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Verwaltungen gehören, so wird man nicht fehlgreifen, wenn man den Gesammtbesitzstand der ausserhalb des Vereins stehenden Verwaltungen für Ende 1877 auf 250,000 km Linien, 500,000 km Leitung schätzt. Mit den Anlagen innerhalb des Vereinsgebiets und unter Hinzurechnung der unterseeischen Kabel ergiebt dies für den gedachten Zeitpunkt eine Gesammtausdehnung des Welttelegraphennetzes von 800,000 km Linien, 1,850,000 km Leitungen. Diese Linien würden ausreichen, um einen zwanzigfachen, die Leitungsdrähte, um einen einundfünfzigfachen Ring um den Gleicher unserer Erdkugel herzustellen.

Bei dem Welttelegraphennetz sind alle fünf Welttheile, wenn auch keineswegs gleichmässig, betheiligt; auch stehen sie alle miteinander derartig in telegraphischer Verbindung, dass es bereits gegenwärtig keinen Welttheil giebt, nach welchem nicht, unter Benutzung der vorhandenen Linien, von jedem andern Welttheil aus telegraphirt werden könnte.

Diese Gelegenheit bietet sich indessen weder durchgehends unmittelbar von einem Welttheil zum andern, noch auch in allen Theilen der Welt gleichmässig dar. Von Ostasien muss, um nach Amerika zu depeschiren, der weite Umgang über Sibirien oder Suez nach Europa und von da über das Atlantische Meer eingeschlagen werden. Von der Westküste Amerika's nach Australien hätte ein Telegramm zunächst das Festland der neuen Welt,, dann das Atlantische Meer, die europäischen Linien und die Mittelmeerkabel, das Rothe und das Indische Meer, endlich die Inseln und Meerengen der Sundagruppe zu kreuzen. Diese weiten Umwege werden nothwendig, weil es an einem Kabel quer durch den Stillen Ocean zur direkten Verbindung von Amerika mit Ostasien und Australien gegenwärtig noch fehlt. Cyrus Field, der Begründer der transatlantischen Telegraphie, ist seit zehn Jahren mit dem Plane eines transpacifischen Kabels beschäftigt; er hat bei der Feier, die ihm im März d. J. zum 25jährigen

Jubiläum jenes ersten kühnen Plans bereitet wurde, die feste Ueberzeugung ausgesprochen, dass ihm die Durchführung von Kabeln von San Francisco nach Yokohama, sowie von San Francisco über Neu-Seeland nach dem australischen Festlande gelingen werde.

Ohne Anschluss an das Welttelegraphennetz sind, ausser einigen Leitungen von geringem Umfange, gegenwärtig noch fünf grössere Telegraphenanlagen. Von ihnen steht gegenwärtig die Telegraphie am Cap der guten Hoffnung im Vordergrund des öffentlichen Interesses, weil wiederholte schmerzliche Vorfälle im Verlauf des Zulukrieges den Mangel einer Verbindung mit England allgemein fühlbar machen. Schon vor Ausbruch des jetzigen Krieges hatte die Geographische Gesellschaft zu London im Jahre 1877 eine Commission zur Erörterung einer Ueberlandlinie quer durch Afrika eingesetzt, deren Bericht (Proceedings of the Royal Geographical Society, April 1879) sich für die Anlegung eines Landtelegraphen von Alexandrien nilaufwärts nach Unyanyembe, südwärts vom Victoria-See zum Nyassa-See, dem Zambesi nach Prätoria im Transvaalgebiete ausspricht. Die afrikanische Ueberlandlinie, deren Ausführung sicherlich von unberechenbarer Wirkung für die Cultivirung des schwarzen Kontinents sein würde, scheint indessen unter dem Drucke der augenblicklichen Lage zurückgestellt zu sein gegen die Herstellung einer Kabelverbindung. Die Zeitungen berichteten kürzlich davon, dass die Eastern Telegraph Company sich verpflichtet habe, im Anschluss an ihre indischen Kabel von Aden aus an der Ostküste von Afrika eine unterseeische Telegraphenleitung nach Port Natal herzustellen. Die zweite isolirte Telegraphenanlage befindet sich gleichfalls in Afrika und betrifft die französischen Niederlassungen am Senegal. Sie würde entweder durch Küstenkabel nordwärts nach Tanger, oder durch eine Tiefseeleitung nach den Azoren Anschluss an das allgemeine Telegraphennetz erhalten können. - Die französische Strafkolonie auf

Neukaledonien besitzt ebenfalls isolirte Telegraphenanlagen, die gegenwärtig durch ein Tiefseekabel mit Australien in Verbindung gebracht werden sollen. Für die Telegraphenanlagen auf den Philippinen wird der Anschluss an die Welttelegraphie durch ein Kabel von Manila nach Hongkong vorbereitet. Das fünfte isolirte Gebiet endlich, die Telegraphenanlagen der columbischen Republiken, stellen durch den bisherigen Anschlussmangel eine empfindliche Lücke im Welttelegraphennetz dar, die voraussichtlich in kurzer Zeit durch die beabsichtigte Ausdehnung der Kabel an der Westküste von Amerika geschlossen werden wird.

Trotz dieser Lücken ist auf die Telegraphie in ihrem unaufhaltsamen Fortschreiten über den Erdball schon jetzt mit vollem Recht das Wort des Psalmisten (Ps. 19, v. 4 u. 5) angewendet worden:

Es ist keine Sprache noch Rede, da man nicht ihre Stimme höre; ihre Schnur geht aus in alle Lande und ihre Rede an der Welt Ende."

II.

Organisation.

1. Der Weltpostverein.

Die Geschichte der Post, die sich auch für die moderne. Gestalt des Instituts bereits auf mehr als drei Jahrhunderte zurückerstreckt, ist namentlich in der mittleren Periode dieses Zeitraums, im 17. und 18. Jahrhundert überreich an zahllosen Vertragschlüssen, mittels deren neben anderen Punkten namentlich das Recht, Posten oder Postsendungen durch fremde Gebiete hindurchzuführen (Transit), und die Theilung der Gebühren zwischen dem Abgangs- und dem Durchgangslande mit umständlicher Sorgfalt geregelt werden mussten. Es ist hier nicht der Ort auf die labyrinthischen Windungen der Transit- und der Tarifpolitik einzugehen, welche in den Postkonventionen der Vergangenheit vorliegen; ohne sich eines Unrechts gegen die Urheber dieser Verträge schuldig zu machen, darf man sagen, dass ihnen der Gedanke einer allgemeinen Erleichterung des Postverkehrs fern zu bleiben pflegte, und dass es ihnen hauptsächlich darum zu thun war, dem eigenen Lande einen möglichst hohen Antheil an den vom Publikum zu entrichtenden Gebühren zu sichern und ihm oft auf Kosten der Kürze und Promptheit der Beförderung möglichst viel Sendungen zu einem möglichst langen Transit zuzuführen, für welchen alsdann eine Durchgangsgebühr beansprucht wurde.

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Nachdem durch Rowland Hill's Portoreform die belebende Wirkung einer billigen Einheitsbrieftaxe auf den Gesammtverkehr der Nation an einem klassischen Beispiel dargethan worden war, drang in die Postverträge der neueren Zeit ein erleuchteter Geist ein, welcher den Postverkehr von der oft gradezu unerträglich gewordenen Belästigung durch territoriale Sonderbestrebungen zu befreien suchte. Einen Markstein auf diesem Wege des Fortschrittes bildet der im Jahre 1850 von Preussen, Oesterreich, den übrigen deutschen Staaten. und der Taxis'schen Postverwaltung errichtete Deutsch-Oesterreichische Postverein, der innerhalb der Gebiete der Vereinsstaaten einen nach gleichen Grundsätzen geregelten und gleichmässiger Tarifirung unterliegenden Wechselverkehr ermöglichte. Die zahlreichen Postverträge, welche nach der durch die Ereignisse des Jahres 1866 nothwendig gewordenen Auflösung dieses Vereins von der Postverwaltung erst des Norddeutschen Bundes, dann des Deutschen Reichs in den Jahren 1867-1873 geschlossen worden sind, hatten den freisinnigen Grundsätzen billiger und gleichmässiger Gebühren, sowie der unentgeltlichen Gewährung des Transits in immer weiterem Umfange Geltung verschafft.

Der schöne Gedanke, nicht blos einzelne Länder untereinander, sondern die Gesammtheit der Kulturvölker zu einer vertragsmässigen Regelung des Postverkehrs zu einigen, ist dem Charakter der Post durchaus entsprechend; er erscheint als das Ziel der Verbindungen, welche sie zwischen den Einzelnen wie zwischen den Nationen knüpft. Von der Regierung der Vereinigten Staaten ist der erste Versuch gemacht worden, die Verwirklichung dieses Gedankens anzubahnen. Auf ihre Anregung fanden sich im Jahre 1863 die Vertreter von 14 Postverwaltungen aus beiden Hemisphären in Paris zu gemeinsamen Berathungen über den gegenseitigen Postverkehr zusammen. Zwar wurde auf diesem Kongress ein praktisches Resultat nicht erstrebt, und auch seine theo

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