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tik.*) Herausgeber desselben ist Herr Camille Lemonnier, kein Franzose, sondern ein vaterländisch treuer Belgier, der für die niederländische Kunst einen offenen Sinn und ein tiefes Verständniß hat. Das in jeder Nummer dieser Zeitschrift wieder. holte Programm derselben lautet:

„Die Künstler sind heutzutage, wie sie es fast zu allen Zeiten waren, in zwei Parteien getheilt: in die Conservativen um jeden Preis und in diejenigen, welche meinen, die Kunst könne sich nur unter der Bedingung erhalten, daß sie sich umgestaltet. Jene verdammen diese im Namen des ausschließlichen Cultus der unmittelbaren Ueberlieferung; sie behaupten, daß man der Nachahmung gewisser Schulen oder gewisser hestimmter Meister nicht entsagen könne, ohne zu Grunde zu gehen. Unsere Revue hat die Aufgabe, diesen Dogmatismus zu bekämpfen, der die Negation aller Freiheit, alles Fortschrittes ist, und der auch die Mißachtung unserer alten nationalen Schule, ihrer berühmtesten Meister und originalsten Kunstwerke in sich begreift. Die Art libre erkennt alle Schulen an und achtet jede Originalität als ebenso viele Manifestationen des Erfindungsgeistes und der Naturbeobachtung. Sie glaubt, daß die zeitgenössische Kunst um so reicher und gedeihlicher sein werde, je zahlreicher und mannigfaltiger diese Manifestationen sind. Ohne die außerordentlichen Dienste zu verkennen, welche die Ueberlieferung als Stüßpunkt der Kunst geleistet, kennen wir für die Studien des Künstlers keinen andern Ausgangspunkt, als den, von welchem zu allen Zeiten die Erneuerung der Kunst ausging, nämlich die freie, individuelle Interpretation der Natur."

Diesem Programme gemäß, ruft der Herausgeber den Ausstellern im Brüsseler Salon von 1872 zu:

"

„Ich sage den Künstlern: Gehöret eurem Jahrhundert an! Es geziemt euch, die Geschichtschreiber eurer Zeit zu sein, ste so darzustellen, wie ihr sie sehet, so auszudrücken, wie ihr sie empfindet, und zwar nach allen Seiten, unter allen Formen und in allen Manifestationen der Schwäche und Größe dieser Zeit. Ich kenne nichts Größeres und Bewegenderes, nichts, was unserer und der Nachwelt würdiger wäre, als das treue, herzergreifende Bild des Lebens mit allen seinen Thränen und seinen Freuden, mit seinem Enthusiasmus und seinen Thorheiten, des Lebens, wie wir es mit Seele und Leib, mit unseren Sitten und Gewohnheiten, mit unserem Schauder und Zorn, mit unseren Schmerzen und Hoffnungen, mit unserem Haß und unserer Liebe durchleben."

Wir glauben zur Empfehlung der Zeitschrift nichts Besseres, als ihre eigenen Worte anführen zu können.

Literarischer Sprechsaal.

Man hat bei uns zu Lande gar keinen Begriff von dem Skandal und dem persönlichen Gezänk, das die bevorstehende Neuwahl eines Präsidenten der Vereinigten Staaten in allen Zeitungen der Republik erregt, von denen die Blätter der sogenannten republikanischen Partei für die Wiederwahl des bisherigen Präsidenten Grant und die der sogenannten demokratischen Partei für die Wahl des Herausgebers und Redacteurs der Tribune, Horace Greeley, sind. Der Newyork Demokrat" bemerkt in Bezug auf diesen Zeitungs-Skandal: „Das Verleumden, Schmähen und Beschmutzen des persönlichen Charakters und

*) Preis in Brüssel jährlich 5 Frcs. für 24 Hefte. Bruxelles, Bureau de la Revue. 17 rue montagne de Sion.

der Privatverhältnisse der Candidaten für das höchste Nationalamt ist bei den Präsidentschafts-Campagnen in diesem Lande von jeher Mode gewesen. Die unbefleckte Tugend und die erhabenen Dienste Washington's schüßten selbst ihn nicht gegen die boshaften Angriffe seiner politischen Feinde; Jefferson, der reinste | Patriot und vollendetste Gentleman, der jemals lebte, wurde ron dem Schmuß, der auf seinen guten Namen geworfen wurde, | wörtlich schwarz gemacht; Jackson wurde als ein Meuchelmörder, Zänker, Ignorant und Tyrann verschrieen, und der geduldige, demüthige, edle Lincoln als Affe lächerlich gemacht und als ein | brutaler und blutdürftiger Dämon angeklagt. Aber auch hierin kann das amerikanische Volk, oder wenigstens Diejenigen, welche sich als die Vertreter seiner öffentlichen Meinung in Schrift und Wort geriren, über seinen „,progress" berichten, und die Epigonen lassen ihre Vorväter auch in dieser Vervollkommnung, nach dem Gesetze der Entwicklungstheorie, hinter sich zurück."

Die Polarforschung, die in den drei letzten Jahren unausgesezt viele und umfangreiche interessante Resultate ergeben hatte, hat auch wieder in diesem Sommer bedeutende Fortschritte gemacht, obgleich die ersten Nachrichten aus dem Eismeere eben erst anfangen einzutreffen. Unter Anderem ist das Land im Often von Spißbergen, welches seit 255 Jahren auf verschiedenen Stellen der Karten herumspukt, und zuerst in diesem Jahre von Kapitän Altmann aus Hammerfest erreicht wurde, von Kapitän Nils Johnsen aus Tromsö im August zum zweiten Male erreicht, betreten und näher erforscht worden. Nähere Berichte darüber werden demnächst in Petermann's Geographischen Mittheilungen" nebst den Karten von Johnsen und Altmann publicirt.

Die Verlagsbuchhandlung von N. Trübner & Co. in London kündigt ein in englischer Sprache abgefaßtes Werk des geschäßten italiänischen Geschichts- und Sprachforschers Professor Angelo de Gubernatis in Florenz über vergleichende Thier-Mythologie, unter dem Titel,,Zoological Mythology, or the Legends of the Animals", in zwei Bänden an.*) Gubernatis gehört der neuen Schule der namentlich in Deutschland ihre ausgezeichnetsten Apostel bestzenden Wissenschaft der vergleichenden Grammatik und Mythologie an und sein Werk über die „Sagen von den Thieren“ darf daher auch bei uns auf erwartungsvolle Theilnahme zählen.

Die Gesellschaft für polnische Literatur und Ge schichte" in Paris hat eine Preisfrage über folgendes Thema ausgeschrieben: „Es soll die Verschiedenartigkeit der geschicht lichen Entwickelung des Rechtes, der politischen Institutionen, der socialen Verfassung, der Ideen, Sitten und Gewohnheiten, sowie des Charakters nachgewiesen werden, welche, im Gegensaße zu den panslavistischen Theorieen, das polnische Volk im Bergleiche mit den anderen slavischen Völkerschaften, besonders mit ihrem östlichen und ihrem byzantinischen Zweige, auszeichnet; demnächst sollen auch die gemeinsamen Eigenschaften, die in den gedachten Richtungen die Polen mit dem romanisch-germanischen Europa verbinden, dargelegt werden“. — Die polnische literarischhistorische Gesellschaft tritt mit dieser Preisaufgabe den pansla vistischen Phantasieen der Moskowiten und Jungtschechen entgegen; sie will die besondere Individualität der polnischen Nation wahren, die sich während der zehn Jahrhunderte ihrer historischen Existenz herausgebildet hat.

*) Jeder Band 450 S. gr. 8. Preis gebunden 30 Shill. (10 Thlr.)

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Roman.

Neue Romane aus dem Verlage von Hermann Costenoble in Jena.
Bodenstedt, Friedrich, Das Herrenhaus im Eschenwalde.
(Erzählungen und Romane 5.-7. Band). 3 Bde. 8. eleg. broch. 5 Thlr.
Bodenstedt, Friedrich, Kleine Geschichten aus fernem Land. 8. broch. 15 Sgr.
Bodenstedt, Friedrich, Aus deutschen Gauen. (Erzählungen und Romane 1.
und 2. Band.) 2 Bde 8. eleg. broch. 2 Thlr.

Bodenstedt, Friedrich, vom Hofe Elisabeth's und Jakob's. (Erzählungen
und Romane 3. und 4. Bd.) 2 Bde 8 eleg. broch. 2 Thlr.

Byr, Robert, Der Kampf um's Dasein. Roman. Zweite Auflage. 5 Bde.

8. broch 6 Thlr.

fels, Egon, Titania. Roman. 4 Bde. 8. broch. 5 Thlr.

Gerfläcker, Friedrich, in Amerika. Amerikanisches Lebensbild aus neuerer Zeit
im Anschluß an „Nach Amerika". 3 Bde. 8. broch. 2 Thlr. 25 Sgr.
Gerstäcker, Friedrich, Gesammelte Schriften. Volks und Familien- Ausgabe.
In etwa 100 Lieferungen von je ca. 6-7 Bogen 8. Eleganteste Ausstattung. à Liefrg. 5 Šgr.
Gerstäcker, Friedrich, Der Tolle. Erzählung. 8. broch. 15 gr.
Gerstäcker, Friedrich, In Mexico. Charakterbild aus den Jahren 1864-67.
8 Theile in 4 starken Bänden. 8. broch. 6 Thlr.

Complet

Gutkom, Karl, Frih Ellrodt. Roman. 3 Bde. 8. broch. 5 Thlr.
Guşkow, Karl, Dramatische Werke. Dritte, vermehrte und neu durchgesehene
Gesammt-Ausgabe. In 20 Bändchen. 8. eleg. broch. pr. Bdchn. 5 Sgr.
brochirt in 4 Bden. 3 Thlr. 10 Sgr. Höchst eleg. geb. in 4 Rothleinen - Bänden.
mit reicher Goldpressung und Original-Stempel. 5 Thlr. 18 Sgr.
Guskom, Karl, Ein Hollandgang. 8. broch. 15 Sgr.

Hoefer, Edmund, Der Demagoge. Zeitroman 3 Bde. in 6 Thln. 8. broch. 8 Thlr.
Hoefer, Edmund, Stille Geschichten. 3 Bände. 8. broch. 4 Thlr.
Hoefer, Edmund, Bu Olim's Beiten. Erzählung. 8. broch. 15 Sgr.
König, Ewald August, Verfaffer des preisgekrönten Romans „Durch Kampf zum
Frieden Das große Loos. Roman. 3 Bde. 8. broch. 4 Thlr.

König, Ewald August, Durch Kampf zum Frieden. Preisgekrönter Roman.

4 Bde. 8. broch. 4 Thlr

Longfellow, H. W., Der Sang von Hiawatha. Deutsch bearbeitet von
Profeffor Karl Knors. 8. broch. 27 gr.

Mühlbach, Louise, Kaiserburg und Engelsburg. Histor. Roman. 2 Bde.
8. eleg. broch. 2 Thlr.

Palaßt und Bürgerhaus. Von Ernestine von L., Verfafferin von „König Jérôme und seine Familie im Eril". 8. broch. 14 Thlr.

Pasqué, Ernst, Drei Gesellen. Eine heitere und ernste Erzählung. Zweite Auflage. 4 Bde. 8. broch. 4 Thlr.

Winterfeld, A. von, Narren der Liebe. Komischer Roman. 3 Bde. 8. broch. 5 Thlr. Winterfeld, A. von, Moderne Odyssee. Komischer Reise-Roman. 3 Bde. 8. broch. 4 Thlr.

(167)

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Kleineren Schriften von Jacob Grimm.
Velinpapier. 8. geh. 1 Thlr. 10 Sgr.; in Leinwand geb. 1 Thlr. 20 Sgr.
Die über dieses Buch ergangenen Urtheile weisen darauf hin, daß der heranwachsen-
den Jugend hier eine werthvolle Gabe geboten ist. Um die Verbreitung dieses
Buches, deffen Preis ohnedies_niedrig gestellt ist, gerade in diesen Kreisen durch möglichstes
Entgegenkommen zu fördern, find wir bereit auf 6 auf einmal bezogene Exemplare
ein Freieremplar zu liefern.

Wir geben uns der Hoffnung hin, daß Alle, die aus eigner Lectüre den bildenden Einfluß | dieses Werkes empfangen, gern dazu beitragen werden, denselben auch Anderen zugänglich zu machen, und namentlich unserer Jugend.

Ferd. Dümmler's Verlagsbuchhandlung (Harrwiß u. Goßmann) in Berlin.

In Ferd. Dümmler's Verlagsbuchhandlung (Harrwitz u. Gossmann) in Berlin erschien so eben:

Zur Erinnerung an Friedrich Adolf Trendelenburg.

Vortrag

gehalten am Leibniztage 1872 in der Königlichen Akademie der Wissenschaften

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The English Echo, Praktische Anleitung zum Englisch-Sprechen. 7. Aufl. geb. 15 Ngr.
Fiedler u. Sachs, Wissenschaftl. Grammatik der englischen Sprache. 1. Bd. 1 Thlr. 10 Ngr.
2. Band 2 Thlr.

Jonson, Ben, Sejanus, herausgegeben und erklärt von Dr. C. Sachs. 10 Ngr.
Louis, Handbuch der englischen Handelscorrespondenz. 15 Ngr.

Macaulay, a Description of England in 1685, to which are added notes & a map of
London by Dr. C. Sachs. 15 Ngr.

Barbauld, Leçons pour les enfants de 5 à 10 ans. Se édition. Avec vocab. 15 Ngr.
Booch-Arkossy, Praktisch-theoretischer Lehrgang der französischen Schrift und Umgangssprache
nach dem feinsten Pariser Dialect. 2. Aufl. geb. 14 Thlr. Schlüffel dazu 10 Ngr.
De Castres, das französische Verbum, dessen Anwendungen und Formen 2c.
15 Ngr.
Echo française, Praktische Anleitung zum Französisch-Sprechen. 7. Aufl. geb. 15 Ngr.
Fiedler, das Verhältniß der französischen Sprache zur lateinischen. 2. Aufl. 6 Ngr.
Touzellier, Nouvelle conversation française, suivie de modèles de lettres, de lettres
de change et de lettres de commerce, mit gegenüberstehender Ueberseßung. geb. 10 Ngr.
Wörter, die gleichlautenden, der französischen Sprache in lerikal. Ordnung. 7 Ngr.
L'Eco italiana, Praktische Anleitung zum Italienisch-Sprechen. 5. Aufl. geb. 20 Ngr.
Eco de Madrid, Praktische Anleitung zum Spanisch-Sprechen. 3. Aufl. 1 Thlr. geb. 14 Thlr.
Franke, Diccionario mercantil en español y aleman, Spanisch-Deutsches mercantilisches
Wörterbuch. 20 Ngr.

Ausführliche Prospecte gratis.

Neue Reisewerke

(173)

aus dem Verlage von Hermann Coftenoble in Jena: Morelet, Arthur, Reisen in Central-Amerika. In deutscher Bearbeitung von Dr. Heinr. Herb. Mit eingedruckten Holzschnitten und 7 Illustrat. in Tondruck nebst einer Karte. gr. 8. eleg. broch. 3 Thlr. 18 Sgr. eleg. in Leinwand geb. 4 Thlr. 8 Sgr.

Es ist nicht zu viel gesagt, wenn wir dieses neue Reisewerk mit der Versicherung einführen, daß Niemand zur gründlichen Erforschung der zwischen dem Isthmus von Tehuanteper und dem von Darien sich hinziehenden Regionen mehr beigetragen, als der Naturforscher und Reisende Arthur Morelet. Seit dem Eroberungszuge der Spanier im Jahre 1698 ist kein europäischer Forscher in jene Gegenden vorgedrungen, die gleich dem Innern Afrika's eine terra incognita bisher für uns geblieben.

Shaw, Robert, Reise nach der hohen Tatarei, Yârkand und Kashgar und Rückreise über den Karakorum-Paß. Aus dem Englischen von J. E. A. Martin. Mit 10 Holzschnitten und 4 Illustrationen in Farbendruck und 2 Karten. gr. 8. eleg. broch. 3 Thlr. eleg. geb. 4 Thlr.

Die Wichtigkeit der Resultate dieser Reise läßt sich daraus ermessen, daß der Verfasser, wie der Präsident der königlichen geographischen Gesellschaft in London von ihm sagt: „der erste Engländer" (und wir dürfen vielleicht hinzufügen, seit Marco Polo überhaupt der erste Europäer) „war. der Yàrkand besuchte und wieder zurückkehrte, um das Innere des Landes und die Sitten der Bewohner zu schildern." Es ist dieselbe Gegend, wo erst elf Jahre vor des Verfassers Reise, 1857, der berühmte deutsche Reisende Adolph von Schlagintweit ermordet wurde.

Vierzehn Illustrationen, darunter 6 schöne landschaftliche Ansichten, von denen 4 in Farbendruck die hohen Schneeriesen des Himálaya darstellen, und 2 Karten schmücken und erläutern das Buch.

(174)

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über das Gesetz der Geschichte.

Von

Herman Doergens.

5 Druckbogen. gr. 8. geh. 16 Ngr.
Im Verlage von Ernst Fleischer in
Leipzig erschien soeben und ist durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:

Un philosophe sous les toits

Journal d'un homme heureux.
Publié par

Emile Souvestre.

Mit grammatischen und sachlichen Anmerkungen und einem vollständigen Wörterbuche herausgegeben von

Dr. Ed. Hoche.

12 Bogen 16. Preis 14 Ngr. Collection

of

British

and American Standard Authors With Biographical Sketches, Indroductions, and Explanatory Notes.

For the Use of Schools and Private Tuition
edited by

F. H. Ahn, Ph., Dr.
Vol. VII:

A Selection from the Sketch-Book

of

Washington Irving.

13 Bogen. 8. Preis 16 Ngr. Diese beiden neuen Bändchen der für den Schulgebrauch sorgfältig ausgewählten und anerkannt vorzüglich bearbeiteten Sammlungen französischer und englischer Autoren empfehlen sich für Lehranstalten und beim Selbstunterricht als geeignete Lectüre zur praktischen Erlernung der beiden Sprachen. (176) Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig. Soeben erschien: (177) Immanuel Kant. Lichtstrahlen aus seinen Werken. Mit einer Biographie and Charakteristik Kant's. Von Julius Frauenstädt.

8. Geh. 1 Thlr. Geb. 1 Thlr. 10 Ngr.

Um das größere gebildete Publikum mit dem
Geiste Kant's, an dem sich die deutsche Nation
stets zu erfrischen und zu verjüngen haben wird,
vertraut zu machen, hat der bekannte Heraus
geber besonders charakteristische, durch ihre Form
jedem Gebildeten zugängliche Stellen aus
nach Verwandte zusammengestellt. Die voran-
Kant's Werken ausgewählt und das dem Inhalt
gehende Biographie und Charakteristik ergänzt
das Bild des unsterblichen Denkers und Forschers.
Magazin für die Literatur des Auslandes.
Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen und Voft.
anstalten des In- und Auslandes an, in Berlin auch
die Zeitungs-Spediteure.
Zusendungen wie Briefe find franco durch die Bost
an die Redaction (Matthäikirchstraße 16, Berlin)
oder durch Buchhändler-Vermittlung an die Ver
lagshandlung zu richten.

Anzeigen werden die 3spaltige Zeile mit 2 Sgr.berechnet.
Berantwortl. Redacteur: Joseph Lehmann in Berlin.
Verlegt von Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung,
(Harrwiß und Goßmann) in Berlin, Wilhelmsstr. 86.
Drud von Eduard Krause in Berlin, Franzöf. Str. 51

Erscheint jeden Sonnabend.

41. Jahrg.]

Inhalt.

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Herausgegeben von Joseph Lehmann.

Berlin, den 26. Dctober 1872.

Deutschland und das Ausland. Ein Beitrag zur Geschichte der katholischen Kirche in Deutschland. 549. Bergius: Grundsäße der Finanz-Wissenschaft. 551. Alfred Meißner. 1. Die Kinder Rom's. 52.2. Aug. Gottl. Meißner, von seinem Enkel geschildert. Rococo - Bilder. 552. 3. Werinherus, Gedicht in 12 Gesängen, von Alfred Meißner. 553. Desterreich Ungarn. Die Geschichte der deutschen Kultur im Osten. 554. Schweiz. Die öffentlichen Bibliotheken der Schweiz. 555. Nord-Amerika. Zur Statistik der nichtamerikanischen Bevölkerung der Vereinigten Staaten. 556.

Frankreich. Autonomie des Medizinalcorps der Armee. 556. Kleine literarische Revue. Die Entwickelung des Menschengeschlechts. 558. Caroline Bauer. 559. Neue Erzählungen von Friedrich Friedrich. 559. - Englische Bibliographie. 559. Der Sprach Unterricht durch Briefe. 559. Literarischer Sprechsaal. Livingstone's Lualaba nicht der Nil, sondern der Congo. 560. Maurus Jókai. 560. Ein Bonapartistisches Bagno. 560. Literarischer Nachlaß des Fürsten Pückler. 560. Erwiderung aus München. 560.

Deutschland und das Ausland.

Ein Beitrag zur Geschichte der katholischen Kirche
in Deutschland.

Die gegenwärtigen ultramontanen Bestrebungen in Deutsch, land und die Bemühungen der Reichsregierung, dieselben unschädlich zu machen, haben für Alles, was zur Beleuchtung der Stellung der katholischen Kirche in Deutschland beitragen kann, ein allgemeines Interesse wachgerufen. Wie es kam, daß das Papstthum solch hohe Gewalt über die Gemüther so Vieler erlangt, daß es die kirchlichen Würdenträger so ganz seiner Autorität unterworfen, die Beantwortung dieser Fragen hat für uns jetzt neben dem allgemein kulturhistorischen Interesse eine eminent praktische Bedeutung; sie gewährt uns die Mittel, die verlegbaren Seiten des Papstthums zu erkennen, anzugreifen und dadurch hoffentlich zum Siege zu gelangen. Denn die Ziele des Papstthums und die Mittel zu denselben sind nicht durch einzelne Aeußerungen oder Verordnungen erkennbar, sondern allein durch eine umfassende und klare Einsicht in einen längeren Zeitraum seiner Geschichte. Da es keineswegs in der Absicht der römischen Curie liegt, die Interessen der einzelnen Staaten, in denen die katholische Kirche Anerkennung genießt, direct zu schädigen, sondern allein der natürliche Gegensaß in den Zielen des staatlichen Lebens und des kirchlichen jenen schädlichen Antagonismus zwischen Staat und Kirche hervorruft, so sieht man auch nicht in den einzelnen Kundgebungen des Papstthums direct staatsgefährliche Anschauungen offen hervortreten; nur in ihrem Zusammen, hang beweisen sie, daß ihre Motive und Ziele denen der einzelnen Staaten entgegengesezt sind.

Dr. Heinrich Schmid, Professor der evang. Theologie in Erlangen, veröffentlichte vor Kurzem ein Werk, betitelt: „Geschichte der katholischen Kirche Deutschlands von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart".*) Die zweite Hälfte, die das Werk beschließen soll, ist ihrer Vollendung nahe. Der vorliegende erste Band beschäftigt sich mit der Darstellung der

*) Erste Hälfte. München, R. Oldenburg, 1872.

Preis vierteljährlich 1 Thlr.

[N. 43.

Verhältnisse der katholischen Kirche in Deutschland während der Aufklärungs-, Revolutions- und Restaurations - Zeit, von Mitte des vorigen Jahrhunderts bis zur Juli-Revolution, also während eines Zeitraumes, in welchem die für die gegenwärtige Stellung der katholischen Kirche im Staate maßgebenden Thatsachen eintraten und zur Geltung gelangten. Schon dieser Umstand spricht für den hohen praktischen Werth des genannten Buches. Denn man kann, ohne eine genaue Kenntniß der Geschichte des Katholicismus in Deutschland während jenes Zeitraumes, weder die Schwierigkeiten ermessen, welche gegenwärtig dem Reiche in seinem Kampfe gegen das Papstthum entgegentreten, noch die Mittel, wodurch sie sich beseitigen lassen. Wie die ganze Autorität der Kirche auf rein geistigen Grundlagen basirt, so sind auch die Schwierigkeiten, welche der Schmälerung oder Beseitigung dieser Autorität sich entgegenstellen, rein geistige; sie müssen deshalb in ihrer Ausdehnung und Bedeutung gehörig erfaßt werden, che sie für genau firirte Gegenmaßregeln einen concreten Anhalt bieten.

Was aber das Schmid'sche Werk besonders auszeichnet und für die Gegenwart werthvoll macht, das ist bei der fortlaufenden Darstellung der einzelnen Bestrebungen innerhalb der katholischen Kirche Deutschlands die Berücksichtigung, in wie weit dieselben auf dem Boden der katholischen Kirche sich gehalten, und in wie weit sie aus diesem Kreise herausgetreten und als akatholische bezeichnet werden müssen. bezeichnet werden müssen. So erlangt man einen klaren Blick in die Gränzen des Katholicismus und in die Ausschreitungen, welche seitens der Ultramontanen und der Aufklärer versucht wurden. Die officiellen Aeußerungen der Reichsregierung und ihr thatsächliches Vorgehen in der Gegenwart beweisen, daß es keineswegs in der Absicht der Leiter unseres Staatswesens liegt, den Katholicismus zu bedrücken; vielmehr wollen sie denselben in eine harmonische Beziehung zum Staate sehen, und halten deshalb ihre Bemühungen sowohl vom formal-rechtlichen, als auch vom politischen Standpunkte aus gerechtfertigt, die katholische Kirche in Deutschland von ihren Auswüchsen, die in einem directen Widerspruch mit dem Staatsleben stehen, zu befreien. Was aber wahrhaft katholisch ist, was ultramontan und was akatholisch, dies zu präcisiren macht sich das vorliegende Werk zur Aufgabe. Bei der Betrachtung der fortschrittlichen Bestrebungen der einzelnen katholischen Kirchenlehrer, bei der Darstellung der Bemühungen des heiligen Stuhls für Erhaltung und Erhöhung seiner Autorität, stellt sich der Verfasser auf die Principien der katholischen Kirche und würdigt so in objectiver Weise jene einzelnen Bestrebungen. Seine individuellen Ansichten über die behandelten Fragen läßt der Verfasser gar nicht hervortreten, ja, der Leser kommt in Versuchung, zu glauben, daß der Verfasser ein strenger Katholik sei und mit tiefem Bedauern jede Ausschreitung aus den seit Hunderten von Jahren firirten Bahnen seiner Kirche berichtet. Diese wahrhaft vorurtheilsfreie Erhebung des Verfassers in Fragen, in denen Jeder von Natur sich zur Aeußerung seiner persönlichen Anschauungen hingezogen fühlt, giebt dem Buche außer jener geschilderten praktischen Bedeutung auch für die Dauer einen ganz außerordentlichen wissen. schaftlichen Werth.

In einer Einleitung stellt der Verfasser im Umriß die Mo

mente dar, welche den Zusammensturz der deutschen Reichskirche hervorriefen. Unmittelbar bewirkten dies die mit der französischen Revolution zusammenhängenden Ereignisse, mittelbar die der Revolution vorhergegangene Zeit der Aufklärung, die auch an den tausendjährigen Pfeilern der katholischen Kirche rüttelte. Die Aufklärung innerhalb des Katholicismus machte sich zuerst bemerkbar, als ein Streben des deutschen Episcopats nach Unabhängigkeit von der römischen Curie, dann aber, da diese Bestrebung durch innere Uneinigkeit in den Sand verlief, als religiös reformatorische Bestrebungen, die sehr rasch aus den Schranken des Katholicismus, ja des Christenthums überhaupt heraustraten. Der Indifferentismus des katholischen Clerus in Deutschland ließ ohne einen nennenswerthen Protest i. I. 1803 die Säcularisation der rheinischen Bisthümer geschehen; nur die römische Curie erkannte die volle Bedeutung dieses Ereignisses.

=

Pius VII. erließ noch bevor die Säcularisation vollzogen war, am 2. October 1802 einen bewegten Brief an den Kurfürsten von Mainz (Dalberg), worin er ihn beschwört, er möge, als der erste der Kurfürsten und Erzkanzler des Reiches, Alles anwenden, um das drohende Unglück zu verhüten. Mehr konnte der Papst, der um seine eigene Eristenz zu kämpfen hatte - Rom befand sich in der Gewalt der Franzosen vorerst nicht thun.

Die Länder, welche jetzt vertheilt wurden, waren bis dahin rein katholische Staaten, wohl abgeschloffen von dem Einfluß des Protestantismus. Der Landesherr konnte ganz nach katholischen Grundsäßen regieren und Alles nach diesen gestalten. Zudem waren diese Fürsten vielfach gebunden durch ihr Capitel, und es hatten an der Regierung viele Cleriker Antheil. Mit der Säcularisation hörten diese Staaten auf, in diesem Sinne rein katholische zu sein.

Die Länder des linken Rheinufers waren an eine Macht gefallen, welcher nichts ferner lag, als das katholische Gesetz und die katholischen Interessen; die Länder des rechten Rheinufers, von denen keines in seinem bisherigen Territorialbestande verblieb, waren zum großen Theil sogar in die Hände protestantischer Fürsten gekommen. Diesen konnte man nicht zumuthen, daß ste in specifisch katholischem Geiste regierten; der Verkehr aber dieser Katholiken mit den Protestanten, mit denen sie die gleichen Fürsten, die gleichen Geseße, die gleichen Landesinteressen theilten, hob auch sie über die enge katholische Sphäre hinaus und hauchte sie mit jenem freien Geiste an, der dem Protestantismus eigen ist. Aber auch da, wo jene Länder an katholische Fürsten kamen, war der Geist, in dem sie regiert wurden, ein anderer, die neue Zeit, die angebrochen war, übte auf jeden Staat, selbst auf den, der am meisten ein katholischer geblieben war, ihre Wirkung aus.

Daß eine solch neue Zeit angebrochen war, das war es, was der Papst wohl fühlte. Die Wirkungen dieser neuen Zeit traten allerdings allmählich nur zu Tage. Das zunächst Tretende war eine völlige Desorganisation der Kirche dieser Länder. Nicht nur, daß ein Theil der Kirche, die jenseits des Rheins liegende, gänzlich von Deutschland abgerissen wurde, sondern auch diesseits des Rheins blieben ja die wenigsten bischöflichen Diöcesen unzerrissen, und die Kirche mußte wie von Neuem sich aufbauen. *)

Der Wiener Congreß gab der katholischen Kirche Deutsch. lands die einmal fäcularisirten Güter nicht wieder. Ohne formell auf die völlige Herstellung der alten Zustände zu verzichten, refignirte thatsächlich die Curie darauf, und sie richtete alle ihre Sorgfalt auf die geistliche Restauration der Kirche in Deutsch

*) Schmid, a. a. D. S. 127 ff.

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land, auf die enge Verknüpfung derselben mit sich selbst. Seit dem Jahre 1815 concentrirte die Curie ihre Bemühungen auf das Ziel, das deutsche Episcopat fich völlig zu unterwerfen und so der katholischen Kirche in Deutschland, zum Ersaß für den Verlust der weltlichen Herrschaft, eine außerhalb des Reiches be stehende Stüße zu verleihen. Es erhoben sich dagegen offen einzelne hervorragende katholische Geistliche, so der Fürst - Primas von Dalberg, der Bischof von Weffenberg, und empfahlen die Gründung einer deutschen Nationalkirche, die ihre innere Verwaltung selbständig führen solle. ́ Anfangs wurden sie auch von deutschen Fürsten und Staatsmännern in ihren Bestrebungen unterstüßt. Aber der allgemeine Indifferentismus der Laien für rein kirchliche Angelegenheiten, die Intriguen der Curie, welche es verstand, die einzelnen deutschen Fürsten durch Concordate oder sonstige Abmachungen mit sich in ein Einvernehmen zu setzen, daß Wiederaufleben des Jesuiten-Ordens in Deutschland, welcher in katholischen Kreisen die Gemüther für die ultramontanen Zwecke gründlich bearbeitete, unterdrückte jene für Rom so gefähr liche Idee der Errichtung einer deutschen Nationalkirche. Im Algemeinen setzte sich der geschilderten Bestrebung des heiligen Stuhles kein störendes Hinderniß in den Weg. Es hatte eine Zeit gegeben, in der die Bischöfe gern eine oppositionelle Stel lung gegen den Papst einnahmen. Das war die Zeit der Aufklärung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Damals zeigte der Staat noch wenig Gelüfte, Einfluß auf die kirchlichen Verhältnisse zu üben, und damals war nur die Curie die Gränze der Macht der Bischöfe; darum hatten die Bischöfe damals die Neigung, die Macht der Curie zu schwächen.

Die Stellung der Bischöfe in den einzelnen Ländern war aber von der Säcularisation an eine andere geworden, sie hatten von dem Gipfel ihrer Macht gar sehr herabsteigen müssen, ste waren nahezu Beamte des Staates geworden. Von da an schlossen sich die Bischöfe enger an den Papst an; denn an diesem hatten sie doch noch einen Rückhalt gegen den Staat, von dem fte fürchten mußten, daß er ohne solchen noch viel rücksichtsloser gegen sie verfahren würde. Sie hatten auch seit dem Abschluß der Concordate die Nothwendigkeit erkannt, der Kirche größere Selbständigkeit zu verschaffen und sie von den Eingriffen des Staates zu befreien. Auch das vermochten sie nicht mit eigenen Mitteln. So gewann der Papst an den Bischöfen der einzelnen Länder Bundesgenossen.

Es fehlte ihm aber auch nicht an solchen in der niederen Geistlichkeit und unter den katholischen Laien. Freilich stellte sich diese Bundesgenossenschaft langsam und nur partiell ein. Es vollzog sich allmählich eine Scheidung in liberal und ultramontan gesinnte Katholiken.

Die Liberalen hatten sich in die neuen Ordnungen, welche seit 1803 eingetreten waren, gefunden; sie gönnten den Proteftanten die gleichberechtigte Stellung, die ihnen mit den Katholiken zu Theil geworden war; sie wollten Theil haben an der geistig freieren Bewegung, welche sich im Laufe dieser Zeit eingestellt hatte und welcher die Curie Einhalt thun wollte.

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Die Ultramontanen stellten sich auf die Seite der Curie, in der Erwägung, daß die Katholiken fest zu ihrem Haupte halten. und ihn zum Mittelpunkt der Einheit machen müßten, wenn die katholische Kirche wieder wie früher eine Macht werden sollte. Mit diesem Streben, für die katholische Kirche die frühere Machtstellung wieder zu erobern, hing es dann auch zusammen, daß man wieder glaubenseifriger wurde und zu den Dogmen wie zu dem Kultus der Kirche wieder die alte Stellung einnahm; denn der Gedanke lag nahe, daß die Untreue, welche man nach dieser

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