Billeder på siden
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Stets unerreichbar bleibt, was weder Gold,

Noch Schwert, noch Klugheit, noch Beharr: lichkeit

Erzwingen kann, das wird er nie verzeihn.
Er gönnt es mir? Er, der mit steifem Sinn
Die Gunst der Musen zu ertroßen glaubt?
Der, wenn er, die Gedanken mancher Dichter
Zusammenreiht, sich selbst ein Dichter scheint?
Weit eher gönnt er mir des Fürsten Gunst,
Die er doch gern auf sich beschränken möchte,
Als das Talent, das jene Himmlischen

Dem armen, dem verwaisten Jüngling gaben.

Leonore.

O sähest du so klar, wie ich es sehe!
Du irrst dich über ihn, so ist er nicht.

Tasso.

Und irr' ich mich an ihm, so irr' ich gern!
Ich denk' ihn mir als meinen ärgsten Feind,
Und wär' untröstlich, wenn ich mir ihn nun
Gelinder denken müßte. Thöricht ist's
In allen Stücken billig seyn; es heißt

Sein eigen Selbst zerstören. Sind die. Mens

schen

Denn gegen uns so billig? Nein, o nein!
Der Mensch bedarf in seinem engen, Wesen
Der doppelten Empfindung, Lieb' und Haß.
Bedarf er nicht der Nacht als wie des Tag's?
Des Schlafens wie des Wachens? Nein, ich
muß

Von nun an diesen Mann als Gegenstand,
Von meinem tiefsten Haß behalten; nichts
Kann mir die Lust entreißen schlimm und

schlimmer

Von ihm zu denken.

Leonore.

Willst du, theurer Freund,

Bon deinem Sinn nicht lassen, seh' ich kaum,
Wie du am Hofe länger bleiben willst.
Du weißt, wie viel er gilt und gelten muß.

Tasso.

Wie sehr ich lang', o schöne Freundinn, hier` Schon überflüssig bin, das weiß ich wohl.

Leonore.

Das bist du nicht, das kannst du nimmer werden!

Du weißt vielmehr, wie gern der Fürst mit

dir,

Wie gern die Fürstinn mit dir lebt; und tommt

Die Schwester von Urbino, kommt sie fast
So sehr um dein't: als der Geschwister willen.
Sie denken alle gut und gleich von dir,
Und jegliches vertraut dir unbedingt,

Tasso.

O Leonore, welch Vertraun ist das?
Hat er von seinem Staate je ein Wort,
Ein ernstes Wort mit mir gesprochen? Kam
Ein eigner Fall, worüber er sogar
In meiner Gegenwart mit seiner Schwester,
Mit andern sich berieth, mich fragt' er nie..
Da hieß es immer nur: Antonio kommt!
Man muß Antonio schreiben! fragt Antonio!

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Leonore.

Du tlagst anstatt zu danken.

Wenn er dich

In unbedingter Freyheit lassen mag,

So ehrt er dich, wie er dich ehren kann.

Tasso.

Er läßt mich ruhn, weil er mich unnüß glaubt.

Leonore.

Du bist nicht unnüß, eben weil du ruhst.
So lange hegst du schon Verdruß und Sorge,
Wie ein geliebtes Kind, an deiner Brust.
Ich hab' es oft bedacht, und mag's bedenken
Wie ich es will, auf diesem schönen Boden,
Wohin das Glück dich zu verpflanzen schien,
Gedeihst du nicht. O Tasso!

dir's?

rath' ich

Sprech' ich es aus? Du solltest dich ents

fernen!

Tasso.:

Verschone nicht den Kranken, lieber Arzt!

Reich ihm das Mittel, denke nicht daran,

Ob's bitter sey.

Ob er geneßen könne,

Das überlege wohl, o kluge, gute Freundinn!
Ich seh' es alles selbst, es ist vorbey ́! ..
Ich kann ihm wohl verzeihen, er nicht mir;
Und sein bedarf man, leider! meiner nicht.
Und er ist klug, und leider! bin ich's nicht.
Er wirkt zu meinem Schaden, und ich kann,
Ich mag nicht gegenwirken. Meine Freunde
Sie lassen's gehn, sie sehen's anders an,
Sie widerstreben kaum, und sollten kämpfen.
Du glaubst, ich soll hinweg, ich glaub' es
Selbst

So lebt denn wohl! ich werd' auch das ers

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Ach in der Ferne zeigt sich alles reiner,
Was in der Gegenwart uns nur verwirrt.

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