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Die Bildung weiblicher Aerzte läßt

die Stelle citiren: „Die Verwendung der Anthropologie für | männlichen auszeichnet. Zwecke der Politik beruht fast immer auf Irrthum, und substi- | sich mit unsern staatlichen Einrichtungen auf Schulen und Uni

tuirt man den Begriff Rasse dem Begriff Nation, so kann das nur Krieg hervorrufen und den Haß verewigen," wenn Sie dann fortfahren:

versitäten nicht vereinigen. Ihre Theilnahme an dem an denselben ertheilten Unterricht stört und hindert denselben in unerträglicher Weise und gefährdet das sittliche Wohl der männlichen Theilnehmer auf das allerschlimmste. Die Ueberladung des ärzt

„Gewiß! bieten die neuesten Vorgänge nicht ein schlagendes Beispiel für die Wahrheit meiner Worte? Hat Preußen nichtlichen Standes mit unbefähigten halbgebildeten weiblichen Hand

Deutschland in Ketten geschlagen, ihm Leidenschaften aller Art eingeflößt, und es, man weiß nicht wohin geführt, nur dadurch, daß es sich für deutsch ausgab?" wenn Sie an einer anderen Stelle versichern, Sie hätten bei Ihrer race prussienne nicht ausschließlich an Politik und Feindschaft gedacht, und dann fortfahren:

,,Allerdings war es mir nicht unangenehm, im Namen der ernsten und fortschreitenden Wissenschaft zu zeigen, wie falsch die Vorurtheile sind, die man gegen uns rege macht und dann ausbeutet; es war mir nicht unangenehm, den Deutschen in's Gedächtniß zurückzurufen, daß die Preußen nicht ihre Brü- | der sind, was sie am Ende ebenso gut wissen, wie ich, und nur unter der Herrschaft augenblicklicher Leidenschaft vergeffen haben,"

wenn Sie sich dergleichen herausnehmen, so muß man Ihnen ein ernsteres Wort zurufen. Ein Mann, der über den Staat Preußen zu reden glaubt und als einzige Quelle seines Wissens nichts anzuführen hat, als den fabelhaften, dreihundert Jahre alten Bericht eines Reisenden über Samogitien, ein Mann, der Pommern mit Tataren und Finnen zusammenmengt, ein Mann, der nicht weiß, daß die Provinz Preußen etwas anderes bedeutet als der preußische Staat, ein Mann, für welchen Deutschland in Hannover und Baiern anfängt, sollte in keinem Lande der Welt einen öffentlichen Lehrstuhl besteigen; solch einem Manne versagen wir in Deutschland das Recht, „im Namen der ernsten und fortschreitenden Wissenschaft“ das Wort zu ergreifen. D. S. Seemann.

Schweiz.

Universitätsstudien der Frauen.

werkern, wie sie allein von dem weiblichen Geschlecht zu erziehen sind, hemmt und stört die Fortbildung der ärztlichen Wissenschaft und Kunst auf das schädlichste. Diese Weberladung mit weiblichen ärztlichen Handwerkern unter gleichzeitiger unausbleiblicher | Verdrängung männlicher Aerzte gefährdet das sanitätliche Wohl des Staates im Frieden und Krieg auf die bedenklichste Art.“

Hr. v. Bischoff gesteht, daß er selbst bisher noch keine Frauen unterrichtet habe, und erklärt sogar S. 41: „daß er weiblichen Zuhörern niemals den Zutritt zu seinen Vorlesungen gestatten werde". Die Säße des Hrn. v. Bischoff beruhen demnach lediglich auf theoretischen Ansichten ohne alle praktische Unterlage. Dem gegenüber findet sich ein Profeffor der Universität Zürich, Mitglied des akademischen Senates, veranlaßt, aus den thatsächlichen Beobachtungen, die man daselbst in Bezug auf die Frauenstudien seit dem Jahre 1864 gemacht, in der „Allg. 3tg." Einiges mitzutheilen. Es soll damit keinesweges die Frage hinsichtlich des ärztlichen Berufes der Frauen entschieden werden, doch ist es jedenfalls interessantes Material zur künftigen Entscheidung der Frage. Wir entlehnen diesen Mittheilungen Nachstehendes:

„Das Frauenstudium hatte sich von 1864, wo die ersten zwei Damen von Rußland als Studirende sich meldeten, bis Ende des Sommers 1871 in langsamer Weise entwickelt und sich durch regelmäßigen starken Abgang gewissermaßen von selbst corrigirt. Von 25 in der medicinischen Facultät seit 1864 unterrichteten Damen waren 3 mit Prüfung und 7 ohne Prüfung abgegangen, während von 7 immatriculirten Philosophinnen 3 ohne Prüfung sich entfernt hatten. Es verblieben mithin im Sommer. Semester 1871 nur noch 15 Medicinerinnen und 4 Philosophinnen. Der Haupt-Zudrang von Damen ist erst im lezten Jahr erfolgt. Ihre Zahl stieg im Winter-Semester 1871/72 von 19 auf 31 und im Sommer-Semester 1872 von 31 auf 63."

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Mit dem Wachsthum der Quantität scheint gleichzeitig auch eine Verminderung der Qualität weiblicher Studirender eingetreten zu sein. Einige ausländische Damen der neuesten Generation sollen nicht dieselbe Altersreife und Vorbildung und den

Auf der Universität Zürich befinden sich im Sommer - Semester 1872 unter 354 Studirenden 63 junge Damen, von denen 51 in der medicinischen und 12 in der philosophischen Facultät | selben Ernst haben wie alle Damen der ersten beiden Generationen. immatriculirt find. Von diesen 63 Damen gehören, der Geburt nach, 2 der Schweiz, 4 Deutschland, 3 Oesterreich, 1 England und 54 Rußland an. Von den Ruffinnen studiren 44 Medicin und 10 Philosophie; von den übrigen neun studiren 7 Medicin und 2 Philosophie.

Der Profeffor der Anatomie und Physiologie in München, Herr Dr. v. Bischoff, hat sich in einer vor kurzem erschienenen Schrift: „Das Studium und die Ausübung der Medicin durch Frauen" mit aller Entschiedenheit gegen diese neue Richtung weiblicher Bestrebungen gewandt, und gelangte dabei namentlich zu folgenden Säßen:

Es fehlt dem weiblichen Geschlecht nach göttlicher und natürlicher Anordnung die Befähigung zur Pflege und Ausübung der Wissenschaften und vor Allem der Naturwissenschaften und der Medicin. Die Beschäftigung mit dem Studium und der Ausübung der Medicin widerstreitet und verlegt die besten und edelften Seiten der weiblichen Natur: Sittsamkeit, Schamhaftigkeit, Mitgefühl und Barmherzigkeit, durch welche sich dieselbe vor der

Die Züricher Universitätsordnung bietet keine Handhabe, um unbefähigte Ausländer zurückzuweisen, weil sie, wie die Reglements fast aller Universitäten, nur von Inländern ein Maturitätszeugniß fordert. Es haben nun in neuester Zeit namentlich Russinnen von der in Zürich herrschenden Studienfreiheit einen umfangreichen Gebrauch gemacht. Von 63 weiblichen Studirenden sind 54 aus Rußland gebürtig. Manche Lehrer finden dieses Ueberwiegen des russischen Elementes nicht unbedenklich, weil die abnormen socialen Verhältnisse des großen Zarenreiches auch abnorme socialistische und nihilistische Ideen erzeugt haben, von denen man selbst einzelne Studirende angesteckt glaubt. Es ist hier nicht der Ort, auf diese Vermuthungen, wofür uns die wirklichen Anhaltspunkte fehlen, näher einzugehen. Der gewaltige Unterschied, der in Rußland zwischen den höheren Klassen und dem eigentlichen Volke herrscht, und die politische und sociale Lage der Massen, erweckt in dem gebildeten Theile der Gesellschaft, welcher die ganze Kultur des Abendlandes in sich aufgenommen hat, ein starkes Streben nach Befreiung und vor Allem

nach Wissen. Dieses Streben durchdringt auch die Frauenwelt und hat bereits zur Gründung weiblicher Gymnasten in allen Gouvernementsstädten Rußlands geführt; allein es giebt — wie ein in St. Petersburg etablirter schweizerischer Arzt der „Neuen Züricher Ztg." schreibt — in Rußland noch keine Universität, die den Frauen völlig offen steht; es werden an den Universitäten nur sogenannte öffentliche Vorlesungen für Frauen in zweijähri- | gem Curs gehalten. Viele Russinnen werden nun durch diese in ihrer Heimat bereits vorhandenen Bildungsgelegenheiten angeregt, auch ein vollständiges Fachstudium zu versuchen, wozu ihnen bisher fast nur Zürich Gelegenheit bot.

„Die Züricher Universität, welche nach dem ausdrücklichen Plane der Gründer „eine Hochburg deutscher Wissenschaft in der Schweiz" werden sollte und gewerden ist, hat doch neben ihrem schweizerischen und deutschen auch einen internationalen Charakter; es begegnen sich germanische, romanische und slavische Elemente an der Züricher Hochschule und noch zahlreicher am eidgenössischen Polytechnicum in dem Streben nach wissenschaftlicher Ausbildung auf allen Gebieten des Wissens, und das Slaventhum, welches sich mit fieberischer Hast allen neuen geistigen, socialen und politischen Strömungen -gesunden und ungesunden zuwendet, betheiligt sich aus den angegebenen Gründen auch vorwiegend an dem Experiment des Frauenstudiums. Thatsache ist übrigens, daß die ersten hier studirenden Russinnen sich mehrfach dahin äußerten: daß ste im Innern ihres Landes, wo es auf weite Strecken gar keine Aerzte giebt, ihren künftigen Beruf auszuüben gedächten. Diese ausgesprochene Absicht wirkte ebenfalls auf manche hiesige Lehrer bestimmend ein, dem ganzen Experiment im Interesse der Humanität kein Hinderniß entgegenzustellen. Im übrigen hoffte man, daß auch alle deutschen Universitäten den Frauen ihre Thore öffnen würden. Da sich diese Erwartung bisher nicht erfüllt hat, so steht sich die Züricher Hochschule in die erceptionelle Lage versett, den Andrang weiblicher Studirenden allein bewältigen zu sollen. Bisher hat nun allerdings das Gedeihen der Anstalt darunter keineswegs gelitten; denn die Zahl der Studenten hat sich von 1864 1872 stetig von 232 auf 354 vermehrt, und insbesondere die medicinische Facultät, welche im Winter 1864 nur von 107 männlichen Studirenden und einer Dame besucht war, zählte im Sommer 1872 bereits 208 Studirende, unter denen sich nun 51 Frauen befinden. Allein die Anzeichen eines noch größeren Andranges von Frauen haben manche Gemüther beunruhigt und die Ansichten über das hier versuchte Experiment etwas modificirt, so daß der akademische Senat von sich aus und im Interesse des Frauenstudiums die Regierung ersucht hat, für neu eintretende Frauen eine Prüfung anzuordnen." ...

Als Resumé der Beobachtungen in Zürich, heißt es dann schließlich: „Wir haben die vorstehenden Thatsachen und Zeugnisse deshalb mitgetheilt, weil das einseitige Verdammungsurtheil eines medicinischen Fachmannes nur durch andere Männer deffelben Faches widerlegt werden kann, und weil unsere Gewährsmänner vor Herrn v. Bischoff den unbestreitbaren Vorzug haben, daß sie nicht nur als Lehrer seit Jahren Damen unterrichtet, sondern auch als praktische Aerzte in der Klinik Gelegenheit gehabt haben, die angehenden weiblichen Aerzte am Krankenbette zu beobachten, und die sorgfältige Untersuchung und das diagno= stische Talent mehrerer Damen schäßen zu lernen und sie wegen umsichtiger Beobachtung und gewissenhafter aufopfernder Krankenbehandlung als Muster empfehlen zu können. Uebrigens hat der specielle bayerische Fachcollege des Herrn v. Bischoff, der Physiolog Professor Adolf Fick, vor seiner Berufung nach Würzburg, in

Zürich ähnliche Erfahrungen wie seine übrigen Collegen gesammelt und bei der ersten Doctor-Promotion einer Dame gleichfalls öffentlich seine Anerkennung über die Antworten und Leistungen der Doctorandin in seinem Fach ausgesprochen.

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Die Gegner des Frauenstudiums können nun zwar einwenden: „daß es voreilig sei, aus erfolgten Promotionen Einzelner allgemeine Schlüffe zu ziehen“; allein wenn man auch den Werth von Promotions-Formalitäten bezweifeln kann, so wird man doch den ganzen Verlauf der Studienzeit wohl als Beweismittel an= sehen dürfen. Wenn die studirenden Damen, wie es bisher in Zürich bei der ersten Generation der Fall war, ihr Fachstudium an einem Orte ganz absolviren und mithin mehrere Jahre beobachtet und in so mannigfacher Weise in den Laboratorien, Präparirsälen, am Krankenbett und in der schriftlichen und mündlichen Schlußprüfung erprobt werden können, so wird ein Urtheil über die Befähigung der Einzelnen wohl gegeben werden dürfen, und wenn ein solches Urtheil auch nur bei einem einzigen Individuum günstig ausfällt, so hat jedenfalls die Theorie von der Unmöglichkeit der guten Durchführung des Experiments ihre Hauptstüße verloren.

„Der praktische Erfolg der weiblichen Aerzte läßt sich allerdings schwer vorhersagen; allein ein Hauptfactor zur Aufstellung von Prognosen, die existirende Statistik, spricht eher günstig als ungünstig. In Amerika practiciren schon viele weibliche Aerzte mit Erfolg, und die beiden Schwestern Blackwell in New-York haben sich sogar eines großen Rufes zu erfreuen. In Europa liefern die weiblichen Aerzte erst geringen Anhalt für die Statistik, weil, soviel uns bekannt ist, sich erst zwei Russinnen in St. Petersburg und zwei Engländerinnen in London etablirt haben.

„Die erste Engländerin, Frau Garret-Anderson, hat ihr Diplom als Arzt von London und später auch dasjenige von Paris erhalten, und erfreut sich einer solchen Praxis und Anerkennung, daß sich im Publikum wegen ihrer vor kurzem erfolgten Verheiratung großes Bedauern öffentlich aussprach, so daß sie sich genöthigt sah, in den Zeitungen anzuzeigen, daß sie ihre Praris keineswegs aufzugeben gedenke. Die zweite Engländerin ist die im Londoner Frauen Hospital angestellte zweite Züricher Studirende.

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„Von den beiden vielbeschäftigten St. Petersburger weiblichen Aerzten war die eine die erste Studentin in Zürich, welche sofort nach bestandenem russischen Staatsexamen eine umfassende FrauenPraris erhielt und sich, nach zuverlässigen nach Zürich gelangten Berichten, großen Vertrauens im Publikum erfreute.

,,Zu den bisherigen praktischen Ergebnissen des Frauenstudiums gehört ferner die Thatsache, daß sich mehrere der weiblichen Studirenden Zürichs auch als poliklinische Praktikanten und in der Behandlung von Kranken sowohl im Spital als auch in einzelnen Häusern bereits bewährt und theilweise wegen ihrer Sorgfalt und Ausdauer bei den Patienten volle Anerkennung gefunden haben. Erst vor kurzem wurde im Verein jüngerer Aerzte in Zürich ein Fall verhandelt, in welchem der subtilen Diagnose einer Dame Anerkennung gezollt ward. Endlich ist es auch bekannt, daß die älteren weiblichen Studirenden Zürichs schon vielfach von leidenden Frauen zu Rathe gezogen worden sind, weil man ihnen das Vertrauen schenkt, daß sie die Leiden von Frauen vermöge ihrer Natur besser verstehen könnten.

„Es ist wohl unbestritten, daß Tausende von Mädchen und Frauen, welche sich jetzt scheuen, männliche Aerzte zu befragen oder sich doch oft viel zu spät und nur in den äußersten Nothfällen dazu entschließen, dereinst das Aufkommen weiblicher Aerzte als

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eine Erlösung für ihr Geschlecht preisen werden. Das Bedürfniß ist gewiß vorhanden, aber es ist noch latent und konnte sich bisher nicht kundgeben. Herr v. Bischoff meint freilich, daß die Frauen sich viel lieber von männlichen Aerzten behandeln lassen würden, obwohl er die Frauen an einer andern Stelle seiner Schrift als schamhaft, furchtsam 2c." schildert; allein er beweist dadurch nur, daß er sich mit seinem eigenen bessern Wissen und Gefühl im Widerspruch befindet."

Nord-Amerika.

S. S. Haldeman: Pennsylvanisches Deutsch.*)

Der Herausgeber des vorliegenden Beitrages zur vergleichen den Sprachkunde stellt uns in dem Pennsylvanischen Deutsch ein Gemisch von Oberdeutsch, Hochdeutsch und Englisch vor, wie es sich vor einem Jahrhundert in Amerika gebildet und seitdem fortgepflanzt hat. Er betrachtet diesen Dialekt als Gegenstand der Vergleichung mit anderen gemischten Sprachen, namentlich dem Englischen, dem Rumänischen und dem Hindustanischen. Der gelehrte britische Sprachforscher und Verfasser der ,,Early English Pronunciation“, Hr. Alexander J. Ellis in London, hat diese für Deutsche, wie für Engländer gleich interessante, wissenschaftliche Arbeit mit einer Einleitung ausgestattet, in welcher er sagt, daß man daraus zu erkennen vermöge, wie das Pennsylvanische Deutsch nach denselben Sprach- und Lautveränderungs-Geseßen, wie das Englische, entständen sei, und daß man an der Hand des Ersteren die Urgeschichte des Lehteren vollständig sich construiren könne.

„Bis jetzt“, sagt Herr Ellis, „ist auf die Beobachtung des Wachsthums und der Veränderungen lebender Sprachen noch sehr wenig Sorgfalt verwendet worden. Wir haben unsere philologische Energie auf das Studium todter Sprachen verwandt, die wir nicht auszusprechen verstanden, und waren daher genöthigt, mehr durch Buchstaben, als durch Töne zu vergleichen, welche Letzteren wir nur in der Gestalt kennen, die von Gelehrten verschiedener Zeiten ihnen zuerkannt worden. Die Form, in welcher ste ursprünglich geschrieben worden, ist und bleibt uns ein Ge heimniß; diejenige, in welcher wir sie in den ältesten Handschriften finden, ist praktisch niemals gelehrt, søndern hat mühselig aus einer Masse von Lesarien zusammengelesen werden müssen; diejenige, die wir kennen, ist eine kritische, conjecturale Form, festgestellt von Männern, die durch Gelehrsamkeit ausgezeichnet, aber meistens unbekannt mit den Gesetzen des Lautwechsels und der Veränderungen der Aussprache waren. Unsere ganze Orthographie stammt aus dem Mittelalter. Wir sind darum völlig außer Stande, die wahre Genesis der Sprache, sowohl was die Form, als was den Ton betrifft, ihren grammatischen und logischen Aufbau zu studiren und, was ein Hauptmoment der philologischen Untersuchung bildet, das Verhältniß des Gedankens zu dem ausgesprochenen Tone nachzuweisen. Wir können das Leben nicht durch alleiniges Studium von Fossilien erkennen. In dem vorliegenden Buche aber ist eine Richtung eingeschlagen, die uns zu lebendiger Erkenntniß führen kann."

*) Pennsylvania Dutch: a Dialect of South German with an Infusion of English. By S. S. Haldeman, A. M. Professor of Comparative Philology in the University of Pennsylvania. London, Trübner & Co., 1872. (70 S. gr. 8.).

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Herr Haldeman, der Verfasser des kleinen Werkes, ist Professor der vergleichenden Philologie an der Universität zu Philadelphia. Er ist selbst von Pennsylvanisch- deutscher Abkunft, hat aber gründliche, englische und deutsche Studien gemacht. Der deutsche Dialekt, um den es sich handelt, wird vornehmlich in den südlichen und östlichen Bezirken des Staates Philadelphia ge= sprochen, ferner in einigen Bezirken Marylands, West-Virginiens, Ohio's, des westlichen New - York und selbst in Canada. Während die in diesem Jahrhundert eingewanderte deutsche Bevölkerung größtentheils in den Städten wohnt, leben die Pennsylvanisch - Deutschen meistens auf dem Lande. Lettere unterscheiden sich von den Ersteren besonders auch dadurch, daß sie keine solchen Liebhaber von Bier und Tabak sind. Auch ist ihnen der Begriff ,,Deutsches Vaterland", der den Neu-Deutschen so geläufig, gänzlich unbekannt.

Im J. 1742 wurde die Zahl der Pennsylvanisch - Deutschen auf 100,000 und im Jahre 1763 auf 200,000 geschäßt. Mehr als 300,000 Köpfe wird wohl ihre Zahl auch heutzutage nicht betragen, da sie sich durch Zuwanderung nicht vermehrt hat.

Der Verfasser liefert eine Phonologie des Pennsylvanischen Deutsch, ein Wörterbuch desselben, nebst Abhandlungen über den bestimmten und unbestimmten Artikel und die Syntax; ferner liefert er einen Vergleich dieses mit andern Dialekten, woraus hervorgeht, daß er keine Identität mit dem schweizer, dem bayerischen, dem schwäbischen und dem elfäffischen Dialekt, sondern von allen Etwas habe. Von den „Breitmann-Balladen“ sagt er, daß sie ebenfalls kein Pennsylvanisch-Deutsch, sondern ein mit deutschen Brocken und Phrasen vermischtes englisches Idiom seien, das sich der Dichter Leland selbst, ohne Beachtung der Lautveränderungs-Geseße, ziemlich willkürlich zusammengesezt habe.

Deutscher Bibliothek-Verein von Chicago.

Aus Chicago ist uns nachfolgender Aufruf zur Veröffentlichung zugegangen:

„Als im Verlaufe des leßten so entscheidenden Krieges zwischen Deutschland und Frankreich die alte Feste Straßburg belagert und in Folge der nothwendigen Kriegsmaßregeln ein Theil der berühmten Bibliothek jener Stadt eingeäschert wurde, --- da erscholl ein allgemeiner Schrei der Bestürzung und des Bedauerns aus allen Theilen der civilisirten Welt. Und sobald nur die von der Kriegsfurie so schwer heimgesuchten Gegenden am linken Rheinufer des Friedens sich erfreuen und an einen Wiederaufbau des Zerstörten sich wagen konnten, bemühte man sich auch aller Orten, das Seinige zur Wiederherstellung oder Vervollkommnung jener schwer betroffenen Bibliothek beizutragen. Ueberall wurde es als Grundsay anerkannt, daß öffentliche Bibliotheken nicht nur von großer nationaler, sondern universeller Bedeutung für Wissenschaft, Kunst und Fortbildung der menschlichen Gesellschaft seien.

„Schlimmer als je eine Stadt durch die Kriegsfurie, selbst während langjähriger Kriege, wurde Chicago am 8. und 9. October 1871 durch das Zusammenwirken einfacher Naturkräfte heimgesucht. Mit herzlichem Danke constatiren wir hier die Thatsache, daß aus allen Theilen der Welt reichliche Gaben zur Linderung der dem Brande nothwendig unmittelbar folgenden Noth hierher flossen, und Dank jener Beihülfe und der den Bewohnern Chicago's innewohnenden Energie dürfen wir sagen, daß in materieller Beziehung die der schrecklichen Katastrophe entsprungenen.

Der Vorstand:

Gefahren beseitigt find. Aber um so mehr fühlen wir, daß an correspondirenden Sekretär, Herrn Philipp Stein, Chicago, geistigen Hülfsmitteln wir einen Verlust erlitten haben, zu dessen | Beiträge von Büchern 2c. unserm Commissionär, Herrn BernErsatz beizutragen wir an Jeden appelliren möchten, der an der hard Hermann in Leipzig einsenden. Verallgemeinerung der geistigen Bildung, an der Fortbildung des menschlichen Geistes nur irgendwie Interesse nimmt. Zwar konnte Chicago nicht eine öffentliche Bibliothek wie die von Straßburg verlieren, da wir eine solche nie beseffen; aber wir haben den Verlust von einer Anzahl kleinerer — verschiedenen Vereinen angehörenden Büchersammlungen zu beklagen. Wie viele PrivatSammlungen von Büchern sind außerdem ein Raub der Flammen geworden, Sammlungen, die der Eigenthümer im Verlauf eines Menschenalters mit Liebe und Fleiß, je nach Umfang seiner Mittel, zusammengespart hatte.

„Da nun solche Privat-Bibliotheken nur langsam und schwer wiederherzustellen find, und da das Bedürfniß einer allgemeinen öffentlichen Bibliothek schon lange gefühlt wurde, so hat eine Anzahl von Bürgern sich entschlossen, die Sache mit Ernst in Angriff zu nehmen, und unsere jezt tagende Staatsgefeßgebung hat schon ein Gesetz erlassen, kraft deffen die Stadt Chicago eine jährliche Steuer zur Errichtung und Instandhaltung einer öffentlichen Bibliothek erheben kann. Da es nun aus Gründen, die ohne Aufführung derselben wohl allseitig anerkannt werden, wünschenswerth erscheint, daß in deutscher Sprache geschriebene Werke über Kunst, Wissenschaft und Literatur einen ihrem Werthe entsprechenden hervorragenden Plas in dieser Bibliothek einnehmen, so hat sich ein Verein von Bürgern deutscher Zunge gebildet, dessen Zweck es ist, so bald als möglich einen Grund zur Ausführung des oben angedeuteten Gedankens zu legen. Als Mittel zum Ziele werden wir uns zwar auch der Selbstbesteuerung bedienen; Größeres zu erreichen, erwarten wir jedoch durch die thätige Beihülfe unserer Sprachgenossen im In- und Auslande und wendet sich der unterzeichnete Verwaltungsrath an alle deutsche Stammgenossen im Allgemeinen, sowie an alle öffentlichen oder Privat-Bibliotheken, Vereine, Schriftsteller und Verleger im Besonderen mit der Bitte, der öffentlichen Bibliothek zu Chicago solche Werke, welche Richtung immer dieselben vertreten mögen, geschenkweise zu überlassen, wie deren Ueberfluß oder Großmuth gestatten möge.

„England hat bereits mit anerkennungswerther Liberalität eine Schenkung seiner vorzüglichsten Literatur (bestehend aus ungefähr 10,000 Bänden zum Theil sehr seltener Werke) der hiesigen öffentlichen Bibliothek übermacht, und wir haben gerechten Grund zu der Hoffnung, daß Deutschland mit seinen reichen Literaturschäßen hinter diesem würdigen Beispiele nicht zurückbleibe.

„Wir dürfen es als eine einfache geschichtliche Thatsache hinstellen, daß die Deutschen hierlands stets bereit waren, in Zeiten der Noth ihrem gemeinsamen Vaterlande hülfreich beizustehen, | wodurch sie in allen Fällen den erhebenden Beweis geliefert, daß selbst in der Fremde der Deutsche der Wiege und Heimstätte seines Ursprunges, seiner Bildung und Kultur nicht vergessen kann. Denen, welche in der Heimat zurückgeblieben, ist nun die Gelegenheit geboten, zu zeigen, daß sie ihrer deutschen Brüder im Auslande mit derselben werkthätigen Sympathie gedenken, und so das schöne Gefühl der Stammesangehörigkeit und den rein menschlichen Zug der Solidarität zu pflegen und zu erhalten bemüht sind.

Um die Entgegennahme resp. Weiterbeförderung solcher Gaben | in Deutschland zu erleichtern, find Correspondenzen mit hervor ragenden Männern eingeleitet, auf deren lebhaftes Interesse für unsere Sache wir glauben rechnen zu dürfen, und werden deren Namen später bekannt gemacht werden.

Etwaige briefliche Mittheilungen wolle man gefälligst an den

Geo. Schneider, Präsident der Jl. Nat. Bank, Präsident.
H. Claussenius, Consul des Deutschen Reichs, Vice-Präsident.
A. C. Hesing, Herausg. der Jl. Staatszeitung, Schahmeister.
Mar Eberhardt, Friedensrichter, Bibliothekar.
Carl Pröbsting, Landagent und öffentl. Notar, prot. Sekretär.
Philipp Stein, Rechtsanwalt, correspond. Sekretär.

Neuhebräische und jüdische Literatur.

Ben Dosa und seine Beit.*)

Es ist die Art der Jugend in der Beurtheilung der Geschichte und des Lebens Licht und Schatten zu trennen, da Alles hell und freundlich, dort Alles düster und trübe zu finden und dieses Vorrecht ist ihr um so weniger zu mißgönnen, als es gewöhnlich nicht die Altklugen sind, die auch noch im Alter für klug gelten. „Wenn man in seiner Jugend keine Thorheiten begeht, wovon sollte man im Alter erzählen?" sagt, wenn wir nicht irren, Altmeister Goethe. Auch junge Schriftsteller übertreiben gewöhnlich, plündern Himmel und Erde, um mit Steinen, Diamanten und Blumendiademen den Gegenstand ihrer Bewunderung zu schmücken; wenn sie es mit Geist, Wärme und guten Kenntnissen thun, so ist es allerdings die Aufgabe der Kritik, gegenüber den Ausschreitungen der übersprudelnden Jugend das richtige Sachvers hältniß wiederherzustellen, aber es bleibt ihre Pflicht, auszusprechen, daß in dieser schlechten Arbeit die Verheißung künftiger guter liegt.

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Mit diesen Anschauungen treten wir an die Arbeit des Hrn. Friedländer über Ben Dosa und seine Zeit. Wer ist Ben Dosa? Ein Talmud-Lehrer, der Ende des ersten und Anfangs des zweiten Jahrhunderts gelebt hat, ein Zeitgenosse des Titus und Josephus, von dem uns einige fromme Sprüche erhalten sind. So sagt er: „Nur die Weisheit hat Dauer, die in der Gottesfurcht wurzelt; nur die Weisheit wird bestehen, die sich in werkthätiger Liebe ausprägt; dagegen vergeht die Weisheit, die nicht in der Gottesfurcht wurzelt und in guten Werken sich äußert.“ Eine recht heitere Lebensanschauung spricht auch aus dem Saße, daß, wen die Menschen lieb haben, der auch der Liebling Gottes sei. Außer dem galt er für einen Wundermann und einen Heiligen, so sehr er sich auch gegen diese Verhimmelung fträubte und ständig das Wort im Munde führte: „Ich bin weder ein Prophet noch der Sohn eines Propheten." Das ist ungefähr Alles, was sich im Talmud über Ben Dosa findet, und Gräß z. B. hielt es für so winzig, daß er diesen Mann, der in die Geschichte des jüdischen Volkes gar nicht eingegriffen hat, auch gar nicht erwähnt. Und dieser Mann hat Gunst gefunden in den Augen des Hrn. Friedländer und ist von ihm zum Gegenstand einer größeren Monographie gemacht worden. Der Verfaffer macht ihn zum Vermittler philosophischer Theoreme, die er wahrscheinlich gar nicht gekannt,

*) Ben Dosa und seine Zeit, oder der Einfluß der heidnischen Philosophie auf das Judenthum und Christenthum in den lezten Jahrhunderten des Alterthums, von Dr. H. Friedländer. Prag, Ottomar Beyer, 1872. (93 S.)

dichtet ihm Meinungen an, für die sich absolut keine Spur in den Quellen findet. Und dennoch können wir dem offenbar jungen Autor darob nicht allzusehr grollen. Die Wärme, die Lebhaftigkeit, der Schwung der Diction, dies Alles zeugt für den Ernst des Verfassers. Er hat sich aus Ben Dosa gleichsam sein Ideal eines Theologen herausgemeißelt und nun sucht er in schwärmerischer Bewunderung das Schönste auf den Fluren der Philosophie, der Theologie u. f. w., um den Gegenstand seiner Liebe damit zu schmücken. Wir können dieser Arbeit unsern Beifall nicht schenken, hoffen jedoch, daß der Verfasser, dem es an Gelehrsamkeit nicht fehlt, in reiferen Jahren auch reifere Früchte bringen werde.

Kleine literarische Revue.

Das Leben des Luftmeeres.*) Das Luftmeer war in unse rer populären Literatur bisher ein wenig vernachlässigt worden, vermuthlich weil es der malerischen Schilderung weniger Anhaltepunkte bietet, als das Waffermeer, welches eine desto vielseitigere Darstellung gefunden hat. Wir glauben daher, daß Herr Hartwig mit seiner Absicht, die Luft in ihren physikalischen Bezie hungen, den sie belebenden Meteoren und Thieren, den Wetterverhältnissen zu schildern u. s. w., einen anziehenden Stoff für seine in derartigen Zusammenstellungen bewährte Feder gefunden hat. Bereits die vorliegende erste Lieferung bringt vielfach interessante Kapitel, betreffend die Tiefe des Luftmeeres, seinen nach oben abnehmenden Druck, Zusammenseßung der Atmosphäre, | Wolken, Wind und Wetter, Schall-Leitung und Echo u. s. w. Nur würden wir den Verfasser ersuchen, uns mit solchen Träumereien und Ungeheuerlichkeiten zu verschonen, wie die, Seite 53 von den kosmischen Nebeln im Weltraume, welche im Stande wären, plößlich das gesammte Erdleben mit Einem Schlage zu vernichten. Er selber hat vermuthlich dergleichen noch nicht überlebt, und wir sollten denken, um den stolzen Menschen, der so leicht vergißt, wie sehr seine Schwäche ihn stets an Demuth erinnern sollte", einen „heilsamen“ Schrecken einzujagen, giebt es wohl thatsächlichere Mittel auf dem Erdballe, so daß man nicht erst im Weltall nach gefährlichen Nebeln zu fischen braucht, die mit Tod und Verderben auf ihn lauern. Einen besonderen Reiz dürften die späteren Lieferungen durch die Berücksichtigung der Luftschifffahrt erhalten. Denn dieselbe hat im letzten Kriege eine derartige Rolle gespielt, daß man sagen könnte, die Franzosen seien zu Land und Wasser geschlagen worden, nur in der Luft nicht, und auch seitdem arbeiten sie mit allen Kräften daran, in dieser Kunst, welche man bei uns vielleicht mit Unrecht vernachlässigt, alle Nationen zu überflügeln. Höher freilich, als die Engländer Glaisher und Coxwell, deren berühmte Luftreise das erste Kapitel beschreibt, werden sie es wohl niemals bringen. Aber hoffentlich weiter in der Lenkung des Ballons, der mit den Genannten zu einer Höhe durchgegangen war, daß nur noch eine äußerste Anstrengung Corwell's, welcher, nachdem sein Gefährte bewußtlos geworden war, die Ventilschnur mit den Zähnen erfassen mußte, da die Arme den Dienst versagten, Beiden das Leben rettete. Sie glaubten ca. 14 Meilen von der Erde entfernt gewesen zu sein. Wir führen dies an, um zu zeigen, daß neben

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*) Populäre Streifzüge in das atmosphärische Reich, von Dr. Georg Hartwig. Mit Holzschnitten im Tert und acht Illustrationen im Fris Druck. Wiesbaden, M. Lischkopff, 1872.

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dem belehrenden auch das spannende und unterhaltende Element vertreten ist, und wünschen dem Buche, welches auf 7 Lieferungen berechnet ist, eine rege Betheiligung. E. Kr.

Das Grabmal Ulrich's v. Lichtenstein. Eine interessante Schrift erschien Ende 1871 zu Graz: „Ulrich's von Lichtenstein, des Minnesängers Grabmal auf der Frauenburg", von Leopold Beckh-Widmanstetter, k. . Oberlieutenant. Es ist darin ein höchst merkwürdiger Fund beschrieben, ein „,Marmelstein", den im vorigen Jahre ein Herr J. Rigler zu Frauenburg aufgefunden hat, mit einer Inschrift (lat.), einem Wappen und einer Kreuzesfigur nebst einer deutschen Beischrift: HIE. LEIT. VLRICH. DISES. HOVSES. REHTER. ERBE (im Charakter der Schrift um 1300). In der vorgenannten Schrift ist nun der Beweis, daß sich dies auf den berühmten Minnesänger Ulrich v. Lichtenstein beziehe, überzeugend dargelegt. Der Verfasser hat alles einschlägige Quellenmaterial fleißig gesammelt und mit Umsicht benutzt.

Elisabeth Browning.*) In keinem Lande Europa's. liegen die erzählende Literatur und die Lyrik in so bedeutendem Maße in den Händen der Frauen, wie in England, nirgends ist ihnen aber auch die vorzügliche Begabung dafür bereitwilliger zugestanden worden, als in diesem Lande der Anomalien, das von einer Frau regiert wird und in dem das Gesetz mehr als irgendwo anders die Frau zur Sklavin des Mannes herabwürdigt, das Frauen in alle Gebiete des Wissens und Könnens eingreifen läßt und sie wieder in den einfachsten Lebensbedingungen mittelalterlich beschränkt. Die uns vorliegenden Gedichte machen uns zwar nicht mit einem neuen Frauennamen der englischen Literatur bekannt, denn Elisabeth Browning ist uns schon lange keine Fremde mehr, wohl aber verschaffen sie uns Gelegenheit, einen Gesammteindruck ihrer Arbeiten uns zu gewähren und dadurch ein richtigeres und bestimmteres Urtheil über sie zu gewinnen, als dies bisher zu erlangen war. Elisabeth Browning erscheint uns danach als ein sehr bedeutendes Talent, Form und Inhalt ihrer Gedichte decken sich vollständig, ihre Sprache ist einfach, klar und sinnig, ihre Bilder treffend und oft von überraschender Originalität. Wir würden eine gute Uebertragung einer Auswahl aus diesen Gedichten für eine Bereicherung unserer Literatur halten; natürlich müßte Alles wegbleiben, was specifisch englisch ist und ohne eine entschiedene Beeinträchtigung zu erfahren, seinem ursprünglichen Boden nicht entrissen werden darf. J. H.

Gesammelte Dramatische Bluetten. Unter diesem Titel hat der bekannte Schriftsteller Poly Henrion, mit seinem wahren Namen L. K. von Kohlenegg, zwei Bände einaktiger Schwänke und Luftspiele erscheinen lassen, welche sämmtlich bereits an einem oder mehreren Theatern Deutschlands aufgeführt worden, wobei manche sich wohlverdienten Beifalls zu erfreuen gehabt haben. Die Sammlung enthält: Die Liebesdiplomaten; Mylord Cartouche; Meine Memoiren; Ein unschuldiger Diplomat; Castor und Pollux; Für nervöse Frauen; Geheiratet; Kammerwahlen im Carneval; Paragraph Drei; Ihr erster Kuß; Brididi (nach Henry Rochefort) und Il Barbiere de Seviglia. Wie der Verfasser selbst angiebt, hat er diese Stücke mit besonderer Berücksichtigung für Liebhabertheater und Dilettantenbühnen ausgewählt, und diesen dürften

*) Poetry by Elizabeth Browning. Leipzig, Bernhard Tauchniß, Collection of British Authors.

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