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Leonore

Entbehren wirst du nichts, als was du doch In diesem Falle nicht genießen könntest.

Prinzessinn.

So ruhig soll ich einen Freund verbannen 2

Leonore.

Erhalten, den du nur zum Schein verbannst.

Prinzessinn.

Mein Bruder wird ihn nicht mit Willen lassen.

Leonore.

Wenn er es sieht wie wir, so gibt er nach.

Prinzessinn.

Es ist so schwer, in Freunde sich verdammen.

Beonore.

Und dennoch rettest du den Freund in dir.

Prinzessinn.

Ich gebe nicht mein Ja, daß es geschehe.

Leonore.

So warte noch ein größres Übel ab.

Prinzessinn.

Du peinigst mich, und weißt nicht ob du ́nühest.

Leonore.

Wir werden bald entdecken, wer sich ires,

Prinzessinn.

Und soll es seyn, so frage mich nicht länger.

Leonore.

Wer sich entschließen kann, besiegt den Schmerz.

Prinzessinn.

Entschlossen bin ich nicht, allein es sey,
Wenn er sich nicht auf lange Zeit entfernt
Und laß uns für ihn sorgen, Leonore,
Daß er nicht etwa künftig Mangel leide,
Daß ihm der Herzog seinen Unterhalt
Auch in der Ferne willig reichen lasse.
Sprich mit. Antonio, denn er vermag

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Bey meinem Bruder viel, und wird den Streit Nicht unserm Freund und uns gedenken wollen.

Leonore.

Ein Wort von dir, Prinzessinn, gälte mehr.

Prinzessinn.

Ich kann, du weißt es, meine Freunding nicht

Wie's meine Schwester von Urbino kann,
Für mich und für die Meinen was erbitten:
Ich lebe gern so stille vor mich hin,

Und nehme von dem Bruder dankbar an,
Was er mir immer geben kann und will.
-Ich habe sonst darüber manchen Vorwurf
Mir selbst gemacht, nun hab' ich überwunden.
Es schalt mich eine Freundinn oft darum:
Du bist uneigennüßig, sagte fie,

Das ist recht schön; allein du bist's so sehr, Daß du auch das Bedürfniß deiner Freunde Nicht recht empfinden kannst. Ich laß' es gehn, Und muß denn eben diesen Vorwurf tragen. Um desto mehr erfreut es mich, daß ich

Nun in der That dem Freunde nüßen kann; Es fällt mir meiner Mutter Erbschaft zu, Und gerne will ich für ihn sorgen helfen.

Leonore.

Und ich, o Fürstinn, finde mich im Falle, Daß ich als Freundinn auch mich zeigen kann. Er ist kein guter Wirth; wo es ihm fehlt, Werd' ich ihm schon geschickt zu helfen wissen,

Prinzessinn.

So nimm ihn weg, und, soll ich ihn entbehren, or allen andern sey er die gegönnt!

Ich seh es wohl, so wird es besser seyn.
Muß ich denn wieder diesen Schmerz als gut
Und heilsam preisen? Das war mein Geschick
Von Jugend auf, ich bin nun dran gewöhnt.
Nur halb ist der Verlust des schönsten Glücks,
Wenn wir auf den Besih nicht sicher zählten.

Leonore,

Ich hoffe, dich so schön du es verdienst

Glücklich zu sehn!

Prinzessinn.

Eleonore! Glücklich?

Wer ist denn glücklich?— Meinen Bruder zwar Möcht' ich so nennen, denn sein großes Herz Trägt sein Geschick mit immer gleichem Muth; Allein was er verdient, das ward ihm nie. Ist meine Schwester von Urbino glücklich?

1

Das schöne Weiß, das edle große Herz!
Sie bringt dem jüngern Manne keine Kinder;
Er achtet sie, und läßt sie's nicht entgelten,
Doch keine Freude wohnt in ihrem Haus.
Was half denn unsrer Mutter ihre Klugheit?
Die Kenntniß jeder Art, ihr großer Sinn? –›
Konnt er sie vor dem fremden Irrthum
schüßen?

Man nahm uns von ihr weg; nun ist sie todt,
Sie ließ uns Kindern nicht den Trost, daß sie
Mit ihrem Gott versöhnt gestorben sey.

Leonore.

O blicke nicht nach dem, was jedem fehlt,
Betrachte, was noch einem jeden bleibt!
Was bleibt nicht Dir, Prinzessinn?

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