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2. Reiter.

Seit der bekannten Stelle der Cyropädie, in welcher Xenophon uns ein anschauliches Bild von den Post-Einrichtungen des persischen Weltreichs überliefert hat, ist das Pferd in der Vorstellung der Menschen so untrennbar mit dem Begriffe der Post verbunden, dass Arthur Fitger, von dessen Hand der Saal des neuen Reichs-Postgebäudes in Bremen mit sinnbildlichen Darstellungen geschmückt worden ist, durchaus berechtigt war, diese Unzertrennlichkeit in Centaurengestalten zum Ausdrucke zu bringen. Wenngleich die Schnelligkeit der Perserrosse, die dem Griechen unbegreiflich erschien, längst durch die Bewegungskraft des Dampfes in den Hintergrund gedrängt worden ist, so würde doch auch gegenwärtig das Bild des Postverkehrs ohne Erwähnung der ihm dienstbaren Reisigen und ihrer mannichfachen Reitthiere der Vollständigkeit entbehren.

Wir bleiben zunächst noch einen Augenblick bei den Persern stehen, um dem Berichte des österreichischen Beamten, der im Lande der Achämeniden eine den jetzigen Anforderungen entsprechende Posteinrichtung herzustellen bemüht gewesen ist, zu entnehmen, dass die Verbindung zwischen Teheran und Tauris bis an die russische Grenze durch Reitposten bewirkt wird, welche aus einem Kurier (Goulam) und einem Postillon (Tschaparschagir) bestehen und die etwa achtzig österreichische Meilen betragende Strecke in achtzig Stunden zurücklegen. Die Postillone tragen eine grünrothe Uniform und hohe Reitstiefel; sie sind mit Posthorn und Tasche ausgerüstet. Weniger elegant ausgestattet, aber von grosser Leistungsfähigkeit als Kuriere sind die tartarischen Reiter, welche den Briefbeförderungsdienst auf den keineswegs musterhaften Strassen des osmanischen Reichs verrichten, und auf denen, Dank einer unbegründeten Nachricht aus der Zeit des ersten Orientkrieges (1854-1856), ein vielleicht unverdienter

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Ruf mangelnder Wahrheitsliebe sitzen geblieben ist. In China, wo die Reichs-Postanstalt unter der Leitung des KriegsMinisteriums und zwar durch die Abtheilung für Gespanne - und Pferde (Tchü-tchia Ts'ing-li-sze) verwaltet wird, besitzt die Kaiserliche Central-Postpferdestation in Peking, der für den speciellen Dienst der Central-Postkanzlei nicht weniger als 500 Kurierpferde mit 250 Reitern zu Gebote stehen, nach uraltem Verwaltungsgrundsatz unsterbliche Pferde; ihre Zahl muss stets vollständig sein, ohne dass es gestattet ist, eines derselben als gestorben zu melden, und es muss zu diesem Zwecke die Remontirung aus den Ueberschüssen des für die Medizinalkosten angesetzten Betrages erfolgen (Arendt im Archiv f. Post u. Tel. 1878 S. 12). Die mongolischen Kuriere, deren sich die chinesische Staatspost bedient, stehen im Rufe grosser Schnelligkeit und Ausdauer. Auch die russische Kurierpost, welche von Peking über Urga in Kiachta den Anschluss an den grossen Postkurs durch Sibirien vermittelt, wird durch mongolische Reiter befördert, und es haben noch neuerdings Erörterungen darüber stattgefunden, ob trotz der ungeheuren Ausdehnung der auf Landwegen zurückzulegenden Strecke die Postverbindung von Berlin nach Peking nicht unter Umständen schneller mit diesen Landposten als durch die Dampferlinien nach Bombay und Hongkong herzustellen sein möchte.

naturgemäss

Sehr beträchtlich ist die Postreiterei besonders in den Ländern, in denen das Reiten überhaupt zu den Lebensgewohnheiten der Bevölkerung gehört. Wenn in dem Jahresbericht über das Post- und Telegraphenwesen der argentinischen Republik für 1876 der Grundsatz aufgestellt wird, die kostspieligen Postwagenkurse im Innern. des Landes so viel wie möglich durch Reitposten (correo á caballo) zu ersetzen, so ist hierfür der Landesbrauch wahrscheinlich von nicht geringerem Einfluss gewesen als der Kostenpunkt. Im Innern der mexikanischen Republik wird

die Verbindung ebenfalls zu einem erheblichen Theile durch Reitposten hergestellt. Auch in Australien überwiegt die Beförderung der Postsendungen durch berittene Kuriere; nach dem Jahresbericht für 1877 wurde von den 18,4183/4 engl. Meilen des Postkursnetzes von Neu-Südwales auf mehr als zwei Dritteln on horseback verkehrt. In Europa bildet das deutsche Reich mit nur 19,402 km jährlicher GesammtReitpost einen die Verschiedenheit der nationalen Sitte bezeichnenden Gegensatz zu den 932,686 km, welche in Ungarn im Laufe eines Jahres von berittenen Postboten zurückgelegt werden.

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Noch bunter gestaltet sich die ethnographische Uebersicht der Postreiter, wenn die Verschiedenheit der Reitthiere in Betracht gezogen wird. An die Stelle des Pferdes tritt in Gebirgsländern sowie im Süden das Maulthier, dessen sicherer Fuss die schwindelnden Pfade und die schwankenden Brücken der Andenpässe und der mächtigen Gebirgsriegel, welche Indien im Norden umgeben, ohne Zaudern und Straucheln betritt. Die Postsendungen des deutschen Consulats zu Cochabamba in Bolivia werden von dem peruanischen Hafen Arica auf Maulthieren in 15- bis 17 tägigem Ritte über La Paz und Oruro an den Bestimmungsort befördert. In Venezuela reist man fast ausschliesslich reitend, und zwar auf Maulthieren. Die Ausstattung eines venezolanischen Reisigen, der hinter dem Sattel die Bolsas, zwei durch Riemen verbundene Ledertaschen zur Aufnahme des Gepäcks, sowie die zusammengerollte Hängematte (chinchorro) mit sich führt, und durch die cobija, ein Tuch von 6 Fuss im Quadrat, das vermöge eines Schlitzes in der Mitte über den Kopf gezogen wird, sowohl gegen Kälte und Regen, als gegen die brennenden Sonnenstrahlen geschützt ist, hat uns Dr. Carl Sachs in den Schilderungen seiner naturwissenschaftlichen Reise zur Untersuchung der Zitteraale (,,Aus den Llanos." Leipzig 1879) auf das Anschaulichste vergegenwärtigt.

Ein nicht minder erfolgreicher Nebenbuhler erwächst dem Pferde unter heissen Himmelsstrichen in dem Kamel. In Indien, in China und in den südlichen Küstenländern des Mittelmeeres tritt dies genügsame Thier in erheblichem Masse in den regelmässigen Beförderungsdienst der Post. Die 1540 km täglicher Reitpostbeförderung, mit denen Aegypten in der Berner Statistik für das Jahr 1877 aufgeführt ist, werden in einer Anmerkung als service à dromadaire bezeichnet. In einer Mittheilung über die Postverbindung zwischen Siut und Chartum, welche der deutschen Postverwaltung neulich aus Aegypten zuging, waren die Reitposten, mittels deren die Postsendungen von Korosko, wo die Nilbootfahrt aufhört, über Abu Hamed und Berber nach der Hauptstadt des aegyptischen Nubien befördert werden, einfach als Kurskamele aufgeführt.

Noch wichtiger wird die postalische Rolle des Kamels in den vegetationsarmen Gebieten des innern Asiens und auf den Karavanenpfaden der Sahara. Das „Schiff der Wüste" ist auch ihre Post. Horace Vernet's schwungvoller Pinsel hat uns auf einem Bilde, nach dessen in dem Lustschlosse Rosenstein bei Stuttgart befindlichen Original mancherlei Nachbildungen verbreitet sind, einen Postreiter der Wüste vor die Augen geführt, wie er, die Kürbisflasche neben dem Postfelleisen und das tröstliche Pfeifenrohr zur Hand, hoch auf seinem Höckerthier mit gekreuzten Beinen in orientalischem Gleichmuth hineintrabt in das unermessliche Sandmeer, obschon bleichende Knochen, vielleicht die eines im Dienste verunglückten „Kurskamels", ausser Zweifel stellen, dass der Ritt für Thier und Reiter nicht immer unbedenklich ist.

3. Wagen.

Während ein rechter Reiter, nach der Ansicht des wackern Georg, wie ein rechter Regen überall seinen Weg findet, ist das Räderfuhrwerk, selbst wenn es in der anspruchlosen Gestalt eines mittels Holzscheiben bewegten Kastens auftritt, mehr oder minder stets an eine gewisse Wegsamkeit des Erdbodens gebunden. Trotzdem ist die Mannichfaltigkeit der Fuhrwerke, deren sich der Postverkehr bedient, noch grösser als bei den Fussboten und den Reitern. Denn zu den aus den ethnographischen Verhältnissen und den aus den Abweichungen des Kulturgrades sich ergebenden Unterschieden der Postwagen und ihrer Zugthiere treten noch diejenigen. hinzu, welche durch die Verschiedenheit der Zwecke der Postwagenbeförderung bedingt sind. Wo die Post ausser dem Briefverkehr noch Päckereien befördert, bedarf sie natürlich anderer Fahrzeuge, als für den blossen Transport der Briefbeutel, und wiederum kommt sie mit Güterpost- und Packwagen nicht aus, wenn in den Bereich ihrer Thätigkeit noch der Personen-Reiseverkehr fällt. Innerhalb des letzteren allein ist die Mannichfaltigkeit, der Spielarten, in denen sich der Postwagen durch die verschiedenartigsten Gattungen des Thierreichs von der langsamen Postschnecke Börne'schen Andenkens bis zur flying coach Altenglands ergeht, bekanntlich nicht blos sehr gross, sondern auch in ihren Unterscheidungsmerkmalen sehr fühlbar.

Nur um die Ansprüche zu kennzeichnen, welche an das Inventar einer alle Dienstzweige des Postverkehrs umfassenden. Verwaltung gegenwärtig gestellt werden, sei die Bemerkung gestattet, dass im Bereiche der deutschen Reichspost achtzehn verschiedene Arten von Postwagen in Gebrauch sind. Sie steigen von dem winzigen Stadtbriefkariol, das sich in dem Gewirr des Berliner Strassenverkehrs wie ein Wiesel durch die wuchtigen Massen schwer dahinwackelnder Last- oder

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