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Herausgegeben von Dr. Johannes Hoops

Professor an der Universität Heidelberg

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Alle Rechte, besonders das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen,

werden vorbehalten.

Vorwort.

Einzeluntersuchungen über die angelsächsische Mythologie gibt es nur wenige. Die Aufsätze von Kemble1 und Bouterwek1 enthalten zwar mancherlei Material, erschöpfen aber den Gegenstand keineswegs. Das Programm von Fischer1, eine fleißige Ausnützung nur einiger, jedoch wichtiger Quellen, legt wenig Gewicht darauf, das spezifisch Einheimische und das Fremde im Aberglauben auseinander zu halten. Freilich ist dies eine der schwersten Aufgaben, und die mangelhafte Überlieferung macht eine solche im ganzen fast unmöglich. Außer diesen Einzeluntersuchungen kommen nur noch die zahlreichen Gesamtdarstellungen der germanischen Mythologie in Betracht. Aber hier wird die angelsächsische Überlieferung nur nebenbei und nicht immer vollständig berücksichtigt. Unter diesen Gesamtdarstellungen ist immer noch Jakob Grimms1 meisterhaftes Monumental werk besonders hervorzuheben, das als Schatzkammer von Material für die gesamte germanische Mythologie auch viele angelsächsische Zeugnisse, allerdings zerstreut, verwertet.

Jeder, der sich mit der angelsächsischen Mythologie beschäftigt, wundert sich wohl über die Dürftigkeit der Überlieferung, wenn man sie z. B. mit der altnordischen

1 Vgl. das Literaturverzeichnis.

vergleicht. Zu den besten Quellen, wie fehlerhaft sie auch sind, gehören: 1. die staatlichen und kirchlichen Gesetze, die die heidnischen Gebräuche verpönten; 2. die Poesie, die manches Altertümliche aufweist; 3. die Zaubersegen, eine sonderbare Mischung von heidnischem und christlichem Aberglauben; 4. die zwar größtenteils aus fremden Quellen herrührenden Rezeptenbücher, und 5. schließlich die zerstreuten zufälligen Bemerkungen und Berichte über das Heidentum, die in den Homilien und Heiligenleben vorkommen. Als Geschichtsquelle steht in erster Linie Bedas Kirchengeschichte. Aber alle diese Quellen liefern im Grunde sehr wenig.

Als teilweisen Ersatz für diesen Mangel hat schon Grimm den Reichtum der mythologischen Ausdrücke im angelsächsischen Sprachschatz erkannt, die noch vielfach, allerdings oft in veränderter Form und Bedeutung, auftreten. In seiner Vorrede (Seite X) sagt er darüber: «Es versteht sich von selbst, daß unter den länger heidnischen Sachsen, vorzüglich den Angelsachsen, deren Sprache durch die Poesie besser in Wärme gehalten blieb, solche Überreste sich verdreifachen, denn außer Woden, Punor, Frea, Bealdor, Helle, Eastre, Hrede und dem reichen Namengehalt der Genealogien treten auch Forneot, Wōma, Geofon, Gersuma, Wuscfrea, Bregowine, Earendel, ides, wyrd, wælcyrge, pyrs, eoten, geola, hleodor, bearo, neorxnawong, hæleohelm, Brōsingamene und andere mehr hinzu.» Hauptfehler aber in Grimms Verfahren ist, daß er durch kühne Kombinationen und zufällige Übereinstimmungen von Wörtern eine viel engere Verwandtschaft der Mythologien der Germanen annahm, als jetzt im allgemeinen zugegeben wird; ja, viele seiner Vergleichungen sind nicht mehr stichhaltig. Dessenungeachtet verdienen fast alle

Ein

seine Vorschläge in Betracht gezogen zu werden, und obgleich nicht immer annehmbar, sind sie anregend und werden im folgenden erwähnt.

Die vorliegende Abhandlung bietet eine kulturgeschichtlich-etymologische Untersuchung der Reste der mythologischen Elemente des angelsächsischen Wortschatzes. Nebenbei wird durch Aufzeichnung sämtlicher sonstiger angelsächsischer Zeugnisse eine möglichst vollständige Darstellung der Mythologie und des heidnischen Aberglaubens gegeben. Aber in erster Linie wird der Sprachschatz berücksichtigt, und zu diesem Zweck wurde. die gesamte gedruckte angelsächsische Literatur durchsucht. In der lexikalischen Behandlung wird auf möglichste Vollständigkeit hingezielt. Bei den wichtigsten Ausdrücken werden alle bekannten Belege angeführt, manchmal nur die Belegstellen selbst. Bei einigen Wörtern jedoch, die eine veränderte, für die heidnische Mythologie nicht mehr in Betracht kommende Bedeutung angenommen haben, wie hel, husl, god usw., schienen ausführliche Belege zwecklos. Bei einigen andern, die auch als weniger belangreich anzusehen sind, wird nur eine Auswahl von Belegstellen angegeben. Solche absichtliche Unvollständigkeit wird immer deutlich als solche gekennzeichnet. Für poetische Ausdrücke, die in diese Kategorien fallen, wird manchmal nur auf Greins Sprachschatz verwiesen. Besonderes Gewicht wird auf die Etymologien und auf Untersuchung der für die Mythologie so wichtigen ursprünglichen Bedeutung der Wörter gelegt. Auch werden verwandte Ausdrücke in andern germanischen Sprachen zugezogen; denn oft kann man die mythologische Bedeutung eines angelsächsischen Wortes erst durch solche Ver gleichungen erkennen.

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