Billeder på siden
PDF
ePub
[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

in den,,Blättern für lit. Unterh." 1871. No. 51. Die Absicht ist im Ganzen gelungen, das Werk ist übersichtlich gearbeitet.

National-Zeitung vom 21. Januar. 1872. I. Beiblatt. Es ist eine durchaus gediegene Arbeit, in welcher alles Wichtige sorgfältige Berücksichtigung gefunden; wir haben uns vielfach an den treffenden Urtheilen des Verfassers über Dichter und Dichtung erfreut. Allgem. M.-Zeitung 1872. No. 6. Mag man vielleicht hier und da auch nicht in allen Punkten mit den Argumentationen des Herrn Dr. Schwarz vollkommen einverstanden sein, so bietet aber doch das Buch in seiner, sowohl im Ganzen wie in seinen Einzelnheiten, populären Darstellung Jedem, welcher geistigen Richtung er auch immer angehören mag, des Anziehenden so viel, dass es wohl kein Leser unbefriedigt aus der Hand legen wird. (191)

Museum (Frankfurter Presse v. 28. Febr. 1872. No. 107). Wir haben das Buch mit vieler Befriedigung gelesen, und können es somit allen Freunden der deutschen Literatur bestens empfehlen. Beiblatt zu Nr. 59 der Main-Zeitung 1872. Und so möchten wir dieses überaus praktisch eingerichtete, durch Inhaltsübersicht, chronologische Uebersicht, Register, vor Allem durch das Wichtige hervorhebenden Druck und darum praktisch und elegant ausgestattete Buch nach wirklichem Verdienst empfehlen. Ueber Land u. Meer 1872. No. 33. In allen Buchhandlungen vorräthig.

Neuigkeiten

aus dem Verlage von (192) Hermann Coftenoble in Jena: Bodenstedt, Friedrich, Das Herrenhaus im Eschenwalde. Roman. 3 Bde. 8. broch. 5 Thlr. 20 gr. Gerstäder, Friedrich, In Amerika. 3 Bde. 8. broch. 2 Thlr. 25 gr.

eutsche Jugend.

Illustrirte Monatshefte.

Herausgegeben von 3. Lohmeyer.

Unter künstlerischer Leitung von
Oscar Pletsch.

Preis des Heftes gr. 4. Velinpapier
36 fr. th.

1 Mark = 10 Sgr.

[graphic]

=

6 Hefte bilden einen Band. Die,,Deutsche Jugend" vereinigt zum ersten Male die gefeiertsten Meister deutscher Kunst und Dichtung und die hervorragendsten freudigen Zusammenwirken für die Jugend unserer Jugendschriftsteller zu einem und ist bestrebt, in ihrem für Knaben und Mädchen bestimmten Inhalt nur Muster: gültiges in Wort und Bild zu bieten. Die Bandausgabe bildet zugleich eines der reichhaltigsten und schönsten Weihnachts (193) Verlag von Alphons Dürr in Leipzig. Im Verlage von F. Berggold in Berlin erschienen soeben: (194) P. Kummer. Skizzen und Bilder aus allen Reichen der Natur mit Vorwort vom Seminar-Direktor Lüben und 4 Landschaftsbildern von Haun. Eleg. ausgestattet 2 Thlr. 10 Sgr.

bücher.

Stuart Mill. Die Hörigkeit der Frau. Ueberfest von Jenny Hirsch. 2. Aufl. mit Vorbericht über den gegenwärtigen Stand der Frauenfrage. 1 Thlr. 10 Sgr. H. Scheube. Deutscher Geißt und deutsche Art im Elsaß. Culturgeschichtl. Lebensund Charakterbilder. 1 Thlr. 20 Sgr. H. Scheube. Aus den Tagen unserer Großväter. Culturgesch. Zeit- und Lebensbilder, 1. Halbband 1 Thlr. 10 Sgr.

3. G. Wieds. Deutsche Illustrirte Gewerbezeitung. 37. Jahrgang. In Wochen. nummern. Halbjährl. 3 Thlr.

Dieser Nummer liegt bei: ein Prospekt betr. George Henry Lewes, Geschichte der alten Philosophie. Zweite Auflage. Verlag von Robert Oppenheim in Berlin. (195) Magazin für die Literatur des Auslandes. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen und Boftanstalten des In- und Auslandes an, in Berlin auch die Zeitungs-Spediteure. Zusendungen wie Briefe find franco durch die Bost an die Redaction (Matthäikirchstraße 16, Berlin) oder durch Buchhändler-Vermittlung an die Ber lagshandlung zu richten.

Anzeigen werden die 3spaltige Zeile mit 2 Sgr.berechnet Berantwortl. Redacteur: Joseph Lehmann in Berlin* Berlegt von Ferd. Dümmlers Berlagsbuchhandlung, (Harrwiß und Goßmann) in Berlin, Wilhelmsstr. 86. Druck von Eduard Krause in Berlin, Französ. Str. 51

Erscheint jeden Sonnabend.

41. Jahrg.]

"

Inhalt.

[blocks in formation]

583.

Deutschland und das Ausland. Geschichte der deutschen Einheits-
Bestrebungen. 577. Titanen und Pygmäen. 578. Zur
deutschen Münzreform, nach Roicher. 579.
Desterreich: Ungarn. Oesterreichisches im Zwielichte der Satire. 579.
Frankreich. Die Vergleichungen Deutschlands mit Frankreich. 581.
England. Hercules" und König Wilhelm". 582.
Italien. Religiöse Phantasien. B. Castiglio's Redenzione.
Rußland. Die deutschen Zeitungen Rußlands. 585.
Nord-Amerika. Amerikanisches über Europa. 586.
Kleine literarische Revue. Der Kalender aller Kalender. 586.
Steffens, Trewendt und die ethnologische Zeitschrift. 587. Kohl's
Nordwestdeutsche Skizzen. 587. „Herz und Geld." 587.
Literarischer Sprechsaal. Dr. Coremans. 587. Französische Ueber-
jezung von Goethe's „Hermann und Dorothea". 588. Desterr.
Nordpol-Erpeditionen. 588. Deutsche Schulen im Elsaß. 588.

Deutschland und das Ausland.

Geschichte der deutschen Einheits-Bestrebungen.*)

Der Verfasser dieses Werkes, K. Klüpfel, ist schon früher an die complicirte Aufgabe gegangen, die Einheits-Bestrebungen der Deutschen geschichtlich darzustellen. Im Jahre 1853 veröffentlichte er die Schrift „Die deutschen Einheits-Bestrebungen in ihrem geschichtlichen Zusammenhange." Das Buch erschien zu sehr unglücklicher Zeit, und obwohl der Verfasser niemals die Hoffnung aufgegeben hatte, die politische Einigung Deutschlands durch Preußens durchgreifende Kraft zu Stande kommen zu sehen, so ist es doch begreiflich, daß er jeßt, nachdem diese Hoffnung in unerwartet glänzender Weise erfüllt ist, das Bedürfniß fühlen mußte, der damaligen, aus engen Verhältnissen hervorgegangenen, mit geschnürter Brust geschriebenen Schrift, ein Werk folgen zu lassen, in welchem der freie Athem auf dem glücklich erklommenen hohen Standpunkte der deutschen Einheit zu spüren ist.

Erstaunliche Leistung, der fünfzigjährigen Vierschachpartie zwischen Oesterreich und den Mittelstaaten, Preußen und dem deutschen Volke in allen ihren verworrenen Zügen, in ihren offenen oder versteckten Operationen, Angriffen und Vertheidigungen, in ihren Erfolgen und Mißerfolgen eine lichtvolle Darstellung zu geben. Erstaunliche Geduldsarbeit, die unzähligen Vorschläge, welche insbesondere seit dem März 1848 wie Luftblasen in der Wasserquelle an die Oberfläche kamen und wieder verschwanden, in ihrer Ursache und ihrer Vergeblichkeit darzulegen. Qualvolles Beginnen, den Nachweis zu liefern, daß es der Kraft einer ganzen Nation, weil sie durch Mangel an gutem Willen auf der einen, durch Mangel an politischer Einsicht auf der anderen Seite nicht vorwärts, sondern wie in brodelndem Kessel im Kreise herumgetrieben wurde, nicht gelingen sollte, ihr so naturgemäßes Ziel zu erreichen, und daß der eiserne Zwang, angewandt von der unbeugsamen Energie eines einzigen Mannes, nothwendig war, um die Nation, troh ihres Widerspruches, auf die ihr gebührende Höhe zu führen.

Ist es ein wahrscheinlich nur Wenigen erspart gebliebenes Gefühl, bekennen zu müssen, daß man diesen Mann in seiner

*) Geschichte der deutschen Einheits- Bestrebungen bis zu ihrer Erfüllung 1848-1871. Von K. Klüpfel. Erster Band 1848-1865. Berlin. Julius Springer. 1872.

[N. 45.

vorbereitenden Thätigkeit nicht verstanden, in politischer Kurzsichtigkeit und Partei-Verblendung seine Pläne, troß aller Andeutungen, nicht geahnt hat, so darf es andererseits der Nation zur Genugthuung gereichen, daß er sein Werk doch immerhin auf Gedanken gestützt hat, welche schon vor seinem eigentlichen Wirken in der Nation geboren waren.

Als Bismarck die Maingränze schuf, ging ein Schrei der Entrüstung über die Zerreißung Deutschlands durch die Nation. Es war dies ein kräftiger, hochwillkommener Beweis von dem gehobenen Nationalgefühl der Deutschen. Aber von großer politischer Sehkraft zeugte diese Aufwallung nicht. Hätte man auch nur ein Wenig rückwärts in die Geschichte geblickt, so würde man jene That, die nothwendige Flagge zur Einigung Deutschlands, richtiger haben würdigen können. Denn kein Geringerer als der Freiherr vom Stein war es, welcher zur Bismarckschen Realität die Vorzeichnung gemacht hatte. Seine Denkschrift über die künftige Verfassung Deutschlands vom Jahre 1812 enthält den hellseherischen Gedanken, daß, wenn eine Monarchie als das beste Mittel zur Sicherung der Unabhängigkeit Deutschlands bezeichnet werden müsse, eine solche vollständige Einheit doch wegen des Dualismns von Oesterreich und Preußen unmöglich sei, und daß man sich daher vorläufig mit einem Uebergangszustand, mit einer Theilung Deutschlands nach der Mainlinie, zu begnügen haben werde. Die Vorschläge des Freiherrn modificirten sich freilich später, aber praktischer wurden sie nicht! Das größte Hinderniß für die Neugestaltung eines mächtigen Deutschland, den Dualismus der beiden Großmächte, hatte er richtig erkannt, ohne jedoch sich dazu erheben zu können, der Nothwendigkeit von dem Ausschluß Oesterreichs Ausdruck zu geben.

Der Ruhm, dies mit der denkbar größten Bestimmtheit, mit tiefdurchdachter Begründung gethan zu haben, gebührt dem Würtemberger Pfizer. Nachdem Pfizer zuerst in seinem „Briefwechsel zweier Deutschen" 1831 den Rechtstitel Preußens auf die Hegemonie in Deutschland nachgewiesen, legte er 1842-1845 über die Gestaltung des Reiches auf dieser Grundlage einen Plan vor, welcher, wäre er im Jahre 1866 oder 1871 publicirt worden, als das genaue Programm Bismarcks hätte gelten können. Alles, was in den letzten sechs Jahren zum Aufbau des Reiches geschaffen worden, ist in den Pfizer'schen Schriften vorgedacht: Der Zurücktritt Desterreichs, die dentsche Centralgewalt in Preußens Händen, die Berufung eines deutschen Parlaments nach Berlin, neben diesem die Wirksamkeit einer Vertretung der deutschen Fürsten, d. h. des Bundesraths u. s. w. Man weiß, durch wie viele stürmische Verhandlungen, Vorschläge, Ereignisse und Wirrungen Pfizers Gedanke verdunkelt worden ist. Desto größer ist unsere Pflicht, auf ihn zurückzuweisen, der nach alledem schließlich so glänzend in die Wirklichkeit getreten ist.

Die Forderung, ein Organ für die wirthschaftlichen Interessen des Zollvereins, eine Vertretung der Consumenten, ein Zollpar. Iament zu schaffen, wurde, so viel ersichtlich, zuerst wiederum von einem Würtemberger, Ludwig Frauer, Gymnasial-Professor, formulirt. Er war es, welcher schon 1858 in der Braunschweiger Reichszeitung das Bedürfniß einer Volksvertretung neben den Zollconferenzen nachwies und die Erweiterung derselben zu politischer Competenz empfahl. Im Jahre 1861 fand sich die

selbe Forderung in einer Denkschrift ausgesprochen, welche der Hamburger Verein für Freihandel damals hatte ausarbeiten lassen. Ganz präcise richtete der Verein seinen Vorschlag darauf, die Zollvereins-Vertretung aus einer alle Volksklassen repräsentirenden, also unmittelbar gewählten Versammlung bestehen zu lassen. Zu derselben Zeit aber hatte auch Bismarck schon sein sich in ähnlicher Richtung bewegendes Programm vertraulich an Freunde mitgetheilt. Der überaus lehrreiche Brief vom 18. September 1861 (durch Hesekiel in dem Buch vom Grafen Bismarck" veröffentlicht) enthält die bezeichnende Stelle: „Ich sehe außerdem nicht ein, warum wir vor der Idee einer Volksvertretung, sei es am Bunde, sei es in einem Zoll- oder Vereins-Parlament, so zimperlich zurückschrecken. Eine Institution, die in jedem deutschen Staate legitime Geltung hat, die wir Conservative selbst in Preußen nicht entbehren möchten, können wir doch nicht als revolutionär bekämpfen!"

Es wird dem großen Staatsmanne gewiß nicht zu nahe getreten durch den Nachweis, daß er nicht mit allen von ihm dienstbar gemachten Ideen die Priorität gehabt. Seine Größe besteht eben darin, die Mittel, wo er sie immer findet, ob in sich oder in der Geschichte, für die gegebene Lage zu verwerthen. Sein ist die That! Das Wie dieser Thaten hat in Klüpfel einen warmen und erwärmenden Darsteller gefunden. Vielleicht ist noch nirgends so durchsichtig, so überzeugend nachgewiesen worden, wie Bismarck nicht nur thatsächliche Verhältnisse, sondern auch psychologische, ja völkerpsychologische Argumente zu festen Faktoren seiner Berechnungen werden läßt. Die Schiebung der dänischen Wirren bis zur Zerhauung des österreichisch-deutschen Knotens der erste Band von Klüpfels Geschichte endet mit dem Jahre 1865 ist ein eminenter Beweis dafür. Daß mit dieser Vertiefung in das Schaffen des Staatsmannes, Klüpfel ein fast unbedingter Verehrer desselben geworden, kann nicht Wunder nehmen. Wenn ihm schon die Erscheinung Bismarcks als eine Erlösung von der Misère, von dem Dinten-Sumpfe der deutschen Frage willkommen sein mußte, so konnte ihm die Art, wie der Eiserne seine Sache hinausführte, nur die Erfüllung seiner eigenen. glaubensvollen Weissagung bedeuten. So hatte er, der Süddeutsche, den beneidenswerthen Vorzug, einer Beschämung zu eutgehen, welche Millionen seiner deutschen Mitbürger nicht erspart werden konnte: der Beschämung, sich in der Politik der letzten zehn Jahre gründlich getäuscht zu haben. Für diese, glauben wir, ist Klüpfels Geschichte besonders geschrieben!

Titanen und Pygmäen. *)

Unter dem drastischen Titel „Titanen und Pygmäen" hat der Jurist und Philosoph Dr. Leonhard Freund in München, irren wir nicht, ein Schlesier von Abstammung, eine Reihe kritisch-literarischer Studien über Gegenstände des Staatslebens und der Gesellschafts-Wissenschaft veröffentlicht, welche die brennenden Fragen der Gegenwart mit scharfer, oft schonungsloser Sonde anzufassen bestrebt sind. Der Verfasser ist ein Mann der fachmäßigen Gelehrsamkeit, er hat die Societäts-Philosophie des berühmten süddeutschen Mystikers Franz v. Baader, der in neuester

*) Titanen und Pygmäen. Wanderungen auf wissenschaftlichen, politischen und socialen Gebieten von Leonhard Freund, beider Rechte und der Philosophie Doctor. Berlin, 1871. Verlag von F. Henschel. (VII und 292 Seiten gr. 8.)

Zeit nicht blos an dem Würzburger Facultäts-Professor Franz Hoffmann, sondern auch an dem Königsberger Schriftsteller Alexander Jung, einen eifrigen Apologeten gefunden hat, zum Ausgangspunkt seiner Betrachtungen erkoren und ohne für Baader unbedingt Partei zu ergreifen, macht er doch aus der Burg der | Baader'schen Societäts-Philosophie heraus, keineswegs glimpfliche Ausfälle auf die publicistischen Koryphäen des Tages. Es geht etwas wild und kraus in diesen Scharmügeln her, zu welchen der Autor an einer massenhaften Literatur sich ein buntscheckiges | Kriegsmaterial herbeigeschafft hat. Wir begegnen hier einem Manne von durchaus unabhängiger und allem Anschein nach von gemäßigt republikanischer Gesinnung, aber zugleich einem Denker, der durch seine enge Verschwisterung mit einer bestimmten System| Philosophie, überhaupt durch die ganze transscendentale Richtung seines Denkens vielen seiner am besten angelegten Erörterungen die Spize abbricht und in Lob und Tadel häufig das Maaß gerechter Würdigung überschreitet. So hoch der Unbefangene Baader's metaphysische Verdienste anschlagen mag, dieser Philosoph | ist doch immerhin angesichts der heutigen Staats- und Gesell| schafts-Praxis kein leibhaftiger Kanon, den am wenigsten die protestantische Wissenschaft des Nordens, an die Herr Freund sich besonders zu wenden scheint, große Geneigtheit besiht anzuerkennen. Indem der Autor seine Bemerkungen in das Kleid Baader'scher Formeln hüllt, giebt er vor Allem die Actualität seiner Kritiken preis, er verflüchtigt in dem Element metaphysischer Abstractionen die praktische Wucht seiner Angriffe und macht viele derselben dem Nichtkenner Baader's geradezu unverständlich. Die Baader'sche Philosophie ist eben selbst auf den höchften Staffeln der deutschen Bildung zu wenig bekannt, als daß sie für die Betrachtung der Zeitfragen ein gemeingiltiges, geschweige denn ein leicht faßliches Kriterium böte. Man darf feitenlange Erklärungen des Herrn Freund getrost unterschreiben, auch in das Lob über einige seiner Titanen rückhaltlos einstimmen, allein weder durch dieses Lob noch durch die entsprechenden Seitenhiebe wird man sich erquicklich berührt fühlen. Im Namen des self government der engeren Lebenskreise die eigenthümlichen Intereffen der „Gesellschaft“ dem Walten bureaukratischer Staatsallmacht entziehen, ist sicher eine Tendenz, der lediglich die stillen Anhänger des Polizeistaates und des Absolutismus der Metternich-Epoche ihre Anerkennung versagen. Hierin drückt Herr Freund die innerste Seelenstimmung aller wahrhaft Freigesinnten aus. Die Gesell schaft mit ihren natürlichen und ihren genossenschaftlichen Gruppen ist heute nicht mehr ein selbstloses Werkzeug der Staats-Omnipotenz. Sie ist, seit das Princip der Association einen sonst nie geahnten Umfang des Wirkens erreicht hat, sogar viel mächtiger als der von ihr Anleihen erhebende Staat. Das darf auch der Gegner des Socialismus behaupten. Folgt aber daraus mit Nothwendigkeit, einen einzelnen System-Philosophen, wie Franz v. Baader social-politischen Irrthümern als Muster oder Folie entgegenzustellen? Würde eine unmittelbare Kritik des heutigen Standes der socialen Frage nicht ungleich ergiebiger gewesen sein?

Eine Schlußbemerkung, die einen Hauptpunkt des Buches trifft, sei noch gestattet. Es ist für die jeweilige Situation unserer socialen Forschung überaus charakteristisch, daß der Autor vorliegender Streifzüge von der Idee eines substantiell feindlichen Gegensatzes zwischen Staat und Gesellschaft ebenso stark beherrscht wird, als Diejenigen, welche er mit äußerster Entschiedenheit bekämpft. Er steht mit den bureaukratischen Absolutisten unter dem Zauber derselben Wahnvorstellung. Dies heißt aber, dem Gegner durch eine Hinterthür die eigene Burg

öffnen! Wäre die Gesellschaft als solche der Inbegriff von allem Privategoismus, die wahre Pandorabüchse der Selbstsucht, und jedweder Staatsordnung ein Pfahl im Fleisch, dann hätten ja · die Anbeter der Staatsallmacht vollkommen Recht und der Polizeistaat wäre das politische Ideal der Menschheit! Glücklicherweise ist es nicht so. Die realistische Staatslehre unterscheidet am Staate einfach drei Elemente: Staatsgebiet, Staatsgesellschaft und Staats gewalt, sie erweist also von vornherein, daß von Staatswegen die Gesellschaft todtschlagen, nichts Anderes ist, als die Arme absäbeln, welche den Staat ernähren!

-

Trauttwein von Belle.

Bur deutschen Münzreform, nach Roscher.

wohlfeilste Weg, die Umwandlung zu bewerkstelligen, darin, daß man das neue Metall gegenüber dem alten zu hoch tarifirt. Goldschmidt hält deshalb in seinem Handb. für Handelsrecht (1. 2, S. 1175) dafür, daß bei Schuldverhältnissen die Umrechnung des Silbers zu Gold nach dem Cours zur Zeit der Schuldentstehung oder wenn derselbe innerhalb einer kurzen Zeit ein sehr schwankender war, nach dem mittleren Cours eines bestimmten Zeitraums zu geschehen habe. Dieser Ansicht stimmt Roscher bei und versucht sie in der besprochenen Schrift practisch für die gegenwärtige deutsche Münzreform zu verwerthen. Vor dem Währungs-Wechsel soll erst durch Geseße der Convertirungs-Maßstab (etwa 15, 321) für alle älteren Schuldverhältnisse festgesett werden. Das nöthige Gold wird sodann vom Staate beschafft, geprägt und die Silberthaler werden gegen jene Goldmünzen nach dem vorhergegangenen Convertirungs-Gesetz eingewechselt. Auf diese Art trägt, wie billig, der Staat die Kosten des Währungs-Wechsels, indem jeder Besizer von bisherigen Landes-Silbermünzen, so lange es diese giebt, dieselben zu dem obigen Durch

werth in Folge der geänderten Währung steigen sollte. Der Durchführung dieses Vorschlages steht das Münzgesetz vom 4. December 1871 nicht im Wege.

Desterreich-Ungarn.

A.

Das zweite Heft der „Deutschen Zeit- und Streit-Fragen", (herausgegeben von Fr. v. Holzendorf und W. Oncken) enthält eine Abhandlung von Wilhelm Roscher: „Betrachtungen über die Wäh-schnittscurse gegen Gold umwechseln kann, auch wenn der Goldrungsfrage der deutschen Münzreform". Von der mit dem Gesetz vom 7. December 1871 in Deutschland eingeleiteten Münzreform ausgehend, untersucht Roscher die Frage, welche Währung Goldwährung, Silberwährung, gemischte Gold- und Silberwäh rung im Allgemeinen und besonders für Deutschland die beste sei, und gelangt zu dem Resultate, daß die Reichsregierung die Durchführung der reinen Goldwährung zur Aufgabe habe. Schließlich bespricht er den Weg, den die Regierung ohne hohe Verlegung der einzelnen Interessen zu dieser Umgestaltung einzuschlagen habe. — Zunächst seien die Kosten zu erwägen, die mit dem Uebergang der Silberwährung zur Goldwährung in einem Lande verknüpft sind. Unter regulären Verhältnissen müßte der größte Theil des Silbers exportirt und Gold dafür importirt werden. Je größer das Land, und je größer sein Bedarf an Münze, desto höher steigert sich dann der Preis des Goldes auf dem Weltmarkte. Als England in den Jahren 1820-22 zur Wiederherstellung seiner Baarcirculation eine außerordentliche Nachfrage von etwa 15 Millionen Pf. St. in Gold veranlaßte, wurde hierdurch vorübergehend der Preis des Goldes auf dem Weltmarkte um 4,4 Proc. gesteigert. Wenn Deutschland seinen

Münzbedarf von 350 Millionen Thlr. Silber in Gold umsetzen wollte, so würde dies, nach den gemäßigsten Berechnungen, einen Gesammtaufwand von 15-30 Millionen Thlr. erfordern. Nur in Folge der kolossalen Kriegsentschädigungs-Summe, welche Frankreich zum großen Theil in Gold an Deutschland zu zahlen hat, sind die Kosten bei dem bezeichneten Uebergang der deutschen Währung keine bedeutenden. Halten die Franzosen, troß ihrer jetzigen Finanzbeschwerden, ihr bisheriges System der Mischwäh rung, unverdrängt durch Papierwährung, bei, so könnte der ganze Borgang für uns nahezu kostenlos in der Weise durchgeführt werden, daß beinah alles französische Gold nach Deutschland und beinah alles deutsche Silber nach Frankreich abflösje, d. h. also Frankreich in dieselbe factische Silberwährung, wie vor 1850, zurückfiele.

Eine zweite hohe Schwierigkeit bei der Umgestaltung der Währung bestehe in der Alteration der Schuldverhältnisse. In der Natur eines jeden Währungs-Wechsels liegt es, daß eine allgemeine Beschädigung der Schuldner viel minder wahrscheinlich ist, als eine allgemeine Beschädigung der Gläubiger. Schon das Uebertragen der Währungs-Qualität von dem einen Edelmetall auf das andere muß den Preis jenes herabdrücken, dieses in die Höhe treiben. Auch besteht der für den Staat bequemste und

Desterreichisches im Zwielichte der Satire. *)

,,La satire, dit-on, est un métier funeste, qui plait à quelques gens et choque tout le reste" —; die Satire ergößt und verlegt; ist sie ja auch der Schild, hinter dem die Wahrheit muthig und ohne Schen ihr Recht versicht. Die Grundregeln des Sittengesetzes, die Fundamentalsäße des Schönen und Guten, allgemein gefühlte und anerkannte Wahrheiten, auf Erfahrung und Erfolg gegründete Gebräuche und so usuell gewordene Einführungen gegen die Willkür und gegen entgegengeseßte, sichtlich fehlerha hafte, rein subjektive und oft lediglich egoistische Ansichten zu vertheidigen, oder solche widersprechende Praktik im Interesse der Wahrheit, des Guten und des allgemeinen Wohles zu geißeln, das ist der erhabene, aber auch alleinige Zweck der Satire. Wiß, Humor und Sarkasmus seien dann ihre Waffen! Ist die Enthüllung der Wahrheit dem Einen lieb, so werden natürlich alle Jene, die Ursache zur Entstehung des satirischen Produktes gegeben haben, Grund genug finden, ein wenig Aergerniß zu neh men. Das weiß der Satiriker im Vorhinein sehr wohl, kennt aber als Wahrheitsfreund keinerlei discrete Enthaltung. Keine andre Dichtungsart vermag sich selbst so sehr, nur durch sich die eigene Berechtigung zu geben, wie eben die Satire; ihre Rechtfertigung findet sie ja rein in ethischen Gründen, aber auch nur so lange ist sie motivirt, als die sie schaffenden Ursachen und ihr Zweck das Prädikat „ethisch" vollständig verdienen. Sie ist nicht mehr ethisch, wenn sie entweder selbst in den Fehler, den zu rügen die echte Satire eben berufen ist, verfällt und dem Bestehenden gegenüber aus lauter Eigendünkel des Satirikers, dessen eigene subjektive Ansichten predigt, oder dieser auf

[merged small][ocr errors]

Kosten der Wahrheit in den Tag hinein satirißirt und geißelt, Mißbräuche und tadelhafte Thatbestände unterschiebt, die blos in seiner Anschauung der Dinge bestehen, vielleicht auch eine Satire schreiben will, die endlich nichts weiter sein soll als eine ergötzliche Spielerei, ein humoristisches, leichtes Getändel und muthwilliges Geplänkel, wozu er aber andere als „Sünden. böcke" hernimmt! Unehrlich ist der Satiriker auch dann, wenn er sich gegen die Unparteilichkeit versündigt, von etwas feindseligem Standpunkte aus Mißliches nur dort findet, wo er es gern sucht, dasselbe anderwärts aber geflissentlich übersteht. Das wäre ziemlich ein allgemeines Raisonnement über satirische Dichtung; ist aber gewiß am Plaze, wenn wir eine jüngst erschienene Satire über Oesterreich und Desterreich's Kultur: Cheirisophos' Reise durch Böotien, näher analysiren wollen.

--

[ocr errors]

Dieselbe behalf sich mit dem wohlfeilen Mittel durch komische Anachronismen und allerdings für bloße Unterhaltungslektüre genugsam ergößliche Gräcisirung österreichischer Verhältnisse einigen Effekt zu erzielen. Ridendo dicere verum darf die echte Satire, aber nie über dem ridere die veritas vergessen. Sobald auf Kosten der Gerechtigkeitsliebe und der unparteiischen Objektivität sich Humor und Sarkasmus oder gar trivialer Stil sich breit machen, ist auch der Charakter der Satire verloren gegangen. Χειρισόφου του Σπαρτιά του περὶ τῆς εν Βοιωτία πορείας ξυγ paph," als Pasquill denn dies ist die wahre Bezeichnung der Schrift leidet mehr oder minder an allen Fehlern, die, wie oben erwähnt, die ehrliche Satire um ihren Namen bringen. Neu-Böotien (Oesterreich) ist das Land der tiefsten, der primitivften Prosa, der Wohnort wilder Karduchen-Völker, die von Apollon und den Musen blutwenig wissen. Und wenn Cheirisophos auf seiner Wanderung durch dasselbe dennoch ein Theater vorfand, so hatte dies mit den Musen nicht das Allermindeste zu schaffen, es ist „eine abendliche Volksbelustigungs-Anstalt, wo man für 10 Denare nach Herzenslust lachen und bei erhöhten Preisen für fünfzig Denare weinen und schaudern und sich gruseln lassen kann." Cheirisophos bereitete sich dies Vergnügen und besuchte das Theater, in welchem gerade ein Stück von Tettigmoiros gegeben wurde, das viel in „Schicksal” machte. Da Tettigmoiros vor acht Tagen in hohem Alter verstorben war, wurde zuvor in einem Prologe sein Lob gesungen und seine Büste bekränzt. So erzählt Cheirisophos. Im Uebrigen bemüht er sich wacker, den von den böotischen Bauern hochverehrten Tettigmoiros recht lächerlich und unbedeutend darzustellen. Und wer ist Tettigmoiros? Kein Anderer, als Franz Grillparzer, dem das außer-böotische, deutsche Publikum gleich hinter Goethe und Schiller seinen Platz zu geben, keinen Anstand nimmt. „Wie um Dornröschen in der Fabel", hieß es in Nro. 38 dieser Blätter, wo dem großen österreichischen Dichter eine pietätvolle warme Würdigung zu Theil wurde, war längst der Vergessenheit dichte Hecke um ihn emporgewuchert; jetzt erst, nachdem er nicht mehr ist, wird die Pracht offenbar, die um ihn verborgen war. Die ihn wahrhaft kannten und verehrten, waren nur Wenige, den Meisten war sein Name ein halbverklungener Ton. Er war der berüchtigte Dichter der „Ahnfrau“, von der man wie von ihm den Namen kannte, vielleicht auch der Dichter der „Medea“, die aber nur durch die große Kraft der Darstellerin getragen zu werden schien.“ Zu den Vielen, die ihn nicht kennen, zählt wohl auch unser gewandter Satiriker, und dies in Ber bindung mit einer ungerechten Voreingenommenheit brachte ihn zu dem böswilligen Spott über das Schicksalsdrama die „Ahnfrau“, den er aber nur auf Rechnung der Wahrheit zu Wege bringen konnte, denn die Oesterreichisch-Böotier wußten dem Genius

[merged small][merged small][merged small][ocr errors]

Einige Aufmerksamkeit verdient die Charakterisirung des mittleren und höheren Schulwesens in Oesterreich-Böotien. Der Profeffor dictirt den „jungen Rangen“ seine normative MufterUebersezung, was einen doppelten Vortheil hat, indem dabei Zeit und Verstand gespart wird und der Schüler beim AbiturientenExamen die vorgelegte Stelle übersehen kann, ohne den Text an zusehen oder die richtige Seite aufgeschlagen zu haben. Die Hausaufgaben der Schüler seien als unnüz abgestellt, damit nicht der Willkür eigener Denkthätigkeit Thür und Thor geöffnet würde; dafür werden schriftliche Arbeiten vom Lehrer dictirt und den Schülern eingepaukt." Kurz, die Uebung der Denkkraft, Verständniß der fremden Sprachen und der Wissenschaften über. haupt seien in diesen „Drillanstalten" illusorische Resultate, ja gehaßte! Und Abstellung solcher Uebelstände im Schulwesen sei in Böotien eine unmögliche Sache: ,,gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens!" Die höheren Schulen sind erst die wahren Capua's alles geistigen Lebens: Commersiren, Trinkcomments und Paukereien, von den „Staatsmusageten“, denen die Leitung des ganzen Studienwesens in Neuböotien anheimgestellt ist, noch protegirt, sind die einzigen Ideale der böotischen studirenden Jugend. Das Studiren selbst besteht in „mechanischem Einochsen der Collegienhefte."

faul,

Ist im Schulwesen Oesterreichs wohl auch manches flau und es war in diesen Blättern schon mehrmals die Rede | davon davon so ist die Charakterisirung unseres böotischen Wande rers nicht blos zu grell und zu derb, sie ist — unwahr, boshaft! Die Satire darf wohl oft zum Mikroscop werden, damit die Wahrheit auch Kurzsichtigen einleuchtet, aber solcher grobkörni ger, vierschrötiger Stil geziemt der echten, beachtenswerthen Satire nicht. Diese kennt im Gegentheil viel Galanterie, mit der sie der Wahrheit das Wort redet und dadurch uur ihren züchtenden Stachel noch fühlbarer und wirksamer macht. Der griechische Major a. D. Anabasidiopulos Cheirisophos braucht da noch Schule!

Es könnte behufs der Refutation der cheirisophischen Schilderung böotischer Zustände ebensoviel zusammengeschrieben werden, als der menschenfreundliche Major selber gethan hat, doch dürfte solches entbehrlich sein, da Neu - Böotien nicht so fernab liegt, um alle Kenntniffe von diesem seltsamen Karduchenlande nur aus genannter Reisebeschreibung schöpfen zu müssen. Alle, die einige ethnologische und ethnographische Kenntnisse besizen, seien nur noch zu Schiedsrichtern aufgerufen, ob Cheirisophos wirklich Recht habe, wenn er in seinen weiteren Schil derungen erzählt, wie die böotischen Landleute ihre Vergnügungen in Raufereien, in Wein, Flötenspiel, im Müßiggange und - im Todtschlagen finden. Bei solchen barbarischen Sitten ist es kein Wunder, wenn Phoibos Apollon als Landläufer aus dem Lande spedirt wird.

Was der Sittenmaler noch ferner über die Hyperoreer und Hyperkranischen (Ultramontanen), dann über den Archiereus (Papst), die Altdodonäer (Altkatholiken) und die ThiererziehungsAnstalten, in denen Schimpansen zur „Mechanik des Denkens“ gelangen, erzählt mit diesem ist er über den Zweck feines

« ForrigeFortsæt »