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VII

Saladin und der Sklave.

Zur Zeit des großen Saladin

Empörte die verworfne Rotte
Der Rudersklaven seiner Flotte

Sich in der Stille gegen ihn.
Die Meuter, welche meist Corsaren,
Banditen oder Zöllner waren,

Vereinten sich und hatten schon

Die schweren Ketten durchgefeilet;
Schon wurden zur Rebellion
Die Heldenrollen ausgetheilet;

Als einer vor der frevlen Schaar,

Der ohne Schuld in Banden war,

Sich wegstahl und den Streich entdeckte.

Wie kam es daß nur dich allein,

Sprach der Monarch, die Unthat schreckte ? Verachtest du die Freyheit? Nein;

Doch lieber will ich stets sie missen,

Als frey mit Bösewichtern seyn,

Die sie nicht zu gebrauchen wissen.

Ди bist, versezte Saladin,

Der Freyheit werth. Fahr hin im Frieden!

Die Meuter soll mein Heer umziehn

Und in noch hårtre Feßeln schmieden.

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In der J. G. Cottaischen Buchhandlung zu Tübingen sind erschienen:

Die Familie Seldorf.

Eine Geschichte von L. F. Huber. Erster Theil, 8. mit einem Titelkupfer und Vignette. 20 gr.

Bruchstücke dieser böchft interessanten Geschichte hat das Pub

Likum in der Monatschrift: Flora, gelesen, aber es bedarf kei ner Proben, um die Lesewelt zu überzeugen, daß das, was Herr Huber schreibt, immer mit unter die wenigen Schriften gehört, die bestimmt find, unser Zeitalter zu überleben.

Der Gang der Geschichte ist folgender: Seldorf, vormals Officier bey der französischen Marine, mußte den Dienst wegen einer Verwundung verlassen, die er im Englisch - AmericanischFranzösischen Kriege erhalten hatte. Er kaufte sich ein adeliches Gut in der Nähe von Naumur, das heißt in einer Proving, die nachher der Schauplag eines 18monatlichen Krieges wurde, der Frankreich mehr Geld und Menschen kostete, als alle diejeni gen Kriege zusammengenommen, welche es seit mehreren Jahren gegen die Hälfte des übrigen Europa führt.

Seldorf ist ein Mann von einem höchft rechtschaffenen Charafter, aber von einer bittern Laune gegen alle Menschen, die man ihm zu verzeihen genöthigt ist, wenn man seine Schicksale erfährt.

Ein Freund von ihm hatte heimlich sich mit einem Mädchen verheirather; sie kommt in umstände, in welchen sich diese Verbindung nicht mehr verhehlen läßt. Ihr Geliebter wird in einem Duell tödtlich verwundet; lågt Seldorf zu sich bitten, aber ehe er diesem Freunde feine Lage entdecken kann, so entdeckt die Zwischenkunft des Mädchens felbft alles. Der Verwundete wird gleichsam nur durch die Unruhe über das Schicksal seines Weibes im Leben zurückgehalten. Er faßt Seldorfs Hand, legt sie in die Hand seiner Geliebten, und fein legter Hauch ist Segen über das Band, das von Freundschaft und Noth in diesem Augenblicke geknüpft war. Diese Gattinn, follte man glauben, hatte den Mann anbeten müssen, dem sie die Erhaltuna ihrer Ehre, d. h. alles zu danken hatte, was für feinfühlende Seelen einen Werth hat. Aber, entweder war sie zu stumpf, um die Gröffe von Seldorfs Aufopferung zu fühlen, oder diefe war ihr zu groß, und das Gewicht ihrer Verbindlichkeit zu drückend

furz fie vergalt so viele Liebe mit - Untreue, weil ihr deuchte, fie könnte es nicht mit Liebe vergelten, Seldorf kam aus Ame rica zurück, wo er für die Sache der Freyheit gefochten, und seine Gesundheit aufgeopfert hatte, und fand seine Frau in den Armen eines Feigen, der jekt begann, den zu verfolgen, von dem er keine Verzeihung hoffen konnte. Endlich starb Seldorfs Gemahlin, in diesem Zeitpunkt kommt Seldorf in der Nähe von Saumur an. Von seinen drey Kindern stirbt das jüngste bald, das älteste, sein Sohn Theodor, ein junger Mensch von bochfliegendem Geißte, ist nicht sobald berangewachsen, als er

Ces war gerade um die Zeit, da die französische Revolution begann, und die Freunde der Freyheit, wie der Monarchie, ihre Maschinen spielen zu lassen anfiengen) nach Paris entfloh und fich an die Ronalisten anschloß. Die Tochter, ein Mädchen von interessantem Charakter, weißt die Bewerbungen eines braven, schlichten, jungen Landmanns, der für die Freyheit lebt und webt, ab, und läßt durch die Schmeicheleyen eines äusserst feinen Edelmanns L............. sich bestricken. Wie weit dieser seine Plane treibt, ob fie ihm gelingen, ob er mehr Verderber oder Retter der Sel dorfischen Familie feyn wird, das wird aus dem, bald zu erscheinenden zweyten Bändchen klar werden.

Wir schliessen mit einer Stelle aus der Vorrede, welche Herrn Hubers Gefichtspunkt näher bezeichnet.

„Dieses Gemålde von unauslöschlichem Unglück könnte vielleicht manchen Lesern unmoralisch, oder wenigstens zweckwidrig vor. komment. Jenes geschähe, weil aus Fehltritten, Verbrechen, unsinnigen Handlungen von Menschen, mit deren Moralität dieses alles in Widerspruch zu liegen schiene, keine Lehre zu ziehen wäre, weil also dadurch das Herz fruchtlos betrübt, die Einbildungskraft fruchtlos mit schwarzen Bildern gefüllt würde. Aber Ihr beurtheilt Seldorf und seine Kinder, Ihr beurtheilt selbst die unglückliche Sara sehr falsch, wenn Ihr nur Kummer aus ihrer Geschichte schöpft, wenn Ihr nicht erkennt, wie Lebensgenuß und Moralitat in ihren Schicksalen gleichen Schritt hielten, wenn Ihr nicht mit Sara die Wohlthat der Freundschaft, die SchönHeit der Natur geniesset, bis zu dem fürchterlichen Zeitpunkt, wo das Verbrechen den undurchdringlichen Nebel der Erinnerung zwischen sie und jede Freude niedersenkte. Und könnt Ihr nur Schmerz finden in Seldorfs Leben, der seinen verlornen Frie den mit Wohlthun zu ersehen suchte? Könnt Ihr glauben, daß Roger auf seinen rauben Pfaden, unter Gefahr, Kampf und Entfagung nur unglücklich war? So müsset Ihr die Tugend für febr ohnmächtig, und jeden Unglücklichen für einen geweihten Mårtirer halten! Nein, die Menschen, über die Ihr vielleicht hier weinen werdet, genossen tausendfaches Glück, und die Laft, welche ihr Herz drückte, führte es lange nur zu der einfachen Menschheit zurück. Aber der Augenblick gebäßiger Leidenschaft fam, und tödtete auf immer die Fähigkeit zum Genuß. Ich er sählte, was ich in der Wirklichkeit wahrnahm; Beyspiele aufzu kellen war meine Absicht nicht, wohl aber Duldung und Mitleid gegen die Unglücklichen zu erwecken, die bey dem edelsten Herzen burch den Drang der Umstände zu unerhörten Thaten hingerissen werden. Weinet dann über Sara, und wenn Ihr ein Mädchen findet, die ausgeartet ist wie fie, so weinet auch über sie, anstatt fie zu richten; denn sie kann wie Sara, mit edlem Herzen, wei chem Sinn und reinen Sitten ihrem Geschlecht entfagt haben.”

„Der andere Vorwurf könnte von einer Klasse von Lefern er wartet werden, die ein Buch unzweckmäßig finden, weil es ihnen Summer ftatt Zeitvertreib macht. Diesen beantworte ich mit grösserer Zuversicht, so unbekannt mir auch seit fünf Jahren diese forglose Menschengattung geworden ist, die in meinem ernsten Va

terland fremd seyn sollte. Wenn ich das Land um mich her, das mit Leichen gedungt ist, wenn ich die Hütten, vor deren einsamen Thüren schon Gras zu wachsen beginnt, wenn ich_L**'s_hohe Trümmer sehe, die wie rieseninäßige Gespenster in der stillen Mondnacht dort durch den niedergebrannten Wald herwinken möchte ich die Weichlinge auf jenen Hügel führen, möchte sie den Duft der Verwesung athmen lassen, der aus dem unermeßli chen Kirchhof umher zu ihnen aufsteigen würde, und sie fragen: Wollt Ihr, die Ihr im ruhigen Vaterland, im Schoos Eurer Familie die namenlofen Qualen keines der Tausende, die hier schlafen, zu lindern versuchtet, noch wenn Ihr es versucht, zu lindern vermocht hättet, wollt Ihr, deren Ohr_nie von dem Aechten, von den Flüchen irer verzweifelnden Zurükgelaknen zerrissen ward, wollt Ihr nicht den wenigen aus der zahlosen Menge, nicht Seldorf, nicht seiner verwaisten Sara, eine Thrane schenken? Fållt Euch diese Thräne zur Last, so ist Euer Herz auch für wahre Freude verschlossen, so lebt Ihr im be schränkten Kraise der Selbstsucht, und die sanfte Menschlichkeit, die sich über ihre Unfähigkeit zu helfen mit Mitleidsthrånen tråftet, ist Euch ewig fremd.

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Adele von Senanges

aus dem Fr. von L. Huber.

Dieser Roman zieht nicht sowohl durch auffallende Begebenheiten, als vielmehr durch eine höchst getreue Zeichnung des menschlichen Herzens an, ob wohl auch die Geschichte, wie einfach fie feye, höchst interessant ist. Aber weder diese, noch die Sentiments sind eines Auszugs fähig. Diese nicht, denn, einen Auszug der Geschichte zu geben, hieffe die Leser um den Genuß der äusserst unerwarteten Entwicklung bringen; jene nicht weil jeder einzelne Brief von vorzüglichem Werthe ift, und das Merkwürdigste in nichts weniger als dem Ganzen besteht. Also begnügen wir uns bloß, die Lesewelt auf diesen gewiß höchst in. teressanten Roman aufmerksam gemacht zu haben.

In eben dieser Buchhandlung ist das 6te Heft von Pofselt's Europäischen Annalen erschienen, und enthält folgende Auffäße:

1. Frankreichs Staats Verwaltung.

Thibaudeau's Bericht über die bisherige provisorische Regierung; des ren Mängel; vorgeschlagene Aenderung. Nahe Aussicht auf eine neue Constitution.

II. Inneres Frankreich.

Prozeß der 3 grosen Verbrecher. Nochmaliges Aufzuken der Männer des 31 Mai. Lage des 12 Germinal (1 April) und 1 Pratriat (20 Mai). Entscheidender Sieg der Revolution des 19 Thermis dor.

III. Neueste persönliche Geschichte des NationalConvents. IV. Uiberblik aller wichtigen Decrete des NationalConvents, vom 1 Januar bis zum 13 Juni 1795.

V. Frankreich und Holland.

Carnot's Bericht. Friedens- und Allian; Tractat zwischen beiden
Freistaaten, geschloffen im Haag, den 16 Mai 1795.

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