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geworden, deren Wirksamkeit auch über das Gebiet des Postwesens hinaus ihren belebenden Einfluss bereits mehrfach bethätigt hat.

Den nachfolgenden Blättern liegt ein Vortrag zu Grunde, welcher im Juni d. J. vor der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin von mir gehalten worden ist.

Die durch mancherlei Nachweisungen erweiterte Darstellung erhebt nicht den Anspruch, den Gegenstand zu erschöpfen; sie wird der Oeffentlichkeit mit dem Wunsche übergeben, dass das geschriebene Wort eine eben so freundliche Aufnahme finden möge, wie dem gesprochenen zu Theil geworden ist.

Berlin, im Juni 1879.

'P. D. Fischer.

I.

Mittel und Wege

a. des Postverkehrs.

1. Fussboten.

Es mag auffallen, wenn unter den Beförderungsmitteln des Weltpostverkehrs in erster Linie die Fussboten aufgeführt werden. Wie bedeutend die Rolle gewesen ist, welche den Fussgängern in der Nachrichtenvermittelung des Alterthums und des Mittelalters zufiel, ist allgemein bekannt. Bereits in der, aus der Zeit der zwölften Dynastie, also etwa aus dem vierundzwanzigsten Jahrhundert vor Christi Geburt stammenden Zusammenstellung der Berufsarten, welche Maspero in seiner interessanten Schrift du genre epistolaire chez les anciens Egyptiens (Paris 1872) S. 49 ff. veröffentlicht hat, wird des mühevollen Loses des Kuriers gedacht. „Er vermacht, ehe er nach fremdem Lande reist, seinen Kindern sein Vermögen, aus Furcht vor den Asiaten und den wilden Thieren. Wie geht es ihm in Aegypten? Kaum nach Hause gekommen, muss er wieder fort. Wenn er abreist, liegt Centnerlast auf ihm." In bezeichnendem Uebereinklange hiermit hat Philonides, der Kurier Alexanders des Grossen, auf dem vor wenigen Wochen in dem Altisboden zu Olympia aufgefundenen Sockel seiner Statue, seinem Titel den Zusatz: Bηuations Tis 'Aoías, Durchschreiter Asiens, hinzugefügt.

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P. D. Fischer: Post und Telegraphie.

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Die Heme

rodromen Griechenlands, die tabellarii der Römer legten weite Strecken zu Fuss zurück; die heilige Schrift preist die Füsse der Boten des Herrn, die uns den Frieden verkündigen. Nicht minder ist im Mittelalter ein erheblicher Theil der Nachrichtenübermittelung durch wandernde Mönche und fahrende Schüler, späterhin durch die rüstig ausschreitenden Boten der Städte bewirkt worden. Auf dem schönen Nürnberger Flugblatt aus dem zweiten Drittel des sechszehnten Jahrhunderts, von welchem das Berliner Postmuseum durch die Güte des Herrn Dr. Lippmann, Direktors des Königlichen Kupferstichkabinets zu Berlin, einen trefflichen Abdruck besitzt, ist uns die behagliche Gestalt eines solchen städtischen Postboten, mit den Abzeichen der Reichsstadt Nürnberg geschmückt und mit Botenspiess und Tasche ausgerüstet, erhalten, wie er unbekümmert um Regen und Sonnenschein, von seinem treuen Hunde begleitet, kräftigen Schrittes fürbass zieht. Die Unterschrift unter dem Bilde dieses „neuen allamodischen Postpoten" lautet:

Ich bin die Post zu Fuss, ich bringe diess und dass;
Denck an den kühlen Wein, so bald ich werde nass.
Geh ich durch einen Thal, und höre Vögel singen,
So denck ich zu dem Tisch, da die Schalmeyen klingen.
Ich gehe durch den Wald und mancher Dörner Strauss
Und traure, dass noch weit ist zu dess Wirthes hauss.

Geh ich auf einen Weg, da fleusst ein Wässerlein,
So denck ich Morgens gleich an den gebranden wein,
So bald ich angelangt, will jeder Zeitung fragen;
Da kan ich unverschnauft zwölf Dutzent Lügen sagen.
Frau wirthin traget auf, und setzt das beste zu,
Es zahlen diese Zech dess Botten neue Schuh.

Aber auch noch gegenwärtig, im Jahrhundert der Eisenbahnen und des elektrischen Telegraphen, nehmen die pedes apostolorum eine viel erheblichere Stelle im Verkehrsleben. ein, als man gewöhnlich glaubt. Nicht blos in den Ländern

ohne geordnete Verkehrseinrichtungen, wo die Briefbesorgung fast ausschliesslich auf Fussgänger angewiesen ist, von denen. der in Güssfeldt's Werk über die Loango-Erpedition Bd. I Seite 147 abgebildete schwarze Postbote mit „Mukanda" ein charakteristisches Beispiel giebt, sondern auch bei Völkern mit altererbter und höchst ausgebildeter Kultur kommt den Fussboten noch heut zu Tage ein äusserst beträchtlicher Antheil an der Postbeförderung zu. In Japan wurden nach der Uebersicht über den Postverkehr, welche das Internationale Postbureau zu Bern für das Jahr 1877 veröffentlicht hat, nicht weniger als 19,502,688 km an Fuss-Postkursen zurückgelegt. Neben den Eisenbahnen, deren Zahl Dank der Energie, mit welcher die japanische Nation sich die Hülfsmittel des modernen Verkehrslebens anzueignen beflissen ist, von Jahr zu Jahr steigt, wird fast der gesammte Postbeförderungsdienst zwischen den 3,743 Postanstalten Japans, soweit er sich überhaupt auf dem Lande bewegt, durch Postfussboten bewirkt. Der zahlreichen Bevölkerungsklasse entnommen, welche in der Geschwindigkeit ihrer Beine den Broderwerb findet, und die durch ihre Schnelligkeit und Ausdauer von jeher die Verwunderung der Europäer erregt hat, tragen die japanischen Postboten ihre Briefe, Zeitungen u. s. w. in zwei mässig grossen, durch eine Stange mit einander verbundenen Bambuskörben auf der Schulter; sie werden von Station zu Station regelmässig abgelöst, indem bei Ankunft des Einen der Nachfolger schon bereit steht, dessen Last zu übernehmen. Der Dienst wird auch bei Nacht nicht unterbrochen. Die Entfernung zwischen den beiden Hauptstädten des Landes, Yedo oder jetzt Tokio im Osten, und Kioto im Westen, welche 126 Li, d. h. 502 km beträgt, wird von dieser Botenpost regelmässig in 31⁄2 Tagen zurückgelegt.

Die Reichspost in China, die nach der lehrreichen Darstellung des Herrn C. Arendt im Archiv für Post und Tele

graphie von 1878 Seite 3, ähnlich wie der cursus publicus des römischen Kaiserreichs, ausschliesslich für Regierungszwecke bestimmt ist, besitzt neben ihrem an späteren Stellen zu erwähnenden Apparat an berittenen Kurieren, Postwagen und Postschiffen auch ein zahlreiches Personal von Depeschenträgern zu Fuss, die entweder als Starke Männer (Tchien-fu), oder als Schnellläufer (Tch'ien-li-má, wörtlich Tausend-LiPferd, ein Pferd, welches an Einem Tage 1000 Li zurücklegen kann) bezeichnet werden. Ob diese schmeichelhafte Titulatur den wirklichen Leistungen der chinesischen Postboten entspricht, muss indessen nach den Bemerkungen, welche die anziehenden Chinesischen Skizzen des englischen Konsularbeamten Mr. Herbert Giles über den thatsächlichen Zustand des chinesischen Postwesens enthalten, zweifelhaft erscheinen.

Auch in den weiten Gebieten von Britisch-Indien wird ein erheblicher Theil der Postbeförderung durch Eilboten, hurkara's, bewirkt, deren Kurse sich an das in ausserordentlich raschem Fortschreiten begriffene Eisenbahnnetz Indiens ergänzend anschliessen. Das Berliner Postmuseum verdankt der Güte von Mr. Monteath, General-Postmeister von BritischIndien, neben zahlreichen, die Posteinrichtungen Indiens veranschaulichenden Abbildungen und Modellen auch die Figur eines solchen mit Botenspiess und Felleisen versehenen Eilboten, sowie die Modelle von sehr sinnreich aus Kürbissen oder aus Töpfen zusammengesetzten Flössen, deren sich die indischen runners zum Uebersetzen über die zahlreichen, oft brückenlosen Ströme des Landes bedienen. Trotz dieser Hülfsmittel und obwohl man während der Regenzeit das Postfelleisen mittels Seilbahnen über die Ströme hinwegführt, sieht sich diese Eilbotenbeförderung erheblichen Verzögerungen ausgesetzt, da die Boten zur Zeit des Hochwassers nicht selten mit unüberwindlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. - Auch die marokkanischen Boten, welche die Verbindung zwischen dem spanischen Postamt in Tanger und

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