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Ferner sagt der Einnehmer: er wolle den alten Soldaten, den Wittwen und einigen andern, denen ihr Gnadengehalte gebt, die Gebühr einen halben Monath zurückhalten; man könne indessen Sath schaffen; sie möchten sich einrichten.

Egmont. Was ist da einzurichten? Die Leute brauchen das Geld nöthiger als ich. Das soll er bleiben lassen.

Secretär. Woher befehlt ihr denn, daß er das Geld nehmen soll?

Egmont. Darauf mag er denken; es ist ihm im vorigen Briefe schon gesagt.

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Secretär. Deswegen thut er die Vors schläge.

Egmont. Die taugen nicht. Er soll auf was anders sinnen. Er soll Vorschläge thun, die annehmlich sind, und vor allem soll er das Geld schaffen.

Secretär. Ich habe den Brief des Gras fen Oliva wieder hieher gelegt. Verzeiht, daß ich euch daran erinnere. Der alte Herr ver dient vor allen andern eine ausführliche Ant;

wort. Ihr wolltet ihm selbst schreiben. Gewiß, er liebt euch wie ein Vater.

Egmont. Ich komme nicht dazu. Und unter viel Verhaßtem ist mir das Schreiben das Verhaßteste. Du machst meine Hand ja so gut nach, schreib' in meinem Nahmen. Ich ers warte Oranien. Ich komme nicht dazu; und wünschte selbst, daß ihm auf seine Bedenklich. keiten was recht beruhigendes geschrieben würde.

Secretär. Sagt mir nur ungefähr eure Meinung; ich will die Antwort schon aufsehen und sie euch vorlegen. Geschrieben soll sie

werden, daß sie vor Gericht für Eure Hand gelten kann.

Egmont.

Gib mir den Brief.

Nachdem

er hineingesehen.

Guter ehrlicher Alter! Warst du in deiner Jugend auch wohl so bedächtig? Erstiegst du nie einen Wall? Bliebst du in der Schlacht, wo es die Klugheit anräth, hinten?Der treue Sorgliche! Er will mein Leben und mein Glück; und fühlt nicht, daß der schon todt ist, der um seiner Sicherheit willen lebt.

Schreib' ihm: er möge unbesorgt seyn; ich handle wie ich soll, ich werde mich schon wahren; sein Ansehn bey Hofe soll er zu meinen Gunsten brauchen, und meines vollkommnen Darkes gewiß seyn.

Secretär.. Nichts weiter? O er erwar

ter mehr.

Egmont.

Was soll ich mehr sagen?

Willst du mehr Worte machen; so steht's bey dir. Es dreht sich immer um den Einen Punct: ich soll leben wie ich nicht leben mag. Daß ich fröhlich bin, die Sachen leicht nehme, rasch lebe, das ist mein Glück; und ich vertausch' es nicht gegen die Sicherheit eines Todtengewölbes. Ich habe nun zu der Spanischen Lebensart nicht einen Blatstropfen in meinen Adern; nicht Luft, meine Schritte nach der neuen bedächtigen HofCadenz zu mustern. Leb' ich nur, um auf's Leben zu denken? Soll ich den gegenwärtigen Augenblick nicht genießen, damit idy des folgen. den gewiß sey? Und diesen wieder mit Sorgen und Grillen verzehren?

Secretär. Ich bitt' euch, Herr; seyd nicht so harsch und rauh gegen den guten Manni Ihr seyd ja sonst gegen alle freundlich. Sagt mir ein gefällig Wort, das den edeln Freund beruhige. Seht, wie sorgfältig er ist! wie leif er euch berührt.

Egmont.

Und doch berührt er immer diese Saite. Er weiß von Alters her, wie vers haßt mir diese Ermahnungen sind; sie machen nur irre, sie helfen nichts. Und wenn ich ein Nachtwandler wäre, und auf dem gefährlichen Gipfel eines Hauses spaßierte; ist es freunds fchaftlich, mich bey'm Nahmen zu rufen und mich zu warnen, zu wecken und zu tödten? Last jeden seines Pfades gehn; er mag sich wahren.

Secretär.

gen; aber wer euch kennt und liebt

Es ziemt euch nicht zu sors

Da bringt

Egmont in den Brief sehend. er wieder die alten Mährchen auf, was wir an einem Abend in leichtem übermuth der Gesels ligkeit und des Weins getrieben und gesprochen;

und was man daraus für Folgen und Beweise durch's ganze Königreich gezogen und geschleppt habe. Nun gut! wir haben Schellenkaps - pen, Narrenkutten auf unsrer Diener Ärmel sticken lassen, und haben diese tolle Zierde nach her in ein Bündel Pfeile verwandelt; ein noch gefährlicher Symbol für alle, die deuten wollen, wo nichts zu deuten ist. Wir haben die und jene Thorheit in einem lustigen Augenblick em pfangen und geboren; sind schuld, daß eine ganze edle Schaar mit Bettelsäcken und mit einem selbstgewählten Unnahmen, dem Könige seine Pflicht mit spottender Demuth_in's Ge, dächtniß rief; sind schuld was ist's nun weiter? Ist ein Fastnachtsspiel gleich Hochver. rath? Sind uns die kurzen bunten Lumpen zu mißgönnen, die ein jugendlicher Muth, eine angefrischte Phantasie um unsers Lebens arme Blöße hängen mag? Wenn ihr das Leben gar zu ernsthaft nehmt, was ist denn dran? Wenn uns der Morgen nicht zu neuen Freuden weckt, am Abend uns keine Lust zu hoffen übrig bleibt; ift's wohl des Au, und Ausziehens werth?

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