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Dritter Auftritt.

Tasso.

Antoni o.

Tasso.

Sey mir willkommen, den ich gleichsam jeßt.

Zum erstenmal erblicke! Schöner ward

Kein Mann mir angekündigt.

kommen!

Sey will?

Dich kenn' ich nun und deinen ganzen Werth,

Dir bier' ich ohne Zögern Herz und Hand, Und hoffe, daß auch du mich nicht verschmähst.

Antonio.

Freygebig bietest du mir schöne Gaben,
Und ihren Werth erkenn' ich wie ich soll,
Drum laß mich zögern eh' ich sie ergreife.
Weiß ich doch nicht, ob ich dir auch dagegen
Ein gleiches geben kann. Ich möchte gern
Nicht übereilt und nicht undankbar scheinen:
Laß mich für beyde klug und sorgsam seyn.

Tasso.

Wer wird die Klugheit tadeln? Jeder Schritt Des Lebens zeigt wie sehr sie nöthig sey; Doch schöner ist's, wenn uns die Seele sagt Wo wir der feinen Vorsicht nicht bedürfen.

Antonio.

Darüber frage jeder sein Gemüth,
Weil er den Fehler selbst zu büßen hat.

Tasso.

So sey's! Ich habe meine Pflicht gethan, Der Fürstinn Wort, die uns zu Freunden wünscht,

Hab' ich verehrt und mich dir vorgestellt. Rückhalten durft' ich nicht, Antonio; doch

gewiß,

Zudringen will ich nicht. Es mag denn seyn.
Zeit und Bekanntschaft heißen dich vielleicht

Die Gabe wärmer fodern, die du jeht
So kalt bey Seite lehnst und fast verschmähst.

Antonio.

Der Mäßige wird öfters kalt genannt

Von Menschen, die sich warm vor andern

glauben,

Weil sie die Hiße fliegend überfällt.

Tasso.

Du tadelst was ich tadle, was ich meide,
Auch ich verstehe wohl, so jung ich bin,
Der Heftigkeit die Dauer vorzuziehn.

Antonio.

Sehr weislich !-Bleibe stets auf diesem Sinne.

Casso.

Du bist berechtigt mir zu rathen, mich
Zu warnen, denn es steht Erfahrung dir
Als lang' erprobte Freundinn an der Seite.
Doch glaube nur, es horcht ein stilles Herz
Auf jedes Tages, jeder Stunde Warnung,
Und übt sich ingeheim an jedem Guten,
Das deine Strenge neu zu lehren glaubt.

Antonio.

Es ist wohl angenehm, sich mit sich selbst Beschäft'gen, wenn es nur so nüßlich wäre. Inwendig lernt kein Mensch sein Innerstes Erkennen. Denn er mißt nach eignem Maß Sich bald zu klein und leider oft zu groß. Der Mensch erkennt sich nur im Menschen,

nur

Das Leben lehret jedem was er sey.

Tasso.

Mit Beyfall und Verehrung hör' ich dich.

Antonio.

1

Und dennoch denkst du wohl bey diesen Wor:

ten

Ganz etwas anders, als ich sagen will.

Saffo.

Auf diese Weise rücken wir nicht näher.
Es ist nicht klug, es ist nicht wohl gethan,
Vorfeßlich einen Menschen zu verkennen,
Er sey auch wer er sey. Der Fürstinn Wort'

Bedurft' es kaum, leicht hab' ich dich erkannt:
Ich weiß, daß du das Gute willst und schaffst.
Dein eigen Schicksal läßt dich unbesorgt,
An Andre denkst du, Andern stehst du bey,
Und auf des Lebens leicht bewegter Woge
So seh' ich dich.

Bleibt dir ein stetes Herz.

Und was wär' ich, ging ich dir nicht entge:

gen?

Sucht' ich begierig nicht auch einen Theil
An dem verschloßnen Schaß, den du bewahrst?
Ich meiß, es reut dich nicht, wenn du dich
öffnest

Ich weiß, du bist mein Freund, wenn du mich kennst:

Und eines solchen Freunds bedurft' ich lange.
Ich schäme mich der Unerfahrenheit
Und meiner Jugend nicht. Still ruhet noch
Der Zukunft goldne Wolke mir um's Haupt.
O nimm mich, edler Mann, an deine Brust,~
Und weihe mich, den Raschen, Unerfahrnen,
Zum mäßigen Gebrauch des Lebens ein.

Goethe's W. 6. B.

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