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Prinzessinn.

Nicht das! Allein ihr strebt nach fernen Gü: tern,

Und euer Streben muß gewaltsam seyn.
Ihr wagt es, für die Ewigkeit zu handeln,
Wenn wir ein einzig nah beschränktes Gut
Auf dieser Erde nur besißen möchten,

Und wünschen, daß es uns beständig bliebe.
Wir sind von keinem Männerherzen sicher,
Das noch so warm sich einmal uns ergab.
Die Schönheit ist vergänglich, die ihr doch
Allein zu ehren scheint. Was übrig bleibt,
Das reißt nicht mehr, und was nicht reißt, ist
todt.

Wenn's Männer gäbe, die ein weiblich Herz
Zu schäßen wüßten, die erkennen möchten,
Welch einen holden Schaß von Treu' und Liebe
Der Busen einer Frau bewahren kann,
Wenn das Gedächtniß einzig schöner Stunden
In euren Seelen lebhaft bleiben wollte,
Wenn euer Blick, der sonst durchdringend ist,
Auch durch den Schleyer dringen könnte, den

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Uns Alter oder Krankheit überwirft,

Wenn der Besih, der ruhig machen soll,

Nach fremden Gütern euch nicht lüstern machte:

Dann wär' uns wohl ein schöner Tag erschie

nen,

Wir feierten dann unsre goldne Zeit.

Tasso.

Du sagst mir Worte, die in meiner Brust Halb schon entschlafne Sorgen mächtig regen.

Prinzessinn.

Was meinst du, Tasso? rede frey mit mir.

Tasso.

Oft hört' ich schon, und diese Tage wieder Hab'ich's gehört, ja hätt' ich's nicht vernommen, Co müßt' ich's denken: edle Fürsten streben. Nach deiner Hand! Was wir erwarten müssen,. Das fürchten wir und möchten schier verzweis

feln,

Berlassen wirst du uns, es ist natürlich; Doch wie wir's tragen wollen, weiß ich nicht.

Prinzessinn.

Für diesen Augenblick seyd unbesorgt!
Fast möcht' ich sagen: unbesorgt für immer,
Hier bin ich gern und gerne mag ich bleiben;
Noch weiß ich kein Verhältniß, das mich lockte;
Und wenn ihr mich denn ja behalten wollt,
So laßt es mir durch Eintracht sehn, und
schafft

Euch selbst ein glücklich Leben, mir durch euch.

Tasse.

O lehre mich das Mögliche zu thun!
Gewidmet sind dir alle meine Tage.
Wenn dich zu preisen, dir zu danken sich
Mein Herz entfaltet, dann empfind' ich erst
Das reinste Glück, das Menschen fühlen kön

nen.

Das göttlichste erfuhr ich nur in dir.
So unterscheiden sich die Erdengötter

Vor andern Menschen, wie das hohe Schicksal

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Vom Rath und Willen selbst der klügsten
Männer +

Sich unterscheidet. Vieles lassen sie,
Wenn wir gewaltsam Wog' auf Woge sehn,
Wie leichte Wellen, unbemerkt vorüber
Vor ihren Füßen rauschen, hören nicht
Den Sturm, der uns umsaust und niederwirft,
Vernehmen unser Flehen kaum, und lassen,
Wie wir beschränkten armen Kindern thun,
Mit Seufzern und Geschrey die Luft uns
füllen.

Du hast mich oft, o Göttliche, geduldet,
Und wie die Sonne, trocknete dein Blick
Den Thau von meinen Augenliedern ab.

Prinzessinn.

Es ist sehr billig, daß die Frauen dir
Auf's freundlichste begegnen, es verherrlicht
Dein Lied auf manche Weise das Geschlecht.
Zart oder tapfer, hast du stets gewußt
Sie liebenswerth und edel vorzustellen :
Und wenn Armide hassenswerth erscheint,
Versöhnt ihr Reiß und ihre Liebe bald,

Tasso.

Was auch in meinem Liede wiederklingt,
Ich bin nur Einer, Einer alles schuldig!
Es schwebt kein geistig unbestimmtes Bild
Vor meiner Stirne, das der Seele bald
Sich überglänzend nahte, bald entzöge.
Mit meinen Augen hab' ich es gesehn,
Das Urbild jeder Tugend, jeder Schöne;
Was ich nach ihm gebildet, das wird bleibens
Tancredens Heldenliebe zu Chlorinden,
Erminiens stille nicht bemerkte Treue,
Sophroniens Großheit und Olindens Noth.
Es sind nicht Schatten, die der Wahn erzeugte,
Ich weiß es, sie sind ewig, denn sie sind.
Und was hat mehr das Recht, Jahrhunderte
Zu bleiben und im Stillen fortzuwirken,
Als das Geheimniß einer edlen Liebe,
Dem holden Lied bescheiden anvertraut?

Prinzessinn.

Und soll ich dir noch einen Vorzug sagen,
Den unvermerkt sich dieses Lied erschleicht?

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