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förderung von Rohrpostbriefen und Rohrpostkarten. Die Zahl der Rohrpostämter in Berlin, die anfänglich sich auf 15 belief, beträgt gegenwärtig 23, die Gesammtlänge der Rohrpostverbindungen jetzt 38, 7 km, auf denen vermittelst 6 Maschinenstationen die Sendungen von des Morgens 8 bis Abends 9 Uhr in rasch aufeinanderfolgenden Rohrpostzügen mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 1000 m in der Minute befördert werden. Im Jahre 1878/79 hat die Berliner Rohrpost 1,087,826 angekommene und abgegangene Telegramme, 386,966 Rohrpostbriefe, Rohrpostkarten und Stadttelegramme zu befördern gehabt. Die Promptheit und Zuverlässigkeit des Rohrpostbetriebes sind so allgemein anerkannt, dass die Erweiterung der bestehenden Anlage und die Herstellung gleicher Einrichtungen in anderen Grossstädten des Reichspostgebiets als wünschenswerth bezeichnet werden. müssen.

b. Mittel und Wege des TelegraphenVerkehrs.

1. Die bewegende Kraft.

Am 20. November 1833 schrieb Karl Friedrich Gauss aus Göttingen seinem Freunde Olbers:

„Ich weiss nicht, ob ich Ihnen schon früher von einer grossartigen Vorrichtung, die wir hier gemacht haben, schrieb. Es ist eine galvanische Kette zwischen der Sternwarte und dem physikalischen Kabinet, durch Drähte in der Luft über die Häuser weg, oben zum Johannisthurm hinauf und wieder herab gezogen. Die ganze Drahtlänge wird etwa 8000

Fuss sein.

An beiden

Enden ist sie mit einem Multiplikator verbunden, bei mir von 170 Gewinden, bei Weber im

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physikalischen Kabinet von 50 Gewinden, die nach meinen Einrichtungen aufgehängt sind. Ich habe eine einfache Vorrichtung ausgedacht, wodurch ich augenblicklich die Richtung des Stromes umkehren kann, die ich einen Commutator nenne.

Wenn ich so taktmässig an meiner galvanischen Säule operire, so wird in sehr kurzer Zeit (z. B. in 1 oder 1/2 Minuten) die Bewegung der Nadel im physikalischen Kabinet so stark, dass sie an eine Glocke anschlägt, hörbar in einem anderen Zimmer. Dies ist jedoch mehr Spielerei. Die Absicht ist, dass die Bewegungen gesehen werden sollen, wo die äusserste Accuratesse erreicht werden kann.

Wir haben diese Vorrichtung bereits zu telegraphischen Versuchen gebraucht, die sehr gut mit ganzen Wörtern oder kleinen Phrasen gelungen sind. Diese Art zu telegraphiren hat das Angenehme, dass sie von Wetter und Tageszeit ganz unabhängig ist; jeder, der das Zeichen giebt und der dasselbe empfängt, bleibt in seinem Zimmer, wenn er will bei verschlossenen Fensterläden. Ich bin überzeugt, dass unter Anwendung von hinlänglich starken Drähten auf diese Weise auf einen Schlag von Göttingen nach Hannover, oder von Hannover nach Bremen telegraphirt werden könnte."

Seit jenem zu den Geburtszeugnissen der elektromagnetischen Telegraphie gehörenden Briefe, den Professor Ernst Schering in seiner Festrede zur Säcularfeier von Gauss in der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen veröffentlicht hat, ist noch kein halbes Jahrhundert, seit der Einführung der Telegraphie in den praktischen Beförderungsdienst kaum ein Menschenalter vergangen. Diese kurze Spanne Zeit hat hingereicht, um den Erdball über und unter der Erde sowie durch die Tiefen der Weltmeere hindurch mit einem Netz telegraphischer Leitungsdrähte zu überziehen; Welttheil ist an Welttheil gekettet worden, und der elektrische Strom kreist in ununterbrochenem Fluge als Träger des

Gedankens, Fernen überwindend, vor denen bis dahin die kühne Seglerin Phantasie ein muthloses Anker geworfen hatte.

Die Schnelligkeit dieser Entwickelung, vermöge deren sich die Telegraphie aus einem wissenschaftlichen Experiment zu einer Weltverkehrsanstalt und zu einem Träger des modernen Kulturlebens aufgeschwungen hat, findet ein Gegenstück in der Geschwindigkeit der Kraft, welche ihr als Beförderungsmittel dient.

Die Berührungs-Elektricität, welche dem Telegraphenbetriebe die bewegende Kraft liefert, entsteht bekanntlich durch die Verbindung heterogener Metalle mittels einer leitenden Flüssigkeit.

Durch Galvani's Entdeckungsversuche auf die Eigenschaften dieser Kraft hingewiesen, gab Volta 1799 in seiner berühmten Säule, indem er Kupferplatten, Zinkplatten und mit verdünnter Schwefelsäure getränkte Filzscheiben auf einander schichtete und auf diese Weise eine Reihe von Elektricitätsquellen mit einander verband, das Mittel an, den elektrischen Strom in gesteigerter Stärke zu erzeugen. Erst nachdem die Bedingungen erkannt worden waren, unter denen dieser Strom beständig und in der grade erforderlichen Stärke hergestellt werden kann, ist seine Verwendung für die Zwecke der telegraphischen Nachrichtenvermittelung möglich geworden.

Die konstanten Batterien, deren man sich jetzt in der Telegraphie zur Erzeugung des elektrischen Stromes bedient, sind von sehr verschiedener Construction. Der Abnutzung der angewendeten Metalle, Kupfer und Zink, wird in dem Daniell'schen Elemente durch Einschiebung einer Thonzelle, in dem Meidinger'schen Element durch Uebereinanderschichtung der leitenden Flüssigkeiten vorgebeugt; dem von Bunsen angegebenen Kohlen-Zinkelement hat Leclanché durch Verwendung von concentrirter Salmiaklösung eine grössere Ausdauer zu geben gesucht. Alle diese und die übrigen in den ver

schiedenen Telegraphen-Verwaltungen im Gebrauch befindlichen Elemente erfordern, um die Beständigkeit und die Verwendbarkeit des elektrischen Stromes sicher zu stellen, sorgsame Ueberwachung und Reinigung, sowie rechtzeitige Erneuerung der abgenutzten Bestandtheile.

Bei der Menge der in Batterieschränken übersichtlich aufgestellten Elemente ist das eine schwierige und kostspielige Sache. In den Batteriesälen der Pariser Centralstation und der Hauptstation der Western Union-Company in New-York sind ungefähr je siebentausend, in denen des Central-Telegraphen-Amts in London, nach einer Mittheilung der spanischen Revista de Telegrafos, sogar 23,000 Elemente im Gange; für die 167 Morse- und 36 Hughes-Apparate, welche in dem Hauptsaal des neuen Telegraphengebäudes zu Berlin thätig sind, dienen nahezu 5000 Elemente als Elektricitätsquellen.

Das Verhältniss der elektromotorischen Kraft einiger der am meisten gebräuchlichen Elemente wird durch folgende, der Schrift von J. Ludewig: Elektrische Messkunde (Leipzig, 1878) entlehnte Zahlen veranschaulicht:

Daniell'sches Zink-Kupfer-Element
Grove's Zink-Platin-Element

Bunsen's Zink-Kohlen-Element.

Marié Davy's Element

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100
180

170-180

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125,7

130

150

Neben anderen Eigenschaften des elektrischen Stroms ist es vorzugsweise seine ungeheure Geschwindigkeit, die ihn zu einem der vornehmsten Träger der Nachrichtenvermittelung macht. Diese Geschwindigkeit ist verschieden, je nachdem sich der Strom auf oberirdischen Leitungen oder auf Kabeln bewegt. Für den ersten Fall ergaben die Messungen von Wheatstone 60,000, die von Werner Siemens 30,200, die von

Guillemin und Bourneuf 24,300 geographische Meilen auf die Sekunde. Zu niedrigeren Zahlen gelangte man bei den Strommessungen, die während der im Jahre 1876 auf der Linie Wien-Strassburg und der im Jahre 1878 zwischen Berlin und Altona ausgeführten telegraphischen Längenbestimmungen stattfanden, indem sich die Geschwindigkeit des elektrischen Stroms mit 25,400 bzw. 38,453 km auf die Sekunde herausstellte. Diese Abweichungen erklären sich durch die Schwierigkeiten, welche einerseits die Messung so kleiner Zeiten, andererseits die Beschaffung gut isolirter Leitungen von genügender Länge bietet. Die nicht unbeträchtlich geringere Geschwindigkeit des Stroms auf Kabeln ist ebenfalls mit mannigfachen Abweichungen gemessen worden. Whitehouse fand bei Einschaltung des atlantischen Kabels von 1858, dass zwischen dem Stromeintritt in die Leitung und dem Erscheinen eines Zeichens bei einer Kabellänge von 145 engl. Meilen 0,14 Sekunden

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vergingen. Bei den Versuchen, die von Professor Hughes neulich angestellt wurden, ergaben sich bei Einschaltung eines Kabelstücks

von 75 engl. Meilen 0,025 Sekunden

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An den von Siemens und Halske für die unterirdischen Leitungen in Deutschland angefertigten Kabeln wurden ungefähr 8400 km auf die Sekunde als Fortpflanzungsgeschwindigkeit des elektrischen Stroms ermittelt.

Selbst die geringste der vorstehend angegebenen Geschwindigkeiten würde ausreichen, um den elektrischen Strom P. D. Fischer: Post und Telegraphie.

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