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Unter den bei der Reichs-Telegraphen-Verwaltung gebräuchlichen Apparaten, wegen deren genauerer Nachweisung auf die im Jahre 1878 veröffentlichte, mit einem Hefte Abbildungen versehene Beschreibung Bezug genommen werden darf, führt die obige Statistik, dem damaligen Stande der Sache entsprechend, 48 Fernsprecher auf. Bei der aussérgewöhnlich raschen Einführung der Telephonie in den Dienstbetrieb der Reichstelegraphie hat sich diese Zahl inzwischen mehr als verzehnfacht, und es hat bereits seit länger als Jahresfrist der Fernsprechbetrieb in Deutschland den Rang eines zwar noch in stetem Wachsthum begriffenen, aber bereits völlig gefestigten Hülfsdienstzweiges der Telegraphie erlangt. Bei den Zweifeln, die hierüber in den Kreisen des Publikums noch mitunter laut werden, wird es am Platze sein, auf die Ausbildung der Telephonie in Deutschland etwas näher einzugehen.

Nachdem Philipp Reiss in Frankfurt a. M. 1861 den geistreichen Gedanken, die Luftschwingungen der Schallwellen

zur Unterbrechung und Schliessung eines elektrischen Stromkreises zu verwenden und am Ankunftsorte durch Anziehung und Abstossung eines Elektromagneten zu reproduciren, zuerst in der Herstellung seines Telephons verwirklicht hatte, war das Instrument in Amerika durch Professor Bell und Elisha Gray wesentlich vervollkommnet, jedoch bis in die Mitte des Jahres 1877, der ersten Idee des Urhebers entsprechend, vorwiegend zur elektrischen Uebertragung musikalischer Töne benutzt worden. Im October 1877 gelangte durch eine Mittheilung im Scientific American die Nachricht von der Verwendung des Bell'schen Telephons zum Fernsprechen nach Berlin. Unmittelbar darauf richtete die Reichs-TelegraphenVerwaltung ein Schreiben an Mr. George B. Prescott, den Ingenieur der Western-Union Telegraphen-Gesellschaft in NewYork, mit dem Ersuchen um Uebersendung einiger Exemplare des beim Washingtoner Patentamt hinterlegten Bell'schen Telephons. Bevor Antwort erfolgt sein konnte, wurden dem General-Postmeister Dr. Stephan von dem Vorsteher des Haupt-Telegraphenamts in London, welcher aus Anlass von Tariffragen in Berlin anwesend war, zwei Bell'sche Telephone als Geschenk überreicht. Die Versuche, welche am 25. October mit diesen Instrumenten in den Geschäftsräumen des GeneralTelegraphenamts, sowie am folgenden Tage zwischen dem Centralbureau des General-Postmeisters (Leipzigerstrasse 15) und dem Haupt-Telegraphenamt (Französische Strasse 33 bc) auf 2 km Entfernung stattfanden, waren von vorzüglichem Erfolg; sie liessen sofort den hohen Werth des Telephons für die Nachrichtenvermittelung erkennen und den Entschluss entstehen, das wundervolle Instrument in den praktischen Dienstgebrauch der Reichstelegraphie einzuführen. Dieser Entschluss wurde unter lebhafter persönlicher Betheiligung des GeneralPostmeisters in so schneller Aufeinanderfolge der dazu nöthigen weiteren Experimente, Beschaffung von Instrumenten, Einübung des Personals und Erlass der dienstlichen Anordnungen aus

geführt, dass bereits am 19. November die ersten 12 Fernsprechämter dem öffentlichen Verkehr übergeben werden konnten. Durch den am 28. November 1877 im Amtsblatte der Reichs-Post- und Telegraphen-Verwaltung veröffentlichten Erlass der Dienstanweisung für den Betrieb von Telegraphenlinien mit Fernsprechern wurde die Einreihung der Telephonie in den praktischen Dienst der Verkehrsanstalten des Reichs förmlich vollzogen.

In Folge der namhaften Verbesserungen, welche das Instrument seitdem durch Dr. Werner Siemens erfahren hat, ist seine Verwendung zur telegraphischen Nachrichtenvermittelung noch beträchtlich erleichtert worden. Auf den Fernsprechämtern des deutschen Reichs, deren Zahl sich Ende März auf 389 belief und die sich fast täglich noch vermehrt, wird der Correspondenzverkehr bis auf Entfernungen von 75 km mit der grössten Regelmässigkeit und Sicherheit mittels Telephon abgewickelt. Die Uebermittelung der Töne erfolgt mit solcher Deutlichkeit und mit so vollendeter Wiedergabe der ursprünglichen Klangfarbe, dass der Beamte am Bestimmungsorte den aus der Ferne mit ihm Sprechenden sofort an der Stimme erkennt. Die grosse Einfachheit des Instruments, welche die Einübung der damit Arbeitenden durch besonders zu entsendende Beamte entweder unnöthig macht oder auf eine ganz kurze Unterweisung beschränkt, macht dasselbe für den Telegraphenverkehr zwischen kleineren Stationen und für Uebertragung der Depeschen aus Seitenlinien auf grössere Routen zu einem ausserordentlich zweckmässigen und billigen Verkehrsmittel. Auf die Anwendungen, welche der Fernsprecher nach dem Vorgange der ReichsTelegraphenverwaltung auf anderen Gebieten des öffentlichen Lebens und des wirthschaftlichen Verkehrs, in der GrossIndustrie, im Bergbau, im Militair- und im Eisenbahndienst gefunden hat, ist hier nicht näher einzugehen.

3. Oberirdische Leitungen.

Das Problem des Telegraphirens ohne besondere Leitungsvorrichtung, allein unter Benutzung der Leitungsfähigkeit der Luft oder des Wassers, ist trotz der Aufmerksamkeit, welche ihm, seit den Versuchen des französischen Physikers Bourbouze während der Belagerung von Paris, von den verschiedensten Seiten zugewendet wird, noch nicht gelöst. Die telegraphische Nachrichtenvermittelung ist vielmehr bis jetzt, so weit sie auf elektromagnetischem Wege erfolgt, durchaus an den Zug der zu diesem Zwecke erbauten Leitungen gebunden, die entweder oberirdisch, durch Befestigung von Drähten in erhöhten Stützpunkten, oder unterirdisch, durch Verlegung der in Kabel eingehüllten Drähte in die Erde, oder unterseeisch mittels Versenkung ähnlicher Kabel auf den Grund des Meeres angelegt werden.

Als Material zu den oberirdischen Leitungsdrähten bedient man sich fast ausschliesslich des Eisens. Wenngleich dies Metall in der Fähigkeit, den elektrischen Strom fortzupflanzen, erheblich hinter dem Kupfer zurücksteht, so wird dieser Nachtheil aufgewogen durch die Billigkeit und die Dauerhaftigkeit des Eisens, die sich durch Ueberziehen mit Zinkoxyd noch erhöhen lässt, und durch den geringeren Reiz, welchen es auf die Begehrlichkeit von Freibeutern ausübt. Aus diesen Gründen, und da sich die geringere Leitungsfähigkeit des Eisens durch grössere Stärke des Drahts ausgleichen lässt, ist die Anwendung des verzinkten Eisendrahts bei den oberirdischen Leitungen eine ganz allgemeine. Gutes Material dieser Art ist von solcher Dauerhaftigkeit, dass verzinkter Draht, der sich seit 25 Jahren in der Linie befindet, nur geringe Spuren einer Verschlechterung erkennen lässt.

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Um die Leitungsdrähte von dem ausgleichenden Einflusse des Erdkörpers frei zu erhalten, müssen sie an den Unter

stützungspunkten durch einen nichtleitenden Körper von den Stützen, an denen sie über den Erdboden erhöht werden, getrennt sein. Die nichtleitende Eigenschaft des Porzellans, seine Widerstandsfähigkeit gegen Einflüsse der Witterung und die Möglichkeit, diesem Stoffe jede für seine Verwendung geeignete Form zu geben, haben schon seit den Anfängen der Telegraphie den Porzellan-Isolatoren Eingang verschafft, die in Glockenform, insbesondere als Chauvin'sche Doppelglocke, in dem vorzüglichen Fabrikat der Berliner PorzellanManufactur eine ausserordentlich weit verbreitete Anwendung finden. Die Isolatoren werden mittels eiserner Schraubenstützen in der Art an den Unterstützungspunkten befestigt, dass keine Berührung zwischen den Leitungsdrähten und den Leitungsträgern eintreten kann.

Als Träger der Leitungsdrähte kommen vorzugsweise hölzerne Stangen in Betracht, weil sie preiswürdig zu beschaffen, leicht zu transportiren und unschwer an den geeigneten Punkten zu befestigen sind; auch kann dem an sich dauerhaften Holz unserer Nadelbäume durch Anstrich oder durch Tränkung mit antiseptischen Stoffen ein noch höherer Grad von Widerstandsfähigkeit gegen die Einflüsse der Witterung und des Erdbodens beigebracht werden. In südeuropäischen Ländern werden die Telegraphenstangen vielfach aus Kastanienholz verfertigt, das zwar wegen seines ungleichen Wuchses unseren Augen, die an die stramme gleichmässige Gradheit der Coniferenstangen gewöhnt sind, auffällt, aber durch seine ausserordentliche Dauerhaftigkeit für diesen Zweck vorzüglich geeignet ist. Grössere Schwierigkeiten verursacht die Beschaffung der Leitungsträger in tropischen Breiten, wo bearbeitetes Holz den Angriffen der Feuchtigkeit und der Zerstörungswuth gefrässiger Insekten zu unterliegen pflegt. Auf den Philippinen sah man sich genöthigt, statt der anfangs verwendeten Stangen aus Palmenholz die Leitungen an lebende Bäume anzuhängen, wozu der auf dieser Inselgruppe sehr

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