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Pettenkofer, Dr. Max V., Beziehungen der Luft zu Kleidung,
Wohnung und Boden. Drei populäre Vorlesungen gehalten im Albert-
Verein zu Dresden am 21., 23. und 25. März 1872. Mit in den Text eingedruckten
Holzstichen. gr. 8. Fein Velinpapier. geh.
Preis 24 Sgr.

Verlag ron Eduard Trewendt in Breslau.

Soeben erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Simmelsammellurium

aus

Briefen, gedruckten Büchern, aus dem Leben und aus ihm selbst

von

Karl von Holtei.

8. 2 Bände. Eleg. broch. Preis 3 Thlr.

Der greise Verfaffer bietet in diesem Werke einen reichen Schaß an Welt- und Menschenkenntniß in mannichfältigen, geistvollen Betrachtungen. Persönlichkeiten, eigene und fremde Marimen hat er besprochen und dadurch ein höchft anregendes Werk geschaffen, eine Lectüre für solche, die Einfälle und Gedanken zu suchen, zu finden, zu erwägen verstehen.

Reiter und Jäger.

Eine Erzählung in drei Büchern

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Der Verfaffer, welcher bisher nur auf dem Gebiete hippologischer Literatur aufgetreten und darin als Autorität bekannt und geschäßt ist, giebt in Vorstehendem eine höchft spannende Erzählung, die das Garnisonleben in einer kleinen Stadt, noble Passionen, Abenteuer unter Schmugglern und Wilddieben, großartige Lebensverhältnisse in elegantem und spannendem Stil lebenswahr schildert.

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Im Verlage von F. C. W. Vogel in
Leipzig erschien soeben:

AUGUST KOBERSTEIN'S
GRUNDRISS DER GESCHICHTE

DER

DEUTSCHEN

NATIONALLITERATUR

FÜNFTE UMGEARBEITETE AUFLAGE

VON

KARL BARTSCH.

Zweiter Band:

a. u. d. T.:

Geschichte der deutschen Nationalliteratur vom Anfang des 17. bis zum zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts.

,,Die Neuere Zeit."

gr. 8. 214 Bogen. Preis 1 Thlr. 26 Ngr.
Die neue Auflage dieses berühmten Buches
erscheint in fünf Bänden und werden die
drei letzten Bände (Vom zweiten Viertel des
18. Jahrhunderts bis zu Goethe's Tod) in
rascher Folge ausgegeben werden. (135)

Im Verlage des Unterzeichneten ist erschienen:
Untersuchungen

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Der Verfasser, der sich bereits als Mitarbeiter des Jahrouchs der Deutschen ShakespeareGesellschaft vortheilhaft bekannt gemacht hat, bietet hier ein Werk, welches durch die Fülle des benutzten Materials worunter mehrere neue Quellen sowie durch seine scharfsinnigen, keineswegs auf den Sturm allein bezüglichen Untersuchungen, unstreitig zu den besten Erscheinungen der neuern Shakespeare-Literatur gehört. Dessau.

Albert Reissner.

Delius

SHAKSPERE

III. (Stereotyp-) Auflage jetzt complet.

(137)

2 starke Bände, broschirt: Thlr. 10 Sgr.
In 2 feinen Halbfranzbänden: 7 Thlr.
Jedes einzelne Stück: 8 Sgr.
(Letztere werden, soweit der Vorrath reicht,
zunächst in der 2. Auflage geliefert.)
Elberfeld, Verlag von R. L. Friderichs.

Neuer Verlag von R. Oppenheim in Berlin: (138) H. B. Oppenheim. Der Katheder - Sozialismus. Inhalt: Vorrede. 1) Sozialistische Recepte. 2) Ueber die neuen Arten der Arbeit und des Müssigganges. 3) ManchesterSchule und Katheder-Sozialismus. 4) Was bedeuten Realismus und Abstraction in der Volkswirthschaftslehre. 5) Volkswirthschaftl. Verirrungen. 6) Die Wohnungsnoth und der Kommunismus. 7) Ein offener Brief von K Braun-Wiesbaden,

8. geh. Preis 15 Sgr.

Festgeschenk für Damen.

Luise, Königin von Preußen.

Vierte umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. Mit dem photogr. Bildniß der Königin.

Miniatur-Ausgabe. in Reliefband mit Goldschnitt 2 Thlr.

Mit dem Portrait - Medaillon unter Glas eleg. gebd. 2 Thlr. 15 Sgr.

Das in Photographie wiedergegebene Brustbild der Königin nach einer Büste von Gottfried Schadow übertrifft an Lieblichkeit und Anmuth alle sonstigen Bilder. (139)

In dem unterzeichneten Verlage ist erschienen und durch alle Buchbandlungen zu erhalten:

Soeben erschien im Verlage von A. Kröner in Stuttgart und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Venus Urania.

Satyrisches Epos von
Ernst Edstein.

14 Bogen klein 8. Preis 20 Sgr. oder 1 fl. 12 kr. rhein.

Die früher erschienenen humoristischen Die

Geschichte des brandenburgisch - preußischen Staates tungen Ernst Edstein's (Schach der Königin

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"Daß ein Handbuch wie das Voigt'sche bereits in zweiter Auflage vor uns liegt, ift gewiß ein Beweis für seine innere Gediegenheit sowohl, wie für das steigende Intereffe an der

preußischen Geschichte. Wer Gelegenheit hatte, daffelbe häufiger zu Rathe zu ziehen, mußte die

Akribie des Verfaffers auf dem Gebiete eigener Forschung und den Fleiß in der Benuzung fremder Untersuchungen fast durchgängig erproben. Die neue Auflage besißt diese Vorzüge natürlich in noch höherem Grade. Besonders den früheren Partieen, die überhaupt für die ausgezeichnetsten des Buches gelten müssen, sind selbstständige Studien des Verfaffers zu Gute gekommen. Der neu hinzugekommene 15. Abschnitt Preußen seit 1840" behandelt sogar noch die Ereignisse des Jahres 1867, eine Erweiterung, die gewiß jeder gutheißen wird.“ Hist. Zeitschr. Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

Soeben erschien:

Aus den lezten Tagen

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(141)

Pommerscher Selbständigkeit.

Wallenstein

und der große Kurfürst

vor Stralsund.
Von

Otto Foc.

Rügensch - Pommersche Geschichten aus sieben Jahrhunderten. VI. Band.

Mit einem Grundriß von Stralsund zur Zeit der wallensteinischen Belagerung. gr. 8. geh. 37 Bogen. Preis 4 Thlr. Verlag von Veit & Comp. in Leipzig.

Verlag von Friedrich Vieweg

"

Soeben erschien:

Das Graubartslied

(Harbardsliod)

Loki's Spottreden auf Thôr. Norrænisches Gedicht der Sæmunds Edda kritisch hergestellt, übersetzt und erklärt

von

Dr. Friedrich Wilhelm Bergmann,
Prof., Dekan der philos. Facultät in Strassburg.
8. Geh. 1 Thlr.

Der Herausgeber, einer der ältesten strass-
burger Professoren, Verfasser zahlreicher
französischer Schriften zur altnordischen Lite-

„Der Stumme von Sevilla“) haben bei allen Freunden der heiteren Muse so lebhaften Beifall gefunden, daß auch dieses neueste Wel des jungen Poeten, welches überdies nach Form und Inhalt einen bedeutenden Fortschritt be kundet, sicher mit Interesse aufgenommen werden wird. (145)

Durch alle Buchhandlungen zu erhalten:

Volksthum und Heerwesen.

Vortrag

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ratur, führt sich mit dem vorliegenden Buche, phrasensammlung und Wörterbuch

dem ersten, das er in deutscher Sprache
geschrieben, in den Kreis der deutschen
Germanisten ein. Das Werk wird deshalb
in Deutschland gewiss um so willkommener
geheissen werden.

und Sohn in Braunschweig. (Zu beziehen durch jede Buchhandlung.)

(142)

(143)

Denkwürdigkeiten aus den Papieren des Freiherrn Christian Friedrich
v. Stockmar. Zusammengestellt von Ernst Freiherr v. Stockmar.
Fein Velinpapier. geh.

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Velinpapier. 8. gen. 1 Thlr. 10 Sgr.; in Leinwand gebd. 1 Thlr. 20 Sgr.

Was Jacob Grimm schreibt," sagt die Wiener Preffe,,,ist kerndeutsch durch und durch, in fraftbewußter,, selbstsicherer Eigenart strömt seine wundervolle Prosa dahin, voll schlichter, erhabener Weisheit, aus hingeworfenen Bemerkungen und Aphorismen athmet dieselbe hobe, allem Gemeinen völlig abgekehrte Gesinnung, die ihn, den stillen Forscher, aus seiner Göttinger Gelehrtenstube forttrieb, um vor dem ganzen deutschen Volke Klage zu erheben über den töniglichen Wortbruch; wir können nur wünschen, daß tüchtige Pädagogen diese Auffäße, ausgezeichnet durch den Adel und die Größe ihres Gedankengehaltes nicht weniger als durch die im fteten Umgange mit deutschen Sprachdenkmalen aller Zeiten und Stämme errungene, herrlich ausgeprägte, classische Prosa, unsrer Jugend vermitteln; in der Bibliothek eines Jeden, der an deutscher Gedankenarbeit nur den geringsten Antheil nimmt, wird und soll das treffliche Büchlein nicht fehlen."

der türkischen Sprache.

Ein Vademecum für Reisende im Orient sowie zum Gebrauch für den Unterricht. Von Ludwig Fink.

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werden durch jede Buchhaudlung vermittelt.
Preis pr. Bd. von 24 Nummern 3 Thlr. (148)
Magazin für die Literatur des Auslandes.
Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen und Boft.
anftalten des In- und Auslandes an, in Berlin auch
die Zeitungs-Spediteure.
Zusendungen wie Briefe find franco durch die Bost
an die Redaction (Matthäikirchstraße 16, Berlin)
oder durch Buchhändler-Vermittlung an die Ber
lagshandlung zu richten.

Anzeigen werden die 3spaltige Zeile mit 2 Sgr.berechnet.
Berantwortl. Redacteur: Joseph Lehmann in Berlin.
Verlegt von Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung,
(Harrwiß und Goßmann) in Berlin, Wilhelmsstr. 86.
Drud von Eduard Krause in Berlin, Französ. Str. 51.

Erscheint jeden Sonnabend.

41. Jahrg.]

Herausgegeben von Joseph Lehmann.

Preis vierteljährlich 1 Thlr.

Inhalt.

-

Berlin, den 24. August 1872.

Deutschland und das Ausland. Heinrich v. Treitschke's historische
und politische Auffäße. 433. Theater Comparationen. Italien,
Frankreich, England, Ungarn, Böhmen, Dänemark, Schweden und
Rußland. 434.

Schweiz. Die Genfer Convention und die freiwillige Krankenpflege.
I. Reform-Vorschläge aus Rußland. 437.

England. Englische Correspondenzberichte. I. Miz Bateman und
das englische Theater. Die Vertretung deutscher, geistiger Interessen
in England. Novitäten der englischen und englisch-amerikanischen
Literatur. 438.

Rußland. Rußland unter Peter dem Großen. II. Peter, der Refor: mator seines Reiches. 440.

Oftafrika. Livingstone in Ujidji (Udschidschi). 442.

Kleine literarische Revue. Mittelhcchdeutsches Lesebuch. 443.
Robert Ainsleigh. 444.

Literarischer Sprechsaal. Ein schweizer Freiwilliger in der französischen Armee von 1870. 444. Diron's Geschwäß über die Schweiz und die baltischen Provinzen. 444.

Deutschland und das Ausland.

Heinrich v. Treitschke's historische und politische Auffäße.

[N 34.

ein erhöhtes Verständniß für die Aufgaben des Staats und selbständigere Theilnahme am staatlichen Leben entgegengebracht. Man vergleiche die Jahre nach den Befreiungskriegen mit denen, die den Kriegen von 1866 und 1870/71 gefolgt sind, und man wird sich der ungeheuren Fortschritte bewußt werden, welche die politische Ausbildung unseres Volkes in den letzten zwei Menschenaltern gemacht hat.

Für uns Deutsche, die wir durch den ganzen Entwickelungsgang unserer Geschichte mit zwingender Nothwendigkeit zur Begründung eines nationalen Staats geführt worden sind, die wir wissen, wie diese Entwickelung neben der politischen und militärischen Arbeit des preußischen Staats auch durch die Geistesarbeit unserer Dichter und Denker, das Wissen unserer Gelehrten, den Fleiß unserer Industrie, kurz durch alle Factoren unseres Volkslebens langsam, faft zu langsam, vorbereitet und gefördert worden ift, für uns giebt es nichts Lächerlicheres, als wenn ausländische Schriftsteller sich jezt bemühen, die deutschen Einheitsbestrebungen als ein bloßes Kunstproduct, als eine Theorie hinzustellen, die von den deutschen Professoren zur Bemäntelung des preußischen Ehrgeizes und zur Beschwichtigung der deutschen Gemüther schlau ersonnen sein soll. Merkwürdig genug! Jahrzehnde hat der deutsche Professor der Spottluft unserer ausländischen Nachbarn als Zielscheibe gedient; jezt, nach Königgräß und Sedan, legt man ihm weltbewegende Zauberkraft bei und erblickt ihn in dem geheimnißvollen Zwielichte des politischen Verschwörers.

Wahr und erfreulich zugleich ist dies, daß die tiefere wissenschaftliche Erfassung von dem Wesen des Staats, die seit den Tagen Stein's und Hardenberg's auf deutschem Boden erwachsen und von den verschiedensten Ausgangspunkten her in den Werken deutscher Philosophen, Staatsmänner und Juristen durchgebildet worden ist, ihren Weg in das Volk gefunden und in ihm mächtig zur Belebung des politischen Pflichtgefühls mitgewirkt hat. In diesem Sinne hat die wegen ihres Idealismus nicht selten belächelte staatswissenschaftliche Literatur der Deutschen sich als emi

Als das „Magazin" im Sommer 1866 zum erstenmal auf | den kräftigen Vaterlandssinn hinwies, der Heinrich v. Treitschke's | historische und politische Aufsäge durchweht, war der große Schickfalstag Deutschlands herangebrochen: es galt, die Verheißungen der Jahrhunderte zu erfüllen; die Wiedererstehung des deutschen Staats, in unendlich tiefer politischer und Gedankenarbeit aller Edelsten unseres Volks seit Menschenaltern vorbereitet, war durch | entschlossenste That, durch Blut und Eisen zu verwirklichen. Es ist der Ruhm unseres Geschlechts, daß es in jenem großen Momente nicht klein erfunden wurde; aber selbst ein in hartem politischem Kampf gestählter Sinn trug es als ein schweres Loos, daß der politischen Wiedergeburt Deutschlands das schmerzliche Opfer eines, wenngleich kurzen, Bürgerkrieges zwischen Nord- und Süddeutschland nicht erspart blieb. Ueber alles Verhoffen hinaus haben wenige Jahre ausgereicht, die damals geschlagenennent praktisch erwiesen. Wunden zu heilen, Jahre der größten inneren und äußeren politischen Erfolge, welche die gesammte deutsche Geschichte aufzuweisen. hat. Alle trüben Weissagungen, die bald in der Maingränze eine Zerstückelung Deutschlands, bald in den Siegen des preußischen Heeres ein herannahendes Säbelregiment erblicken wollten, sind zu Schanden geworden vor dem offenkundigen Entwickelungsgange der deutschen Politik, welche den innern Ausbau unserer Verfassung durch eine solide Grundlage wirthschaftlicher und socialer Gesetzgebung gesichert und Deutschlands Machtstellung gegen das Ausland auf das Glänzendste und Nachhaltigste befestigt hat.

Unser Volk erkennt freudig an, daß diese Erfolge nicht errungen sein würden, wenn wir nicht zur rechten Zeit die rechten Männer an unserer Spiße gehabt hätten. Es bringt dem greisen Kaiser Wilhelm, dem leitenden Staatsmanne und den trefflichen Feldherren, deren Verdienste in ihrem vollen Umfang erst die Nachwelt würdigen kann, seinen Dank durch herzliches Vertrauen dar. Aber auch diesen Führern wäre das Werk nicht gelungen, hätte ihnen die Nation nicht, neben altbewährten kriegerischen Tugenden,

Von der unvergleichlich lebendigeren Theilnahme, die unser Volk dieser Literatur gegenwärtig zuwendet, legen die rasch aufeinander folgenden Auflagen der Schriften Heinrich v. Treitschke's ein erfreuliches Zeugniß ab. Seine historischen und politischen Aufsäße, seit sechs Jahren zum viertenmal erschienen, gehören zu unsern am meisten gelesenen Büchern. Es prägt sich in ihnen die Anschauungsweise einer politischen Richtung aus, deren Einfluß im Steigen ist und die von Heinrich v. Treitschke nicht bloß in der gelehrten Doctrin, sondern auch in der Journalistik und im Parlamente mit glänzender Beredsamkeit vertreten wird.

In scharfem Gegensatz zu der Theorie der Manchestermänner, die in dem „Racker von Staat“ nur ein nothwendiges Uebel, eine Versicherungsgesellschaft zur Abwehr von Ruhestörungen aller Art erblickt, geht diese Richtung von der sittlichen Grundlage des Staats aus und legt ihm, indem sie mit seinem Begriff auch seine Aufgaben unendlich erweitert, eine ungleich umfassendere Macht bei. Sie bekämpft ferner als einen aus mangelhafter historischer Erkenntniß entsprungenen Irrthum jenes Musterbild des constitutionellen Staats, das für die moderne Verfassungs

geschichte der europäischen Staaten von so außerordentlichem Einfluß gewesen ist. Unbekümmert um die Uebereinstimmung mit der Doctrin des Constitutionalismus, verlangt sie, daß die Geseße des Staats der getreue Ausdruck des Charakters seines eigenen Volks sein sollen. Für Deutschland hält sie nach dem gesammten Gange unserer politischen Entwickelung und im Hinblick auf unsere zwar glänzende, aber von ernsten Gefahren nicht freie Lage eine starke Monarchie für unabweisbar geboten; von ihr erwartet sie die Vollendung des Einheitsstaats, der allein dauernd nach Außen und nach Innen die großen Aufgaben unserer Nation zu lösen im Stande ist. Gegenüber der wichtigsten Aufgabe, das Reich erstarken zu lassen, müssen die Wünsche nach Freiheit für jetzt zurückstehen.

Es ist immer gewagt, den Inhalt eines reichen politischen Strebens auf wenige Säge zurückzuführen. Der vorstehende kurze Versuch einer Charakteristik richtet sich weniger an die inländischen Leser unseres Blattes als an das Ausland, dem das Wesen unserer Einheitsbestrebungen und die daraus vorzugsweise sich ergebende Besonderheit unserer Politik keinesweges so ohne Weiteres verständlich ist. Auch in Deutschland werden Treitschke's Ansichten über die inneren Fragen, wie er dieselben vornehmlich in den bedeutenden Abhandlungen über den Bundesstaat und den Einheitsstaat, sowie über das constitutionelle Königthum in Deutschland niedergelegt hat, auf's neue bei Vielen lebhaften Widerspruch erwecken. Noch Mehrere aber werden sich in der praktischen Auffassung ihrer Staatspflichten, durch diese selbst in ihren Uebertreibungen männliche Lehre vom Staat gekräftigt und befestigt fühlen.

Einem Mann wie Treitschke, der hinreichend dafür bekannt ist, der deutschen Würde dem Auslande gegenüber Nichts zu vergeben, ist es besonders zu danken, daß er jezt, in den Tagen unseres Glückes und unserer Erhöhung, zur Mäßigung im Urtheil über ausländische Völker mahnt. Er erinnert daran, daß ihm, als die Schrift über den Bonapartismus zuerst erschien, oftmals einseitiger Nationalstolz vorgeworfen sei. Heute habe ich die traurige Genugthuung, daß meine härtesten Urtheile über den politischen Charakter der Franzosen von jedem deutschen Zeitungsblatte überboten werden. Ich konnte mich trotzdem nicht entschließen, meine Worte zu verschärfen. Wir Deutschen haben nach den dreißiger Jahren selber erfahren, aus wie tiefem Falle ein starkes Volk sich wieder zu erheben vermag; es scheint mir unziemlich, den Besiegten nur Worte herber Verachtung zu bieten, so lange noch einige Hoffnung bleibt, daß der gänzliche Zusammenbruch der französischen Gesittung, dieses entsegliche Unglück für die Bildung des Welttheils, abgewendet werden kann.“

Möchten diese Worte, wie das Buch selbst, in Deutschland wie in Frankreich aufmerksame Leser finden! Es ist an der Zeit, daß der Ton der Verbitterung und Verachtung, der mehr in der Presse, als in dem wirklichen Verkehr der beiden großen mitteleuropäischen Völker, sich noch immer kund giebt, dem ernstlichen Verlangen nach gegenseitiger Achtung weiche. Den Siegern ziemt es, hierin mit gutem Beispiel voranzugehen.

Zum Schlusse nur noch eine kurze Notiz über die neue Anordnung des Buches. Statt der bisherigen zwei Bände enthält die gegenwärtige (4.) Auflage drei. In dem ersten sind die bisher zerstreuten biographischen Portraits aus der Literatur- und der politischen Geschichte als „Charaktere“ aneinander gereiht; ihnen ist eine kurze Erinnerung an den treuen Vorkämpfer der deutschen Staatsidee, den tapfern Badenser Karl Mathy, neu hinzugefügt. Der zweite Band giebt unter dem Titel „Einheitsbestrebungen zertheilter Völker" den schönen Aufsaß über das

deutsche Ordensland Preußen, die Abhandlung Bundesstaat und Einheitsstaat, die an das Charakterbild Cavour's angeschloffene Darstellung der Wiedererstehung Italiens und das vielberufene Essay über die Republik der vereinigten Niederlande. Den dritten Band, der die Aufschrift „Freiheit und Königthum“ erhalten hat, eröffnet die Freiheit in Person. Ihr schließt sich die ausgezeichnete Kritik der neuern französischen Staatsentwickelung an. Das Gegenstück zu diesem Werk, das Herr Thiers auf Kosten der Republik zu Nuß und Frommen der Franzosen übersezen lassen sollte, bilden die auf unsere eigene politische Lage bezüglichen Auffäße über Parteien und Fractionen und über das constitutionelle Königthum in Deutschland. P. D. Fischer.

Theater - Comparationen.

Italien, Frankreich, England, Ungarn, Böhmen, Dänemark, Schweden und Rußland.

In einer Zeit, die solche Masse Vor- und Nathschläge zur Besserung und Hebung des Theaters und seiner Angehörigen hervorbringt, von des Director Wirsing apokryphschem Buche bis auf Georg Köberle herab, in dieser Zeit, da man die Intendanten in Conferenzen tagen sieht, die Schauspieler-Delegationen unter sich die Interessen ihres Standes berathen, ist's vielleicht nicht ganz unangemeffen, sich auch einmal in fremden Ländern umzusehen, zu sagen, wie man dort das Theater versteht und sein Interesse zu wahren weiß.

Mit Italien, der Wiege der Künste, laßt mich beginnen! Dort ist das Theater immer, wie jest im neuen deutschen Reich, ein freies Gewerbe gewesen, das Jeder treiben darf, der Lust und Geld dazu hat, oft auch nicht hat, wie aus den unzähligen Bankerotten der Impresarien, capi-comici, erhellt. Der Staat übt keine Oberaufsicht aus, stellt auch die Bühne nicht dem Kultus-Ministerium unter; stabile Bühnen, wie die unsere, giebt es dort nicht; es stehen auch in den kleinsten Städten die größten Theater, das Personal derselben wechselt mit jeder stagione, und die Unternehmer führen ihre auf starkes Papier gemalten Decorationen von einer Stadt zur andern; die Costüme find großen Leihanstalten in Mailand, Rom, Neapel entnommen, meist prächtig und geschmackvoll. — Ein italiänischer Mime wechselt seinen Aufenthalt in jedem Jahre mindestens viermal; Pensions- und Versorgungs- Anstalten giebt es nicht, doch gehören viele italiänische Operisten der französischen „Association d'artistes' dramatiques" an, in deren Registern ich ihre Namen las. Diese,, association" hat kollegialisch allen Völkern der Erde die Theilnahme gestattet, doch nur von Einem, dem italiänischen, ist dies benußt worden.

Die Leistungen der italiänischen Sänger sind auch in Deutschland als trefflich wohlbekannt; ste besitzen durch die Bank meht musikalische Bildung, unterziehen sich auch strengeren, längeren Studien, als ihre deutschen und französischen Collegen. Diese größere Bildung der Stimme macht es ihnen möglich, ihre Kunst oft bis ins hohe Alter auszuüben.

Das recitirende Drama steht nun wohl auf niederer Stufe, als die Oper, auch in niederem Respect beim Publikum. Künstler, wie Adelaide Ristori, Marchesa del Grillo, ihr Schwager Ricci in Turin, machen freilich Ausnahmen; im Allgemeinen aber wird herzlich schlecht gespielt, und nur den Vorzug gebe ich den Darstellern vor den Deutschen: ste haben mehr Leidenschaft, mehr Hin

gebung an die Sache. Einen faulen Schauspieler, wie ich so überaus viele in Deutschland fand, habe ich unter ihnen nie gesehen!

Der Italiäner ist von Natur sparsam, fast geizig, und da die Gehalte höher sind, als in Deutschland, so legen die Schauspieler Alle für ihr Alter etwas zurück; die hervorragenden Talente sind sogar steinreich; die Ufer der lombardischen Seen sind mit ihren Villen bedeckt, in die sie sich im Alter gern zurückziehen. Freilich | verdiente vor zehn Jahren noch ein Tamberlik jährlich 36,000 Thaler. Davon kann man schon was erübrigen!

In den ersten Jahren ihrer Carrière sind die italiänischen | Künstler den Agenten, die ihre Ausbildungskosten bestritten, dienstbar, so lange, bis diese ihre Spesen und ein Kapital dazu durch sie verdienten; dann erst dürfen sie für ihren eigenen Beutel arbeiten. — Gesangsschulen und Professoren giebt es in Italien eine Menge; von einer Schule für's Schauspiel aber ist mir nichts bekannt geworden. Dichter und Componisten verkaufen ihre Werke stets, oft schon vor der Edition, an die TheaterAgenten, deren erster, ältester und begütertster Signor Ricordi in Mailand ist.

Frankreich ist allen Ländern an guten Institutionen für das Theater, seine Lieblings-Kunst, voraus. Die Einnahme der Dichter durch deren wohlgeordnete Tantièmen überwacht die Municipalität einer jeden Stadt, liefert allvierteljährlich die Beträge an die Hauptkaffe der Autoren in Paris ab, von der die Leşteren wiederum halbjährlich ihre Einnahme beziehen. Von einer Uebervortheilung durch die Theater - Unternehmer, von einem gänzlichen Unterschlagen des dem Schriftsteller schuldigen Ehrensoldes kann in Frankreich in Folge dessen keine Rede sein.

Die Kunstschule in Paris besißt die ersten Darsteller und ·Darstellerinnen der Hauptstadt als Lehrer. Vor einem auserlesenen Kreise von dilettanti haben die Schüler in jedem Vierteljahr eine Prüfung ihres Talentes, ihrer Fortschritte abzulegen. So roh und ungeschult, wie unsere Anfänger in der Regel sind, tritt in Frankreich Niemand auf die Bretter. Auch hier ist seit Napoleon III. die dramatische Kunst ein freier Broderwerb, und jeder Bierwirth darf, wie bei uns, sich als Director einer Bühne geriren. - Die darstellenden Künstler besigen in der ,,Association d'artistes dramatiques“ eine Altersversorgungs- und UnterstüßungsAnstalt, die im Jahre 1860 bereits 5 Millionen Frcs. Eigenthum hatte, was in den lezten 11 Jahren sicherlich um ein Viertel der Summe angewachsen sein muß, wenn der Krieg und die Belagerung von Paris es nicht etwa geschädigt hat.

Ein Hoftheater, wie wir das verstehen, besißt Frankreich so wenig, wie Italien und England, jedoch sind alle Theater ohne Ausnahme von Seiten des Staates sowohl, als der einzelnen Stadtbehörden reich subventionirt, und diese Subventionen neu zu votiren, war eins der ersten Geschäfte der National-Versammlung nach abgeschlossenem Frieden und nach Niederwerfung der Communards. Die reiche Bürgerschaft Hamburgs kann sich im Gegensate dazu heute noch nicht entschließen, das Gebäude des Stadttheaters, welches Privateigenthum des Rheders Slomann ist, anzukaufen, und es in usum artium miethfrei zu machen. Sind unsere Nordalbingier nun etwa nicht Vandalen, wenn site auch nicht gerade Pendülen stehlen?

Im Gegensahe zu Italien bestßen alle größeren Städte Frankreichs stabile Theater, und die Künstler machen sich gern jeßhaft, wechseln nicht so oft und gern wie die Italiäner ihren Aufenthalt. — In Bordeaur, Nantes, Marseille giebt es Künstler, die fast ihr ganzes Leben in ihren resp. Stellungen geblieben, Bürger und Hauseigenthümer dort geworden sind. Ja, selbst in kleineren Provinzstädten schlagen sie gern ihren Wohnsiz auf.

So hatte ich Gelegenheit, in Chalons sur Saône und in
Beaune zu sehen, daß mehrere Herren und Damen vom Theater
mit den ihnen befreundeten Bürgerfamilien dieser Städte im
Sommer, da das Theater geschlossen war, die Weinberge und
Landsize ihrer Bekannten mitbewohnten.

Freilich ist das Streben jedes französischen Künstlers nach den Pariser Theatern, die den Ton fürs ganze Land angeben, gerichtet, denn nur dort kann man schaffen, kann man Nuhm erreichen! aber:,,non cuiqne contingit adire Corinthum!" Wohl keine Nation der Erde sendet ihre komödienspielenden Kinder so weit in alle Welttheile herum, als die französische. In allen europäischen Ländern, in Nord- und Südamerika, im Norden Afrikas, Alexandrien, Cairo, in Algier und Oran, in Australien selbst giebt es französische Theater; alle Mitglieder derselben aber gehören ohne Ausnahme der „, Association d'artistes" an, steuern für diese ihre Beiträge, und empfangen vice versa von dieser Unterstügungen und im Alter Pension.

Das Theater in England gleicht in seinen äußerlichen Verhältnissen im Allgemeinen dem französischen: auch hier giebt es keine Hoftheater, sondern die großen Bühnen der Hauptstadt erfreuen sich bedeutender Subvention des Hofes, der aber mit ihrer Administration sich nicht befaßt. Im Ganzen sind die | Verhältnisse nicht so geregelt, so geordnet, wie in Frankreich, auch sind die kontraktlichen Verpflichtungen der Künstler andere; denn in London z. B. engagirt das eine, oder das andere Theater für die Serie einer gewissen Vorstellung ein Personal, das — sowie diese Piéce keine Zugkraft mehr ausübt — wieder entlassen wird. Manche Künstler wirken an einem und demselben Abende in zwei Londoner Theatern mit, die verschiedenen Unternehmern angehören. Das wäre in Deutschland unstatthaft, und verwahren sich hier die Directoren strengstens gegen solches Auftreten ihrer Darsteller auf andern Bühnen, manche sogar, wie die Wiener Impresarien, verbieten ihnen das noch auf ein Jahr hinaus, wenn ihre Contracte schon erloschen! In England ist man nicht so engherzig.

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Auch die englischen Autoren und Bühnen - Künstler haben Penstons- und Unterstützungs- Kassen gegründet. Eine Kunstschule, wie die Pariser, besißt England nicht, die Anfänger nehmen wie dies in Deutschland geschieht bei einzelnen Darstellern Unterricht, die ihre Manier auf ihre Schüler übertragen, ste in ihnen fortpflanzen; darum sieht man heutzutage Einzelnheiten auf der englischen Bühne, die sich noch von Shakespeare | selber herschreiben. — Der äußere Glanz, der Pomp der großen Londoner Theater übertrifft Alles, was anderswo geboten wird. Ich habe Aufzüge gesehen, die viele Hunderte auf der Bühne vorführten, und Viertelstunden und länger noch dauerten. Die Costüme sind stets in größter historischer Treue, und ohne jede Rücksicht auf Kleidsamkeit.

England besitzt eine große Menge guter Darsteller, doch gegenwärtig keine hervorragenden Genies, keinen Kemble, keine Ellen Tree. Die Künstler verdienen viel Geld, weit mehr, als ihre deutschen Collegen, geben es aber – wie ich gesehen habe — auch sehr leichtfertig wieder aus. Umgang in bürgerlichen Kreisen, wie sich dessen die französischen erfreuen, haben die englischen nicht, sie verkehren nur unter einander. Auch sie wechseln, wie die Italiäner, ihren Aufenthalt rasch und häufig, fast noch mehr, als diese, aber wie die Franzosen nach Paris, so streben die englischen Mimen stets nach London, dem Ziele ihrer Wünsche zu.

Ungarn besitzt ein, von der gesammten Nation wohlfundirtes, „Nationaltheater“ betiteltes Institut, dessen Mitglieder gut bezahlt und hochgeachtet sind; ob man für ihr erwerbsunfähiges Alter

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