So wird ein neuer Tag um mich herum Und alle Bande fallen von mir los.
Ich will dir gern gestehn, es hat der Mann,
Der unerwartet zu uns trat, nicht sanft
Aus einem schönen Traum mich aufgeweckt; Sein Wesen, seine Worte haben mich So wunderbar getroffen, daß ich mehr Als je mich doppelt fühle, mit mir selbst Auf's neu' in streitender Verwirrung bin.
Es ist unmöglich, daß ein alter Freund, Der lang' entfernt ein fremdes Leben führte, Im Augenblick da er uns wiedersieht
Sich wieder gleich wie ehmals finden soll. Er ist in seinem Innern nicht verändert; Laß uns mit ihm nur wenig Tage leben,
So stimmen sich die Saiten hin und wieder, Bis glücklich eine schöne Harmonie
Auf's neue sie verbindet.
Auch näher kennen was du diese Zeit
Geleistet hast: so stellt er dich gewiß
Dem Dichter an die Seite, den er jet
Als einen Riesen dir entgegen stellt.
Ach meine Fürstinn, Ariostens Lob
Aus seinem Munde hat mich mehr ergeht
Als daß es mich beleidigt hätte.
Ist es für uns den Mann gerühmt zu wissen, Der als ein großes Muster vor uns steht. Wir können uns im stillen Herzen sagen: Erreichst du einen Theil von seinem Werth, Bleibt dir ein Theil auch seines Ruhms gewiß. Nein, was das Herz im tiefsten mir bewegte, Was mir noch jeht die ganze Seele füllt, Es waren die Gestalten jener Welt, Die sich lebendig, rastlos, ungeheuer Um Einen großen, einzig klugen Mann Gemessen dreht und ihren Lauf vollendet, Den ihr der Halbgott vorzuschreiben wagt. Begierig horcht' ich auf, vernahm mit Lust Die sichern Worte des erfahrnen Mannes; Doch ach! je mehr ich horchte, mehr und mehr
Versank ich vor mir selbst, ich fürchtete Wie Echo an den Felsen zu verschwinden, Ein Wiederhall, ein Nichts mich zu verlieren.
Und schienst noch kurz vorher so rein zu füh len,
Wie held und Dichter für einander leben, Wie held und Dichter sich einander suchen, Und keiner je den andern neiden soll? Zwar herrlich ist die liedeswerthe That, Doch schön ist's auch, der Thaten stärkste Fülle Durch würd❜ge Lieder auf die Nachwelt brins gen.
Begnüge dich aus einem kleinen Staate, Der dich beschüßt, dem wilden Lauf der Welt, Wie von dem Ufer, ruhig zuzusehn.
Und sah' ich hier mit Staunen nicht zuerst, Wie herrlich man den tapfern Mann belohnt? Als unerfahrner Knabę kam ich her,
In einem Augenblick, da Fest auf Fest Ferrara zu dem Mittelpunct der Ehre Zu machen schien. O! welcher Anblick war's! Den weiten Plaß, auf dem in ihrem Glanze Gewandte Tapferkeit sich zeigen sollte, Umschloß ein Kreis, wie ihn die Sonne nicht So bald zum zweytenmal bescheinen wird. Es saßen hier gedrängt die schönsten Frauen, Gedrängt die ersten Männer unsrer Zeit. Erstaunt durchlief der Blick die edle Menge; Man rief: Sie alle hat das Vaterland, Das Eine, schmale, meerumgebne Land, Hierher geschickt. Zusammen bilden sie Das herrlichste Gericht, das über Ehre, Verdienst und Tugend je entschieden hat. Gehst du sie einzeln durch, du findest keinen, Der seines Nachbarn sich zu schämen brau
Und dann eröffneten die Schranken sich.
Da stampften Pferde, glänzten Helm und
Da drängten sich die Knappen, da erklang
Getroffen tönten Helm und Schilde, Staub, Auf einen Augenblick, umhüllte wirbelnd Des Siegers Ehre, des Besiegten Schmach. Q laß mich einen Vorhang vor das ganze, Mir allzu helle Schauspiel ziehen, daß In diesem schönen Augenblicke mir
Mein Unwerth nicht zu heftig fühlbar werde.
Wenn jener edle Kreis, wenn jene Thaten Zu Müh und Streben damals dich entflamm
So konnt' ich, junger Freund, zu gleicher Zeit Der Duldung stille Lehre dir bewähren, Die Feste, die du rühmst, die hundert Zungen. Mir damals priesen und mir manches Jahr Nachher gepriesen haben, sah' ich nicht. I Am stillen Ort, wohin kaum unterbrochen Der lezte Wiederhall der Freude sich Verlieren konnte, mußt' ich manche Schmerzen
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