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liess ihm Herodes ein (Geld-) Geschenk verabreichen zu Brod auf 30 Tage. 8. Dann wendete er sich nach uns hin, die wir ihn begleiteten und sagte: Musonius liess einem solchen Landstreicher und aufgeblasenen Afterphilosophen 1000 Pfennige einhändigen, und als Mehrere äusserten, dass er ein Dunstmacher, ein (gemeiner) schlechter, schurkischer Kerl und solcher Wohlthat ganz und gar nicht würdig sei, soll Musonius unter Lächeln gesagt haben: ἄξιος οὖν ἐστιν ἀργυρίου (d. h. Ei nun, da ist er ja erst recht würdig des [unwürdigen, gemeinen] Geldes). 9. Das aber, fuhr er fort, verursacht mir vor Allem Schmerz und Kummer, dass derartiges unflätiges und schändliches Ungeziefer den heiligsten Namen (miss-) braucht und sich Philosophen nennen lässt. 10. Meine Vorfahren, die Athener, setzten durch einen öffentlichen Beschluss die heilige Bestimmung fest, dass die Namen der beiden heldenmüthigen Jünglinge, des Harmodius und des Aristogiton, welche zur Wiedererlangung der Freiheit (ihres Vaterlandes) es unternahmen, den Tyrannen Hippias [vielmehr Hipparchus, cfr. Gell. XVII, 21, 7] umzubringen, niemals Sklaven beigelegt werden durften, weil sie es für Frevel erachteten, der Freiheit des Vaterlandes geweihte Namen durch irgend welche Gemeinschaft mit niederen Sklaven zu beflecken (und zu entheiligen). 11. Warum sollen wir nun also zugeben, dass der ehrwürdigste Name der Philosophie durch die geringste Beziehung zu solchem schofeln Gesindel besudelt werde? So ist mir auch ein Beispiel entgegengesetzter Art nicht unbekannt geblieben, wonach die Römer die Verordnung erlassen hatten, dass die Vornamen*) einiger Patricier, die sich schwer gegen den Staat vergangen hatten und deshalb zum Tode verurtheilt worden waren, nie einem Patricier von demselben Geschlechte durften beigelegt werden, damit mit ihnen zugleich auch ihr Name möchte vertilgt und ausgelöscht scheinen.

IX, 2, 8. Ueber Musonius s. Gell. V, 1, 1 NB; und XVI, 1, 1 f.; desgl. Teuffels röm. Lit. 294, 3.

IX, 2, 10. Hippias nicht, sondern sein Bruder Hipparchos, der Tyrann, fiel durch die Dolche der beiden athenischen Jünglinge Harmodios und Aristogiton. Herod. 5, 55 etc.; Thuc. I, 20; VI, 54—59; Gell. XVII, 21, 7.

IX, 2, 11. *) z. B. M. Manlius s. Liv. 6, 20.

IX, 3, L. (Berufungs-) Brief des Königs Philippus, in Betreff seines neugebornen Sohnes Alexander, an den Philosophen Aristoteles.

IX, 3. Cap. 1. Philippus, des Amyntas Sohn, war König von Macedonien. Durch seine Tapferkeit und sein Feldherrntalent, durch seine Unermüdlichkeit und Staatsklugheit hatten die Macedonier ihre Herrschaft bedeutend vergrössert und bereichert und ihre Macht über viele Völker und Nationen auszudehnen begonnen, und (in Folge dessen) schilderte Demosthenes in seinen berühmten Vorträgen und Reden laut und öffentlich die Waffengewalt dieses (Königs) als höchst gefährlich und fürchterlich für ganz Griechenland. 2. Dieser Philipp, obgleich fast während seiner ganzen Lebenszeit nur mit Unternehmungen des Kriegs beschäftigt und nur auf Siege (und Eroberungen) bedacht, ward trotzdem (unter dem Geräusche der Waffen) der edlen Wissenschaft, sowie der Neigung und Vorliebe für höhere, feinere Bildung nie abhold, dass sowohl seine Thaten, wie seine Reden hinlängliche Beweise liefern für seine Liebenswürdigkeit und Menschenfreundlichkeit. 3. Es ist sogar eine Briefsammlung von ihm im Umlauf, voll von Zierlichkeit, Anmuth und Lebensklugheit, wie z. B. auch jene berühmten Zeilen, worin er dem Philosophen Aristoteles die Geburt seines Sohnés Alexander anzeigt. 4. Weil dieser Brief (beispielsweise) als Aufmunterung zur Verwendung von Sorgfalt und zu fleissiger Achtsamkeit bei der Erziehung und dem Unterricht der Kinder dienen kann, so schien es mir angemessen, ihn (zu übersetzen und) niederzuschreiben, um ihn als Mahnung den Aeltern zu Gemüthe zu führen. 5. Der Sinn lässt sich etwa so wiedergeben: „Philippus entbietet dem Aristoteles seinen Gruss. Erfahre (hierdurch), dass mir ein Sohn geboren ward. Dafür sage ich den Göttern meinen Dank, nicht (allein) dass er mir geboren ward, als vielmehr auch dafür, dass ein gütiges Geschick ihn bei Deinen Leb

IX, 3, 1. Demosthenes (vergl. Gell. I, 5, 1 NB.) hielt seine berühmten philippischen Reden, um die Athener zu bewegen, ihre Kräfte mit den übrigen Griechen vereinigt aufzubieten zum Widerstand gegen den macedonischen König Philipp, welcher allen griechischen Staaten, nach Bezwingung der Illyrier und Eroberung verschiedener attischer Städte, den Umsturz drohte.

zeiten das Licht der Welt erblicken liess. Denn ich hoffe, dass er unter Deiner Führung und Anleitung dereinst meiner und der Uebernahme der ihm bestimmten Gewalt würdig erfunden wird." 6. Des Philippus (eigene) Worte sind (im Griechischen mit dieser Uebersetzung) gleichlautend.

IX, 4, L. Ueber ungeheuerliche Wunderdinge bei (fremden) wilden Völkern; desgleichen über unheilvolle, verderbenbringende Behexungen; endlich noch

von Weibern, die plötzlich in Männer verwandelt worden.

IX, 4. Cap. 1. Als ich bei meiner Rückkehr aus Griechenland nach Italien zu Brundusium anlangte und aus dem Schiffe ans Land gestiegen, mich ein wenig in jenem berühmten Hafenplatz erging, den Q. Ennius (wie schon hier bei Gell. VII [VI], 6, 6 bemerkt wurde) mit einem zwar etwas seltneren, aber doch höchst passenden Ausdruck „praepetem" (d. h. den sichern, günstigen, glücklichen) genannt hat, da sah ich einige Bündel Bücherpackete zum Verkauf ausliegen. 2. Sogleich gehe ich begierig auf die Bücher zu. 3. Es waren lauter griechische Werke, voll von Wundern und Mährchen, unerhörte, unglaubliche Geschichten, deren Ver

IX, 4, 1. Vergl. Gell. II, 21, 1; XV, 6, 1; XIX, 1, 1. 12. Die Referate hier von § 1-15 sind Auszüge aus Plin. H. N. VII, 2, 16–26.

IX, 4, 1. Brundusium (jetzt Brindisi), Stadt in Calabrien, an einer kleinen Bucht des adriatischen Meeres mit trefflichem Hafen. Die Römer nahmen die Stadt 245 v. Chr. weg und colonisirten sie. Hier mündete die appische Strasse aus, von wo man gewöhnlich nach Griechenland hinüberfuhr. 19 v. Chr. starb hier Vergilius auf seiner Rückkehr aus Griechenland.

IX, 4, 3. Aristeas, aus Proconnesus, lebte unter der Regierung des Croesus, ohngefähr um 550 v. Chr., unternahm bedeutende Reisen zu den Völkern an den nördlichen Gestaden des schwarzen Meeres bis zum Ural hin, und schrieb darüber ein Gedicht: Tà Aquáσлɛıα, über die Arimaspen (§ 6), worin Wahres mit Sagenhaftem vermischt war. Nach Herod. IV, 13 hielten seine Landsleute ihn für nicht ganz zuverlässig. Isigonus von Nicaea, griechischer Geschichtsschreiber: de fabulis miraculis, rebusque incredibilibus et inauditis. Ktesias, griechischer Geschichtsschreiber und Arzt, Zeitgenosse Xenophons, geboren zu Knidos in Karien; kam ohngefähr 416 v. Chr. an den persischen Hof; begleitete als Leibarzt den Artaxerxes Mnemon auf seinem Feldzuge gegen Kyros; erwarb sich grosse Kenntnisse über die Verhältnisse Persiens und legte sie in seinem, aus 23 Büchern bestehenden Werke „ПIɛootza" "betitelt, nieder. Dieses Ge

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fasser alte Schriftsteller von nicht geringem Ansehen, z. B. Aristeas von Proconnesus, Isigonus von Nicaea, Ktesias, Onesikritus, Polystephanus (Philostephanus) und Hegesias. 4. Allerdings strotzten diese verlegenen (Scarteken-) Bücher von langem Moder und Schmutz und hatten dem Aeusseren und Aussehen nach durchaus nichts Einladendes. 5. Trotzdem trat ich näher, erkundigte mich nach ihrem Preis und wurde durch die wunderbare und unverhoffte Billigkeit bewogen, die meisten Werke um ein Spottgeld an mich zu bringen. In den zwei darauf folgenden Nächten (machte ich mich sofort darüber her und) las sie rasch durch. Beim Durchlesen habe ich mir Einiges daraus ausgewählt und einige bewundernswürdige und von unseren Schriftstellern fast ganz unberührt gelassene Bemerkungen dieser (meiner) Aufsatzsammlung einverleibt, damit keiner meiner (geneigten) Leser bei etwaiger Erwähnung derartiger (Wunder-) Dinge gänzlich unerfahren und ununterrichtet (avýzoos) erfunden werden

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schichtswerk war reich an orientalisch üppigen Ausschmückungen und an weit von der Wahrscheinlichkeit abschweifenden Auswüchsen. Die alten Schriftsteller haben das Werk vielfach benutzt, werfen ihm aber Mangel an Wahrheit vor. Von seinem zweiten Werke: Ivdizά, besitzen wir, wie von dem ersten, nur Bruchstücke, meist naturhistorischen Inhalts. Onesikritos (auch Onesikrătes), Schüler des Cynikers Diogenes und Begleiter Alexanders d. Gr. auf seinem Zuge nach Asien, über dessen Feldzug er ein nicht sehr glaubwürdiges Werk verfasste. S. Lucian: wie soll man Geschichte schreiben, 40; Plutarch. Alex. 46; auch der Geograph Strabo nimmt ihn wegen seiner indischen Wundergeschichten scharf mit. Polystephanus, ein Paradoxograph. (Philostephanus von Cyrene, Schüler und Freund des Dichters Kallimachus, ein geachteter griechischer Geschichtsschreiber zur Zeit der Regierung des Königs Ptolemaeus II, Philadelphus. Unter Anderem schrieb er: über Erfindungen (πɛдì ɛvo̟ŋμátov), dann über die Städte Asiens u. s. w. Doch ist nichts von ihm auf uns gekommen). Hegesias ist entweder der Anhänger der von Aristipp gestifteten cyrenaischen Schule, welcher das Lebenselend so lebhaft zu schildern verstand, dass sich viele seiner Schüler (Hegesiaci) das Leben nahmen; oder der um 300 v. Chr. lebende Sophist und Rhetor Hegesias aus Magnesia, welcher wegen des hochtrabenden, malenden, s. g. asiatischen Stils, den er (nach Cic. or. 67. 69) an Stelle der attischen Beredtsamkeit einführte, für den Urheber des schlechten Geschmacks in der Literatur gilt. Er hat verschiedene schwülstige und übertreibende Darstellungen von den Thaten Alexanders d. Gr. geschrieben, wie aus den Fragmenten beim Dionysius von Halicarnass hervorgeht.

möchte. 6. In jenen Werken standen also folgende (merkwürdige) Dinge verzeichnet: Jene entferntesten Völker, die Scythen, welche tief im Norden wohnen, sollen Menschenfleisch geniessen und vom Genusse dieser Nahrung (förmlich) ihr Leben fristen, daher sie auch (Anthropophagi, d. h.) Menschenfresser genannt werden. So soll es unter demselben Himmelsstrich auch Wesen geben, die mitten auf der Stirn (nur) ein Auge haben, die Arimaspi genannt werden und gerade so aussehen, wie die Cyclopen nach Beschreibung der Dichter; unter derselben Himmelsgegend soll es ferner noch Menschen geben, die sich durch eine ausserordentliche Schnelligkeit im Laufen auszeichnen, die rückwärtsgekehrte Fusssohlen haben, nicht wie die der übrigen Menschen vorwärtsstrebende und entgegengesetzt schauende (d. h. nicht vorwärtsgekehrte oder vorwärtsgehende); ausserdem fand sich ein überlieferter Bericht vor, dass in einem Lande, am Ende der Erde, Albanien genannt, menschliche Geschöpfe leben, die schon in ihrer Kindheit grau werden und bei Nacht mehr und besser sehen, als am Tage; auch könne als ganz gewiss versichert und geglaubt werden, dass die weit über den Fluss Borysthenes hinaus (am Nordpol) wohnenden Sarmaten nur aller drei Tage Speise zu sich nehmen, den Tag dazwischen aber immer fasten. 7. Auch fand ich in jenem Werke eine Nachricht verzeichnet,

IX, 4, 6. Menschen mit Füssen nach hinten gekehrt. S. Plin. VII, 2, 3; Augustin. de civit. Dei 26, 8. Die Füsse eines Schnellläufers von hinten gesehen, scheinen verkehrt zu stehen.

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IX, 4, 6. Im Scythischen hiess aqua, eins und σлoù, das Auge (Herod. 4, 27. 32). Daher glaubt Strabo (I p. 21, C 40, A), vielleicht habe Homer seine Cyclopen nach der scythischen Arimaspensage gebildet. Aeschylus (Prometh. 807) erwähnt die Arimaspen als gute Reiter.

IX, 4, 6. Savigny röm. Rcht. IV, p. 606. Die Sarmaten wechselten also ab von einem Tage zum andern mit Essen und Fasten, und indem die Speisetage „tertii" genannt werden, muss der jedem vorhergehende Speisetag mitgezählt werden. Ordinalzahlen in der Bezeichnung von Zeiträumen, wo diese als Bezeichnung angewendeten Ordinalzahlen so zu verstehen sind, dass der Zeitraum, wovon die Zählung ausgeht (wie hier der erste Tag) mitgezählt wird; cfr. Gell. XVII, 12, 2 quam febrim quartis diebus recurrentem laudavit, d. h. das aller 4 Tage wiederkehrende, und XVII, 12, 5 haec biduo medio intervallata febris, das Fieber, welches zwei Tage aussetzt.

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