Groß ist Florenz und herrlich, doch der Werth Von allen seinen aufgehäuften Schäßen Reicht an Ferrara's Edelsteine nicht. Das. Volk hat jene Stadt zur Stadt gemacht, Ferrara ward durch seine Fürsten groß. Prinzessinn. Mehr durch die guten Menschen, die sich hier Durch Zufall trafen und zum Glück verbanden. Leonore. Sehr leicht zerstreut der Zufall was er samn: melt. Ein edler Mensch zieht edle Menschen an rung Die Welt umher verbarg. Mir klang als Kind Der Name Hercules von Este schon, Schon Hyppolit von Este voll in's Ohr. Prinzessinn. Dem Enkel, wenn er lebhaft fühlt wie du. Gar oft beneid' ich dich um dieses Glück. Leonore. Das du, wie wenig andre, still und rein Genießest. Drängt mich doch das volle Herz Sogleich zu sagen was ich lebhaft fühle, Du fühlst es besser, fühlst es tief und schweigst. Dich blendet nicht der Schein des Augenblicks, Der Wih besticht dich nicht, die Schmeicheley Schmiegt sich vergebens künstlich an dein Ohr: Fest bleibt dein Sinn und richtig dein Geschmack, Dein Urtheil g'rad, stets ist dein Antheil groß Am Großen, das du wie dich selbst erkennst. Prinzessinn. Du solltest dieser höchsten Schmeicheley leihen. Leonore. Die Freundschaft ist gerecht, sie kann allei Den ganzen Umfang deines Werths erkennen. Und laß mich der Gelegenheit, dem Glück Auch seinen Theil an deiner Bildung geben, Du hast sie doch, und bist's am Ende doch, Und dich mit deiner Schwester ehrt die Welt Vor allen großen Frauen eurer Zeit. Prinzessina. Mich kann das, Leonore, wenig rühren, Wenn ich bedenke wie man wenig ist, Und was man ist, das blieb man andern Die Kenntniß alter Sprachen und des Besten, Doch war an Wissenschaft, an rechtem Sinn So hat Lucretia gewiß das Recht. Wohin sich das Gespräch der Edlen lenkt Dem Denker wird, und wenn die feine Klug heit, Von einem klugen Manne zart entwickelt, Leonore., Und dann nach dieser ernsten Unterhaltung Mit holden Tönen in die Seele flößt. Dein hoher Geist umfaßt ein weites Reich, Ich halte mich am liebsten auf der Insel Der Poesie in Lorberhainen auf. |