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Prinzessinn.

Das ist der Fall bey meinem Bruder nie.
Und nun, da wir Antonio wieder haben,
Ist dir ein neuer kluger Freund gewiß.

Tasso.

Ich hofft' es ehmals, jekt verzweifl' ich fast.
Wie lehrreich wäre mir sein Umgang, nüßlich
Sein Rath in tausend Fällen! Er besißt,
Ich mag wohl sagen, alles was mir fehlt.
Doch haben alle Götter sich versammelt
Geschenke seiner Wiege darzubringen?
Die Grazien sind leider ausgeblieben,
Und wem die Gaben dieser Holden fehlen,
Der kann zwar viel besißen, vieles geben,
Doch läßt sich nie an seinem Busen ruhn.

Prinzessinn.

Doch läßt sich ihm vertraun, und das ist viel.
Du mußt von Einem Mann nicht alles fordern,
Und dieser leistet was er dir verspricht.
Hat er sich erst für deinen Freund erklärt,
So sorgt er selbst für dich wo du dir fehlst.

Shr müßt verbunden seyu! Ich schmeichle mir
Dieß schöne Werk in kurzem zu vollbringen.
Nur widerstehe nicht wie du es pflegst!
So haben wir Lenoren lang' besessen,
Die fein und zierlich ist, mit der es leicht
Sich leben läßt; auch dieser hast du nie,
Wie sie es wünschte, näher treten wollen.

Tasso.

Ich habe dir gehorcht, sonst hätt' ich mich Von ihr entfernt anstatt mich ihr zu nahen. So liebenswürdig sie erscheinen kann,

Ich weiß nicht wie es ist, konnt' ich nur selten Mit ihr ganz offen seyn, und wenn sie auch Die Absicht hat, den Freunden wohlzuthun, So fühlt man Absicht und man ist verstimmt.

Prinzessinn.

Auf diesem Wege werden wir wohl nie
Gesellschaft finden, Tasso! Dieser Pfad
Verleitet uns durch einsames Gebüsch,
Durch stille Thäler fortzuwandern; mehr

ind mehr verwöhnt sich das Gemüth, und

strebt

Die goldne Zeit, die ihm von außen mangelt, In seinem Innern wieder herzustellen,

So wenig der Versuch gelingen will. ⠀

Tasso.

O welches Wort spricht meine Fürstinn aus!
Die goldne Zeit wohin ist sie geflohn?

Nach der sich jedes Herz vergebens sehnt!
Da auf der freyen Erde Menschen sich
Wie frohe Herden im Genuß verbreiteten;
Da ein uralter Baum auf bunter Wiese
Dem Hirten und der Hirtinn Schatten gab,
Ein jüngeres Gebüsch die zarten Zweige
Um sehnsuchtsvolle Liebe traulich schlang;
Wo klar und still auf immer reinem Sande
Der weiche Fluß die Nymphe sanft umfing;
Wo in dem Grase die gescheuchte Schlange
Unschädlich sich verlor, der kühne Faun

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Vom tapfern Jüngling bald bestraft entfloh; Wo jeder Bogel in der freyen Luft

Und jedes Thier durch Berg und Thäler

schweifend

Zum Menschen sprach: erlaubt ist was gefällt.

Prinzessinn.

Mein Freund, die goldne Zeit ist wohl vorbey: Allein die Guten bringen sie zurück ; Und soll ich dir gestehen wie ich denke, Die goldne Zeit, womit der Dichter uns zu schmeicheln pflegt, die schöne Zeit, sie war, So scheint es mir, so wenig als sie ist, Und war sie jc, so war sie nur gewiß, Wie sie uns immer wieder werden kann. Noch treffen sich verwandte Herzen an und theilen den Genuß der schönen Welt; Nur in dem Wahlspruch ändert sich, mein Freund,

Ein einzig Wort: erlaubt ist was sich ziemt.

Tasso.

O wenn aus guten, edlen Menschen nur
Ein allgemein Gericht bestellt entschiede,

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Was sich denn ziemt! Anstatt daß jeder

glaubt,

Es sey auch schicklich was ihm nüßlich ist. Wir sehn ja, dem Gewaltigen, dem Klugen Steht alles wohl, und er erlaubt sich alles.

Prinzessinn.

Willst du genau erfahren was sich zlemt;
So frage nur bey edlen Frauen an.
Denn ihnen ist am meisten dran gelegen,
Daß alles wohl sich zieme was geschieht.
Die Schicklichkeit umgibt mit einer Mauer
Das zarte leicht verleßliche Geschlecht.
Wo Sittlichkeit regiert, regieren sie,
Und wo die Frechheit herrscht, da sind sie
nichts.

Und wirst du die Geschlechter beyde fragen: Nach Freyheit strebt der Mann, das Weib nach Sitte.

Lasso.

Du nennest uns unbändig, roh, gefühllos ?

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