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Uebel droht (d. h. einer, der beunruhigt ist). 3. Allein in dem von mir zuerst angegebenen (activen) Sinne wendet man das Wort vielfach an, dass ein Feind, oder ein Gegner ,,infestus" (feindselig, aufsässig, gefährlich) genannt wird und es bedarf deshalb wahrlich nicht erst des Nachweises durch Beispiele. 4. In der anderen Bedeutung aber ist das Wort unbekannter und oft schwer verständlich. Denn wer aus der Menge dürfte wohl so ohne weiteres Bedenken sich des Ausdrucks,,infestus" (in passiver Bedeutung) bedient haben zur Bezeichnung Desjenigen, dem ein Anderer aufsässig und feindselig ist (d. h. der sich von einem Andern bedroht, gefährdet und angefeindet sieht)? Allein nicht nur viele alte Schriftsteller haben so gesprochen, sondern auch M. Tullius (Cicero) hat in seiner für den Cn. Plancius verfassten Rede (cap. 1, 1) sich des Wortes,,infestus" in dieser (passiven) Bedeutung bedient. 5. Da sagt er: „Ich müsste Betrübniss, ihr Richter, und bittern Schmerz empfinden, wenn (ich denken sollte, dass) das Glück dieses Mannes gerade deshalb um so mehr gefährdet werden könnte (si hujus salus ob eam ipsam causam esset infestior), nur weil er durch sein Wohlwollen, seinen Schutz und seine Fürsorge mein Heil und Leben gesichert hatte." 6. Ich suchte mich also über die Abstammung dieses Wortes und über seine Bedeutung zu unterrichten und fand in den Erklärungsschriften des Nigidius folgende darauf bezügliche Stelle vor: „Das Wort,,infestus" ist ein von ,,festinare" hergenommener Ausdruck; denn, sagt er weiter, ein solcher, der dem Andern hart zusetzt und sich beeilt ihn zu bedrängen und sich eifrig bemüht, ihn (schnell und unversehens) zu überwältigen; oder im entgegengesetzten Falle ein Solcher, der von irgend einer Gefahr, oder vor Verderben (zu entfliehen) sich beeilt, ein solcher wird in beiden Fällen mit dem Wort infestus bezeichnet, von den noch bevorstehenden, drohenden Ränken (und Gefahren), die ein Solcher an einem Andern ausüben will, oder von einem Andern erdulden soll.“ 7. Damit man aber von den oben von mir angeführten Wörtern suspiciosus und ,,formidolosus" in ihrer weniger gebräuchlichen (passiven) Bedeutung ein Beispiel nicht vermisse, führe ich von „suspiciosus" eine Stelle an, die bei M. Cato in seiner Schrift über das Florafest" steht und so lautet: Allein man erachtete es

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durchaus nicht für billig gegen einen freigeborenen Mann Gewalt anzuwenden, selbst wenn er berüchtigt und verdächtig (suspiciosus) war, ausgenommen wenn (ihm konnte nachgewiesen werden, dass) er mit seinem Leibe öffentlich (durch schimpflichen Erwerb) sich Geld zu verdienen suchte, oder sich gar wohl selbst einem Bordellwirth vermiethet hatte." 8. An dieser Stelle braucht Cato das Wort,,suspiciosus“ in der (passiven) Bedeutung für ,,suspectus" (verdächtig), nicht active für,,suspicans" (Verdacht habend, argwöhnisch). 9. Das Wort ,,formidolosus" wendet Sallust aber in seinem Catilina (7, 5) in dem Sinne von furchtbar (d. h. von Einem der gefürchtet wird, oder vor dem man sich fürchten muss) also an: „Daher war solchen Männern keine Arbeit ungewohnt, kein Ort unwegsam oder unübersteiglich, kein bewaffneter Feind furchtbar (formidolosus)“. 10. So gebraucht auch C. Calvus in seinen Gedichten das Wort „laboriosus" nicht, wie es im gewöhnlichen Leben der Fall ist, in dem Sinne für Einen, der sich Mühe giebt, sondern zur Bezeichnung dessen, was mit Mühe verknüpft ist, er sagt:

„Durum rus fugit et laboriosum, d. h.

Er flieht das Land (leben) als beschwerlich und mühsam“

(d. h. weil es ihm harte Anstrengung und Mühe auferlegt). 11. In ähnlicher Bedeutung ist auch (das Wort,,somniculosus“) vom Laberius (com. 86) in seinen „Schwestern" gebraucht, da heisst es:

„Ecastor mustum somniculosum, d. h.

Beim Kastor, ach über diesen schlafbringenden Most (-Wein)."

12. Und bei Cinna in seinen Gedichten:

„Somniculosam ut Poenus aspidem Psyllus, d. h.

Wie der phönizische Psyllus den schlafbringenden (tödtlichen) Speer"

IX, 12, 10. C. Licinius Macer Calvus, mit doppeltem Zunamen, Verfasser von Epigrammen und von Liebesgedichten, der jedoch als Redner seine Dichtungen in Schatten stellte. Gell. XIX, 9, 7. Vergl. Bernhardy R. L. 101. 487; Gell. VI (VII), 3, 40 NB. S. Teuffels Gesch. der röm. Lit. 210, 5.

IX, 12, 12. C. Helvius Cinna, war Freund Catulls, treuer Anhänger des Caesar und Dichter; besonders namhafter Darsteller griechischer Mythen, schrieb ein dunkles und mühsam gelehrtes Epos: Smyrna und

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(vielleicht zu ergänzen: durch seine Kunst unschädlich zu machen und die Wunden davon zu heilen verstand). 13. Ebenso können auch,,metus“ und „,injuria" in doppelter Bedeutung (activ und passiv, d. h. subjectiv und objectiv) gesagt werden; denn,,metus hostium" kann ganz richtig als Bezeichnung gelten für Feinde, die sich fürchten (also: die Furcht der Feinde), sowie von solchen, die gefürchtet werden (also: die Furcht vor den Feinden. 14. So hat Sallust im 1. Buche seiner „Geschichte" den Ausdruck,,metus Pompeji" nicht in dem Sinne von die Furcht des Pompejus" gesagt, wie es gebräuchlicher ist, d. h. dass sich also Pompejus fürchtete, sondern dass er gefürchtet wurde, also: die Furcht vor ihm. Die Worte Sallust's lauten: „Dieser Krieg war angethan, Furcht vor dem Sieger Pompejus einzuflössen, der den Hiempsal wieder in sein Reich einsetzte." 15. Ebenso an einer andern Stelle: „Nach Beseitigung der Furcht vor einer Gefahr von punischer Seite (remoto metu Punico) hatte man vollkommen Zeit genug gegenseitigen Neid und Missgunst gründlich auszubilden." 16. Ebenso brauchen wir das Wort ,,injuriae" (Ungerechtigkeiten) sowohl in Bezug auf solche, die darunter zu leiden haben, als auf solche, die dergleichen begehen, und man kann Beispiele der betreffenden Ausdrucksweisen leicht finden. 17. Auch jener bekannte Satz von Vergil (Aen. II, 435) enthält einen ähnlichen, der besprochenen doppelseitigen Auslegung fähigen Ausdruck, da heisst es:

Et vulnere tardus Ulixi, d. h.

(Pelias) gelähmt durch eine Wunde von Ulixes,

da er hier die Wunde meinte, nicht die Ulixes (vom Pelias) empfangen hatte, sondern die (ihm Ulixes, beigebracht hatte.

Die Personennamen

Gedichte, lyrische Kleinigkeiten und Epigramme, nach Gellius (XIX, 9, 7) illepida. Der erotische Inhalt berührt bei Ovid. trist. II, 435. S. Bernh. R. L. 79 und Teuffels röm. Lit. Gesch. 210, 3; Gell. XIX, 13, 5. IX, 12, 17. Ulixi der Genitiv schon V, 1, 6. auf es haben bisweilen im Genitiv i statt is, z. B. IV, 11, 4 Aristoteli, Achilli, Isocrati etc. Diese Abkürzung kann mit der des Genitivs ei statt eis in der fünften Decl. verglichen werden, z. B. fides Gen. fide-i (statt fideis), also Ulixi (= Ulixis). Vergl. IX, 14; Euripidi I, 15, 17; VI (VII), 16, L., 6. 7; XIII, 19 (18), 2 u. 3; XV, 20, 1; Sophocli XII, 11, 6; XIII, 19 (18), L.; Mithridati XV, 1, 6; XVII, 16, L.

18. So wird mit dem Ausdruck ,,nescius" ebensowohl Einer bezeichnet, von dem man keine Kenntniss hat (d. h. der nicht gekannt ist), als auch einer, der keine Kenntniss (von Etwas) hat (d. h. der unwissend ist). 19. Allein in Betreff der Bezeichnung von Einem, der unwissend ist, ist der Gebrauch dieses Wortes kein seltener, seltener aber wird es von dem gebraucht, was nicht bekannt ist. 20. Ebenso wendet man das Wort,,ignarus" in doppelter (activer wie passiver) Bedeutung an, nicht allein von Einem, der nichts kennt (also unwissend, unerfahren ist), als auch von Einem, von dem Niemand was weiss (der nicht gekannt, also fremd ist). 21. So Plautus in seinem „Schiffbruch" (Rudens I, 5, 17 [275]):

Quae in locis nesciis nescia spe sumus, d. h.

Die wir am fremden Ort fremd aller Hoffnung stehen.

22. Sallust (Jug. 93, 3):,,Wie es menschliches Verlangen mit sich bringt, sich an dem (fremden) unbekannten Orte umzusehen (ignara visendi)." Endlich Vergil (Aen. X, 706): Ignarum Laurens habet ora Mimanta, d. h.

Die Küste von Laurentum deckt den unbekannten Mimas.

IX, 13, L. Wörtliche Erzählung aus dem Geschichtswerke des Claudius Quadrigarius, worin des Manlius Torquatus, eines edlen Jünglings Kampf

geschildert wird, wozu ihn ein feindlicher Gallier herausforderte.

IX, 13. Cap. 1. Titus Manlius war ein Mann von vornehmer Abkunft und vor Allem von edler Gesinnung. 2. Dieser Manlius erhielt den Beinamen Torquatus. 3. Die Veranlassung zu diesem Beinamen hat, wie ich erfuhr, der aus einer goldenen Halskette bestehende Beuteschmuck gegeben, den er einem von ihm erlegten Feinde abgenommen und stets (zur Erinnerung an diese That und diesen Sieg) trug. 4. Allein wer dieser Feind war, welcher Abstammung, von welcher grausenerregenden Riesenhaftigkeit, ferner wie weit dieser (Feind) im Uebermuth bei der Herausforderung ging, endlich durch welche (sonderbare) Kampfart die Entscheidung erfolgte, von dem Allen findet sich eine höchst natürliche und äusserst klare Beschreibung bei Quadrigarius Claudius im 1. Buche seiner Jahrbücher, gehalten im Tone der altbiedern Ausdrucksweise mit schlichter und ungeschminkter Lieblichkeit. 5. Der Philosoph Favorin versichert, dass, als er diese Stelle in dem

betreffenden Werke las, ihm das Herz nicht weniger durch stürmische Erregungen und Eindrücke innerlich sei erschüttert und gerührt worden (als wie es kaum mehr hätte der Fall sein können), wenn er diesem Kampfe mit eigenen Augen zugesehen. 6. Ich lasse des Quadrigarius Claudius eigene Worte folgen, worin dieser Kampf geschildert wird: 7. „Da trat nun mittlerweile ein Gallier hervor, der ganz bloss (d. h. unbepanzert) war und ausser seinem Schild und seinen zwei Degen mit einer Halskette und Armbändern geschmückt war, ein Held, der durch seine Körperstärke, durch seine gewaltige Grösse, durch sein jugendliches Aussehen und zugleich (wie es schien) durch seinen Heldenmuth allen Andern vorstrebte. 8. Als die Schlacht am heftigsten entbrannt war, und man auf beiden Seiten mit höchstem Ungestüm kämpfte, gab dieser (Riese) mit beiden Händen ein Zeichen, den Kampf ruhen zu lassen. 9. Es erfolgte ein Stillstand des Kampfes. 10. Nachdem auch lautlose Stille eingetreten, ruft er mit gewaltiger Stimme, dass, wenn Einer Lust verspüre, es mit ihm im Einzelkampfe aufzunehmen, er nur hervortreten solle. 11. Niemand wagte sich an ihn heran (propter magnitudinem atque immanitatem facies, d. h.) wegen seiner Riesengrösse und der Ungeheuerlichkeit seines Aussehens. 12. Darauf verzieht der Gallier das Gesicht zu höhnischem, spöttischem Lächeln und streckt die Zunge heraus. 13. Diese Frechheit bewegt sofort das Schamgefühl eines Römers von hoher Abkunft, des Titus Manlius, tief schmerzlich, da er sieht, dass seinem Vaterlande ein so grosser Schimpf widerfahren kann, ohne dass ein (einziger) Rächer aus einem so grossen Heereskörper hervortrete. 14. Dieser, wie gesagt, tritt also vor, weil er es nicht ertragen konnte, dass (die altbewährte) römische Tapferkeit von einem (so übermüthigen) Gallier so schimpflich (ihres Ruhmes) beraubt (und dem Spotte und der Verachtung eines solchen eitlen Prahlers Preis gegeben) werden sollte. Bewaffnet mit dem gewöhnlichen Schild (des Fussvolkes) und mit einem spanischen Degen, nahm er also

IX, 13, 11. Cfr. Gell. IX, 14, 1.

IX, 13, 14. Liv. VII, 4. 5; Val. Max. IX, 3, 4; Florus I, 13, 20; Aurel. Vict. III, 28, 3. 4; Cic. de offic. III, 31; Eutrop. II, 6, 5. 6; Non. Marc. unter torques.

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