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GENERAL

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OF THE

UNIVERSITY

OF

CALIFORNIA

PN 851 588

V, I MAIN

Briefe Franziskas von Hohenheim an den hallischen Kanzler August Hermann Niemeyer.1)

Von

Karl Menne (Halle a. S.).

In der zweiten besseren Periode seiner Regierungszeit entfaltete der Herzog Karl Eugen von Württemberg, dem Zeitgeschmacke folgend, eine umfassende pädagogische Tätigkeit. Rousseaus Kampfruf hatte auch in den deutschen Landen lauten Widerhall gefunden, und namentlich die kleinen Fürsten überboten einander in pädagogischen Experimenten. War es bei diesen aber vielfach nur ein Tribut, der herrschenden Mode des 18. Jahrhunderts dargebracht, so war es Karl Eugen wirklich Ernst mit seiner reformierenden pädagogischen Wirksamkeit, die ihren vollendetsten Ausdruck in der Gründung der Militärakademie, der späteren Hohen Karlsschule“ fand. Unermüdlich reiste er aufser Landes umher, die Erziehungsanstalten jeglicher Art inspizierend, hörte die Vorlesungen, Predigten und Disputationen der Professoren, musterte die Einrichtungen der Universitäten und ihrer Anstalten, studierte die Unterrichtsmetoden, um auf Grund des Geschauten und Gehörten die Erziehungsanstalten seines eigenen Landes weiter auszubauen und zu vervollkommnen.

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1) Über die Beziehungen zwischen Franziska von Hohenheim und dem Kanzler Niemeyer giebt einige Nachrichten Emma Velys - vielfach romanhaft aufgeputzte Schrift, Herzog Karl von Württemberg und Franziska von Hohenheim' (2. Aufl. Stuttgart 1876). — Ausserdem berichtet Niemeyer selbst darüber in seinen, Beobachtungen auf Reisen, (IV 2, Halle 1826). Vgl. auch noch Wilh. Fries,Die Franckeschen Stiftungen in ihrem zweiten Jahrhundert' (Halle 1898).

Studien z. vergl. Litt.-Gesch. I, 1.

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Eine solche Inspektionsreise fand auch statt im Jahre 1783. Am 3. Februar wurde sie angetreten. Den Herzog begleitete die Gräfin Franziska von Hohenheim, der Generalmajor von Bouwinghausen (sein alter General", wie Niemeyer ihn nennt), der Kammerjunker von Lützow, u. a. [Vely, S. 231]. Die Reise führte über Nürnberg, Pilsen, Prag, wo der Herzog der Universität grofse Aufmerksamkeit widmete", nach Sachsen. In Leipzig hörte er Vorlesungen an der Universität, sprach die Professoren und reiste weiter nach Mecklenburg. Auf dieser Reise wurde Dessau berührt, „wahrscheinlich wegen des in der Nähe befindlichen prächtigen Gartens von Wörlitz, der dem fantastischen zu Hohenheim ähnlich war". Am Geburtstage des Herzogs traf die Reisegesellschaft in Halle a/S. ein, wo die Studenten trotz Karls Incognito einen Fackelzug und zahllose Hochrufe brachten" (Vely). Während dreier Tage weilte er hier und musterte mit seltener Teilnahme die Erziehungsanstalten der Franckischen Stiftungen. Hier machte Karl Eugen und Franziska die Bekanntschaft Aug. Herm. Niemeyers, des später so berühmten Pädagogen und Universitätskanzlers, der damals schon in grofsem Rufe stand. Gelegentlich eines Gespräches über die deutsche Litteratur gab Franziska ihm den Auftrag, eine Auswahl des Vorzüglichsten für ihre Handbibliothek zu entwerfen. Hierdurch und bald nachher durch eine im Namen des Herzogs an ihn ergangene Aufforderung zur Übernahme des Predigtamtes und des Lehrstuhles der Eloquenz an der Karlshohenschule kam Niemeyer in Briefwechsel mit der Gräfin. Über den Aufenthalt des fürstlichen Paares in Halle schreibt Niemeyer an den Hofrat von Köpken in Magdeburg: "Wir haben den Herzog von Würtemberg und die Gräfin von Hohenheim, seine an die linke Hand getraute Gemahlin, drey Tage bey uns gehabt, und da sie das Waysenhaus sahen, fiel mir noch zu guter Zeit der Gedanke ein, der mit der gnädigsten Aufnahme belohnt ward. Wir sind überhaupt von der alle Beschreibung übertreffenden Popularität des Herzoges noch alle voll. Ich hätte Sie (Köpken) am Dienstag hier gewünscht, wo unser Haus so lebhaft war wie es so leicht nicht wieder seyn wird, indem der H. [erzog] mir die Ehre that, einer Vorlesung beyzuwohnen. Ich nahm das Thema,von der Beredsamkeit des Herzens' und bin beschämt über die Äufserungen von Zufriedenheit. Er ist überhaupt mit Halle sehr zufrieden, und hat sowohl durch seine grosse

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Freygebigkeit (auf dem W. [aisen] H. [ause] allein gab er gegen 70 Dukaten) als durch die Theilnehmung an den Vorlesungen, viel Dank geerndtet. Am Dienstag hörte er Nettelbladt, Eberhard, ging dann auf die Parade und um 11 zu Goldhagen, speifste beym Fürsten, sah die Kothen1), und kam nach 5 Uhr zu mir. Mittwoch hörte er Semler, wohnte einer Magisterpromotion auf der Wage bey, und hörte darauf Karsten. Nachmittags von 2 Uhr an . . . . Nösselt und Meckel. Donnerstag um 8 kam er aufs W. H. und blieb bis gegen 12, hörte dann noch Fischern und reiste um 2 hier ab.2) Sein alter General (vgl. oben), der in alle Kollegia mit herumziehen mufste, ist's herzlich satt geworden. Er aber nicht. Die Reichsgräfin, bey der ich, so wie beym Herzog mehrmals auf Befehl gewesen bin, ist eine ganz vortreffliche Frau. Die beschämendste Güte mit grofsem Verstande, und einer sehr weitläufigen, zumal deutschen. 8) Auf dem W. H., wo ich sie mehrere Stunden sprach, und überall, gewann sie aller Herzen. Das Land soll sie anbeten, weil sie den Herzog zum guten Regenten und selbst so viele Menschen glücklich macht. Ich kann nicht ohne Rührung an die Gespräche mit ihr, und die Zufriedenheit, mit der sie von meinen Arbeiten 1) sprach, denken. Verzeihen Sie es dieser Rührung, dass ich sie mit Ihnen, meinem ersten Freunde, theile, und so weitläufig darüber bin. Ich kenne Ihre Theilnehmung an dem, was Ihrem Freunde ehrenvoll ist. Sie hat mir den angenehmen Auftrag hinterlassen, Ihr ein Verzeichnis einiger der besten neuesten Sachen aufzusetzen. Aber ich fürchte, ich werd ihr nicht viel neues nennen können. Die Koehlerhütte ist der Ort, wo sie ihre Bibliothek hat und am liebsten ist. Dis hab ich nebst der Beschreibung

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1) Die kleinen pfännerschaftlichen Siedehäuser.

2) Über Merseburg erreichten sie Jena, wohin der weimarische Hof Bedienung für sie sandte. Karl August und Goethe kamen wiederholt nach dort zur Tafel... In Weimar lernten der Herzog und Franziska noch Wieland, Herder und Bode kennen (Vely).

3) Das Wort ist unleserlich.

4) Franziska meint zweifellos Niemeyers theologische, bezw. erbauliche Schriften, so dessen ‚Philotas', der gleich im ersten Briefe verschiedentlich erwähnt wird. Sie las mit Vorliebe theologische Schriften, besonders, als sie noch im Hause ihres ersten Mannes, von Leutrum, einsam schmachtete; hier wurde jene pietistische Schwärmerei in ihr genährt und ausgebildet, die sie zeitlebens beeinflusste und worüber ihr der Herzog des öfteren ernste Vorhaltungen machte. Vgl. Vely, S. 152, 186.

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