1. c. p. 286.

Abfassungszeit. Die Schrift ist unter dem Kaiser geschrieben, der über ihn die Verbannung ausgesprochen, also unter Claudius nach 41 (13,2); sie ist aber vor 44 geschrieben, denn der Kaiser hatte noch nicht triumphiert (13, 2); einige Zeit hatte Seneca schon in der Verbannung zugebracht, denn er spricht von seinem longo iam situ obsoletus et hebetatus animus (18,9). Vgl. Jonas p. 31; Buecheler, Coniectanea (Rhein. Mus. 37 (1882) p. 327): „missa est ad Polybium consolatio paulo ante triumphum Britannicum anno 43/44".

463. Trostschrift an die Mutter Helvia (Ad Helviam matrem de consolatione). Die Trostschrift, die Seneca an seine Mutter richtete, ist einige Zeit nach der Katastrophe der Verbannung geschrieben. Die Abhandlung ist auf einer durchsichtigen Disposition aufgebaut. Sie versucht zuerst den Nachweis, dass die Verbannung kein Unglück ist. Der Weise legt überhaupt auf die äusseren, zufälligen Dinge keinen Wert, sondern sucht stets den Schwerpunkt seines Daseins in sich selbst. Deshalb sind die Urteile der Menge nicht für ihn massgebend, sonach auch nicht das herkömmliche Urteil über das Exil. Dieses ist nichts anderes als eine Ortsveränderung. Wie viele verlassen aber nicht ihr Vaterland freiwillig! Wie viele Fremde birgt Rom! Selbst ganze Völker verliessen ihre Heimat und suchten sich andere Wohnstätten auf. Der Mensch mag sein, wo er will, er hat stets seine eigene Tugend und die gemeinsame Natur. Auch wenn der Ort der Verbannung traurig ist, begründet dies noch kein Uebel, der Weise vermag stets die wahren Güter von den eingebildeten zu trennen. Die Armut, die der Verbannte zu tragen hat, erträgt der Weise leicht, da er sehr wenige Bedürfnisse zu befriedigen hat. Dieser Bedürfnislosigkeit des Weisen stehen die ungeheuren Ansprüche der gewöhnlichen Menschen in Bezug auf Nahrung1) und Kleidung gegenüber; diese Ansprüche aber geben niemals Ruhe, während derjenige, der sich auf das natürliche Mass beschränkt, stets zufrieden ist und von Armut nichts merkt. Uebrigens gibt es viele Lagen des Lebens, in denen auch die Reichen auf ihren Luxus verzichten müssen. Ist aber des Weisen Sinn gegen die Armut gefestigt, so ist er es auch gegen zwei andere mit der Verbannung in Verbindung gebrachten Nachteile, gegen die Schmach und gegen die Verachtung. Der zweite Teil der Trostschrift nimmt seinen Ausgangspunkt von der Mutter und führt aus, dass diese ebensowenig

1) Vgl. die berühmten Worte 10, 3: vomunt ut edant, edunt ut vomant.

wie der Sohn Grund hat, sich abzuhärmen. Vorteile, welche sie aus der Anwesenheit des Sohnes ziehen konnte, sind für sie völlig irrelevant, da sie stets ihr Interesse dem der Ihrigen nachstellte. Dieser Punkt kann daher kurz abgemacht werden. Länger verweilt der Schriftsteller bei dem zweiten Punkt, dass die Mutter den Umgang des geliebten Sohnes entbehren muss. Aber auch dafür stehen Trostgründe bereit. So natürlich jener Schmerz für das weibliche Gemüt ist, so muss doch auch auf der anderen Seite der Mutter entgegengehalten werden, dass sie solche vortreffliche Eigenschaften des Geistes und Gemütes besitzt, dass man an sie höhere Anforderungen in Bezug auf die Ertragung des Leids als an gewöhnliche Frauen stellen, und dass man sie auf das Beispiel berühmter Mütter wie die der Gracchen verweisen darf. Der Philosoph empfiehlt ihr die Beschäftigung mit ernsteren Studien und erinnert sie daran, dass ihr noch genug des häuslichen Glücks übrig geblieben sei.

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Quellen. Dass auch für diese consolatio der Philosoph in der Litteratur sich umgesehen, bezeugen folgende Stellen: 1, 2 cum omnia clarissimorum ingeniorum monimenta ad compescendos moderandosque luctus composita evolverem, non inveniebam exemplum eius, qui consolatus suos esset, cum ipse ab illis comploraretur; 8, 1 adversus ipsam commutationem locorum satis hoc remedii putat Varro quod, quocumque venimus, eadem rerum natura utendum est; M. Brutus satis hoc putat, quod licet in exilium euntibus virtutes suas secum ferre; 9,4 Brutus in eo libro, quem de virtute composuit, ait se Marcellum vidisse Mytilenis exulantem et, quantum modo natura hominis pateretur, beatissime viventem neque umquam cupidiorem bonarum artium quam illo tempore; itaque adicit: visum sibi se magis in exilium ire, qui sine illo rediturus esset, quam illum in exilio relinqui. Gercke, De consolationibus (Tirocinium philol., Berl. 1883, p. 57 f.); Giesecke, De philosophorum vet. quae ad exilium spectant sententiis, Leipz. 1891, p. 100.

Die Abfassungszeit lässt sich nicht genau bestimmen; Lipsius vermutet, dass die Trostschrift gegen Ende des ersten Jahres des Exils oder zu Anfang des zweiten abgefasst wurde.

β) Die ausserhalb des Corpus stehenden erhaltenen Schriften.

464. Ueber die Milde (Ad Neronem Caesarem de clementia). Bald nachdem Nero den Thron bestiegen, im Jahre 55 oder 56 überreichte Seneca dem Herrscher ein Werk über die Milde oder die Gnade. Es waren ursprünglich drei Bücher, allein uns sind nur das erste und der Anfang des zweiten erhalten. Das erste Buch verbreitet sich im allgemeinen über die Milde und zeigt besonders deren Nothwendigkeit und Nützlichkeit für den Herrscher. Das zweite Buch sollte die Begriffsbestimmung entwickeln und die Kriterien an die Hand geben, welche die Milde von den verwandten Fehlern unterscheiden. Wir erhalten auch die Definition der Milde (3, 1), dann eine Erörterung über die Strenge und Grausamkeit und über den Unterschied der misericordia und der venia von der clementia. Allein damit bricht das Buch unvollendet ab. Dem fehlenden dritten Teil war die Aufgabe gestellt, auszuführen, wie man sich die Tugend der Milde aneigne, erhalte und befestige.

Schmeicheleien an Nero fehlen nicht. So nimmt das zweite Buch geschickt seinen Ausgangspunkt von einem Wort desselben, welches ganz besonders sein weiches Gemüt zu bekunden schien. Als er nämlich zur Bestätigung eines Todesurteils gedrängt wurde, rief er aus: „Oh könnte ich doch nicht schreiben". Auch im Eingang des ersten Buches wird in einem Monolog die hohe Stellung und die grosse Macht Neros geschildert.

Aber man darf nicht vergessen, dass ja die ersten Regierungsjahre des jungen Kaisers zu den grössten Hoffnungen berechtigten.1)

Zur Analyse des Dialogs. Die Disposition der Schrift, welche uns ermöglicht, das, was fehlt, im allgemeinen zu bestimmen, lautet (1, 3, 1): in tres partes omnem hanc materiam dividam. Prima erit † manumissionis (leider noch nicht geheilt; manus iniectionis Madvig; mansuefactionis Gertz; monitionis J. Müller; manuductionis Dorison); secunda, quae naturam clementiae habitumque demonstret: nam cum sint vitia quaedam virtutes imitantia, non possunt secerni, nisi signa, quibus dinoscantur, inpresseris; tertio loco quaeremus, quomodo ad hanc virtutem perducatur animus, quomodo confirmet eam et usu suam faciat. Ranke, Weltgesch. 3. T. 1. Abt., Leipz. 1883, p. 133.

Ueber das Bruchstück des Hildebertus Cenomanensis (1057-1134) vgl. Rossbach, Disquis. de Sen., Rostocker Diss. 1882, p. 33; De Sen. philos. libr. rec. et emend. (Breslauer philol. Abh. 2. Bd. 3. H. 1888, p. 112); E. Thomas, Fleckeis. Jahrb. 129 (1884) р. 592. Das Fragment (epist. 1, 3; Migne 171 p. 145) ist abgedruckt in der Ausg. von Hosius p. 260.

Die Abfassungszeit ergibt sich aus 1, 9, 1. Nero hatte das 18. Lebensjahr zurückgelegt, als die Schrift geschrieben wurde, also fällt sie zwischen Dezember 55 und Dezember 56. Jonas p. 41; Dorison, Quid de clementia senserit Sen., Caen 1892, p. 12; Gercke, Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 22 (1896) р. 292.

465. Ueber die Wohlthaten (De beneficiis 1. VII). Diese Bücher sind dem Aebutius Liberalis gewidmet. In dem ersten Buch beginnt er mit der Betrachtung, dass keine Untugend so häufig sei als die Undankbarkeit. An derselben sind aber oft die Geber selbst schuld, weil sie bei der Spendung von Wohlthaten nicht die richtigen Wege einschlagen. Allein die Undankbarkeit darf nicht vom Wohlthun abhalten. Dann schreitet er zur Definition der Wohlthat; das Wesen derselben ruht in der Gesinnung des Gebers, nicht in der Spende. Aber es ist von Wichtigkeit zu wissen, was für Wohlthaten man spenden soll und in welcher Weise. Nur der erste Punkt wird noch in diesem Buch erörtert. Mit dem zweiten Punkt, wie Wohlthaten zu spenden seien, hebt das zweite Buch an; es werden darüber recht praktische Lehren gegeben. Daran schliessen sich Belehrungen über die Art und Weise, wie man Wohlthaten annehmen soll. Auch das Gegenbild, die undankbare Gesinnung muss hier gestreift werden. Die Ursachen derselben werden angeführt und kurz erläutert.2) Im dritten Buch wird die Betrachtung der Undankbarkeit fortgesetzt; es sind zwei Streitfragen, welche eine ausführliche Erörterung gefunden haben, einmal die Frage, ob die Undankbarkeit sich zur gerichtlichen Verfolgung eigne; der Autor antwortet mit Nein. Das zweite Problem ist, ob der Sklave seinem Herrn eine Wohlthat erweisen könne. Hier ist das Ergebnis ein Ja; rührende Beispiele von Treue der Sklaven gegen ihre Herren werden eingeschaltet. Ein neues Problem, das behandelt wird, ist, ob die Kinder ihren Eltern grössere Wohlthaten erweisen können als sie empfangen haben. Die Untersuchung wird mit einem fingierten Gegner geführt, der jene Frage verneint hatte; derselbe wird widerlegt. Das vierte Buch erhärtet zuerst den Satz, dass Wohlthun und Dankbarkeit zu den Dingen gehören, die an und für sich zu erstreben sind; dann wird der Fall geprüft, ob man auch Undankbaren Wohlthaten

1) Für die Zeitgeschichte ist nicht ohne Interesse die Uebersetzung: Ein Fürstenspiegel aus der Vorzeit für die Jetztzeit (p. 102): Des L. Ann. Sen. zwei Bücher von

der Gnade an Kaiser Nero, Dessau 1851.

2) Ueber die Disposition der zwei ersten Bücher vgl. Haeberlin, Quaest. crit. in Sen. de benef. libris (Rhein. Mus. 45 (1890) p. 45).

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