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IX. BUCH.

IX, 1, L. Schriftliche Mittheilung des Q. Claudius Quadrigarius im 19. Buche seiner „Jahrbücher" in Bezug auf den Grund, weshalb jeder aufwärts entsendete Wurf (oder Schuss) richtiger und sicherer bewirkt werde und (ein solcher Richtungsstoss leichter) ausführbar sei, als der abwärts gesendete.

IX, 1. Cap. 1. Bei Gelegenheit, wo Q. Claudius (Quadrigarius) uns im 19. Buche seiner „Jahrbücher" eine Beschreibung lieferte, wie einerseits eine Stadt vom Proconsul Metellus belagert, andrerseits durch die Einwohner der Stadt von den Mauern herab (tapfer) vertheidigt wurde, drückt er sich wörtlich also aus: „Unablässig auf beiden Seiten schossen die Pfeilschützen und Schleuderer höchst wacker. Aber es ist ein Unterschied, ob ein Pfeil oder ein Stein abwärts, oder aufwärts entsendet wird, denn keins von den beiden Geschossen kann abwärts ganz bestimmt entsendet werden, während dies aufwärts bei beiden ausgezeichnet geht. Deshalb wurden des Metellus Soldaten (von der Stadt aus) weit weniger verwundet und, was besonders von grösster Wichtigkeit war, sie hielten durch die Schleuderer die Feinde mit Leichtigkeit von der Vertheidigung der Zinnen fern." 2. Ich bat also deshalb den Rhetor Antonius Julianus darüber um Auskunft, warum es, nach der Angabe des Quadrigarius, geboten sein sollte, dass ein Wurf (oder Schuss) mit mehr Trefffähigkeit abgegeben werde, und gerader gehe, wenn man einen Stein oder Pfeil in die Höhe, als wenn man ihn von oben

IX, 1, 2. Ueber Antonius Julianus s. Gell. I, 4, 1 NB.
Gellius, Attische Nächte. II.

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herab schleudre, da die Schwungkraft eine raschere und weniger schwierige von oben nach unten sein müsse, als von unten nach oben. 3. Julianus fand nun die Art und Weise meiner Frage ganz in der Ordnung und ertheilte folgende Antwort: Was (Quadrigarius) bezüglich der Pfeile und der Steine behauptet hat, lässt sich im Allgemeinen fast auf jedes andere (beliebige) Wurfgeschoss anwenden. 4. Es ist nun aber, wie Du (ganz richtig) bemerkt hast, jeder Wurf von oben mit weniger Schwierigkeiten verbunden, wenn dabei nur die Absicht des Werfens und nicht auch die des Treffens in Frage kommt. 5. Aber wenn es gilt, das Ziel (zu bemessen) und den Schwung des Wurfs in die gehörige Tragweite zu bringen und ihm die gehörige (Ziels-) Richtung zu geben, dann kann bei einem Wurf nach der Tiefe das berechnete Ziel sehr leicht (durchkreuzt und) verfehlt werden, theils durch die beliebige Schnellkraft des Zielenden, theils durch das Gewicht des geworfenen (im Falle begriffenen) Geschosses. 6. Gilt es nun aber einen Wurf nach der Höhe, und Du richtest Hand und Auge nach etwas, um es nach oben zu treffen, dann wird das von Dir geschleuderte Geschoss dahin gehen, wohin es die von Dir abgegebene Richtung fortgeschleudert haben wird." 7. In diesem Sinne ungefähr unterhielt sich Julianus mit mir über die angegebene Stelle des Q. Claudius. 8. In Betreff der von Q. Claudius gebrauchten Worte: „a pinnis hostis defendebant facillime", d. h. sie hielten die Feinde mit grösster Leichtigkeit von der Vertheidigung der Zinnen fern", muss ich noch die Bemerkung beifügen, dass Claudius den Ausdruck defendebant, sie wehrten ab" nicht nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch verwendete, sondern so recht eigentlich ganz echt lateinisch. 9. Denn die Wörter ,,defendere und offendere, abwehren und angreifen“ haben eine einander ganz entgegengesetzte Bedeutung, von denen das eine Wort „offendere" ganz gleichbedeutend ist mit der griechischen Redensart μлodov zεiv, d. h. losrennen, anstürmen gegen etwas, der andere Ausdruck aber bedeutet soviel wie das griechische Exлodov TоLεiv, d. h. abwehren, vertreiben, in welchem Sinne hier also defendere" von Claudius gebraucht wird.

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IX, 2, L. Mit welcherlei Ausdrücken Herodes Atticus einem Menschen eine Rüge ertheilte, welcher durch sein angenommenes (falsches) Wesen und Kleidung sich den Namen und das Aussehen eines Philosophen frech

anmasste.

IX, 2. Cap. 1. Herodes Atticus, ein Mann, der die Würde eines Consuls bekleidet und sich durch sein einnehmendes (gefälliges) Wesen, sowie durch seine griechische Beredtsamkeit einen bedeutenden Ruf erworben hatte, wurde in meiner Gegenwart von einem Menschen angegangen, der einen (Philosophen-) Mantel, langes Haar und einen bis über den Bauch hinabreichenden Bart rug und sich eine Geldgabe zu Brod erbettelte (petit, aes si i dari els agrovs). 2. Herodes (da ihm dieser Mensch völlig unbekannt war) frug ihn (selbstverständlich), wer er wäre. 3. Dieser aber antwortete mit Entrüstung im Blick und im Ton der Stimme, dass er ein Philosoph sei und fügte noch hinzu, dass er sich (höchlichst) verwundern müsse, warum er erst für nöthig erachtet, ihn nach etwas zu fragen, was er ihm doch gleich habe ansehen müssen. 4. „Ich sehe Bart und Mantel wohl," sagte (der stets schlagfertige, witzige) Herodes, „aber den Philosophen seh' ich (noch) nicht. 5. Deshalb bitte ich Dich, mit Deiner (gütigen) Erlaubniss, mir (deutlicher) zu erklären, an welchen Kennzeichen wir nach Deiner Meinung es abnehmen sollen, um Dich sofort für einen Philosophen zu erkennen?" 6. Unterdessen erklärten Einige aus der Gesellschaft des Herodes, dass dies ein ganz gewöhnlicher Bummler sei, ein Nichtsnutz, ein Stammgast alles Kneipenauswurfs, der, wenn er das Erbetene nicht erhalte, mit niederträchtigen Schimpfreden loszuziehen pflege. Da sagte Herodes: Es ist ganz gleichgültig, wer er ist, wir wollen ihm trotzdem etwas Geld geben, wir gewissermassen als Menschen, wenn auch ihm, gewissermassen als keinem Menschen (d. h. damit wir doch wenigstens beweisen, dass wir auf den Namen Menschen Anspruch machen können, wenn er sich auch nicht gerade wie ein Mensch benimmt). 7. Darauf

IX, 2, L. S. Apulej. Florid. I, 7.
IX, 2, 1.

oratione.

Vergl. Gell. XIX, 12, 1; Herodem-disserentem audivi Graeca

IX, 2, 2. Ueber Herodes s. Gell. I, 2, 1 NB.

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