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vorführen. Nicht ohne Stolz rühmt er sich, dass er zuerst dieses Gebiet der Poesie erschlossen. Im Prooemium des zweiten Buches wirft er einen Blick auf die Dichter und ihre Stoffe, er lässt Homer, Hesiod und andere Sänger an unseren Augen vorüberziehen, um zu zeigen, dass alle Pfade, die zum Helikon führen, ausgetreten seien. Nur er kann von sich sagen:1)

Eigenes künd' ich, es braucht kein Sänger mir Worte zu leihen,
Nicht Erborgtes erscheint, nur eigenes Schaffen; zum Himmel
Schwing ich allein mich hinauf, ich treibe im eigenen Kahne.

Auch in der Einleitung zum dritten Buch rühmt er sein kühnes Beginnen, das Reich der Musen auszudehnen, und sieht mitleidig auf die mythologischen und historischen Themata herab, welchen die Dichter bisher ihre Kräfte gewidmet haben. Sein Selbstgefühl steigert sich, wenn er der Schwierigkeiten gedenkt, die er zu überwinden hat. Sein Stoff ist ein spröder:2)

Schmuck widerstrebet dem Stoff, mit Belehrung ist er zufrieden, und es ist strenge stufenmässige Anordnung nötig, um dem Leser das Verständnis des Ganzen zu erschliessen; in reizenden Bildern von den Kindern, welche das Lesen lernen, und von den Kolonisten, welche eine neue Stadt aufführen, legt er dieses allmählich fortschreitende Verfahren dar. Auch die Terminologie ist nicht leicht zu gewinnen; ohne Entlehnungen aus dem Griechischen will es nicht gelingen (2, 694; 5, 646). Allein die Erhabenheit des Stoffs, die Schilderung der in der Sternenwelt lebenden und webenden Gottheit verleiht dem Dichter Mut für sein schweres Vorhaben. Seine Lehre trägt er in fünf Büchern vor. Das erste gibt die astronomische Grundlage. Der Himmel ist das Operationsfeld des Astrologen, seine Kenntnis ist demselben unentbehrlich. Dieses Buch nimmt daher eine Sonderstellung ein und tritt in Gegensatz zu den vier folgenden, in welchen die eigentliche Astrologie behandelt ist. Von denselben schildert das zweite den astrologischen Himmel, das dritte und vierte führen in die praktische Anwendung der Astrologie ein. Die Theorie stützt sich auf die Sternbilder des Tierkreises. Damit hätte der Dichter, wie er selbst sagt, schliessen können; allein er wendet sich jetzt auch zu den übrigen Gestirnen. Als Manilius an die Ausarbeitung seines Gedichts schritt, wünschte er sich ein hohes und friedliches Alter (1, 115), um das Ziel, das er sich gesteckt, zu erreichen. Aber so, wie das Gedicht uns jetzt vorliegt, ist dasselbe nicht vollendet. Einige Ankündigungen des Dichters sind nicht erfüllt, das fünfte Buch lässt einen ganzen Teil vermissen; im Eingang verspricht der Dichter, die Wirkungen der Gestirne beim Aufgang und beim Untergang zu schildern (28), allein von den untergehenden Gestirnen ist keine Rede. Dann hatte der Dichter noch die Absicht gehabt, von den Planeten zu reden (2, 965; 3, 581), auch

1) 2, 57 nostra loquar; nulli vatum debebimus ora, nec furtum, sed opus veniet, soloque volamus in caelum curru, propria rate pellimus undas.

2) 3, 39 ornari res ipsa negat, contenta

doceri; ganz streng hat der Dichter den
Satz nicht innegehalten; vgl. Boll, Fleckeis.
Jahrb. Supplementbd. 21 (1894) p. 232; auch
Lanson, p. 69.

diese Absicht blieb unausgeführt.1) Sonach ist das Wahrscheinlichste, dass er durch den Tod an der Vollendung des Ganzen verhindert wurde. Aber trotzdem wir einen Torso in dem Gedichte haben, übt derselbe doch eine grosse Anziehungskraft auf uns aus. Was uns für die Schöpfung des Dichters in hohem Grade einnimmt, ist die hohe Begeisterung, die ihn für seine Weltanschauung erfüllt. Der Stützpunkt dieser Weltanschauung ist der Gedanke von der Einheit der Welt und die Überzeugung, dass alles im Universum an eine feste Ordnung gekettet ist. Es ist der göttliche Geist, der das All belebend durchdringt; derselbe hat auch die Schicksale des Menschen geordnet, indem er sie von den Sternen abhängig macht (3, 58). Dort ist ja der Sitz der Gottheit. Der Himmel ist sonach unser Vater, mit ihm sind wir durch ein unlösbares Band verknüpft. Es ist eine Doppelwelt, die himmlische hat ihr Abbild in der irdischen. Alles ist daher unabänderlichen Gesetzen unterworfen:2)

Alles gehorcht dem Geschick und beugt sich dem festen Gesetze. Dieser Fatalismus schliesst alle Freiheit des Menschen aus. Derselbe kann nichts anderes thun, als die Sterne über sein Geschick befragen. Durch diese Erkenntnis wird er gottähnlich und erhebt sich hoch über die Tiere.

Es lässt sich nicht leugnen, dass diese Anschauung poetisch verwertbare Elemente in sich schliesst, und dass Manilius es verstanden hat, dieselben zur Geltung zu bringen.3) Auf Goethe haben die Worte des Dichters:1) Wem ist vergönnt, wenn der Himmel nicht will, in den Himmel zu schauen, Wer kann finden den Gott, wenn göttliches Wesen ihm fremd ist?

den tiefsten Eindruck gemacht.5) Nicht selten erinnert uns die grosse Eindringlichkeit, mit der er seine Sätze vorträgt, an seinen berühmten Vorgänger Lucrez. 6) Auch für die Belebung seines Stoffes sorgt der Dichter; durch glänzende Prooemien und durch herrliche Schilderungen von den verschiedenen Charakteren und Bestrebungen der Menschen")

1) Vgl. Bechert, De M. Manil. emendandi ratione (Leipz. Stud. 1 (1878) p. 18): ,neque illa pars, quae ad occidentia spectat sidera, quam in sexto libro a poeta esse absolutain a probabilitate non videtur abhorrere, neque haec planetarum doctrina usquam legitur, quamquam omnia illa olim in Manilianis codicibus scripta fuisse eo evincitur, quod Firmicus Maternus, quem extremos Manilii libros, quamquam fonte nusquam indicato, sedulo exscripsisse constat, etiam illos, cum septimum et octavum matheseos libros scriberet, ante oculos habuit." Allein diese von Scaliger herrührende Ansicht ist nicht wahrscheinlich. (Woltjer p. 48.) Bechert (De M. Manilio astronom. poeta, p. 20) selbst gibt beide Möglichkeiten zu.

2) 4, 14 fata regunt orbem, certa stant omnia lege.

3) Selbst Lanson, der den Dichter zu einem scholasticus stempeln möchte, muss das poetische Talent desselben anerkennen (p. 97). Vgl. auch Biese, Die Entwickl. des Naturgefühls bei den Römern, Kiel 1884, p. 120.

4) 2, 115 quis caelum possit nisi caeli munere nosse et reperire deum, nisi qui pars ipse deorum est?

5) Als Goethe am 4. September 1784 den Brocken bestieg, schrieb er in das Fremdenbuch den Vs. quis caelum etc. Goethes Briefe an Frau v. Stein hsg. von A. Schöll, 2. Aufl. von Fielitz, 2 (Frankf. a. M. 1885) p. 590.

6) Boissier, La religion romaine 2, Paris 1884, p. 166. Auch direkte Beziehungen zwischen Manilius und Lucrez lassen sich nachweisen; so wird Manilius in der Schilderung der Pest (1, 884) Lucrez vor Augen gehabt haben. Andererseits trifft die Polemik des Manilius gegen die Atomenlehre (1, 483) ebenfalls den Lucrez.

7) Vgl. z. B. über den Pantomimen 5, 479 und über den Stenographen (4, 197): hinc et scriptor erit velox, cui littera verbum est, | quique notis linguam superet cursimque loquentis excipiat longas nova per compendia

voces.

fesselt er den Leser; eine Hauptzierde des Werkes ist die ins fünfte Buch (538) eingestreute Erzählung von Andromeda und Perseus, welche mit aller Kunst durchgeführt ist. Freilich die abstrusen Lehren der Astrologie leisten der poetischen Fassung Widerstand. Es kommt hinzu, dass der Schriftsteller in der Grundlage seiner Disziplin, der Astronomie, keine tieferen Kenntnisse besitzt und sich daher nicht selten Blössen gibt.1) Auch die astrologischen Lehren treten mitunter in verschwommener Gestalt vor unsere Augen.2) Endlich ringt der Dichter noch sichtlich mit dem Ausdruck, 3) wenn auch mit dem Fortschreiten der Dichtung seine Kräfte wachsen.) Durch diese Dinge wird ein harmonischer, befriedigender Eindruck der ganzen. Arbeit vereitelt.

Über die Persönlichkeit des Dichters sind wir völlig ununterrichtet, nicht einmal der Name desselben ist Zweifeln entrückt. Nur die Zeit, in der sein Gedicht zu stande kam, vermögen wir aus vereinzelten Andeutungen zu erschliessen, wir gelangen in die Regierungszeit des Tiberius. Dass er dem Prinzipate seine Huldigung darbrachte, ist bei seiner fatalistischen Gesinnung nicht zu verwundern. Für Tiberius kommt noch besonders in Betracht, dass dieser ebenfalls der Astrologie ergeben war;5) ihm konnte also mit gutem Grund das Gedicht gewidmet werden. Merkwürdig ist, dass im Altertum über Manilius tiefes Stillschweigen herrscht; zwar finden wir, dass er hie und da gelesen wurde; auch lässt sich leicht nachweisen, dass im vierten Jahrh. Firmicus Maternus ihn stark ausgebeutet hat, allein sein Name wird nirgends genannt. Auch im Mittelalter war er, wie es scheint verschollen"); erst als Poggio eine Handschrift des Manilius aufgefunden, wurde die Aufmerksamkeit auf diesen merkwürdigen Autor gelenkt; grosse Geister beschäftigten sich im Laufe der Zeit mit ihm: der berühmte Mathematiker Johannes Regiomontanus, der ausgezeichnete Chronologe Scaliger und der scharfsinnige Kritiker Bentley. Aber in weitere Kreise konnte der Dichter nicht dringen; er blieb stets ein hintangesetzter Autor.

Ueber die Astrologie im allgemeinen. Salmasius, De annis climactericis et antiqua astrologia 1648; Uhlemann, Grundzüge der Astronomie und Astrologie der Alten, Leipz. 1857; F. Lenormant, Die Magie und Wahrsagekunst der Chaldäer, Jena 1878; Bouché-Leclercq, Histoire de la divination dans l'antiquité, 4 Bde., Paris 1879-82; L'astrologie dans le monde romain (Revue historique 65 (1897) p. 241); L'astrologie grecque,

1) Lanson p. 55.

2) Lanson p. 62.

3) Vgl. die häufige Wiederholung desselben Wortes; Bechert, De M. Manil. emendandi ratione p. 47.

4) Jacob, Ausg. p. XVI und A. Cramer, De Manilii qui dicitur elocutione p. 42.

5) Tacit. annal. 6, 20 scientia Chaldaeorum artis, cuius apiscendae otium apud Rhodum, magistrum Thrasullum habuit. Suet. Tib. 69 addictus mathematicae plenusque persuasionis, cuncta fato agi.

6) Unsicher ist es, ob Gerbert, der spätere Papst Sylvester II. † 1003, schon unseren Manilius gekannt hat; die Stelle, die auf ihn bezogen wird, lautet (epist. 130 ad Reinardum vom J. 988, Havet p. 117): Age

ergo et te solo conscio ex tuis sumptibus fac, ut mihi scribantur M. Manlius de astrologia, Victorius de rhetorica, Demosthenis ophtalmicus. Nun hat Anicius Manlius Torquatus Severinus Boethius octo volumina de astrologia geschrieben, welche Gerbert in einem anderen Briefe (an Adalbert, epist. 8, Havet p. 6) erwähnt; man glaubt daher, dass unter M. Manlius de astrologia dieses Werk zu verstehen sei; freilich müsste dann M. als Dittographie gestrichen werden. Vgl. Ellis, Noctes Manilianae, Oxford 1891, p. 228 und besonders W. v. Voigt, Unter welchen Gestirnen wurde Caesar, Agrippa und Tiberius geboren? (Philol. 58 (1899) p. 200). Irrig Manitius, Philologisches aus alten Bibliothekskatal. (Rhein. Mus. 47 (1892) Ergänzungsheft p. 36).

Paris 1899; Häbler, Astrologie im Altertum, Zwickau 1879. Vgl. den Artikel: Astrologie von Riess in Pauly-Wissowas Realencykl. 2 Sp. 1802.

Der Name des Dichters ist sehr unsicher. Leider ist in der besten Handschrift, dem Gemblacensis, die Ueberschrift ausradiert und erst von einer Hand des 15. oder 16. Jahrhunderts Malius poeta hinzugefügt. Im Lipsiensis 1465 s. XI und im Leidensis 18 s. XV lautet die Ueberschrift: Arati philosophi Astronomicon liber primus; auch hier schrieb eine jüngere Hand darüber: Marci Manilii. (Ueber die Entstehung des falschen Titels Aratus durch ein Corpus astronomischer Schriften vgl. Bechert, De M. Manil. astronom. poeta, p. 4 und Maass, Comment. in Aratum rel. rec., Berl. 1898, proleg. p. XXXI.) Im Leidensis 3 lesen wir die Worte: M. Mallii Equom. astronomicon divo oct. quirino aug. prooemium liber prim., im Vossianus III s. XV: Marci Mallii Antiochi Poeni (?) astronomicon divo Octavio Quirino Augusto. Der Laur. 30, 15 s. XV hat Marci Manlii poetae clarissimi astronomicon ad Caesarem Augustum liber primus, der Vaticanus 3099 s. XV M. Mallii poetae Illustris ad Octavianum Augustum Astronomicon 1. I, der Urbinas 668 s. XV M. Manilii Boeci astronomici liber primus, der Cassinensis C. Manilii poetae illustris Astronomicon. (Vgl. Bechert p. 4-15.) In einem Madrider Codex X 81 s. XV heisst es M. Manili Astronomicon liber primus explicit, später M. Manlii Boeni Astronomicon liber II explicit (im Leidensis 3 M. Mallii boeni astronomicon liber II explicit). Man hat vermutet (Bechert, De M. Manilio astronom. poeta, p. 7; Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 10), dass der Name Manilius aus einer flüchtigen, unchronologischen Verwertung folgender Stelle des Plinius geflossen ist (n. h. 35, 199) talemque (cretatis pedibus ut venalem) Publilium Antiochium (codd.: lochium), mimicae scaenae conditorem et astrologiae consobrinum eius Manilium Antiochium item grammaticae Staberium Erotem eadem nave advectos videre proavi. An Stelle des Manilius will W. v. Voigt (Philol. 58 (1899) p. 200) den Germanicus setzen. Freier, De M. Manil. quae fer. Astronom. aetate, Gött. 1880, p. 3; Ellis, Noctes Manilianae, Oxford 1891, p. 218; Bechert, De M. Manilio astronom. poeta, p. 2.

Die Heimat des Dichters. Aus der Sprache und andern Indicien hat man geschlossen, dass Manilius ein Provinziale war, indem z. B. Bentley (Ausg. praef. p. X) Asien, Jacob (Ausg. praef. p. XVII) und P. Monceaux (Les Africains, Paris 1894, p. 135) Afrika als seine Heimat hinstellen. Allein die Gründe für diese Vermutung sind ganz unzureichend. Nichts nötigt uns, Manilius für einen Nichtrömer zu halten; manches spricht sogar gegen ausländischen Ursprung, so z. B. wenn er (2, 888 Censum sic proxima Graiae nostra subit linguae vertitque a nomine nomen) der griechischen Sprache die römische als nostra lingua gegenüberstellt; vgl. auch 3, 40, ferner 4, 41 nostris catenis. A. Krämer, De Manilii qui fertur astronomicis, p. 67; Bechert, De M. Manilio astronom. poeta, p. 8.

Zeit des Gedichts. Ein unbestreitbares Indicium bietet die Erwähnung der Schlacht am Teutoburger Wald (1, 898):

ut foedere rupto

cum fera ductorem rapuit Germania Varum
infecitque trium legionum sanguine campos,
arserunt toto passim minitantia mundo
lumina

Sonach muss das 1. Buch nach 9 n. Chr. geschrieben sein. Aber wie lange nach diesem Jahr? Die Antwort soll nach der Ansicht einiger Gelehrten (z. B. Jacob) 4, 764 geben: est Rhodos, hospitium recturi principis orbem tumque domus vere solis, cui tota sacrata est, cum caperet lumen magni sub Caesare mundi.

Aus diesen Worten, welche auf das Exil Tibers in Rhodus anspielen, wollte man schliessen, dass Tiberius damals erst zur Regierung bestimmt war, sonach Augustus noch auf dem Thron sass. Es wären daher die 4 ersten Bücher des Gedichts unter Augustus entstanden. Der Schluss wäre richtig, wenn jene Worte zur Zeit des Exils des Tiberius, das von 6 v. Chr. bis 2 n. Chr. dauerte, geschrieben wären. Allein eine solche Annahme macht die erste Stelle unmöglich. Recturus bezieht sich nur auf die Zeit des Exils wie hospitium, nicht auf die Gegenwart. Wenn man eingewendet hat, dass Manilius unmöglich unter der Regierung des Tiberius auf das Exil desselben hinweisen konnte, so ist zu entgegnen, dass dem Tiberius die Worte auch als er noch Thronfolger war, unangenehm sein konnten; vgl. Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 10. Dagegen gibt eine andere Stelle die Entscheidung (1, 798):

Venerisque ab origine proles

Julia descendit caelo caelumque replevit;
quod regit Augustus socio per signa Tonante,

cernit et in coetu Divum magnumque Quirinum,

altius aetherei quam candet circulus orbis.

Diese Verse können ungezwungen nur auf den vergötterten, d. h. verstorbenen Augustus gehen. Damit kommen wir mit dem ganzen Gedicht in die Zeit des Tiberius. Auf diesen lassen sich auch die übrigen Stellen, welche Zeitanspielungen enthalten, beziehen (4, 934): iam facit ipse deos mittitque ad sidera numen,

maius et Augusto crescet sub principe caelum.

was Lachmann (p. 43) richtig erklärt: scilicet Augustum Tiberius deum fecit (vgl. Vell. Paterc. 2, 126), eoque in caelo imperante crescit deorum numerus, Tiberio ceterisque posteris olim caelitum coetui accessuris."

cetera (sidera) non cedunt; uno vincuntur in astro,

Augustum sidus nostro quod contigit orbi;

Caesar nunc terris, post caelo maximus auctor. (1, 384)

Der Dichter will sagen, dass die südlichen Gestirne den nördlichen nicht nachstehen, von einer Ausnahme abgesehen. Die den Versen zu Grunde liegende Anschauung ist, dass alle Julier nach ihrem Tode in das julische Gestirn übergehen. Jetzt heisst es Augustum, nach Tiberius' Tode wird es dessen Namen erhalten. Vgl. über diese Verse auch Lanson p. 17. hine Pompeia manent veteris monumenta triumphi

non exstincta acie semperque recentia flammis

et Mithridateos vultus induta tropaea. (5, 513)

Tiberius hatte im J. 22 n. Chr. versprochen, das abgebrannte pompeianische Theater wieder herzustellen; Tacit. annal. 3, 72 Pompei theatrum igne fortuito haustum Caesar extructurum pollicitus est, eo, quod nemo e familia restaurando sufficeret, manente tamen nomine Pompei. Freilich blieb der Erfolg aus; Suet. Tib. 47 Augusti templum restitutionemque Pompeiani theatri, imperfecta post tot annos reliquit.

Auch die dehnbareren Stellen lassen die Beziehung auf Tiberius zu, wie (1, 7):
hunc mihi tu, Caesar, patriae princepsque paterque,

qui regis augustis parentem legibus orbem
concessumque patri mundum deus ipse mereris,
das animum viresque facis ad tanta canenda.

Hier ist zu bemerken, dass, wenn sich auch Tiberius den Titel pater patriae verbat, er doch so vom Volk genannt wurde (Tacit. annal. 1, 72); vgl. p. 19.

Lachmanns Scharfsinn (Kleinere Schr. zur klass. Philol., Berl. 1876, p. 42) hat also das Richtige gesehen, dass alle Bücher des Manilius in die Zeit des Tiberius fallen. Vgl. Freier (De M. Manilii quae feruntur astronomicon aetate), der die Lachmann'sche Ansicht verficht. Mit Unrecht wurde dieselbe bekämpft von A. Krämer (De Manilii qui fertur astronomicis), der das Werk der augustischen Regierungszeit zuweist, jedoch mit der Konzession (p. 63): „fieri potest, ut in quinto libro faciendo occupatus huius (Augusti) mortem superaverit", und von Bechert, (De M. Manilio astronom. poeta), der sich (p. 13) für die Abfassung aller Bücher unter Augustus ausspricht. Auch Lanson (p. 11) ist Gegner der Lachmann'schen Ansicht. Dagegen sind in neuerer Zeit auf die Seite Lachmanns getreten Ribbeck, Gesch. der röm. Dicht. 3 p. 10; W. v. Voigt (Philol. 58 (1899) p. 197 Anm. 87) und Ramorino, Quo annorum spatio Manilius astronom. libros composuerit (Studi ital. di filol. class. 6 (1898) p. 323).

Quellen des Manilius. Eine allgemeine Andeutung bei Maass, Comment. in Aratum rel. rec., Berl. 1898, p. XXXIII; Thiele, Antike Himmelsbilder, Berl. 1898, p. 45. 1) Gruppe, Zum sog. Manilius (Hermes 11 (1876) p. 239) behauptete, dass Manilius das 6. Buch der disciplinae Varros benutzt habe; dieser Ansicht trat Diels (Rhein. Mus. 34 (1879) p. 487; Doxogr. gr. p. 196 Anm. 3) entgegen und wies auf Posidonius als Quelle hin. Dessen Gedanken führte weiter aus Malchin (De auctoribus quibusdam qui Posidonii libros meteorologicos adhibuerunt, Rostocker Diss. 1893), der auf Grund einer Vergleichung des Geminus, Achilles, Pseudo-Aristoteles 7ɛoi xóouov und Manilius das posidonische Gut genauer darzulegen versuchte. Auch Fr. Boll, Studien über Claudius und Ptolemaeus; 5. Manilius und Posidonius (Fleckeis. Jahrb. Supplementbd. 21 (1894) p. 218) geht den Spuren des Posidonius im Manilius nach und äussert sich also: Das Resultat dieser Beobachtungen ist die Gewissheit, dass Manilius in seinen philosophischen Exkursen dem Posidonius durchgängig gefolgt ist. Aus ihm hat er seine Anschauungen über das Fatum, über die Ordnung und die ovunά9ɛia im Kosmos, über die göttliche und unsterbliche Natur der menschlichen Seele, über die Möglichkeit der Voraussicht des Künftigen und über die erste Enwicklungsstufe der Menschheit. Dieses Ergebnis, das sich wesentlich auf die philosophischen Partien bei Manilius beschränkt, tritt somit ergänzend dem Nachweis Malchins zur Seite, dass die ganze astronomische Grundlegung im ersten Gesang ebenfalls von niemand anderem entnommen ist als von Posidonius." Vgl. auch Oder, Ein angebl.

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