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Leonore.

Du weigerst dich? Sieh welche Hand dèn

Kranz,

Den schönen unverwelklichen, dir bietet!

Tasso.

O laßt mich zögern, seh' ich doch nicht ein
Wie ich nach dieser Stunde leben soll.

Alphons.

In dem Genuß des herrlichen Besizes,
Der dich im ersten Augenblick erschreckt.

Prinzessinn

indem sie den Kranz in die Höhe hält.

Du gönnest mir die seltne Freude, Tasso,
Dir ohne Wort zu sagen wie ich denke.

Tasso.

Die schöne Last aus deinen theuren Händen Empfang' ich knieend auf mein schwaches'

Haupt.

Er kniet nieder, die Prinzessinn seht ihm den Kranz auf.

Leonore applaudirend.

Es lebe der zum erstenmal bekränzte!

Wie zieret den bescheidnen Mann der Kranz!

Tasso steht auf.

Alphons.

Es ist ein Vorbild nur von jener Krone,
Die auf dem Capitol dich zieren soll.

Prinzessinn.

Dort werden lautere Stimmen dich begrüßen,
Mit leiser Lippe lohnt die Freundschaft hier.

Tasso.

O nehmt ihn weg von meinem Haupte wieder,
Nehmt ihn hinweg! Er sengt mir meine.
Locken!

Und wie ein Strahl der Sonne, der zu heiß
Das Haupt mir träfe, brennt er mir die Kraft
Des Denkens aus der Stirne. Fieberhihe
Bewegt mein Blut. Verzeiht! Es ist

zu viel!

Goethe's W, 6, B.

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Leonore.

Es schüßet dieser Zweig vielmehr das Haupt Des Manns, der in den heißen Regionen Des Ruhms zu wandeln hat, und kühlt die Stirne.

Tasso.

Ich bin nicht werth die Kühlung zu empfins

den,

Die nur um Heldenstirnen wehen soll.
O hebt ihn auf, ihr Götter, und verklärt
Ihn zwischen Wolken, daß er hoch und höher
und unerreichbar schwebe! Daß mein Leben
Nach diesem Ziel ein ewig Wandeln sey!

Alphons.

Wer früh erwirbt, lernt früh den hohen Werth

Der holden Güter dieses Lebens schäßen;

Wer früh genießt, entbehrt in seinem Leben

Mit Willen nicht was er einmal besaß;

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Und wer besißt, der, muß gerüstet seyn.

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Tasso.

Und wer sich rüsten will, muß eine Kraft
Im Busen fühlen die ihm nie versagt.
Ach! sie versagt mir eben jeht! Im Glück
Verläßt sie mich, die angeborne Kraft,
Die standhaft mich dem Unglück, stolz dem
Unrecht

Begegnen lehrte. Hat die Freude mir,
Hat das Entzücken dieses Augenblicks
Das Mark in meinen Gliedern aufgelöst?
Es sinken meine Kniee! Noch einmal
Siehst du, o Fürstinn, mich gebeugt vor dir!
Erhöre meine Bitte; nimm ihn weg!

Daß wie aus einem schönen Traum erwacht
Ich ein erquicktes neues Leben fühle,

Prinzessinn.

Wenn du bescheiden ruhig das Talent,
Das dir die Götter gaben, tragen kannst,
Co lern' auch diese Zweige tragen, die
Das schönste sind was wir dir geben können.
Wem einmal, würdig, sie das Haupt berührt,
Dem schweben sie auf ewig um die Stirne.

Tasso.

So laßt mich denn beschämt von hinnen gehn!

Laßt mich mein Glüc

im tiefen Hain ver

bergen,

Wie ich sonst meine Schmerzen dort verbarg.
Dort will ich einsam wandeln, dort erinnert
Kein Auge mich an's unverdiente Glück.
Und zeigt mir ungefähr ein klarer Brunnen
In seinem reinen Spiegel einen Mann,
Der wunderbar bekränzt im Wiederschein
Des Himmels zwischen Bäumen, zwischen
Felsen

Nachdenkend ruht: so scheint es mir, ich sehe
Elysium auf dieser Zauberfläche

Gebildet.

Still bedenk' ich mich und frage,

Wer mag der Abgeschiedne seyn? Der Jüngs

ling

Aus der vergangnen Zeit? So schön bekränzt?
Wer sagt mir seinen Nahmen? Sein Verdienst?
Ich warte lang' und denke: käme doch
Ein andrer und noch einer, sich zu ihm
In freundlichem Gespräche zu gesellen!

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