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in weniger als einer Minute rings um den Erdball eilen zu lassen und den flinken Geist in Shakespeares Sommernachtstraum zu beschämen, der sich rühmt, diesen Weg in vierzig Minuten zurücklegen zu können. Den Kräften, welche sich in dem elektrischen Fluidum bethätigen, ist die treffendste dichterische Signatur in dem Virgil'schen Verse:

His ego nec metas rerum nec tempora pono

(Aen. I. 278).

gegeben.

2. Apparate.

Wenn die Geschwindigkeit, mit welcher das telegraphische Zeichen nach dem Orte seiner Bestimmung übertragen wird, gradezu als eine schrankenlose bezeichnet werden darf, so ist die Schnelligkeit der telegraphischen Korrespondenz abhängig von dem Zeitmass, in welchem ihre Zeichen am Abgangsorte abgesandt und bei der Ankunft aufgenommen werden. Dies Zeitmass auf den denkbar geringsten Umfang zurückzuführen, ohne die Zuverlässigkeit der Zeichenvermittelung in Frage zu stellen, ist das Ziel der auf die Vervollkommnung der telegraphischen Apparate gerichteten Bestrebungen.

Die Fortschritte, welche auf diesem Gebiete durch die Verbesserung des Mechanismus der Apparate und durch tieferes Eindringen in die physikalischen Grundgesetze der Telegraphie gemacht worden sind, lassen sich auf das Anschaulichste auf einem Gange durch die Telegraphenabtheilung des Berliner Postmuseums überblicken. Dort befinden sich getreue Copien jenes ältesten Telegraphenapparats, auf welchem Samuel Thomas von Sömmerring in München 1809 unter Verwerthung der chemischen Wirkung des galvanischen Stroms die Buchstaben und Ziffern durch das Aufsteigen von Gasbläschen in einem mit angesäuertem Wasser angefüllten

Glastroge erkennbar machte; ferner des ersten Nadeltelegraphen, vermittels dessen der von deutscher Familie abstammende russische Staatsrath Baron Schilling von Cannstadt 1832 die abgesandten Zeichen durch die Abweichungen einer Magnetnadel darstellte; endlich jenes Apparats, dessen C. Fr. Gauss und Weber sich bei ihrem, in dem Gauss'schen Briefe beschriebenen grundlegenden Experiment bedienten. Daneben sind, theils durch die Originale, theils durch Nachbildungen, die verschiedenen Stadien veranschaulicht, welche der Schreibapparat, von seiner ersten, durch Professor Karl August Steinheil in München 1836 angegebenen Konstruktion anfangend durch die mannichfaltigen Verbesserungen hindurch, die er dem Erfindungsgeiste des Amerikaners Samuel Breeze Morse, des Deutschen Werner Siemens und zahlreicher anderer Gelehrten aller Länder verdankt, bis zu dem sinnreichen Typendrucktelegraphen des genialen Engländers David Edwin Hughes durchgemacht hat. Die Geschichte des Telegraphenapparats, die in der inhaltsreichen kleinen Schrift des Professors Karl Eduard Zetzsche Kurzer Abriss der Geschichte der elektrischen Telegraphie (Berlin 1874) in ihren Hauptzügen und in dem ersten Bande des von demselben ausgezeichneten Gelehrten herausgegebenen umfassenden Handbuchs der elek trischen Telegraphie (Berlin 1877) ausführlich dargestellt worden ist, liefert den erfreulichen Beweis, dass alle Nationen in ehrenvollem Wetteifer dazu beigetragen haben, die Einrichtungen des modernsten Verkehrsinstituts bis zu dem hohen Grade der Vervollkommnung, auf welchem sie sich gegenwärtig befinden, auszubilden.

Noch jetzt befinden sich im praktischen Gebrauch der Telegraphie sowohl Apparate, welche die auf ihnen dargestellten Zeichen lediglich durch das Gesicht oder das Gehör, ohne eine Schrift zu hinterlassen, zur Erscheinung bringen, als auch Instrumente, mittels deren diese Zeichen als Schrift, entweder in einer verabredeten Reihenfolge von Strichen und

Punkten, oder in den Buchstaben des Alphabets, festgehalten werden.

Der von Wheatstone konstruirte Nadeltelegraph, der auf dem Festlande Europas fast nur noch bei Eisenbahnen, Feuerwehren u. s. w. angewendet wird, ist in England, namentlich auf Leitungen mit geringerem Verkehr noch jetzt in umfänglicher Benutzung. Auf dem ausgedehnten Liniennetz der grössten amerikanischen Telegraphengesellschaft, der Western Union Company, und nach ihrem Vorgange neuerdings auch in der englischen Staatstelegraphie wird der MorseApparat unter Weglassung der Schreibvorrichtung lediglich durch sein klopfendes Geräusch als Sounder zur Uebermittelung von Depeschen benutzt.

Auch auf den unterseeischen Kabeln waren bis vor Kurzem ausschliesslich Apparate im Gebrauch, die keine bleibenden Zeichen hinterliessen, sondern bei denen die schwachen Zuckungen des elektrischen Stroms am Widerschein der Nadelbewegung im Spiegel-Galvanometer abgelesen werden mussten. Durch den von Professor Thomsen erfundenen Heber-Schreibapparat (Syphon recorder) ist es ermöglicht, die auf den Tiefseekabeln anlangenden Zeichen in Kurven, die sich dem Morse - Alphabet anpassen, auf Papierstreifen festzuhalten.

Die Mannichfaltigkeit der Apparatsysteme wird noch ferner beträchtlich vermehrt einerseits durch das Bestreben, die Schnelligkeit der Aufeinanderfolge der Zeichen durch besondere Vorrichtungen zu erhöhen, andererseits durch die erfolgreichen Bemühungen, welche auf die gleichzeitige Benutzung derselben Leitung zur Uebersendung mehrfacher Telegramme verwendet worden sind. In ersterer Hinsicht wird durch die Automaten, die zuerst von Morse, dann in wesentlich verbesserter Gestalt von Werner Siemens und demnächst von anderen Elektrikern in den verschiedensten Konstruktionen angegeben worden sind, durch Vorherbearbeitung

des abzusendenden Telegramms nicht nur eine schnellere, sondern auch eine gleichmässigere und korrektere Absendung der Telegraphenzeichen ermöglicht. Bei der telegraphischen Verbreitung englischer oder amerikanischer Parlaments- und Vereinsreden und sonstiger press-messages leistet der Wheatstone'sche Automat, der die zum Abtelegraphiren benutzten Papierstreifen mittels einer durch comprimirte Luft in Thätigkeit gesetzten kleinen Maschine vorlocht, gradezu Erstaunliches. Die Beförderung von 450-550 Worten in der Stunde auf dem Morse - Schreibapparat, von 1000-1100 Worten in der Stunde auf dem Hughes-Typendrucktelegraphen, wie sie im praktischen Dienst nicht ungewöhnlich ist, stellt eine gewiss sehr achtbare Leistung dar. Nach dem Telegraphic Journal wurde am 7. December 1875 die Botschaft des Präsidenten Grant, ein Telegramm von etwa 1300 Worten unter Zuhülfenahme automatischer Apparate auf 18 Leitungen in 301⁄2 Minuten von Washington nach New-York befördert. Der Bericht über die Schlacht von Plewna ist am 8. August 1877 in einer Depesche von 6012 Worten aus Wien mit Uebertragung auf dem Berliner Haupt-Telegraphenamte in 5 Stunden 10 Minuten nach London telegraphirt worden.

Die mehrfache Telegraphie, welche sich die Aufgabe stellt, mehrere Telegramme zugleich auf demselben Leitungsdrahte zu befördern und dadurch eine wesentlich stärkere Ausnutzung der Leitungen zu gestatten, besitzt für ihre verschiedenen Gegensprechmethoden in den sinnvollen Apparaten, die nach dem Vorgange von Gintl, W. Siemens, Frischen, Stearns und Prescott neuerdings von Bernhard Meyer in Paris hergestellt worden sind, Werkzeuge, welche in steigendem Umfange in den Gebrauch des praktischen Telegraphendienstes eintreten. Der Meyer'sche Multiplex wird auf der verkehrsreichen Linie Paris-Lyon seit mehreren Jahren zur vier- und sechsfachen Korrespondenz verwendet und verarbeitet stündlich 80-120 Telegramme von durchschnittlich 20 Worten.

Zur Veranschaulichung des Umfanges, in welchem die verschiedenen Apparatsysteme in den einzelnen Ländern sich im Gebrauche befinden, diene die nachstehende Zusammenstellung, welche nach der im Journal télégraphique Bd. IV S. 228 und 342 veröffentlichten Statistik den Bestand von Ende 1877 für die zum Allgemeinen Telegraphenverein gehörigen Verwaltungen angiebt.

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