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Vorwort.

Die Eklogen Vergils scheinen mir in mehr als einer Beziehung unsere Aufmerksamkeit zu verdienen. Sie sind das Erstlingswerk eines namhaften Dichters, der hoch geschätzt ward von seiner Zeit, gefeiert von den folgenden Jahrhunderten und von dem Mittelalter als Muster aller Dichtung in den Himmel erhoben; waren sie auch nicht sein erstes Werk, so waren sie doch das, mit welchem er zuerst vor die Öffentlichkeit trat. Ist es uns also versagt, weiter, als die Grammatiker gethan, in den Prozefs seines sich entfaltenden Dichtergeistes einzudringen und lassen wir die Frage, ob der Culex und die Catalecta echt oder unecht sind, auf sich beruhen, können wir seinen Bildungsgang nicht bis in frühe Jugendjahre verfolgen, so haben wir hier doch unzweifelhaft die erste Stufe seiner Entwickelung, bis zu welcher wir vordringen können, vor uns. Er ergriff diesen Stoff nicht rein aus eigener Initiative, sondern auf den Rat eines kundigen und umsichtigen Freundes, des Asinius Pollio, der ohne Zweifel den Vergil zu dem molle atque facetum genus dicendi der gaudentes rure Camenae (Hor. Serm. I, 10, 44) besonders veranlagt fand. Erkennen wir es denn als eine für Vergil höchst glückliche Fügung des Schicksals, dafs der Sturm der Zeit ihm den umsichtigen Freund und Berater zuführte, der ihn dem Zuge der Zeit und dem Schwanken des eigenen Urteils entzog, und in ihm den eigentümlichen Zug seiner Natur pflegte, wodurch er im Gegensatz zu den andern Dichtern des klassischen Altertums zur Betrachtung und Würdigung der schönen Natur im grofsen und ganzen wie im einzelnen sich hingezogen fühlte, und gleichsam prädestiniert war, Perlen zu schaffen, wie III, 56

Dicite quandoquidem in molli consedimus herba.
Et nunc omnis ager, nunc omnis parturit arbos,
Nunc frondent silvae, nunc formosissimus annus,

oder VII, 57

Aret ager; vitio moriens sitit aeris herba;
Liber pampineas invidit collibus uvas

a

oder im einzelnen die Schilderung der Sonnenglut II, 8. 9

Nunc etiam pecudes umbras et frigora captant,
Nunc viridis etiam occultant spineta lacertos,
Thestylis et rapido fessis messoribus aestu
Allia serpyllumque herbas contundit olentis,

oder III, 82 das

Dulce satis humor

oder 1, 51 das

hic inter flumina nota

et fontis sacros frigus captabis opacum.

oder X, 52

Certum est in silvis inter spelaea ferarum

u. S. W.

Was Vergil bis dahin gedichtet, fragen wir vergebens, aber schwerlich wird es dem Inhalt des Culex fern gelegen haben, Dichtungen mythologischen Inhalts in Anlehnung an die Alexandriner. Er selbst sagt uns in der Einleitung des dritten Buchs der Georgica nach welchen Seiten ihn der Geschmack der Zeit und eigene Neigung zog. Pollio war es, der ihn auf Theokrit und seiner Anlage und Sinnesart näher liegende Muster hinwies, ihn hineinzog in den Kreis, den er um sich bildete, in die collegia poetarum, die bald zu hoher Achtung kommen sollten und ihren einzelnen Mitgliedern Stütz- und Sammelpunkte gewährten, sie aus gedrückter bürgerlicher Stellung in eine anregende, geistreiche Gesellschaft versetzten und ihnen einen Boden bereiteten, wie Vergil ihn in Andes nie gefunden hätte. Pollio war es, der ihn gewissermassen berief, mitzubauen an dem Gebäude einer neuen lateinischen Poesie; und in ihm eins der ersten, ältesten Mitglieder des sich nunmehr bildenden Dichterkreises heranzog. Bernhardy, Römische Literaturgeschichte 46. S. 239.

Die römische Prosa, zumal die rednerische, hatte durch Cicero und Cäsar und deren Freunde eine glänzende Entwickelung gefunden, sowohl theoretisch als praktisch, aber es liegt zwischen der rednerischen Fülle und dem präcisen schlagenden Ausdruck der Poesie eine weite Kluft, die sich uns gar handgreiflich entfaltet, wenn wir neben Catull, Vergil, Horaz u. s. w. Ciceros Verse lesen, gewifs nicht die schlechtesten seiner Zeit. Neben ihm strebte T. Lucretius Carus, aber seine Laufbahn war eine gar kurze; im ganzen aber gewann in jenen Tagen die Poesie keinen Aufschwung,

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