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Groß ist Florenz und herrlich, doch der Werth Von allen seinen aufgehäuften Schäßen Reicht an Ferrara's Edelsteine nicht.

Das. Volk hat jene Stadt zur Stadt gemacht, Ferrara ward durch seine Fürsten groß.

Prinzessinn.

Mehr durch die guten Menschen, die sich hier Durch Zufall trafen und zum Glück verbanden.

Leonore.

Sehr leicht zerstreut der Zufall was er samn: melt.

Ein edler Mensch zieht edle Menschen an
Und weiß sie fest zu halten, wie ihr thut.
Um deinen Bruder und um dich verbinden.
Gemüther sich, die eurer würdig sind,
Und ihr seyd eurer großen Väter werth.
Hier zündete sich froh das schöne Licht
Der Wissenschaft, des freyen Denkens an,
Als noch die Barbarey mit schwerer Dämm:

rung

Die Welt umher verbarg. Mir klang als Kind

Der Name Hercules von Este schon,

Schon Hyppolit von Este voll in's Ohr.
Ferrara ward mit Rom und mit Florenz
Von meinem Vater viel gepriesen! Oft
Hab' ich mich hingeschnt; nun bin ich da.
Hier ward Petrarch bewirthet, hier gepflegt,
Und Ariost fand, seine Muster hier.
Italien nennt keinen großen Namen,
Den dieses Haus nicht seinen Gast genannt.
Und es ist vortheilhaft den Genius
Bewirthen: gibst du ihm ein Gastgeschenk,
So läßt er dir ein schöneres zurück.
Die Stätte, die ein guter Mensch betrat,
Ist eingeweiht; nach hundert Jahren klingt
Sein Wort und seine That dem Enkel wieder.

Prinzessinn.

Dem Enkel, wenn er lebhaft fühlt wie du. Gar oft beneid' ich dich um dieses Glück.

Leonore.

Das du, wie wenig andre, still und rein Genießest. Drängt mich doch das volle Herz

Sogleich zu sagen was ich lebhaft fühle, Du fühlst es besser, fühlst es tief und schweigst.

Dich blendet nicht der Schein des Augenblicks, Der Wih besticht dich nicht, die Schmeicheley Schmiegt sich vergebens künstlich an dein Ohr: Fest bleibt dein Sinn und richtig dein Geschmack, Dein Urtheil g'rad, stets ist dein Antheil groß Am Großen, das du wie dich selbst erkennst.

Prinzessinn.

Du solltest dieser höchsten Schmeicheley
Nicht das Gewand vertrauter Freundschaft

leihen.

Leonore.

Die Freundschaft ist gerecht, sie kann allei Den ganzen Umfang deines Werths erkennen. Und laß mich der Gelegenheit, dem Glück Auch seinen Theil an deiner Bildung geben, Du hast sie doch, und bist's am Ende doch, Und dich mit deiner Schwester ehrt die Welt Vor allen großen Frauen eurer Zeit.

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Prinzessina.

Mich kann das, Leonore, wenig rühren,

Wenn ich bedenke wie man wenig ist,

Und was man ist, das blieb man andern

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Die Kenntniß alter Sprachen und des Besten,
Was uns die Vorwelt ließ, dank' ich der
Mutter;

Doch war an Wissenschaft, an rechtem Sinn
Ihr keine beyder Töchter jemals gleich;
Und soll sich eine ja mit ihr vergleichen,

So hat Lucretia gewiß das Recht.
Auch kann ich dir versichern hab' ich nie
Als Rang und als Besih betrachtet, was
Mir die Natur, was mir das Glück verlieh.
Ich freue mich, wenn kluge Männer sprechen,
Daß ich verstehen kann wie sie es meinen.
Es sey ein Urtheil über einen Mann
Der alten Zeit und seiner Thaten Werth;
Es sey von einer Wissenschaft die Rede,
Die, durch Erfahrung weiter ausgebreitet,
Dem Menschen nußt indem sie ihn erhebt,

Wohin sich das Gespräch der Edlen lenkt
Ich folge gern, denn mir wird leicht zu folgen,
Ich höre gern dem Streit der Klugen zu,
Wenn um die Kräfte, die des Menschen Brust
So freundlich und so fürchterlich bewegen,
Mit Grazie die Rednerlippe spielt;
Gern, wenn die fürstliche Begier des Ruhms,
Des ausgebreiteten Besites Stoff

Dem Denker wird, und wenn die feine Klug heit,

Von einem klugen Manne zart entwickelt,
Statt uns zu hintergehen uns belehrt.

Leonore.,

Und dann nach dieser ernsten Unterhaltung
Ruht unser Ohr und unser innrer Sinn
Gar freundlich auf des Dichters Reimen aus,
Der uns die leßten lieblichsten Gefühle

Mit holden Tönen in die Seele flößt.

Dein hoher Geist umfaßt ein weites Reich, Ich halte mich am liebsten auf der Insel Der Poesie in Lorberhainen auf.

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