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die unter Händen habende Recension (vide Teipel, die nicht logische Seite d. Spr. in Herrig's Archiv Th. IX, p. 309); ähnlich beim Infinitiv z. B. Wasser, gut zu trinken (cf. Grimm (Gr. IV, p. 57 sq.) und Bopp (vergl. Gr. III, p. 307 sq.), wo dem dtsch. er ist zu strafen, puniendus est, das engl. he is to be punished gegenübergestellt, andererseits an das Frzsch. erinnert wird: cette pomme est bonne à manger; je lui ai vu couper les jambes u. a m. Man hörte von den Bauern den kleinen Töffel sehr bedauern" (Lichtwer). So schon im Gothischen. Im Griechischen zeigen Formen, wie ἥλωκα, ἑάλωκα, ἥλων, Edhav eine an aktiver Form haftende passive Bedeutung; intransitive Activa, wie φεύγειν, αποθνήσκειν, τελευτάν u. a. haben Sinn und Construktion von Passivis: αυτοί γε ἀπέθνησκον ὑπὸ ἱππέων (Xen. Cyr. 7, 1, 48). Medium zeigt sich bei Homer neben dem später ausschliesslich angewandten Activ, z. B. Ilias I, 56: κήδετο γὰρ Δαναῶν, ὅτι τα θνήσκοντας ὁρᾶτο; 50 ιδόμην neben εἶδον; ἀκούετο λαὸς αὐτῆς (Ilias 4, 331); und ebenso steht Act. für Med. z. B. bei μɛraлéunɛv, zu dessen Med. andererseits noch Reflexivpronomen gefügt wird (Lycurg, 42): αὐτῷ μεταπέμψασθαι; die Futurform des Med. hat nicht selten passive Bedeutung, wie (Thuc. 6, 64): Uno Twv inπέων οὐ βλάψονται (obwohl Isocr. 1, 25: βλαβήσομαι); auch bestehen, ohne dass die Bedeutungen sich unterscheiden, mediale und passive Futurformen neben einander, wie nivoua und πεισθήσομαι u. a. m. Im Lateinischen haben die sogenannten neutropassiva (Priscian, VIII, 3) wie vapulo ab aliquo passiven Sinn, die semideponentia (Prisc. VIII, 11) wie gaudeo, zeigen passive Formen, obwohl alt: gavisi, bei aktiver Bedeutung; neben einander bestehen z. B. juratus, der geschworen hat und (Cic. Off. III, 29) quod juratum est; reverti, reversus sum; odi, osus sum u. a. m. Wie in der (oben bei Diom. angeführten) Form, nutritor statt nutrito, ist die Medialform auch z. B. bewahrt Virg. Aen. XI, 660: pictis bellantur Amazones armis; als Activ und Deponens sind überhaupt viele Verba gebräuchlich, wie adulor (Cic. Tusc. 2, 10), conflictor, ludificor, vehor u. a. m., während andere, wie aspernor, medicor, dominor zuweilen in passiver Bedeutung vorkommen. Das Französische hat die lat. Dep. überhaupt in aktive Form gebracht: consoler, imiter, suivre, naître,

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mourir cet. Für den reflexiven Sinn wird Passivform verwandt,
wie delector, fallor, commoveor, aber auch die Activform, wie
verto, muto, flecto u. a. Virg. (Ge. I, 163) hat solventia plau-
stra, (Ecl. I, 29): tondenti barba und (Aen. X, 362) saxa ro-
tantia; so (1. c. 240): ne castris jungant in medialer Bedeu-
tung. Auch im Französischen spielen aktive und mediale For-
men in einander, wie mourir, se mourir, rire, se rire u. a.; auch
fehlt zuweilen das Reflexiv, wie in: notre canon a fait taire.
celui des ennemis (Acad.); häufig wird Passiv durch Medium ver-
treten, wie un cri s'entend; le spectacle se donnait en l'hon-
neur des dieux. (M. de Staël) (vide Mätzner, fr. Gr. p. 195).
Im Englischen werden besonders die Umschreibungen mit dem
Particip auf ing so verwendet, dass Uebergang ins Passiv gefühlt
wird: While any favourite air is singing (Sheridan); Dinner was
preparing. Viele Verba bedienen sich der aktiven, wie der re-
flexiven Form, z. B. to assemble, to address, to behave; Ueber-
gang des intrans. Activs in die reflexive Form durch Hinzufügung
eines persönlichen Pron. namentlich im Imperativ, wie: Fare
thee well, and think of death (Hughes); Go flee thee away into
the land of Judah (Bible) (vide Mätzner, engl. Gr. Th. I, p.
313). Aehnlich im älteren Deutsch, z. B. Von libe scheide er
sich enzit (Konr. v. Würzb.); Ich säumte mich lang (H, Sachs).
(cf. Schötensack, D. Gr. p. 237.)

Im Neger-Englisch giebt es (Fiedler u. Sachs, wissensch.
Gr. d. engl. Spr. II, p. 6) gar kein Passiv, da man entweder das
Activ setzt oder umschreibt. *)

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9) Enallage in der Satzconstruktion

Der im Lautbild der Wurzel angedeutete Seelenmoment

*) Wie bei den Verbalformen Activ und Passiv in einander übergehn: xa-
λῶς ἀκούειν, bene audire = gelobt werden; κακῶς ἀκούειν, male au-
dire
getadelt werden; „wie ein Gespenst sehen," ,,blass sehen,“ so bie-
tet auch sonst die Sprache Fälle, wo Act. und Pass. in derselben Anschauung
aufgehn: ein blinder Schuss, blinder Lärm, blinde Klippen; aliquis latet
error (Virg. Aen. 2, 48) = Tauschung; caeca vada; τα τυφλὰ τοῦ σώμα
τος die Rückseite (Xen. Cyr. 3, 3, 45); eine traurige Gegend; ein froher
Anblick; sourd ungünstig für Akustik; deaf = gedämpft im Ton; regard
.das Blicken und der Anblick; spoil das Rauben und das Geraubte u. d. m.

=

zeigt sich, nach einer bestimmten Richtung entfaltet, als Satz. Und wie die Bewegung der Seele zu anderen Bildern fortgeht, reihen sich die Sätze an einander; aber auch dies, dass eine einheitliche Kraft diese Bilder erzeugt, sie also nicht einzeln für sich stehn, sondern aus einander hervorwachsen, findet seinen Ausdruck, und Bindewörter deuten, wo es nöthig erscheint, diesen Zusammenhang an. So entsteht die égig sigoμérn, welche Aristoteles (Rhet. III, 9) ἡ ἀρχαία nennt: ταύτῃ γὰρ πρότερον μὲν ἅπαντες, νῦν δὲ οὐ πολλοὶ χρώνται. Dadurch kommen denn die einzelnen Satzbilder allmählich als blosse Theile grösserer Bilderreihen zum Bewusstsein und drängen sich so wieder in Einen Begriff, in Eine Anschauung zusammen, die nun für die Seele Ausgangs- oder Beziehungspunkt einer neuen, weiteren Entfaltung werden kann. Solcher Satzbegriff giebt dann den Ausdruck seiner Geschlossenheit, das Verbum finitum, auf und stellt sich als ein durch ein Nomen mit Participium, Adjektiv, Apposition gebildetes attributives Satzverhältniss dar, ein Glied eines neuen, somit erweiterten Satzes, wie es zuweilen auch durch ein zusammengesetztes Wort bezeichnet wird. Ein solches Gebilde, durch Congruenz im Genus, Numerus, Casus seine Begriffseinheit darlegend, tritt ebenso zu einem Subjekte eines Satzes, wie zu dessen Objekt. Weder aber die Beiordnung von Sätzen zu einander noch deren Einordnung in einander entspricht der Forderung, dass die angedeuteten Bilder in die richtige Beleuchtung treten je nach dem Grade ihrer Bedeutung, je nach der Art ihrer Beziehung aufeinander, so dass das Gesammtbild durch das Beiwerk in seiner Wirkung nicht gestört, sondern vielmehr gehoben werde. Erreicht wird dies dadurch, dass die erweiternden Bestimmungen sich wieder auflösen zu Sätzen, d. h. von dem verbalen Leben wieder durchströmt, bestimmt und doch flüssig gemacht werden, und dass sie dann durch Fügewörter, Relativa und relativische Conjunktionen, als untergeordnete Sätze dem Hauptsatze sich einfügen. Die Construktion der Periode [λέξις κατεστραμμένη

Ev gódos (Arist. 1. c.)] ist das grösste Kunstwerk der Sprachtechnik. (cf. Demetrius de eloc. in Rhet. Gr. Sp. III, p. 262 sq.; Aquila Romanus, 18 in Rhet. Lat. m. Halm p. 27 sq.; Quint. IX, 4, 124, der IX, 4, 22 die Hauptglieder der Periode κώλα = membra und die Nebenbestimmungen κόμματα

incisa anführt. Er bezieht sich bei seiner Ausführung auf Cicero de or. c. 43 sq. und or. c. 41 sq.*)

Mit dem Angegebenen ist indessen die Fülle der möglichen Satzconstruktionen nicht erschöpft. Es lassen sowohl diejenigen coordinirten Sätze, welche gleiche Satzglieder bieten, eine Zusammenziehung zu, als auch gelingt es der Technik, im Satzgefüge durch Anwendung der Nominalformen des Verbum, des Infinitivs und des Participium, die untergeordneten Nebensatz-Bilder wieder zu verdichten; ein Vortheil für Gedrängtheit und Abrundung des Ausdrucks, in dessen Ausbeutung das Deutsche nicht bloss dem Griechischen und Lateinischen, sondern auch dem Englischen und Französischen nachsteht.

So bietet sich der Sprache auch in Bezug auf Wechsel und Vertauschung der Satzbildungen eine unabsehbare Menge von Mitteln, denselben Inhalt in mannigfaltigster Färbung des Sinnes unter verschiedenen Formen erscheinen zu lassen. Namentlich ist es der Reichthum der Sprache in dieser Beziehung, welcher den Menschen die Wiederholungen desselben beschränkten Inhalts immer wieder neu erscheinen lässt und es bewirkt, dass ihnen die Enge der Sphäre, in welcher sich ihre Vorstellungen bewegen, nicht leicht zum Bewusstsein kommt.

Die Angemessenheit parataktischen oder syntaktischen (hypotaktischen) Satzbaus, einer oratio fluens oder coagmentata, ist im Einzelnen nicht zu beurtheilen, sondern ergiebt sich aus dem allgemeinen Charakter der Darstellung und aus dem Zusammenhang der Sätze; aber der Begriff der Enallage findet seine Anwendung, sobald die Construktion des einzelnen Satzes für sich in Betracht kommt. Wenn (Od. II, 312 sq.) Telemach sagt: οὐχ ἅλις, ὡς τὸ πάροιθεν ἐκείρετε πολλὰ καὶ ἐσθλὰ κτήματ' ἐμά, μνηστήρες, ἐγὼ δ' ἐτι νήπιος ἦα; so steht der letzte Satz in kindlicher und Homerischer Sprechweise parataktisch, während

*) Die Construktion des Satzgefüges wurde von den Alten nach dem rhythmischen Gefühl beurtheilt; xa und xopuara sind nicht geschieden, wie Nebensätze und attributive Satzverhältnisse. Für unsere Beurtheilung ist da Unbestimmtheit und Verwirrung. Man vergleiche etwa ausser den angef. Stellen: Longin. Tev. nr. in Rhet. Gr. Sp. Vol. I, p. 309; Aristides Tεxv. Ent. 1. c. Vol. II, p. 507; Alexander nɛoì oxnu. 1. c. Vol. III, p. 27; Demetrius æɛgì Équŋv. 1. c. Vol. III, p. 259; Cornificius, rhet. IV, 19.

ihn die Logik unterordnen würde; ebenso tritt mit der Verwendung des beiordnenden et (statt quum) Vertauschung der Construktion ein, wenn es bei Sallust (Jug. 97, 4) heisst: Igitur simul consul ex multis de hostium adventu cognovit et ipsi hostes aderant; wie ähnlich bei Molière (bourgeois gent.): Je voudrais qu'il m'eût coûté deux doigts de la main et être né comte ou marquis. Im Lat. kann auch das Relativ parataktische Verbindung bewirken, wie wenn Horat. (ep. I, 2, 62) sagt: animum rege, qui nisi paret, imperat; wenn dagegen Göthe, wie nicht selten (cf. Becker, d. dtsch. Stil p. 317), schreibt: „Man konnte in diesem Kriegsgetümmel die beiden jungen Damen für himmlische Erscheinungen halten, deren Eindruck auch mir niemals erlöschen wird;" so stellt er als Nebensatz hin, was coordinirt erwartet wird. Bei Tacitus (Ann. II, 9): Erat is in exercitu, cognomento Flavius, insignis fide, et amisso per vulnus oculo paucis ante annis duce Tiberio; erscheint die Gedrängtheit gesucht; Perioden endlich, wie etwa bei Livius (I, 16, 2): Romana pubes, sedato tandem pavore, postquam ex tam turbido die serena et tranquilla lux rediit, ubi vacuam sedem regiam vidit, etsi satis credebat patribus, qui proximi steterant, sublimem raptum procella; tamen, velut orbitatis metu icta, moestum aliquamdiu silentium obtinuit; bieten keine Enallage, sondern einen in der Anlage verfehlten Satzbau.

10) Σχήμα πρὸς τὸ σημαινόμενον; Ἓν διὰ δυοῖν; Hypallage; Prolepsis; Attraction; Anacoluth.

Von den unter den Begriff der Enallage fallenden mancherlei Unregelmässigkeiten in der Satzconstruktion und in der Form der Satzglieder, welche die Grammatiker unter gewisse allgemeine Gesichtspunkte gestellt haben, führen wir an:

a) Das σχῆμα πρὸς τὸ σημαινόμενον.

Die „Construktion nach dem Sinne" kann eintreten, wenn in einem Worte eines Satzes sich grammatische Form und Bedeutung nicht vollständig decken, wie wenn z. B. das Wort „Volk" als Singular nicht auch die Vielheit der Individuen bezeichnet, welche es doch meint, das Neutrum Weib" nicht auch das natürliche

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