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Prinzessinn.

Da kommt mein Bruder, laß uns nicht ver rathen

Wohin sich wieder das Gespräch gelenkt,
Wir würden seinen Scherz zu tragen haben,
Wie unsre Kleidung seinen Spott erfuhr.

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Zweyter Auftritt.

Die Vorigen.

Alphons.

Alphons.

Ich suche Tasso, den ich nirgends finde,

Und treff' ihn hier sogar bey euch nicht an.

Könnt ihr von ihm mir keine Nachricht geben?

Prinzessinn.

Ich sah' ihn gestern wenig, heute nicht.

Alphons.

Es ist ein alter Fehler, daß er mehr
Die Einsamkeit als die Gesellschaft sucht.
Goethe's M. 6. B.

Verzeih' ich ihm, wenn er den bunten Schwarm Der Menschen flieht, und lieber frey im Stillen Mit seinem Geist sich unterhalten mag,

So kann ich doch nicht loben daß er selbst Den Kreis vermeidet den die Freunde schließen.

Leonore.

Srr' ich mich nicht, so wirst du bald, o Fürst,
Den Tadel in ein frohes Lob verwandeln.
Ich sah' ihn heut' von fern; er hielt ein Buch
Und eine Tafel, schrieb und ging und schrieb..
Ein flüchtig Wort das er mir gestern sagte
Schien mir sein Werk vollendet anzukünden.
Er sorgt nur kleine Züge zu verbessern,
Um deiner Huld, die ihm so viel gewährt,
Ein würdig Opfer endlich darzubringen.

Alphons.

Er soll willkommen seyn wenn er es bringt Und losgesprochen seyn auf lange Zeit.

So sehr ich Theil an seiner Arbeit nehme, So sehr in manchem Sinn das große Werk Mich freut und freuen muß, so sehr vermehrt

Sich auch zuletzt die Ungeduld in mir.

Er kann nicht enden, kann nicht fertig werden,
Er ändert stets, ruckt langsam weiter vor,
Steht wieder still, er hintergeht die Hoffnung;
Unwillig sieht man den Genuß entfernt
In späte Zeit, den man so nah' geglaubt.

Prinzessinn.

Ich lobe die Bescheidenheit, die Sorge,
Womit er Schritt vor Schritt zum Ziele geht.
Nur durch die Gunst der Musen schließen sich
So viele Reime fest in eins zusammen;
Und seine Seele hegt nur diesen Trieb

Es soll sich sein Gedicht zum Ganzen ründen. Er will nicht Mährchen über Mährchen häus fen,

Die reißend unterhalten und zuleßt

Wie lose Worte nur verklingend täuschen.
Laß ihn, mein Bruder! denn es ist die Zeic
Von einem guten Werke nicht das Maß;
Und wenn die Nachwelt mit genießen soll,
So muß des Künstlers Mitwelt sich vergessen.

Alphons.

Laß uns zusammen, liebe Schwester, wirken,
Wie wir zu beyder Vortheil oft gethan!
Wenn ich zu eifrig bin, so lindre du:

Und bist du zu gelind, so will ich treiben.
Wir sehen dann auf einmal ihn vielleicht
Am Ziel, wo wir ihn lang' gewünscht zu sehn.
Dann soll das Vaterland, es soll die Welt
Erstaunen, welch ein Werk vollendet worden.
Ich nehme meinen Theil des Ruhms davon,
Und er wird in das Leben eingeführt.

Ein edler Mensch kann einem engen Kreise

Nicht seine Bildung danken.

Und Welt muß auf ihn wirken.

Tadel

Vaterland

Ruhm und

Muß er ertragen lernen. Sich und andre

Wird er gezwungen recht zu kennen.

Ihn

Wiegt nicht die Einsamkeit mehr schmeichelnd

ein.

Es will der Feindes darf der Freund

nicht schonen:

Dann übt der Jüngling streitend seine Kräfte, Fühlt was er ist und fühlt sich bald ein Mann.

Leonore.

So wirst du, Herr, für ihn noch alles thun,
Wie du bisher für ihn schon viel gethan.
Es bilder ein Talent sich in der Stille,"
Sich ein Charakter in dem Strom der Welt.
O daß er sein Gemüth wie seine Kunst
An deinen Lehren bilde! Daß er nicht

Die Menschen länger meide, daß sein Args

wohn

Sich nicht zuleht in Furcht und Haß ver: wandle!

Alphons.

Die Menschen fürchtet nur wer sie nicht kennt,
Und wer sie meidet wird sie bald verkennen.
Das ist sein Fall, und so wird nach und nach
Ein frey Gemüth verworren und gefesselt,
So ist er oft um ineine Gunst besorgt
Weit mehr als es ihm ziemte; gegen viele
Hegt er ein Mißtrauu, die, ich weiß es sicher,
Nicht seine Feinde sind. Begegnet ja

Daß sich ein Brief verirrt, daß ein Bedienter

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