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Zimmermeister. Gevatter, kommt.

Clärchen. Und ich habe nicht Arme, nicht Mark wie ihr; doch hab' ich, was euch

allen eben fehlt, Muth und Verachtung der Gefahr. Könnt' euch mein Athem doch ents zünden! könnt' ich an meinen Busen drückend euch erwärmen und beleben! Kommt! In eurer Mitte will ich gehen! Wie eine Fahne wehrlos ein edles Heer von Kriegern wehend anführt, so soll mein Geist um eure Häupter

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flammen, und Liebe und Muth das schwankende zerstreute Volk zu einem fürchterlichen Heer veri ginigen.

Jetter. Schaff' fie bey Seite, sie dauers

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Brackenburg. Clärchen! siehst du nicht wo wir sind?

Clärchen. Wo? Unter dem Himmel, der so oft sich herrlicher zu wölben schien, wenn der Edle unter ihm herging. Aus diesen Fenstern haben sie herausgesehn, vier, fünf Köpfe über einander; an diesen Thüren haben sie gescharrt

und genickt, wenn er auf die Memmen herab sah. Dich hatte sie so lieb, wie sie ihn ehrten! Wäre er Tyrann gewesen, möchten sie immer vor seinem Falle seitwärts gehn. Aber sie liebs ten ihn! O ihr Hände, die ihr an die

Müßen griff't, zum Schwert könnt ihr nicht Brackenburg, und wir?

Schele

greifen ten wir fie? Diese Arme, die ihn so oft fest hielten, was thun sie für ihn. - List hat in der Welt so viel erreicht Du kennst Wege und Stege, kennst das alte Schloß. Es ist nichts unmöglich, gib mir einen Anschlag. Brackenburg. Wenn wir nach Hause

gingen!

Clärchen. Gut.

Brackenburg. Dort an der Ecke fel ich Alba's Wache; laß doch die Stimme der Ver nunft dir zu Herzen dringen. Hältst du mich für feig? Glaubst du nicht, daß ich um deinet. willen sterben könnte? Hier sind wir beyde toll, ich fo gut wie du. Siehst du nicht das Uninög Riche? Wenn du dich faßtest! Du bist außer dir.

Clärchen. Außer mir! Abscheulich! Bras ckenburg, ihr seyd außer euch. Da ihr laut den Helden verehrtet, ihn Freund und Schuß und Hoffnung nanntet, ihm Vivat rieft, wenn er kam; da stand ich in meinem Winkel, schob das Fenster halb auf, verbarg mich lauschend, und das Herz schlug mir höher als euch allen. Jest 'schlägt mir's wieder höher als euch allen! Ihr verbergt euch, da es noth ist, verläugnet ihn, und fühlt nicht, daß ihr untergeht, wenn er verdirbt.

Brackenburg. Komm nach Hause.
Clärchen. Nach Hause?

Brackenburg. Besinne dich nur! Sieh dich um! Dieß sind die Straßen, die du nur sonntäglich betratst, durch die du sittsam nach der Kirche gingst, wo du übertrieben, ehrbar zürntest, wenn ich mit einem freundlichen grüßenden Wort mich zu dir gesellte. Du stehst und redest, handelst vor den Augen der offnen Welt; besinne dich, Liebe! wozu hilft es uns ?

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Clärchen. Nach Hause! Ja ich befinne

mich.

Komm, Brackenburg, nach Hause!

Weißt du, wo meine Heimath ist? .ab.

Gefängniß

durch eine Lampe erhellt, ein Ruhebett im Grunde.

Egmont allein.

Alter Freund! immer getreuer Schlaf, fliehst du mich auch wie die übrigen Freunde? Wie willig senktest du dich auf mein freyes Haupt Herunter, und kühltest wie ein fchöner Myrthens kranz der Liebe meine Schläfe! Mitten unter Waffen, auf der Moge des Lebens, ruht ich leicht athmend, wie ein aufquellender Knabe, in deinen Armen. Wenn Stürme durch Zweige und Blätter fauften, Aft und Wipfel fich knirrend bewegten, blieb innerst doch der Kern des Hers zens ungeregt. Was schüttelt dich nun? was

erschüttert den festen treuen Sinn? Ich fühl's, es ist der Klang der Mordart, die an meiner Wurzel nascht. Noch steh' ich aufrecht, und ein inurer Schauer durchfährt mich. Ja, fie überwinder, die verrätherische Gewalt; sie uns tergräbt den festen hohen Stamm, und eh' die Rinde dorrt, stürzt krachend und zerschmetternd deine Krone.

Warum denn jeßt, der du so oft gewalt'ge Sorgen gleich Seifenblasen ́dir vom Haupte weggewiesen, warum vermagst du nicht die Ahndung zu verscheuchen, die tausendfach in dir fich auf. und niedertreibt? Seit wenn begegner der Tod dir fürchterlich? mit dessen wechselnden Bildern, wie mit den übrigen Gestalten der gewohnten Erde, du gelassen lebtest. Auch ist Er's nicht, der rasche Feind, dem die gesunde Brust wetteifernd sich entgegen sehnt; der Ker fer it's, des Grabes Vorbild, dem Helden wie dem Feigen widerlich. Unleidlich ward mir's schon auf meinem gepolsterten Stuhle, wenn in stattlicher Versammlung die Fürsten, was leich

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