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nehmen, und unsere Hoffnungen und Wünsche sind von so kindischer Natur, daß ihnen Mög liches und Unmögliches beydes von Einer Art zu seyn scheint.

Berazio. In was für Hände Sie auch gefallen sind!

Baron. Das sagt der folgende immer vom vorhergehenden. Und es ist erstaunlich, wenn unsere Einbildungskraft einmal auf ets was heftig gespannt ist, was man stufenweise zu thun fähig wird. Mir schaudert's, wenn ich an die Curen denke, die man mit ihr ge: braucht hat, und ich zittre, zu was für weitern Grausamkeiten gegen sie man mich verleiten wollte, und fast verleitet hätte. Nein, ihre Liebe zu mir hat ihr den Verstand geraubt; die meinige soll ihr wenigstens ein leidlich Le. ben erhalten.

Berazio. Ich nehme herzlichen Antheil an Ihrem Kummer. Ich stelle mir das Schreckliche der Lage vor, da Sie, kaum der

Gefahr des Todes entronnen, Ihre Gattinn in solchem Elend vor Sich sehen mußten!

Friedrich. Da kommt mein Vater.

Graf Altenstein. Die Vorigen.

Graf Altenstein. Better, guten Mors gen! guten Morgen, Doctor! Was haben Sie gut's ausgerichtet? Hab' ich dir da nicht einen tüchtigen Mann herüber geschickt?

Baron. Es ist recht brav, daß Sie kom men. Ich danke Ihnen für die Bekanntschaft, die Sie mir verschafft haben. Wir sind in der kurzen Zeit recht gute Freunde worden; nur einig sind wir noch nicht.

Graf Altenstein. Warum? Hast du tein Vertrauen zu meinem Doctor?

Baron. Das beste! wie zu Ihrem guten Willen, nur

Graf Altenstein. Wenn du ihn hät; test reden hören, ehegestern Abend, wie er

mir alles erzählte, alles erklärte

Es war

mir so begreiflich, so deutlich, ich meinte, ich wollte nun selbst curiren, so schön hing alles zusammen. Wenn ich's nur behalten hätte!

Friedrich. Es geht Ihnen, Papa, wie mir und andern in der Predigt

Graf Altenstein.

Frau?

Wo ist deine

Baron. An der hintern Seite des Parks hält sie sich noch immer auf, schläft des Tags in der Hütte, die wir ihr zurecht gemacht has ben, vermeidet alle Menschen, und wandelt des Nachts in ihren Phantasien herum. Manchmal versteck' ich mich, sie zu belauschen, und ich versichre Sie, es gehört viel dazu um * nicht rasend zu werden. Wenn ich sie herum: ziehen sehe mit losem Haar,

schein einen Kreis abgehen

im Monds

Mit halb uns

ficherm Tritt schleicht sie auf und ab, neigt

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fich bald vor den Sternen, kniet bald auf den Rasen, umfaßt einen Baum, verliert sich in den Sträuchen wie ein Geist! — Ha! —

Graf Altenstein, Ruhig, Vetter! ruhig! Statt wild zu seyn, solltest du die Vorschläge des Doctors anhören.

Berazio. Lassen Sie's, gnädiger Herr. Ich bin fast, seit ich hier bin, der Meinung des Herrn Barons geworden, daß man ganz von Curen abgehen, oder wenigstens sehr be: hutsam damit seyn müsse. Wie lang' ist's her, daß die gnädige Frau in dem Zustande ist?

Graf Altenstein.

den Dienstag zehn Wochen..

Laßt sehen! Auf

Es war just

Pferdemarkt in der Stadt gewesen, und
Abends, wie ich nach Hause ritt, sprach ich
hier ein.
Da war der verfluchte Brief anges •
kommen, der die Nachricht von deinem Tode!
brachte. Sie lag ohnmächtig nieder, und das

́ganze Haus war wie toll.

Höre, ich muß

einen Augenblick in den Stall. Wie geht's

deinem Schimmel?

Baron. Ich werde ihn weggeben müs sen, lieber Onkel.

Graf Altenstein. Schade für's Pferd! wahrlich Schade!

ab.

Berazio. Woher kam denn das falsche Gerücht? Wer beging die entseßliche Unvor: sichtigkeit so etwas zu schreiben?

Baron. Da gibt's solche politische alte Weiber, die weitläufige Correspondenzen has ben, und immer etwas Neues brauchen, wo: Her es auch komme; daß das Porto doch nicht ganz vergeblich ausgegeben wird. In der Welt ist im Grunde des Guten so viel als des Bösen; weil aber niemand leicht was Gutes erdenkt, dagegen jedermann sich einen großen Spaß macht, was Böses zu erfinden und zu glauben, so gibt's der favorablen Neuigkeiten so viel. Und so einer

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